Anja: Silvesterknaller

Heute öffne ich das sechste Türchen des Adventskalenders. Anja wird mit all ihren 4 Geburtsgeschichten beim Adventskalender dabei sein, heute mit der Geburt ihrer Tochter.

Geburtsbericht Violetta Letizia

Im Diakonissenkrankenhaus am 30.12.2012 waren Anja und Paul zur CTG Untersuchung, zu der sie alle 2 Tage erscheinen mussten. Dabei war keinerlei Wehentätigkeit festzustellen. Die Herztöne waren super. Die Hoffnung, dass Violetta noch im Jahre 2012 das Licht der Welt erblickt, schwand immer mehr.

Sind das Wehen?

Um 3 Uhr wachte Anja auf und hatte ein komisches Gefühl im Bauch und versuchte, es zu deuten. Der Bauch wurde hart und es zog im Rücken. Anja dachte an Wehen und versuchte, die Abstände zwischen den Wehen(?) zu messen. Sie empfand die Schmerzen als erträglich und versuchte wieder zu schlafen. Dies gelang ihr aber nicht, da die Schmerzen in Abständen von 5-6 Minuten auftraten.

5:30 Uhr hat Anja dann Paul geweckt und gesagt: “ Ich glaub es geht los! Ich habe so ein komisches Ziehen, ich denke das sind Wehen!“

Daraufhin hat Anja im Diakonissenkrankenhaus angerufen und der Hebamme am anderen Ende der Leitung ihre Symptome geschildert. Diese sagte ihr dann, dass sie ganz entspannt frühstücken sollten und sich dann auf den Weg in das Krankenhaus machen sollten. Das haben sie dann auch gemacht. Paul ging noch duschen und dann sind sie aufgebrochen.

Umzug ins Krankenhaus

Gegen 8 Uhr erreichten sie das Krankenhaus. Anja wurde erst mal an das CTG angelegt. Diesmal waren Wehen in regelmäßigen Abständen zu erkennen. Nach ca. 45 min wurde Anja dann vom CTG ab gestöpselt und die Hebamme sagte, dass Paul und Anja eine Runde spazieren gehen sollten und um 10 Uhr wieder treffen um in das Vorwehenzimmer zu gehen. Dies taten sie auch, gingen nochmal bei Oma und Opa vorbei und berichteten die frohe Kunde, dass es endlich los ging.

Um 10 Uhr haben sie sich wieder im Krankenhaus gemeldet. Kurz darauf kamen Paul und Anja dann auch ins Vorwehenzimmer. So langsam wurden auch Anjas Wehen stärker. Die Hebamme fragte schon, ob man Anja nie die Schmerzen ansehe. Weil sie noch so lief und aussah, als ob ihr nichts weh täte. Anjas Wehen wurden von Zeit zu Zeit intensiver. Doch der Muttermund war gerade mal 1 Zentimeter offen. Gegen 11:30 Uhr gab es Mittagessen, lecker Spaghetti Bolognese mit lecker Quark als Nachspeise.

Die Zeit vergeht mit Hebammenwechseln

Dann war Hebammenwechsel und die Wehen trieben Anja die ersten Tränen in das Gesicht. Ab da an musste zur Wehen-Bewältigung Paul seine Hand herhalten. Dann bekam Anja einen Zugang gelegt, über den ihr ein Schmerzmittel injiziert wurde. Weil Anja unbedingt in die Wanne wollte, bekam sie einen Einlauf, der dann auch innerhalb kürzester Zeit durchschlagenden Erfolg hatte. Anja musste, zum Prüfen der Herztöne, nochmal an das CTG. Der Muttermund wurde wieder abgetastet und war nur anderthalb Zentimeter geöffnet.

Um 14 Uhr erfolgte ein erneuter Hebammenwechsel. Jetzt betreute sie Bettina. Darauf folgte auch ein Zimmerwechsel. Sie gingen in den kleinen Kreißsaal. Bettina ließ ab da an auch die Wanne ein. Anderthalb Stunden lang verarbeitete Anja die Wehen an einer Rolle vor dem Fenster mit Blick auf die Johannstadt. Dann durften sie endlich in die Wanne. In der hielt Anja sich anderthalb Stunden auf. Dabei wurde wieder der Muttermund abgetastet. Er war 5 Zentimeter geöffnet, aber noch stark wulstig. Anja fragte, ob das heute noch was würde, daraufhin antwortete die Hebamme: „Bis zur Kanzlerinnenansprache haben wir das geschafft.“

Mittlerweile waren die Wehen so stark, dass Anja sie kaum noch aushielt. In der Wanne konnte die Hebamme ihr aber kein Schmerzmittel geben. Nach anderthalb Stunden kam Anja aus der Wanne und Paul und Anja gingen wieder in den kleinen Kreißsaal. Dort bekam Anja einen Tropf, der ihr die Schmerzen etwas abnehmen sollte und sie schläfrig machte. Nachdem Anja den halben Tropf intus hatte, fragte die Hebamme entsetzt, ob sie den noch gar nichts von der Wirkung merke. Daraufhin antwortete Anja nur: „Nein!“ Die Hebamme meinte, davon wird man in kürzester Zeit benommen und anschließend schläft man ein. Doch selbst nach -¾ des Tropfes blieb die erhoffte Wirkung, zum Leidwesen von Anja, aus. Somit verbrachten sie wieder Wehe für Wehe an Anjas Lieblingsplatz an der Rolle vor dem Fenster. Mittlerweile war auch schon reichlich Feuerwerk zu sehen.

Wehenauszeit und PDA

Gegen 20 Uhr war Anja sehr geschwächt. Wieder wurde der Muttermund abgetastet. Der Befund war unverändert, immer noch 5 Zentimeter und wulstig. Die Hebamme meinte, dass Anja eine Auszeit von den Wehen bräuchte, ansonsten hätte sie keine Kraft mehr für den harten Teil — die Presswehen. Da der Tropf nicht anschlug und Anja seit um 3 Uhr Wehen hatte, war sie davon merklich geschwächt. Deshalb riet die Hebamme zu einer PDA. Sie überlegten nicht lange und willigten ein. Was im Nachhinein die absolut richtige Entscheidung war. Es wurde alles für die PDA vorbereitet. Innerhalb von 5 Minuten war auch schon der Anästhesist und seine Assistentin da. Anja wurde die PDA gelegt und kurz darauf waren die Wehenschmerzen nur noch als Druck zu spüren. Dadurch hatte Anja die Zeit, ihr „reichliches“ Abendbrot zu genießen. Es waren 2 dicke, trockene Schnitten mit einem Stück Butter, einer Scheibe Wurst und einer Scheibe Käse. Zum Glück hatte die Hebamme Mitleid und gab ihnen von sich Brot und Beilage. Gestärkt und etwas erholt starteten sie jetzt in den letzten Teil der Geburt.

Anja bekam, um die Wehen zu verstärken und dadurch die Öffnung des Muttermundes voran zu treiben, einen Wehentropf. Dadurch spürte sie, dass der Druck immer stärker wurde und so langsam spürte sie auch wieder Schmerzen.

Die letzten Zentimeter der Muttermundsöffnung

Gegen 21 Uhr war ein erneuter Hebammenwechsel und sie bekamen Luise, welche sie vom ersten CTG im Krankenhaus kannten. Diese tastete, um sich einen Überblick über den Stand zu machen, auch gleich den Muttermund ab. Zu deren Freude war dieser mittlerweile auf 8 Zentimeter geöffnet und nicht mehr wulstig. Der Muttermund musste sich nur noch um 2 Zentimeter öffnen. Dies geschah innerhalb von einer Stunde, in der auch die Wehen immer stärker zunahmen. Jetzt setzten auch die Presswehen ein und die Hebamme holte die Assistenzärztin dazu. Endlich ging es in die heiße Phase und das Ziel, Violetta noch 2012 zu gebären, schien erfolgreich zu werden.

Ca. 21:30 Uhr startete die Geburt. Ab da an war Anja dauerhaft am CTG, um die Herztöne von Violetta zu prüfen. Die Fruchtblase wollte nicht platzen, daher wurde sie dann mit Hilfe der Ärztin aufgestochen, und auf einmal war es warm unter Anja.

Sie musste alle 3 Wehen ihre Position ändern und turnte im Kreißsaal. Anja presste, aber Vio kam einfach nicht raus. Sie rutschte immer wieder zurück, da ihr Kopf so groß war. Egal welche Position, immer wieder rutschte sie rein.

Die Herztöne waren mittlerweile etwas hoch, aber noch ok. Die Hebamme und die Assistenzärztin beschlossen, dass sie am Ende einer Wehe von oben auf Anjas Bauch drücken würden, um zu verhindern, dass Vio wieder reinrutschte. Dies war auch erfolgreich und Anja konnte die Haare von Vio anfassen. Anja sagte mit schmerzverzehrtem Gesicht zu Paul: „Ich kann nicht mehr, das tut so weh“ und er antwortete: “ Du machst das super, noch eine Wehe und der Kopf ist da!“.

Das Dumme nur: Es waren noch mehrere Wehen, bis der Kopf da war. Diese meisterte Anja aber mit Bravour. Mit der nächsten Wehe war Violetta um 23:35 geboren. Sie schrie, hatte eine rosige Hautfarbe und war voller Käseschmiere. Sofort wurde Vio auf Anjas Brust gelegt.

Ungewöhnliche Nabelschnur und Plazenta

Anja, deutlich gezeichnet von der Geburt und erleichtert, es geschafft zu haben, hatte just in diesem Augenblick die gesamten Strapazen vergessen und war überglücklich vor Freude. Paul wurde gefragt, ob er die Nabelschnur durchschneiden wolle. Dies tat er auch. Die Nabelschnur war sehr dick und kräftig. Die Hebamme meinte, so eine dicke, kräftige Nabelschnur habe sie noch nie vorher gesehen. Kurz darauf kam auch die Nachgeburt. Die Hebamme meinte erneut, dass sie so etwas vorher noch nicht gesehen hätte. Die Plazenta hatte sehr dicke Adern und war sehr reichlich durchblutet. Violetta war also bestens im Mutterleib versorgt.

Der Mutterkuchen wurde auf Vollständigkeit untersucht und war dies auch. Ein Stück wurde aus der Plazenta entnommen um daraus Globuli herzustellen. Diese werden als Homöopathisches Heilmittel bei diversen Krankheiten für Babys und Kinder verwendet. Jetzt wurde Vio gewogen und gemessen.

Anja hatte aufgrund des großen Kopfes einen Dammriss zweiten Grades. Dieser musste noch genäht werden. Während dessen war es Mitternacht und alle stießen auf das neue Jahr an: Die Eltern mit Wasser und das Personal mit Sekt. Danach wurde fröhlich weiter genäht.

Als das fertig war, sollte Anja Vio stillen, was auch super funktionierte. Gegen 1:30 Uhr wurde Vio an den Papa übergeben, um Anja zu duschen. Doch Anja war zu erschöpft und schaffte es nicht in die Dusche. Die Hebamme erledigte die Reinigung durch eine Katzenwäsche. Anja zog sich ihr Schlafzeug an und wurde mit dem Rollstuhl in ihr Zimmer gefahren. Paul brachte die Kleine dorthin. Das Zimmer war ein Zweibettzimmer, aber glücklicherweise war das zweite Bett nicht belegt und Anja hatte ihre Ruhe. In einer zweiten Fuhre brachten die Hebamme und Paul die gesamten Utensilien von Anja in ihr Zimmer.

Ca. 2:30 Uhr lief dann Paul nach Hause, weil das Auto weggesperrt war.

Und deine Geschichte?

Diese Geschichte habe ich nicht geschrieben, durfte sie aber veröffentlichen. Hast du deine Geburtsgeschichten aufgeschrieben? Oder fehlen mir dir die Worte? Willst du dazu meine Unterstützung in Anspruch nehmen, um die richtigen Worte zu finden? Ich helfe dir beim Schreiben der Geburtsgeschichte. Achtung, sie wird lang. Viel länger als diese hier. Das liegt alleine schon daran, dass du nicht schreiben musst, sondern erzählst. Hier gibt es mehr Informationen!


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Der komplette Adventskalender

Hier findest du alle Geschichten, die ich im Geburtsgeschichtenadventskalender 2020 veröffentliche bzw. bereits veröffentlicht habe:

  1. Tina: Badewannengeburt mit Glückshaube
  2. Annika: Hausgeburt trotz hohen Blutdrucks
  3. Susa: Torpedo-Überraschungs-Ei
  4. Mirabella: Ein Wehentag mit großem Geschwisterkind
  5. Laura: So schnell kann keine Hebamme sein
  6. Anna: Heilsame Hausgeburt
  7. Anja: Silvesterknaller
  8. Anja: Anstrengende Geburt zu Hause
  9. Viola: insertio velamentosa bei der Hausgeburt
  10. Anja: Drei Tage Rumgewehe vor der Wassergeburt
  11. Katharina: Geburtshausgeburt mit Schlafmangel
  12. Anja: Schlechte Laune und gute Geburt
  13. Katharina: Steigerung von „Keine Verletzungen“
  14. Natalie: Langes Rumgewehe und plötzliches Plopp
  15. Sabine: Hausgeburt nach vier Krankenhausgeburten
  16. Linda: Hausgeburt nach Kaiserschnitt
  17. Barbara: Erst lag das Baby quer
  18. Julias Zwillinge
  19. Natalie: Auf einmal waren die Presswehen da
  20. Anna-Christina: Selbstbestimmt im Krankenhaus, bis auf die letzten Minuten
  21. Kristina: Ich kann gebären!
  22. Irene: Kurze, heftige Hausgeburt
  23. Anna-Christina: Druckvolle Hausgeburt
  24. Kristina: Natürlich eingeleitete Hausgeburt

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