Eine imaginäre Zeugung im Krankenhaus

„Hauptsache Gesund“. Nö, finde ich nicht. Besser: Gesund, und schöne Geburt. Wer „Hauptsache Gesund“ sagt, könnte ja auch die Zeugung direkt ins Krankenhaus verlegen. Da ist es schließlich sicherer.

Guten Tag, Herr Müller und Frau Maier. Sie wollen also bald Eltern werden. Wie schön, dass Sie sich für unsere Klinik entschieden haben, um ihr Kind zu zeugen! Nach dem Vorgespräch haben wir ja Ihre wichtigsten Daten schonmal gesammelt. Dann gehen Sie doch jetzt erstmal in den Vorbereitungsraum. Zum Akt gehen Sie dann später in den Begattungsraum.

So, hier ist also Ihr Vorbereitungsraum. Hier können Sie sich ganz entspannt erstmal darauf einstellen, was gleich passiert. Ja, ich weiß, Sie wollten gerne ein Bad nehmen. Tut mir leid, der Raum mit Bad ist gerade schon besetzt. Natürlich dürfen Sie Ihre CD hier abspielen, dann haben Sie Ihre Lieblingsmusik. Setzen Sie sich auf die Couch und machen sie es sich gemütlich. Ich komme dann wieder nach Ihnen schauen.

Oh, Hallo Herr Müller, warum sehe ich Sie hier auf dem Gang? Sie sollten doch im Vorbereitungszimmer sein!? Ach so, Sie müssen mal auf’s Klo. Na, gut, dass ich Sie abgefangen habe! Da komme ich direkt mit. Dann kann ich Ihre Performance gleich begutachten und im Blatt vermerken. Wie, Sie können nicht pinkeln, wenn jemand daneben steht?? Jetzt stellen Sie sich mal nicht so an. Wir Begattungspfleger*innen sind das gewohnt!

So, Frau Maier, hier bringe ich Ihnen Ihren Mann zurück. Nachdem er sich entleert hat, ist er bestimmt ein Kilo leichter, das wird für den Begattungsvorgang sehr positiv sein. Deshalb sollten Sie jetzt auch nichts mehr essen. Oh, sie wollten gerade romantisch werden? Das müssen Sie leider aufschieben. Ich werde Sie beide jetzt erstmal mit einem Blutdruckmessgerät verdrahten, damit wir sehen können, wie Ihre Herzkreislauffunktion sich verhält.

Hallo, Frau Maier. Leider sind Sie auf dem Sofa eingeschlafen. Das ist nicht gut. Sie sollen schließlich wach und erregt sein. Sie wissen doch, dass die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Begattung steigt, wenn auch die Frau sexuell erregt ist! Tja, also, wenn das so nichts wird, dann müssen wir wohl ein bisschen nachhelfen. Hier, nehmen Sie diese Tabletten. Das wird Sie aufmuntern. Oh, und Herr Müller, ich hätte da auch noch eine Viagra für Sie. Wie, Sie brauchen so was nicht? Also, wissen Sie, das gehört hier nun mal zum Standard! Wenn Sie hier Ihr Kind zeugen wollen, müssen Sie schon mitmachen! Vertrauen Sie uns! Wir machen das ja hier nicht zum ersten Mal.

So, gut. Jetzt haben Sie beide Ihre Medikamente bekommen. Leider habe ich jetzt keine Zeit, die Wirkung hier mit Ihnen zu begutachten. Ich habe noch drei andere Pärchen, die auch gleich ihre Kinder zeugen wollen. Wenn Sie genau hinhören, können Sie ja schon das eine Pärchen drüben hören. Da geht es langsam gut zur Sache!

Ich komme dann wieder. Sie, Herr Müller, kommen bitte noch nicht. Hehe, kleiner Wortwitz. Oh, den fanden Sie nicht so lustig? Ja, sorry, kann ich ja nicht wissen, dass das ein Trigger-Wort für Sie ist…

Hallo Frau Maier und Herr Müller. Da bin ich wieder! Ah, ich seh schon, die Dosierung hat geholfen. Wie, Sie wollten gerne schon loslegen? Auf keinen Fall! Sie dürfen das nicht selber machen! Auf jeden Fall muss Fachpersonal anwesend sein! Schnell, rüber mit Ihnen in den Begattungsraum!

Begattungsraum 3 ist frei. Nein, nicht Begattungsraum 1. Wie, Sie wollten aber gerne das Himmelbett? Jetzt stellen Sie sich halt nicht so an, Sie wollen doch heute hier Ihr Kind zeugen, oder?

So, jetzt sind Sie also da. Ja, ich weiß, dass Sie beide jetzt loslegen wollen! Aber vorher muss ich unbedingt noch überprüfen, ob Herr Müllers Glied auch voll eregiert ist. Und außerdem muss ich die Feuchtigkeit in Frau Maiers Vagina noch überprüfen.

Gut. Das ist erledigt. Ja, das ist halt ein bisschen unangenehm. Aber dafür können wir jetzt sicher sein, dass es losgehen kann. Nein, das hätten Sie mir nicht auch ohne Untersuchung sagen können. Sie sind Laie. Ihrem Körpergefühl kann man nicht trauen. Dann doch lieber unseren geschuten Händen. Wir können schließlich mit Normwerten vergleichen und brauchen uns nicht darauf zu verlassen, dass Sie sagen, der Zustand ist normal für Sie.

Jetzt dürfen Sie Ihre Frau penetrieren, Herr Müller. Bitte achten Sie darauf, nur solche Stellungen zu nutzen, die das Blutdruckmesserät nicht beeinflussen. Frau Maier, sagen Sie, sie sehen irgendwie noch nicht richtig in Stimmung aus. Ach, das grelle Licht ist nicht so angenehm für Sie? Na, dann machen Sie die Augen zu. Sie würden sich einen Moment Ruhe und Zweisamkeit wünschen? Ach, den hatten Sie doch vorhin schon… Jetzt bleibe ich hier um aufzupassen. Und das geht nur mit Licht. Ich komme mal ein Stück näher, damit ich alles besser sehen kann.

Ach, schauen Sie mal, da kommt ja meine Kollegin. Super, dann mache ich jetzt die Übergabe und gehe dann nach Hause. Hey, also, zu dem Pärchen hier: Im Vorbereitungszimmer ging es irgendwie nicht so richtig voran, ich hab ihm deshalb ’ne Viagra verpasst und ihr ein Mittel zur Aufmerksamkeitssteigerung. Hat gut angeschlagen. Sie wollten vorhin schon loslegen. Jetzt beschweren sie sich allerdings wieder. Scheinen selber nicht so richtig zu wissen, was sie wollen. Naja, wenn gar nichts anderes hilft, muss er halt ins Röhrchen ejakulieren und wir helfen dann nach…

Wie auch immer. Gut, ich gehe dann jetzt. Auf Wiedersehen, Herr Müller und Frau Maier. Legen Sie sich mal richtig ins Zeug, dann wird das schon!

Dies ist der erste satirische Text auf diesem Blog. Er ist überspitzt und politisch unkorrekt. Satire eben. Es ist ein Versuch. Mal sehen, wie er ankommt.

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