Sarah Schmid ist 8-fache Mutter, Autorin des Buches Alleingeburt (Werbelink zu Amazon) und Betreiberin der Seite Geburt-in-Eigenregie.de. Dort hat sie auch ihre Geburtsgeschichten veröffentlicht, die ich hier auf ich Gebäre ebenfalls veröffentlichen darf.
Alle bisher auf Ich Gebäre veröffentlichten Geburtsgeschichten von Sarah Schmid findest du hier:
Wehen
Am 1.7. 2008 war berechneter Termin. Von Johanna ausgehend rechnete ich schon damit, wieder über den Termin zu gehen. Als ich dann noch ein paar Tage vor Termin nachts mit Wehen wach lag, dachte ich, dass es nun wohl nicht mehr lange dauern würde. Aber dann beruhigte sich wieder alles.
Ab dem 6.7. ungefähr hatte ich dann tagsüber immer mal harmlose Wehen. Am 8.7. waren sie stärker als die Tage zuvor, aber ich sagte noch niemandem was, weil ich nicht umsonst die Pferde scheu machen wollte. Irgendwie hatte ich aber schon so meinen Verdacht, denn am Abend kochte ich noch die Geburtssuppe (eine Hühnersuppe, wie wir auch zu Johannas Geburt hatten).
Blasensprung im Bett
Als ich abends im Bett gegen 11 Uhr noch Tagebuch schrieb, machte es plötzlich in meinem Bauch „plopp“. Ich merkte wie ich auslief, sprang schnell auf und klemmte mir das Handtuch zwischen die Beine, das ich für diesen Zweck bereitliegen hatte. Dann schrieb ich zu Ende Tagebuch und dachte mir, wie interessant, dass es diesmal so anfängt.
Tim kam, ich erzählte ihm, dass ich einen Blasensprung hatte und weil ich immer weiter auslief und ich nicht sicher war, wie groß das Fassungsvermögen eines Handtuchs ist, bin ich in die Dusche gesprungen, wo es einen großen Platsch gab und alles aus mir rausfloss. Wir kicherten und fanden’s lustig, aber da sonst nichts weiter passierte, beschlossen wir, wieder ins Bett zu gehen und zu schlafen solange es ging.
Bei mir war an Schlafen dann doch nicht zu denken, da Bauchbaby wach war und um sich trat, ich weiter auslief und die Wehen nun alle 5 Minuten kamen. Veratmen musste ich zwar nicht, aber im Liegen war das einfach unangenehm.
Ich bin durch’s Haus gewandert, aber das war nichts. Oben schlief Tim, unten Schwiegermama mit Johanna. Kein Platz um entspannt rumoren zu können. Gegen Mitternacht bin ich also raus in den Garten. Es war kühl, aber angenehm, still und unsere beiden Katzen schlichen um mich herum und leisteten mir Gesellschaft. Die Wehen wurden stärker und es half mir, währenddessen zu singen. Ich wanderte im dunklen Garten herum, besuchte meine Kaninchen oder saß auf dem Rand der Terrasse.
Die Geburt rückt näher: Aufbruch in den Wald
Bald brauchten die Wehen immer mehr Aufmerksamkeit und ich wusste, dass es Zeit wurde, meinen Geburtsplatz aufzusuchen. Ich nahm den bereitstehenden Korb mit allen Utensilien, die ich dachte zu benötigen und wanderte den 5-Minuten-Weg in den Wald bis zu der Stelle, die mir mit ihren umgefallenen Bäumen, sitztauglichen Steinen und weichem Moos für die Geburt geeignet erschien. Ich breitete die Picknickdecke auf das nasse Moos und zwischen den Wehen saß ich da, lauschte der Stille des Waldes und dachte mir, wie unwirklich das alles ist.
Mir wurde recht kühl und Durst bekam ich auch und bereute, weder Trinken noch eine Extra-Jacke mitgenommen zu haben. Wenn die Geburt sich länger hinziehen sollte, würde ich mir das holen müssen oder von meinem Mann bringen lassen.
Übergangsphase im Wald: Stellungsspiel
Die Wehen der Übergangsphase kamen bald, sämtliche Kälte war plötzlich verflogen und ich warf die Klamotten von mir. Keine Wehe ging in derselben Stellung auszuhalten und ich nutzte wirklich alle vorhandenen Möglichkeiten zum Sitzen, Hocken, Liegen etc..
Die Übergangsphase war wie bei den meisten Frauen am anstrengendsten, aber da ich das gelesen hatte, erkannte ich es wieder und wusste, dass es jetzt bald geschafft ist.
Pressphase
Die Pressphase war noch mal recht intensiv und auch schmerzhaft. Ich gab mir Mühe, den Kopf langsam kommen zu lassen um nicht zu reißen (was auch klappte). Dann klemmte da so eine Melone direkt zwischen meinen Beinen und ich wusste gar nicht, wie ich mich positionieren sollte, ohne das da was im Weg war.
Alleingeburt im Wald: Es ist ein Junge
Das Baby machte einen unangenehmen Strampler in mir, ich spürte, wie die Schultern sich bei der nächsten Wehe drehten und flutsch kam es raus in einem Schwall von Fruchtwasser. Dann (es war 3.19 Uhr auf meiner Uhr) lag er unter mir. Ein Junge! Also doch ein Junge! Ich nahm ihn hoch, spürte sein Herz schlagen, rubbelte ihn ein bisschen, hielt ihn ein Stück vorn übergebeugt, falls da noch Fruchtwasser rauswollte. Aber nichts dergleichen fehlte ihm. Es gab einfach keinen Anlass zu schreien. Er schaute nur interessiert um sich im ersten Zwielicht der Morgendämmerung.
Ich wickelte ihn in das mitgebrachte Handtuch, machte ein Foto von ihm und rief dann den frischgebackenen Papa auf dem Handy an. Irgendwie hängte sich der Apparat auf, aber beim zweiten Rückrufversuch erreichte er mich. Ich sagte, er könne sein Kind begrüßen kommen, solle was zu trinken für mich mitbringen und was zum Putzen. Selbst in der Dämmerung sah ich, dass wir die Picknickdecke ganz schön eingesaut hatten. Letzteres war in dem Moment dann eigentlich unnötig und wurde später erledigt.
Alleingeburt im Wald: Dann kam der Papa dazu
Tim kam bewaffnet mit Taschenlampe, Küchentüchern und einer Kanne Wasser. Als er Jonathan sah, riet er am Gesicht, dass es ein Junge ist. Ich ließ ihn selber nachgucken.
Dann sind wir zurück zum Haus gewandert. Nach ein paar Schritten merkte ich, dass die Plazenta kam. Die haben wir dann auch eingesammelt (hing ja noch am Kind) und dann sind wir heim.
Ich hab geduscht und dann haben wir uns ins Bett gekuschelt und geschlafen. Am Nachmittag haben wir die Nabelschnur durchgeschnitten, den kleinen Kerl gemessen und gewogen: 3648 g (auf der Küchenwaage), 51 cm lang, 36 cm Kopfumfang.
Falls du mehr über Sarah Schmid wissen möchtest…
… Schau doch mal auf ihrer Homepage vorbei: www.geburt-in-eigenregie.de. Oder lies ihr Buch: Alleingeburt. Der Link leitet dich auf Amazon weiter. Falls du das Buch über diesen Link kaufst, erhalte ich von Amazon eine Provision, ohne dass du mehr zahlen musst.
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von ws-eu.amazon-adsystem.com zu laden.
Und deine Geschichte?
Diese Geschichte habe ich nicht geschrieben, durfte sie aber veröffentlichen. Hast du deine Geburtsgeschichten aufgeschrieben? Oder fehlen mir dir die Worte? Willst du dazu meine Unterstützung in Anspruch nehmen, um die richtigen Worte zu finden? Ich helfe dir beim Schreiben der Geburtsgeschichte. Achtung, sie wird lang. Viel länger als diese hier. Das liegt alleine schon daran, dass du nicht schreiben musst, sondern erzählst. Hier gibt es mehr Informationen!
Liest sich so wunderbar und lebendig
Kann den Bericht zu 3/7 kaum erwarten 🙂
Hallo Doreen, er ist für Januar geplant. Komm gern in meinen Newsletter, falls du erinnert werden willst, sobald er online geht.