Oma werden, wie ist das eigentlich – von Claudia

Damit eine Familie eine Geburt positiv erleben kann, müssen die Bedürfnisse aller Beteiligten erfüllt werden — auch diejenigen der älteren Geschwisterkinder. Da springen dann manchmal die Omas ein, um die Großen zu versorgen. Ich finde das jedes Mal großartig, und danken den Großeltern viel zu selten dafür. 

Deshalb freue ich mich sehr, hier eine „Geburtsgeschichte“ aus Sicht der Oma veröffentlichen zu dürfen, und nutze diese Gelegenheit auch gerne, mich bei allen Großeltern und anderen Familienangehörigen und Freund*innen zu bedanken, die sich so großartig um die Geschwisterkinder kümmern!

Dieser Beitrag erschien im Original auf Claudias Herzohr-Blog: https://herzohr.wordpress.com/2018/02/18/gastbeitrag-wie-es-ist-oma-zu-werden/. Schau doch einfach mal rein!

 

Ganz früh, noch vor dem Wecker, klingelt das Telefon, das vorsorglich neben dem Bett installiert ist. Ich ahne, wer anruft — und tatsächlich ist es meine Tochter: „Du kannst dich jetzt mal auf den Weg machen, Mutti.“

Aber ich hätte noch Zeit, soll ruhig duschen und ein kleines Frühstück einnehmen, könne auch Brötchen holen, auf dem Weg. Bevor ich kurz dusche, setze ich mir gerade so viel Kaffee an, dass er in meinen Thermosbecher passt. Der Rucksack mit dem Nötigsten für eine Nacht ist seit 14 Tagen gepackt, denn man weiß nie genau, wann es denn losgeht.

Als das Mobiltelefon abermals klingelt, bin ich schon auf dem Weg. Diesmal ist mein Schwiegersohn dran: „Du solltest dich jetzt doch beeilen!“

Kurz vor halb neun treffe ich in Düsseldorf ein, zeitgleich mit der Hebamme. Es herrscht eine still-aufgeregte Stimmung; mein eineinhalbjähriger Enkel läuft zwischen den Räumen hin und her. Meine Aufgabe ist es, mich um ihn zu kümmern, frühstücken, anziehen usw.

Die werdenden Eltern und die Hebamme fahren zum Geburtshaus, denn mein drittes Enkelkind ist bereit, das Licht der Welt zu erblicken.

Mein jüngster Enkel und ich richten uns auf einen langen gemeinsamen Tag ein. Doch schon als wir im kleinen Laden an der Kasse stehen, klingelt mein Telefon das dritte Mal an diesem Morgen.

Die Informationen sind spärlich: Das Geschwisterchen ist da, man will mittags wieder zu Hause sein.

Grund zu feiern wz

Als ich noch nicht Mutter war, fragte ich mich oft, wie es wohl sei, ein Kind zu haben. Was würde ich fühlen, was dem kleinen Menschen gegenüber empfinden? Die Frage wurde erst beantwortet, als ich Mutter wurde. Allerdings konnte ich anderen Frauen in meinem Umfeld nicht vermitteln, wie sich das Muttersein anfühlt. Erst, wenn man Mutter geworden ist, erfährt man das — und man erfährt es bei jedem Kind neu.

Nun ist es mehr als drei Jahre her, dass ich mir diese Frage, etwas abgewandelt, wieder stellte. Wie wird es sein, Großmutter zu sein, oder — na ja — Oma?

Eine Großmutter ist sehr alt und weise, beides bin ich noch nicht. Wieder kann ich sie mir nicht vorstellen, diese neue Beziehung, diese neue Aufgabe.

Natürlich konnte ich erst mal altkluge Ratschläge erteilen. Stellte dann aber fest, dass auf der Liste mit Dingen, die man fürs Baby braucht, ja gar nicht Puder und diese pastenartige Salbe auf Wollfettbasis in der hellblauen Blechdose steht!  Jetzt liegen Puder- und Blechdose ungenutzt weit hinten in irgendeiner Schublade, denn heute verwendet man diese Artikel scheinbar nicht mehr.

Und da ich auch ehrlich gesagt nicht mehr weiß, in welchem Alter ein Kind in welche Kleidergröße passt, halte ich mich heute mit klugen Ratschlägen lieber zurück. Schließlich sind meine Töchter erwachsen und informieren sich selbstständig.

Es erstaunt und freut mich, dass meine Enkelkinder mich als besondere Person in ihrem Leben anerkennen und sich freuen, wenn sie mich sehen. Einmal war die Wiedersehensfreude so groß, dass ich vom im Buggy sitzenden Enkel mit Armen und Beinen umarmt wurde. Ein anderes Mal war die Vorfreude auf die andere Oma gerichtet und das Entsetzen und die Enttäuschung riesig, als ich in der Tür stand. Eine erneute ganz vorsichtige Annäherung war von Nöten.

Wenn meine Schwester, die später als ich Oma wurde, von ihrem Enkel erzählt, kann ich ihre Freude nachempfinden. Jedoch konnte ich ihr vor der Geburt ihres Enkels nicht nahe bringen, wie es ist, Oma zu sein.

Noch heute fällt es mir schwer, diese Empfindungen zu beschreiben.

Was ich sagen kann, ist, dass meine Enkelkinder mein Leben sehr bereichern. Sie sind ein Geschenk!

Gegen ein Uhr, der Große ist gerade in seinen Mittagsschlaf gesunken, kommen die Drei nach Hause. Ein zufriedenes kleines Mädchen liegt schlafend in der Baby-Autoschale. Der Vater nimmt sie heraus und wir gehen ins Schlafzimmer, wo meine Tochter sich schon hingelegt hat. Wir legen ihr die kleine Tochter in den Arm. Sie ist jetzt vier Stunden alt und bezaubernd.

Wie wird es sein, Oma eines Mädchens zu sein? Wie wird die Beziehung der beiden Geschwister sein? Diese und viele andere neue Erfahrungen werde ich machen. Ich freue mich schon darauf.

Mit Sekt stoßen wir auf die neue Erdenbürgerin an.

Der große Bruder wird langsam wach, ich bin bei ihm, bis er den Schlaf ganz abgestreift hat. Dann gehen wir zusammen ins Schlafzimmer zu seiner kleinen Schwester. So ganz kann er es noch nicht begreifen, dass da nun das Baby, das heute morgen doch noch in Mamis Bauch war, vor ihm liegt. Aber er streichelt die kleine Wange. Der Anfang einer neuen Beziehung.

Mein Enkelsohn ist jetzt großer Bruder einer kleinen Schwester.

Und ich bin wieder Oma geworden, zum dritten Mal.

 

 

Wenn du noch mehr von Claudia lesen willst, schau auf ihrem Blog vorbei: https://herzohr.wordpress.com/.

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