3 Sachbücher, die weh tun

Es ist mal wieder Zeit für einen Beitrag der Kategorie privat & geschäftlich. Etwas, das mit Geburten nur bedingt zu tun hat, und trotzdem Platz finden soll. Ihr kennt das sicher, wenn ihr ein Buch lest, und denkt: Verdammt.

Jede! Einzelne! Person! Sollte! Dieses! Buch! Lesen!

Nun habt ihr aber keinen Buchrezensionsblog, und thematisch passt das Buch auch nicht. Also bleibt es eben außen vor.

Nein, dieses Mal nicht! Schuld ist Cordula Natusch, die wissen will, welche Ratgeber und Sachbücher ich empfehle.

Und das nehme ich zum Anlass, drei wundervolle Bücher vorzustellen, die ich bei jeder Gelegenheit empfehle, nämlich:

  1. Yuval Harari: 21 Lektionen für das 21. Jahrhundert
  2. Reni Eddo-Lodge: Warum ich nicht länger mit Weißen über Hautfarbe spreche
  3. Martin Sonneborn: Herr Sonneborn geht nach Brüssel

Außerdem verweise ich am Ende des Buches noch auf zwei weitere Rezensionen, nämlich von Flowbirithing und Mögest du glücklich sein.

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Yuval Harari: 21 Lektionen für das 21. Jahrhundert

Endlich! Endlich komme ich dazu, dieses Buch noch mal genauer vorzustellen! Ich habe es in diesem Beitrag Erwartung gegen Wirklichkeit schon mal kurz angesprochen, das wird aber dem Buch nicht gerecht.

Ich bekam dieses Buch zum Geburtstag geschenkt (danke, Philipp!), ohne je von Yuval Harari gehört zu haben. „Offensichtlich was mit Persönlichkeitsentwicklung“, dachte ich mir. Dann begann ich, zu lesen. Und legte es nicht wieder aus der Hand, bis ich es zu Ende hatte. Ernsthaft. Ich stillte mit Buch, ich las beim Zähneputzen, auf dem Klo, in der Badewanne. Es hat mich süchtig gemacht.

Ja, es ist ein Buch über Persönlichkeitsentwicklung. Vor allem aber zeigt das Buch in einem schönen Kreislauf, warum persönliche Weiterentwicklung essentiell ist für das Überleben der Menschheit. Dabei geht es Harari nicht darum, dass wir durch besseres Zeitmanagement noch mehr in unserem Alltag unterbringen sollen. Es gibt auch keine klassischen Checklisten, die wir abarbeiten können, um bessere Menschen zu werden.

Harari nimmt im Gegenteil eine Bestandsaufnahme vor: Wo bewegen wir uns eigentlich als Weltgemeinschaft gerade? Er unterteilt sein Buch dafür in 5 Teile, die jeweils mehrere Kapitel umfassen. Die technologische Herausforderung, die politische Herausforderung, Verzweiflung und Hoffnung, Wahrheit, Resilienz — so heißen die Abschnitte.

Er beschreibt, wie technologische Neuerungen unsere politische Landschaft verändern, was Gott (und der Säkularismus) damit zu tun haben, wie Kriege uns beeinflussen und kommt zu dem Schluss, dass die Menschen sich selber erforschen müssen, um die richtigen Entscheidungen für sich selbst, ihre Gemeinschaft und ihren Heimatplaneten zu treffen. Er redet uns dabei kein schlechtes Gewissen ein. Wenn wir uns entscheiden, dann tragen wir die Verantwortung für die Folgen — egal, ob wir uns für Veränderung oder Weiter so entscheiden.

Für ein paar Jahre oder sogar Dekaden haben wir noch eine Wahl. Wenn wir uns anstrengen, können wir immer noch erforschen, wer wir wirklich sind. Aber wenn wir diese Chance nutzen wollen, sollten wir das jetzt tun.

Yoval Noah Harari: 21 Lektionen für das 21. Jahrhundert, Seite 417

Das Buch hat mein Leben verändert. Ohne einen einzigen konkreten Persönlichkeitsentwicklungstipp hat Harari mir gezeigt, zu welcher Größe die Menschheit fähig ist. Und nicht nur die Menschheit als Ganzes, sondern auch ich als einzelne Person.

Foto: Ben White

Ich empfehle es deshalb grundsätzlich jeder Person, die meint, die Menschheit solle bitte weder diesen Planeten an die Wand fahren, noch ihre eigene Art ausrotten.

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Reni Eddo-Lodge: Warum ich nicht länger mit Weißen über Hautfarbe spreche

Ich bin keine Rassistin. Ich bin aufgeklärt. Ich weiß, dass Menschen jeglicher Abstammung die gleichen Rechte haben. Ich finde, dass es gut ist, wenn wir Flüchtlinge aufnehmen. Ich bin Feministin. Ich will, dass alle zu ihrem Recht kommen.

Mein Selbstbild war ziemlich schlüssig.

Dann las ich dieses Buch. Ich fühlte mich unwohl und gleichzeitig unglaublich klar. Wie konnte ich nur so blind sein. Wie konnte ich behaupten, mir sei Hautfarbe egal. Hautfarbe ist nicht egal. Wenn ich sage, Hautfarbe ist egal, vernachlässige ich all diejenigen, die wegen ihrer Hautfarbe Nachteile in Kauf nehmen mussten und müssen. Klar war ich mir meiner Privilegien auch vorher bewusst. (An dieser Stelle danke ich meiner israelischen Freundin Noa, die mir das Konzept von unbewusster Privilegierung näher gebracht hat.) Aber hey, in meiner Welt gab es ja nichts mehr zu tun, bei mir war alles super. Die Amis da drüben, die haben Probleme mit Rassismus. Ja, auch hier gibt es ihn vereinzelt. In meinem Umfeld ist das aber kein Problem. Wir sind alle total weltoffen.

Denkste.

Besonders das Kapitel über Feminismus und Antirassismus machte mich sehr nachdenklich. Reni Eddo-Lodge schaffte es in ihrem Buch, mir zu zeigen, wie sehr ich es mir doch in meiner Wohlfühlblase gemütlich gemacht hatte.

Ich hatte nicht das Gefühl, dass die Autorin mich anklagen wollte. Sie will einfach nur endlich auch mal gehört werden. Denn sie weiß: Wenn sie wirklich gehört wird, kann man kaum guten Gewissens so weiter machen, wie bisher.

Das Buch hatte einen direkten Effekt auf meine Kindererziehung. Vorher erzählte ich meinen Kindern: „Es ist egal, welche Hautfarbe Menschen haben. Lerne einen Menschen kennen. Das ist viel wichtiger.“ Jetzt bin ich genauer: „Es ist egal, welche Hautfarbe Menschen haben. Lerne einen Menschen kennen. Das ist viel wichtiger. Und sei dir darüber im Klaren, dass nicht-weiße Menschen in den vergangenen Jahrhunderten sehr stark unterdrückt wurden. Viele Menschen haben auch heute noch Vorurteile gegenüber allen Menschen, die anders aussehen. Es ist deshalb um so wichtiger, dass wir unsere Macht einsetzen, um die Systeme, durch die diese Menschen benachteiligt werden, zu verändern.“ Das mag sich ziemlich viel anhören für ein Kind. Ist es aber nicht. Es fängt damit an, dass mein Sohn das Wort Neger kennt. Und weiß: Wenn eine Person es sagt, schweigt er nicht, sondern sagt: „Das ist ein böses Wort. Nutz ein anderes.“

Ich empfehle dieses Buch allen, die jetzt sagen „Danke, aber das brauche ich nicht. Ich bin nicht rassistisch.“

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Martin Sonneborn: Herr Sonneborn geht nach Brüssel

Und das dritte Sachbuch fällt komplett aus der Reihe. Oder auch nicht. Yuval Harari erklärt in seinem Buch: „In Wahrheit ist die europäische Zivilisation alles, was die Europäer daraus machen“ (Seite 139). Und so passt dann auch dieses letzte Buch in die Reihe der Weltverbesserungsliteratur (im besten Sinne des Wortes!)

Eines, was die Europäer*innen in den letzten Jahren gemacht haben, ist nämlich die Europäische Integration. Das EU-Parlament zeugt davon. Der deutsche Satiriker Martin Sonneborn wurde 2014 ins EU-Parlament gewählt und brachte 2019 ein Buch über seine Erfahrungen heraus.

Er zeigt in wunderbarer Weise, was für ein Geschenk die EU ist. Und er macht keinen Hehl daraus, wie groß der Reformbedarf ist. Im politischen Geschäft ist vieles, was einmal institutionalisiert wurde (wie z.B. auch Rassismus, siehe oben), nur schwer wieder abzuschaffen. Sonneborn zeigt, an welchen Stellschrauben man drehen kann, um das System zu melken, ohne überhaupt ein geeintes Europa zu wollen. Schonungslos zeigt er, wie sich das System selbst erhält, wie sich die einzelnen Teile blockieren und wie einfach es ist, eine Agenda an den Menschen vorbei zu entwickeln.

Dennoch wird immer klar: Sonneborn ist überzeugter Europäer. Er will die EU nicht abschaffen. Er will, dass die EU ihren eigenen Ansprüchen gerecht wird. Mehr Frieden, mehr Freiheit, weniger Armut, weniger Umweltverschmutzung. Er legt den Finger in viele kleine Wunden und gibt damit hoffentlich genug Anreize, um die EU langfristig zu verbessern.

Das Buch ist sehr schnell gelesen, denn Sonneborn vermag es, witzig und detailliert gleichzeitig zu schreiben. Dennoch tut es an manchen Stellen ähnlich weh wie Harari oder Eddo-Lodge. Denn auch hier zeigt sich: Wenn wir nicht in der Lage sind, eingeschlagene Wege zu verändern, werden wir das, was wir so hochtrabend als Zivilisation bezeichnen, ziemlich schnell gegen die Wand fahren. Es wird keine Wand wie bei Harry Potter sein, durch die man in eine wunderbare Zauberwelt gleitet. Eher werden wir so dolle gegen die Absperrung donnern, wie Harry und Ron zu Beginn von „Harry Potter und die Kammer des Schreckens“.

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Fazit: 3 lohnenswerte Sachbücher, die nichts mit Geburten zu tun haben

„Drei Sachbücher, die weh tun.“ Ja, sie tun weh. Weil sie aufrütteln. Weil sie zeigen, dass ich mich nicht einfach zurücklehnen kann. Weil sie mir zeigen: Mädel, beweg deinen Arsch. Es gibt viel zu tun.

Drei wunderbare Sachbücher, die mich allesamt darin bestärkt haben, feministisch, weltoffen, pro-europäisch und selbstkritisch zu sein. Und mein Leben nicht damit zu vergeuden, mich zu beschweren. Alle drei Bücher rufen dazu auf, sich zu engagieren. Einen Unterschied zu machen. Und so passen sie irgendwie dann auch wieder wunderbar hier auf diesen Blog.

Übrigens habe ich nach Absprache mit Frau Natusch auch auf meiner zweiten Online-Präsenz, www.online-geburtsvorbereitungskurse.de, 2 Bücher vorgestellt, die ich auch als Geburtsvorbereitung empfehle. Es handelt sich um:

  • Flowbirithng
  • Mögest du glücklich sein

Lies also gerne auch noch gerne meine Rezensionen dieser beiden Bücher. Hier geht es zum Beitrag.

Und deine Empfehlungen?

Mach gerne bei der Blogparade mit. Gute Empfehlungen sind immer wertvoll. Oder du schreibst mir einfach in einem Kommentar, welche Bücher du empfiehlst und was du von meinen Vorschlägen hältst.

10 Gedanken zu „3 Sachbücher, die weh tun“

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