Nina: Geburtshausgeburt von Mira mit Muskelkater für Papa und die Hebamme

Nina erzählt hier ausführlich ihrer ersten Tochter Mira von ihrer Geburt im Geburtshaus. Eine Geburt voller körperlicher Arbeit für alle Beteiligten, aber ohne Störung von Außen, ohne medikamentöse Eingriffe in das empfindliche Geburtssystem, dafür mit ganz viel Liebe und Vertrauen.

Am Ende erzählt Nina noch, warum sie gewählt hat, Mira im Geburtshaus zur Welt zu bringen.

Wie Ninas zweite Tochter Melina Stella das Licht der Welt erblickte, erfährst du- hier.
Die Geschichte der Geburt von Ninas dritter Tochter Maila kannst du hier lesen.

 

Schon bevor du in meinen Bauch eingezogen bist, wusste ich, dass ich dich am- liebsten im Geburtshaus auf die Welt bringen würde, und rief deshalb noch vor dem- Arzt in der Hebammenpraxis an.

Unsere Schwangerschaft verlief ohne größere Komplikationen, und nachdem auch dein Papa vom Geburtshaus überzeugt war, stand deiner Ankunft auf unserer Erde- nichts mehr im Weg.

Am Tag vor dem errechneten Geburtstermin war ich — wie die meiste Zeit der- Schwangerschaft — viel unterwegs. Vorsorgetermin, Schwimmen, Bauchabdruck
anmalen, abends mit deinem Papa noch am Stadtstrand und ein bisschen spazieren
gehen.

Gegen neun Uhr sind wir zuhause angekommen und zum ersten Mal seit Wochen hatte ich Rückenschmerzen — die hundert Treppen zu unserer Wohnung- fielen mir zum ersten Mal richtig schwer…- Aber ich dachte mir nicht viel dabei, denn sowohl Arzt als auch Hebamme meinten,- wir würden auf jeden Fall über den Termin gehen.

Die Nacht davor
Gegen elf Uhr sind wir dann ins Bett — Angelos hatte Magenschmerzen und schlief sofort ein.- Die leichten Wehen, die ich schon tagsüber immer wieder gespürt hatte waren leider- doch schon so stark, dass ich nicht in den Schlaf fand.

Trotz aller Bemühungen tat ich kein Auge zu. Immer wieder bin ich aufgestanden, habe gelesen; gegen 1 bin ich- in die Badewanne — so soll man ja „echte“ von „unechten“ Wehen unterscheiden- können — trank mein Bier (alkoholfrei natürlich!), so wie im Geburtsvorbereitungskurs- empfohlen, nur zum Bügeln hatte ich keine Lust (also nur 2 der 3 B’s).

Die Wehen wurden nicht schwächer, aber trotzdem habe ich gedacht, es könnte ja- wieder aufhören, ich wecke meinen Liebsten lieber nicht, denn solltest du heute auf- die Welt kommen, bräuchte er auch alle seine Kraft, und wenn nicht, bräuchte ich ihn erst recht nicht zu wecken.

Immer wieder bin ich ins Bett, habe versucht, mich zu- entspannen und doch noch ein Auge zuzumachen… vergebens…

Gegen 4 scheinen die Wehen so stark gewesen zu sein, dass ich sie veratmen musste, da Angelos von meinem Stöhnen aufgewacht ist. Schlaftrunken erschien er- im Bad und fragte: „Schatz ist alles OK?“ „Ja“, sagte ich, “ ich glaube dein Kind- kommt heute auf die Welt!“

Anruf im Geburtshaus
Wir blieben relativ entspannt und verarbeiteten noch einige Wehen, bis wir gegen 5 Uhr- die Hotline des Geburtshauses anriefen. Manuela hatte Bereitschaft und meinte, nach- unseren Beschreibungen könnte es noch etwas dauern — sie sollte recht behalten…

Gegen sechs Uhr waren die Wehen regelmäßig und stärker, also kam Manuela zu uns und stellte fest, dass mein Muttermund 3 cm geöffnet war. Wir fuhren- gemeinsam ins Geburtshaus und ich legte mich sofort in die Wanne, um mich noch- etwas zu entspannen, da ich ja nicht geschlafen hatte.

Später kam dann Vroni und übernahm, da Manuela einen Termin mit ihren Kindern hatte — du hattest dich schließlich entschieden, pünktlich am letzten Schultag zur Welt zu kommen!

Die meisten Vorsorgen und den Geburtsvorbereitungskurs haben wir auch bei Vroni- gemacht; sie kannte uns am besten und wir haben uns gefreut, dass sie uns bei deiner Geburt unterstützte.

Druck aufs Schambein
Zwischen zehn und elf hatte ich das Gefühl, du kämst nicht durch mein Becken, da der ganze Druck aufs Schambein gewirkt hat. Die Schmerzen waren auch deshalb- so schlimm, weil der Druck in den Wehenpausen schlimmer wurde und ich mich- deshalb nicht entspannen konnte.

Vroni meinte, ich solle aus der Wanne raus und mich bewegen, damit du dich ins Becken drehen kannst. Wir haben mit dir geredet- und dir gesagt du solltest deine Ärmchen vor die Brust nehmen, damit du besser- durchkommst.

Kurzzeitig wurde es besser, aber dann waren die Schmerzen wieder da und meine Angst, du könntest nicht durchpassen und ich dir wehtun! Ich war an- dem Punkt, an den anscheinend fast jede Frau kommt — „Schneidet mich auf, egal was ich vorher gesagt habe!“

Ab ins Krankenhaus?
Vroni meinte, wenn es wirklich nicht mehr gehen würde,- müssten wir eben ins Krankenhaus… Wie gut, dass sie mich kannte, denn mit diesem Spruch motivierte sie mich, weiterzumachen — und riss mich aus meinem Selbstmitleid!

Ich ging wieder in die Wanne und Vroni begann, mein Bein zu schütteln und tatsächlich hast du dich ganz langsam ins Becken gedreht! Die Schmerzen wurden- erträglicher und du hast deinen Weg gefunden.

Nachdem der Muttermund vollständig geöffnet war ist auch bald deine Fruchtblase geplatzt. Das Gefühl zu pressen oder zu- schieben fand ich angenehmer, als die Wehen zur Öffnung des Muttermundes; und ich wusste — jetzt kann es nicht mehr so lange dauern!

Vroni meinte irgendwann: „Du kannst das Köpfchen schon fühlen!“ Das war ein unglaubliches Gefühl, dich das erste Mal zu berühren — und Motivation pur!

Chris war inzwischen als zweite Hebamme dazugekommen, und die beiden meinten, sie hätten gerne, dass du nicht in der Wanne zur Welt kommst, also sind wir raus und- ich lehnte mich im Hocken gegen deinen Papa.

Die letzten Zentimeter
Kurz vor dem Ziel drohte ich schlapp zu machen und traute mich nicht, dich über den letzten — schmerzhaften –Punkt zu schieben. Vroni meinte: „Das kann jetzt zehn- Minuten dauern oder noch eine Stunde — du entscheidest das!“ Und Angelos- motivierte mich mit den Worten: „Komm Schatz, lass dein Temperament raus!“

Wie gut die beiden mich kannten — innerhalb von zwei Wehen warst du um 13.44 Uhr- geboren und bist sicher in unseren Armen gelandet — ein unglaubliches und- unbeschreibliches Gefühl!

Die erste Amtshandlung
Deine erste Amtshandlung war erst mal, richtig zu kacken… Direkt in meine Hand. Es- sollte nicht das letzte Mal gewesen sein…

Dein erstes Weinen verursachte auch schon deine ersten Tränen und nach den ersten überwältigenden Augenblicken legten wir uns zu dritt ins Bett und durften uns- ausgiebig beschnuppern.

Erst nach ca. einer Stunde meinten Vroni und Chris, dass wir langsam nach deiner Plazenta schauen müssten; leider dauerte es noch ziemlich lange, bis auch sie geboren werden konnte — aber mit dem beherzten Eingreifen von Chris gelang auch- dies.

Nachdem mein Damm glücklicherweise heil geblieben war, aber leider zwei- Risse in meiner Scheide entstanden sind, mussten diese noch genäht werden.

Nachdem wir uns noch einige Zeit ausgeruht hatten, sind wir vier Stunden nach deiner Ankunft nach Hause gefahren, um unser neues Leben mit dir zu beginnen — wir- freuen uns darauf!

 

Noch ein paar Worte zum Geburtshaus:
Obwohl viele Leute unsere Wahl des Geburtsortes nicht verstanden oder teilweise sogar kritisierten, wusste ich von Anfang an, dass dies der richtige Weg für uns ist.- Ich wusste, das Vertrauen in die Menschen um mich herum gibt mir mehr Sicherheit,- als jedes technische Gerät der Welt. Und ich muss ganz klar sagen, ohne meinen- Mann und Vroni hätte ich das nicht geschafft. Beide mussten mit einem heftigen- Muskelkater am nächsten Tag kämpfen, da ich sie wirklich gebraucht habe — physisch und psychisch!

Ob die Geburt unserer Tochter im Krankenhaus genauso problemlos verlaufen wäre?
Ich denke nicht: Da meine Wehen sehr störanfällig und relativ unregelmäßig waren,- glaube ich, im Krankenhaus wäre eventuell mit Medikamenten gearbeitet worden. Ich- weiß es aber natürlich nicht, und es spielt auch keine Rolle. Jeder Frau, die das Gefühl- hat, das Geburtshaus ist der richtige Ort, um ihr Baby zur Welt zu bringen, kann ich- nur sagen: vertraue deinem Gefühl!

Im Team der Hebammenpraxis haben wir uns von Anfang an sicher und verstanden gefühlt. Die persönliche Beratung vom ersten Kennen lernen bis zur- Wochenbettbetreuung bedeutete uns sehr viel. Wir sind sehr dankbar dafür, dass wir die Geburt unserer Tochter in einer- geschützten und vertrauensvollen Umgebung erleben und sie ganz in Ruhe in- Empfang nehmen durften!
Danke!

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