Immer wieder kommt es vor, dass Frauen, die während der Geburt lange (oder bis zum Ende) zu Hause sind, von den Nachbar*innen gehört werden.
Wenn du dich während der Geburt auf dich selber konzentrierst, in dich hineinspürst, auf den Wellen reitest, ist Lautstärke zweitrangig.
Wenn du nicht gerade weit weg von allen anderen menschlichen Lebewesen wohnst, werden deine Nachbar*innen und vielleicht auch Passant*innen dich hören können. Vielleicht hast du vorher mit ihnen über die Hausgeburt (oder ein langes zu-Hause-Bleiben vor der Fahrt ins Krankenhaus) gesprochen; in dem Fall können sie sich wohl denken, was los ist.
Aber wie gehst du damit um, wenn du die Leute um dich herum nicht eingeweiht hast oder befürchtest, dass sich Menschen unter deinem Fenster sammeln, um zuzuhören — entweder aus Neugierde, oder weil sie befürchten, dir wird etwas angetan?
Folgende Möglichkeiten hast du:
Ignorieren
Der Vorteil daran, einfach nichts zu tun, liegt auf der Hand: Du brauchst dich im Vorhinein um nichts zu kümmern. Du weckst auch keine schlafenden Hunde: Eigentlich geht es schließlich niemanden etwas an, was in deinen vier Wänden passiert.
Der Nachteil liegt auch auf der Hand: Wenn Menschen befürchten, du bräuchtest Hilfe (von „sie bekommt es alleine nicht hin“ bis zu „da liegt ein Fall häuslicher Gewalt vor“), könntest du unsanft gestört werden: Entweder von den Menschen direkt, oder, weil sie einen Notarzt oder die Polizei anrufen. Ich persönlich kann mir Schöneres vorstellen, als während einer Welle einer Rettungsassitzenz zu erklären, dass es mir gut geht und sie sich verziehen soll…
Schild vor der Tür aufstellen
So wie Elissa es getan hat, kannst du ein Schild vor die Tür stellen (oder einen Zettel an die Tür hängen). Da steht dann drauf, dass hier gerade geboren wird und dass das kein Grund ist, die Polizei, den Krankenwagen, den Pizza-Service oder das Fernseh-Team zu bestellen. Elissa hat ihr „bitte nicht stören“ gleich noch mit der Einladung zum Aufräumen danach verbunden…
Der Vorteil ist, dass du mit dieser Methode auch Passant*innen erreichst, die zufällig bei dir vorbeikommen. Und du hast relativ wenig Arbeit bei der Vorbereitung: Ein einziges Blatt Papier; das ist schnell erledigt.
Der Nachteil ist, dass Nachbar*innen dich evtl. hören und nicht bis zur Wohnungstür kommen, um nachzusehen, was los ist. Wenn diese Personen dann irgendeinen Notdienst rufen, könnte dieser (vielleicht sogar mit Martinshorn und Blaulicht) bei dir vor der Tür stehen, und erst dort das Schild lesen. Vielleicht lassen sie sich dann vom Schild beruhigen und gehen wieder; vielleicht wollen sie trotzdem rein…
Menschen in der Umgebung persönlich darauf vorbereiten
Gerade, wenn du in einer Gegend mit wenig Durchgangsverkehr und nur wenigen Nachbar*innen wohnst, kannst du dir überlegen, mit diesen auch persönlich darüber zu sprechen. Das kommt natürlich immer auch sehr darauf an, wie gut ihr euch kennt und ob du bereit bist, mit diesen Menschen deine Geburtsentscheidung zu diskutieren. Häufig sehen Menschen es erstmal komisch, wenn du sagst, dass du lange zu Hause bleiben willst, oder sogar vorhast, zu Hause zu gebären.
Wenn du mit Nachbar*innen persönlich darüber sprichst, und ihnen am Ende erzählen kannst, dass du eine entspannte, selbstbestimmte Geburt erlebst hast, könnte es sein, dass diese Menschen sich in Zukunft mehr auf diese Art der Geburt einlassen. Das wäre nicht nur ein Vorteil für dich, sondern vielleicht auch für viele andere Frauen, die ähnliche Themen bewegen.
Diese Methode hat allerdings auch zwei Nachteile: Erstens ist es zeitaufwändig, mit Leuten persönliche Gespräche zu führen. Vielleicht sind dir (oder ihnen) diese Gespräche auch unangenehm. Und Zweitens wissen Passant*innen immer noch nicht, was los ist. Allerdings ist der Versuch, sich einzumischen, bei Passant*innen vermutlich auch geringer als bei Nachbar*innen.
Briefe an die Nachbar*innen schicken
In Zeiten von Rechnern und Druckern oder Kopierern ist es einfach, auch in einem großen Haus alle Nachbar*innen vorzuwarnen, dass du bei der Geburt nicht sofort ins Krankenhaus fahren wirst. Schreib einfach eine kurze Notiz, die du in alle Briefkästen wirfst.
Der Vorteil an dieser Methode ist, dass du vermeidest, dass Leute erst Hilfe rufen, und dann die Info an deiner Tür lesen.
Der Nachteil ist, dass du eine sehr persönliche Entscheidung sehr publik machst — auch denjenigen gegenüber, die sonst gar nichts mitbekommen hätten.
Je nachdem, wie du den Schrieb formulierst, kann es auch sein, dass Leute sich bereits vor der Geburt einmischen (positiv á la „wie schön, das freut mich“, oder negativ „muss das denn sein“) — und dann bewusst horchen, wenn es losgeht. Ob du das als Vor- oder Nachteil siehst, ist natürlich eine persönliche Frage…
Deine ganz persönliche Lösung: Eine Kombination
Vielleicht ist eine Kombination aus alledem die richtige Lösung für dich: Die Nachbarin von oben, die Geburten toll findet, lädst du vorher zum Teetrinken ein und quatschst mit ihr. Der sehr skeptischen Familie von unten, die auch bei zu lauter Musik schon mal die Polizei ruft, steckst du einen Zettel in den Briefkasten. Wenn’s losgeht, kommt eine kleine Info an eure Haustür. Und falls es dann tatsächlich an der Wohnungstüre klingelt, heißt es: ignorieren. (Hier werde ich noch zum Klingel-aus-Beitrag verlinken.)
Wie bist du mit der Nachbarschaft und Passant*innen umgegangen? Hinterlass mir gerne einen Kommentar!