Ich habe diese Geschichte einer Hausgeburt mit Hebamme ohne Quellenangabe im Internet gefunden. Das Forum, in dem sie stand, gab mir keine Möglichkeit, Kontakt aufzunehmen (komisch — dafür sind Foren doch eigentlich da?!). Ich finde die Geschichte sehr schön und teile sie.-
Falls dies DEINE Geschichte ist, bitte komm auf mich zu. Ich beanspruche keinerlei Rechte daran.
Bevor ich mit dem eigentlich Geburtsbericht beginne, wollte ich erzählen, wie es dazu gekommen ist, dass wir uns bewusst für eine Hausgeburt entschieden haben.
Hier für gab es für mich zwei wichtige Faktoren, die mir viel weitergeholfen haben und mich in meiner Entscheidung unterstützt haben. Zu einem machte ich einen Yoga-Schwangerschaft Kurs in der Hebammen-Praxis bei uns vor Ort.
Hier wurde ebenfalls viel über die Geburt gesprochen. Die Themen reichten vom Beginn der Schwangerschaft (was einem hilft) bis eben zu der Geburt selber, Geburtspositionen und der Weg vom Baby auf in die neue Welt.
Ich war mit meinen 29 Jahren die Jüngste im Kurs und einer der wenigen, die ihr erstes Kind erwarteten. Es gab natürlich auch einige negative Erfahrungen, meist im Krankenhaus, und meist weil viel zu viel in den Geburtsvorgang eingegriffen wurde.
Das wurde mir im Laufe des Kurses immer mehr bewusst und ich habe für mich beschlossen, meinen Geburtsplan zu erstellen. Vier Wochen vor dem errechneten Geburtstermin war ich in dem Krankenhaus, in dem ich auch entbinden wollte, weil die Herztöne von der Kleinen nicht gepasst haben.
Hier war ich ständig am CTG, ich persönlich fand, dass die Hebammen sich nicht besonders Zeit genommen haben, oder auch nicht nehmen konnten, und generell bin ich kein Fan von Krankenhaus & Co.
Beim Entlassen sagte mir die Hebamme, dass sie mich schon angemeldet habe und ich einfach nur noch den Fragebogen ausfüllen musste für die eventuelle PDA. Auf meine Frage hin, dass ich gerne noch meinen Plan durchgeben möchte, kam: „das können wir dann machen, wenn Sie mit Wehen kommen. Ist ja bald soweit.“
Das fand ich sehr beängstigend, denn ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass ich dann noch den Kopf frei haben würde, meine Vorstellungen durchzusprechen. Das warf erste Zweifel in mir auf, überhaupt im Krankenhaus zu entbinden.
Hebamme: „na dann machst du halt eine Hausgeburt!“
Nun kommt der zweite Faktor ins Spiel: meine Hebamme. Ich habe mich bewusst schon in der 8 Schwangerschaftswoche (!!) bei ihr gemeldet, da ich sie unbedingt als Hebamme wollte. Ich kenne sie durch Freunde der Familie schon längere Jahre und wollte sie immer als Nachsorgehebamme haben.
Sie macht auch Vorsorge, so dass ich schon während der Schwangerschaft mit all meinen Fragen zu ihr kommen konnte. Eigentlich betreut sie hauptsächlich zusammen mit einer anderen Hebamme Hausgeburten in unserem Landkreis.
Nach meinem Yoga Kurs und den Erfahrungen im Krankenhaus hatte ich nun Angst vor der Geburt und war irgendwie unsicher. Aus diesem Grund sprach ich mit ihr. Sie antwortet ganz locker in der 35 Schwangerschaftswoche: „Naja du kannst ja immer noch eine Hausgeburt machen.“
Mein Freund war am Anfang erst gegen eine Hausgeburt mit Hebamme — aus den üblichen Vorurteilen: Viel Dreck und Angst, wenn was ist. Nachdem er mit beim Intensiv-Geburtsvorbereitungstag war (gleiche Praxis wie der Yoga Kurs) und eben auch viel mit unserer Hebamme gesprochen hatte, war sein Credo: Du bekommst das Kind also muss die Geburt so sein wie du dich am wohlsten fühlst.
Wir dachten eine Woche darüber nach und dann war es klar und die Vorbereitungen für die- Hausgeburt mit Hebamme begannen.
Der errechnete Geburtstermin war am 18.05.2016. In den Wochen davor hatte ich erst sehr viele Senkwehen und dann eben auch viele Übungswehen. Gedanklich war ich seit dem Beschluss „Hausgeburt mit Hebamme“ total tiefenentspannt und relaxte nur noch.
Mein Freund musste eigentlich über den Geburtstermin wegfahren. Das war das einzige, was mir noch Sorgen machte. Ganz oft sagte ich zu der Kleinen: du kannst kommen, es ist alles bereit und wir freuen uns auf dich.
[Tipp zum Weiterlesen: Hebammenrufbereitschaft bei Hausgeburten]
Fruchtwasser an Pfingsten
Am 15.05.2016 (Pfingstsonntag) um 06:00 Uhr wachte ich früh auf mit feuchter Unterwäsche. Ich hatte Angst, dass die Fruchtblase geplatzt ist. Aber irgendwie war es dafür zu wenig. Ich ging mich erst einmal umziehen und versuchte weiter zu schlafen.
Zwei Stunden später war wieder das gleiche und immer noch war in meinem Kopf aber Ruhe. Um ca. 9:30 hab ich das erste Mal meine Hebamme angerufen. Sie meinte, dass es Fruchtwasser sein könnte, aber für einen Blasensprung hätte es mehr sein müssen.
Um 11 Uhr kam sie das erste Mal vorbei um mich zu untersuchen und abzuklären. Es war ein wenig Fruchtwasser, aber kein Blasensprung. Ich hatte keine Wehen — also kein Grund zur Panik. Sie meinte, dass das Baby sich die nächsten Tage auf den Weg machen würde.
Ihre Ruhe unterstütze mich und ich dachte mir: „okay solange ist alles gut.“ Wir gingen noch aufs Fischfest im Nachbardorf und anschließend war noch eine Freundin bis 15 Uhr zum Kaffee da. Ich erzählte nichts von den Vorkommnissen, falls es nur ein Fehlalarm war.
Mein Freund war seit 14 Uhr auf Arbeit, da abends ein Konzert war. Während meine Freundin da war, hatte ich Wehen, aber ich dachte, dass es wieder Übungswehen sind, da sie sich ähnlich angefühlt haben.
Dies war aber nicht so. Im Laufe des Nachmittags wurden die Wehen schmerzhafter und regelmäßiger. Um ca. 19 Uhr kamen sie alle 10 Minuten und zogen richtig in den Rücken.
Währenddessen konnte ich mich aber noch gut ausruhen, so dass ich erst um 19 Uhr meine Hebamme das zweite Mal angerufen habe. Sie meinte, dass sich das Kind nun auf den Weg machte, bisher aber noch alles okay sei und ich mich melden sollte, falls es schlimmer werden würde.
Wehen verarbeiten mit Partner
Während einer Wehe schrieb ich meinem Freund, wann er denn Pause macht, und dass ich ihn hier dringend brauche. Er kam auch so ca. um 19 Uhr und ist schnell heimgefahren.
Ich hatte gerade keine Wehe und saß entspannt auf dem Sofa. Das erstaunte ihn extrem, weil er auf Grund der Nachricht dachte, dass es mir schlechter ginge.
So vergingen weitere 2 Stunden, in denen ich alle 10 Minuten bzw. mit immer weniger Abstand Wehen hatte. Mein Freund war bei mir, so dass ich mich an ihm festhalten konnte oder mich an ihn ran hängen konnte.
Zwischenzeitlich bereitete er das Kinderzimmer vor. Denn hier sollte die Geburt stattfinden. Der Boden war ausgelegt mit Malervlies, Decke, Malerfolie, Bettlaken und den Krankenhausunterlagen von unserer Hebamme. Ebenso das Sofa.
Um 20 Uhr ließ ich mir eine Badewanne ein, um etwas für meinen Rücken zu tun. Bei jeder Wehe zog es mir von hinten bis in die Mitte rein, so dass ich auf keinen Fall währenddessen liegen oder sitzen konnte. Keine Ahnung wie ich ein CTG von 30 min im Krankenhaus hätte aushalten sollen.
Ich hatte meine Yoga-Musik an und konnte echt gut entspannen. Allerdings wurden die Wehen nun immer heftiger und kamen in immer kürzeren Abständen. Ich blieb nur eine halbe Stunde drin und um 21 Uhr rief ich wieder meine Hebamme an, da ich nun alle 5 Minuten Wehen hatte.
Sie kam dann um ca. halb elf bei uns an. Übrigens gleichzeitig mit meinem Freund, der von 21-22:30 noch mal auf der Arbeit war, um die Technik abzubauen. Zum Glück hatte ich vorher mit einer Freundin ausgemacht, dass sie in der Zeit kommt und ich so nicht alleine war.
Als schließlich meine Hebamme ankam, beobachtete sie mich einfach erst mal eine Weile. Ihre ruhige Art und teilweise einfach mal- machen lassen der Frau hat mich super unterstützt.
Einmal hat sie mich noch untersucht, da war mein Muttermund bei 5cm. Ab und zu kontrollierte sie die Herztöne von der Kleinen mit ihrem mobilen Gerät oder eben mit der Hand.
Ebenfalls war mein Freund eine große Stütze. Bei jeder Wehe war er bei mir, hielt mich und redete mit mir, wenn ich wieder zu hoch stöhnte oder zu schnell atmete. Ebenfalls massierte er mir während den Pausen den Rücken oder legte ein
Kirschkernkissen auf den Rücken.
Ab jetzt ist mein Zeitgefühl ziemlich verschwommen. Ich weiß nur, dass ich nach jeder Wehe erst einmal auf die- Toilette gegangen bin und auch da war er für mich da. Durch meinen Yoga-Kurs- hatte ich zumindest das Gefühl, dass ich vom Atmen her gut mit den Wehen klar- gekommen bin.
Übergangsphase = Arschlochphase
Irgendwann wurde mir während den Wehen schlecht und ich musste mich übergeben. Das war der Zeitpunkt, naja, ich sage mal so: die Arschloch-Phase. Meine Hebamme nennt es die Übergangsphase.
Ich hatte keine Lust, wollte aufhören und hab sogar meinen Freund deswegen extrem angemault. Er blieb zum Glück schön ruhig und unterstütze mich. Darüber bin ich so froh, und finde dass jeder Mann damit eine wichtige Rolle einnehmen kann.
Es ging über zu den Presswehen. Inzwischen waren wir im Kinderzimmer. Allerdings wusste ich nicht so recht, wie ich nun mit den Wehen umgehen konnte. Keine Position hat mir wirklich gefallen.
Sitzen ging nicht, da mir da der Rücken weh tat. In der tiefen Hocke konnte ich nicht Pressen, da ich einfach meine Füße nicht komplett aufstellen konnte. Ich habe noch einige Wehen im Stehen erlebt.
Meine Hebamme meinte, ich solle doch mal den Vierfüßler probieren, ob ich damit besser klar kommen würde. Ich war skeptisch. In der Eröffnungsphase hatte ich es schon mal probiert, aber da hat es mir im Rücken mehr weh getan als im Stehen. Aber nun, erstaunlicherweise, klappte es.
Ich konnte drücken und merkte nun auch von Wehe zu Wehe, dass sich mein Baby auf den Weg machte. Die Fruchtblase war bis dato noch nicht geplatzt. Ich glaube es war so ca. 1 Uhr morgens. Ich drückte und presste.
Meine Hebamme unterstützte mich und hörte auch hier ab und zu die Herztöne. Mit der Kleinen war alles okay. Der Druck wurde von Wehe zu Wehe heftiger und ich fragte mich, wie das raus kommen sollte.
Gefühlt war es, als ob sie schon fast draußen ist, aber ich musste noch ein paar Mal mehr pressen. Gefühlt war es, als musste etwas wodurch, wo es überhaupt nicht durch passte.
Auch hier- hatte ich zwischenzeitlich das Gefühl, dass ich das einfach nicht schaffe und wieso- ich eine Hausgeburt wollte. Mein Freund saß vor mir auf dem Sofa oder saß neben mir auf den Boden und hielt meine Hand und redete auf mich ein, dass ich das schaffte.
Gefühlt waren meine Wehen immer zu kurz und ich hatte teilweise auch 5 bis 10 Minuten Pause zwischen den Presswehen. Meine Hebamme war bereit und irgendwann sagte sie mir, dass man den Kopf schon ganz leicht sehen würde.
Ich dachte mir nur: die Fruchtblase ist immer noch nicht geplatzt, dass muss doch erst erfolgen. Ich merkte mein Baby, aber es rutschte immer wieder ein Stück zurück nach der Wehe.
Teilweise musste ich noch weiter drücken obwohl die Wehe schon rum war. Es war sehr anstrengend, aber ich merkte mit jedem Mal, es ging voran. Irgendwann merkte ich, wie etwas lief, und langte unbewusst hin und spürte das Köpfchen ganz leicht.
Auch meine Hebamme hat es ertastet und dabei ist die Fruchtblase geplatzt. Nun war es, als ob ein Knoten in meinem Kopf weg war und ich konnte weiter pressen. Mein Freund hielt meine Hand und unterstütze mich weiter hin: „Du schaffst das! Press weiter! Mit mehr Druck!“
Einmal brüllte ich zurück: „ich presse doch!“ Aber zum Glück nahm der das mir nicht Böse. Meine- Hebamme meinte dann, „so nun ist das Köpfchen da press weiter, es dauert nicht- mehr lang.“
Flutsch. Das Baby ist da!
Mit der nächsten Presswehe machte es Flutsch und unser Baby war auf der Welt. Ich bekam das alles nicht so wirklich mit, außer dass ich sie habe schreien hören. Mein Freund meinte später einmal zu mir, dass dieser Moment bis zum ersten Schrei für ihn eine Ewigkeit gedauert hat, obwohl es nur Sekunden waren. War alles, wie als wäre ich hinter einem Schleier.
Ich sah hoch zu meinem Freund und diesen Blick von ihm werde ich nie vergessen. Er lachte und weinte fast gleichzeitig, während er den Blick von unserer Tochter nicht los lassen konnte. Ich konnte es noch gar nicht glauben, dass ich es geschafft hatte und war selber fix und fertig.
Meine Hebamme schob die Kleine unter mir durch, so dass ich sie sehen konnte, und ich dachte nur „meine Kleine, mein Baby, meine kleiner Schatz“. Der erste Blick war ein wenig verschwommen, da ich meine Brille nicht aufhatte.
Aber ich sah, dass sie nicht so voller Blut war, wie ich immer dachte, und dass sie einfach total süß ist. Die beiden schafften es, mich umzudrehen und die Kleine kam zu mir auf die Brust. Die- Nabelschnur, die uns verband, wurde, nach dem diese auspulsiert war, von meinem Freund durchtrennt.
Nachgeburt
Ich konnte es immer nicht glauben, aber man spürt das wirklich nicht. Danach wurde ich aufs Sofa gelegt und die Kleine das erste Mal angelegt, so dass dann auch die Nachgeburt kommen konnte. Ich weiß es nicht mehr bewusst, aber ich muss es noch mal schmerzhaft empfunden haben. 😉
Es musste kein Riss– genäht werden, da es nur ein paar Schürfwunden gab, und auch die Nachgeburt- war vollständig und in Ordnung. So kam am Pfingstmontag den 16.05.2016 um- 4:11 durch eine Hausgeburt in Begleitung unserer wunderbaren Hebamme unsere kleine Tochter mit 3000g zur Welt.
Und deine Geschichte?
Diese Geschichte habe ich nicht geschrieben, durfte sie aber veröffentlichen. Hast du deine Geburtsgeschichten aufgeschrieben? Oder fehlen mir dir die Worte? Willst du dazu meine Unterstützung in Anspruch nehmen, um die richtigen Worte zu finden? Ich helfe dir beim Schreiben der Geburtsgeschichte. Achtung, sie wird lang. Viel länger als diese hier. Das liegt alleine schon daran, dass du nicht schreiben musst, sondern erzählst. Hier gibt es mehr Informationen!
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