Katharina: Steigerung von „Keine Verletzungen“

Katharina schreibt auf Mein Bauchzwerg über ihr Familienleben, ihre Schwangerschaften und Geburten. Am 13. Dezember öffne ich das Türchen mit der Geschichte, ie ihr Sohn Niklaus geboren wurde.

Alle Fotos auf dieser Seite wurden mir von Katharina zur Verfügung gestellt und dürfen nicht ohne ihre Erlaubnis genutzt werden.

Die Vorahnung der Freundin

Wir sind um ca. 10 Uhr wach geworden, Chris hat Emma hergerichtet, ich im Bett mein Handy „gecheckt“ … Eine Freundin träumte von der Geburt… Ich musste noch drüber lächeln, weil die Freunde schon jeden Tag nachfragen wies mir ginge und mitfiebern.

Als ich aufstehen will um kurz vor halb elf, läuft warme Flüssigkeit aus mir, und die Matratze ist feucht. Ich denke mir, wie peinlich – ich konnte es „mal wieder“ nicht halten, passierte in den letzten Tagen ja öfter. Ab in die Dusche…

Dann sitzen wir beim Frühstück, als ich ca. 11:15 Uhr leichte Unterleibsschmerzen bemerke, die krampfartig kommen und gehen. Mein Mann geht Emma wickeln und währenddessen ein schon heftigerer Schmerz, ich sitze auf dem Stuhl und lehne mich auf den anderen neben mir. Muss schon etwas schnaufen und ein paar Tränen verdrücken — gehts jetzt los? Aber doch nicht heute? Die Videokamera ist nicht da? Der Papa muss doch heut die Winterreifen drauf machen (falls wir doch schnell ins Krankenhaus müssen) und abends hat er Schule und schreibt eine Schulaufgabe.

Ich gehe ins Zimmer meiner Tochter und erkläre meinem Mann: „wenn das jetzt Wehen sind und keine Blähungen — dann sinds aber keine Übungswehen mehr!“

Ich lege mich ins Bett meines Mannes und lese in meiner Schwangerschaftsapp, dass echte Wehen oben weh tun, Übungswehen unten – ich bin verunsichert und überlege, wo es eigentlich bei Emma damals weh tat?

Ich schwitze sehr stark, muss schnaufen und beginne, Nux Vomica einzunehmen, es steigt die Panik vor einer weiteren Geburt mit ständigem Erbrechen…

Geburt statt Reifenwechsel

Mein Mann ist beschäftigt mit Emma, meiner feuchten Matratze und damit, noch etwas aufzuräumen und so weiter… Wir entscheiden uns gegen einen Reifenwechsel in der Einfahrt, weil ich mich nicht mehr um Emma kümmern kann. Alle ca. 5 Minuten habe ich Wellen und beginne diesesmal instinktiv, Laut „AAAAH“ zu machen. Die Hypnobirthing*-Regenbogenentspannungsübung begleitet mich durch die Wellen.

Spätestens jetzt beim „AAH“ wird mir klar, wir müssen die Hebamme anrufen! Hoffentlich kann sie kommen und hat nicht gerade eine Geburt im Geburtshaus.

Mein Mann telefoniert mit Inge um ca 14 Uhr und sagt mir, sie fährt in der nächsten Stunde los – wenn sie nix mehr von uns hört. Ich bekomme Panik, sie hat eine Stunde Fahrtzeit. Ich schreibe ihr um 14:19 Uhr eine SMS – die Wehen sind nun sehr regelmäßig alle 3 Minuten. Um 14:24 Uhr schreibt Inge, dass sie jetzt los fahren. Ich bin gespannt, wer noch mitkommt, finde es schön, dass sie zu zweit kommen und bin beruhigt.

Meine Freundin Mel, die zur Geburt kommen soll, kann gerade niemand für ihren eigenen Sohn finden, erreicht ihre Eltern nicht und verspricht sich wieder zu melden.

Ich liege im Bett, muss wahnsinnig schwitzen und gleichzeitig frieren, weil mein Mann die Balkontüre offen hat und meine Matratze frisch macht. Emma steht bei mir am Bettrand und spielt. Ich sehe mich im Spiegel vom Kleiderschrank, betrachte mich während der Wellen und es ist, als würde ich einem anderen Menschen in die Augen blicken. Ich trifte langsam ab in eine andere Welt — bekomme nur noch nebenbei mit, wie mein Mann sich um alles kümmert, die Digitalkamera mit Stativ aufstellt um doch noch zu filmen und wie es klingelt.

15:15 Uhr – Die Hebamme ist da.

Ich bin erleichtert und froh, dass sie da ist und will gleichzeitig grad niemand fremdes in meiner Wohnung.

Doch die beiden (Inge hat Sprechstundenhilfe Theresa mitgebracht, die auch bald Hebamme wird) lassen sich Zeit, schauen erst den Pool an, den mein Mann schon aufbaut und mit Wasser befüllt und kommen dann langsam zu mir ins Schlafzimmer herein, mit CTG-Gerät (ich will jetzt kein CTG machen, denke ich!) aber Inge will nur kurz auf die Herztöne hören, sie ist sehr lieb und beruhigend und ich fühl mich wohl mit ihr.

Sie untersucht schnell meinen Muttermund — als ich höre „6cm“ halte ich erfreut den Daumen nach oben 🙂

Ich bitte sie um Hilfe beim Einlauf, weiß nicht, wie ich es allein schaffen soll…

15:30 Uhr: Wir wandern auf die Toilette und nun komme ich leider nicht drumherum, ich muss erbrechen, stehe vor dem Waschbecken, Inge hilft mir mit dem Einlauf. Das ist das allerlästigste an der ganzen Geburt, aber ich will es ja so.

Mel ruft an, sie hat jetzt jemand für ihren Sohn und fragt, ob sie kommen soll. Mein Mann sagt einfach ja, auch wenn er merkt, dass ich grad zwiegespalten bin, sitze ich ja immer noch auf der Toilette bei offener Türe 🙂

Geburtspool: Wie meine eigene Gebärmutter

15:45 Uhr: Danach ist der Pool schon fertig und ich möchte nur noch da rein! Inge will aber nochmal Herztöne hören, ich kann kaum stehen und mein Mann beobachtet in dem Moment, dass die Herztöne langsam steigen von 120 auf 150. Endlich: ich darf in den Pool.

Ein überwältigendes Gefühl, so entspannend, warm und weich, wie nachhause kommen, wie meine eigene Fruchtblase. Die wunderschöne Wintersonne scheint genau an der einen Stelle, wo ich sitze, durchs Fenster herein…

Und jetzt kommt endlich Mel, ich freue mich und Emma freut sich auch, sie liebt Mel abgöttisch.

Emma ist suuuper, sie möchte nur nicht weg von Mama, Mel versucht mit ihr in der Küche zu essen, in ihrem Zimmer zu spielen aber sie will immer wieder zu mir und ich wollte sie ja sowieso dabei haben.

Sie muss manchmal, wenn ich lauter werde mit dem „AHHH!“ ein bisschen mitweinen, eher jammern –  nur kurz und nicht schlimm. Ich lächle sie in den Wellenpausen an und sag immer wieder „Heut kommt das Baby, Emma!“

Ich wechsle die Position von knieend am Beckenrand zu sitzend/liegend. Es war irgendwie unbequem, so kann ich mich schön mit den Beinen einspreizen. Durch das warme Wasser werden die Wellenpausen wohl etwas länger, jedenfalls habe ich bei dieser Geburt viel mehr Zeit zwischen den Wellen zu entspannen und mich sogar mit Inge zu unterhalten, bei Emma damals kam ja eine nach der anderen angerollt.

Chris füllt warmes Wasser mit dem Wasserkocher nach, der Temperaturunterschied und das Wackeln am Pool ist sehr unangenehm…ich Sag „Nicht wackeln!“

Mel meint, ob sie noch spazieren gehen soll mit Emma, weil Emma nur noch beim Papa sein möchte am Beckenrand und der Papa so mehr Zeit für mich hätte. Ich frage Inge, was sie meint, wie lang es noch dauert, ich möchte doch, dass Emma zur Geburt hier bei uns ist. Inge schaut schnell nach…

16:30 Uhr: Muttermund ist nun bis auf den Saum vollständig…

Sie meint es kann noch ne Stunde dauern — oder ne halbe. Die nächste Welle kommt, ich höre mich anders an — Inge sagt „Oder nur ne viertel Stunde!“

Wir entscheiden jedenfalls gegen den Spaziergang von Mel und Emma.

16:40 Uhr: Muttermund ist jetzt vollständig

Mel kommt nun hinter mich an den Beckenrand, um meinen Kopf zu stützen – Papa sitzt mit Emma neben dem Pool, Emma ist ganz ruhig und schaut.

Ich erschrecke plötzlich, weil ich den Kopf spüre und sage Inge „Ich hab Angst, dass was kaputt geht!“ Dann frage ich, ob die Position schon passt (weil ich doch in der Hocke entbinden wollte) und mache mir plötzlich riesige Sorgen um meinen Damm und kann nicht loslassen.

Inge beruhigt mich, sagt es ist alles in Ordnung und ich soll dem Druck einfach nachgeben.

16:46 Uhr: Niklaus schwimmt ins Wasser und Inge sagt „Jetzt hol sie dir raus!“ ich nehme mein Baby und bin so glücklich. (Emma kam in der Hocke und lag erstmal 10 Minuten auf meinem Rücken, bis ich sie sehen konnte – es war mein großer Wunsch, das Baby selbst zu nehmen.)

Nach einigen Minuten frage ich nach, ob es schon ein Junge ist (Weil Inge meinte „Nimm SIE dir!“) ich schaue nach und es ist ein Niklaus!

Er ist ganz wach und schaut umher.

16:56 Uhr Plazentageburt vollständig. Papa darf abnabeln…

Ich möchte kurz duschen und Niklaus kommt zu Papa auf dem Bauch, doch als ich aufstehe, ist mir plötzlich ganz schrecklich-schlimm-bitter-kalt und da ich eigentlich eh sauber bin, werde ich eingepackt und sofort ins Bett gebracht. Papa kommt mit Niklaus und Emma nach und wir kuscheln zu viert. Emma freut sich und streichelt ihren kleinen Bruder.

Niklaus wird angelegt an jeder Seite um das Kolostrum (Vormilch) zu erhalten (wo mir vor lauter Nachwehenschmerz erneut fürchterlich übel wird), dazwischen wird er gemessen: 53cm und KU 35 cm und  gewogen: 3270g und bekommt eine Windel, Nabelklemme und Heilwolle.

Inge bereitet mir 10 Leerkapseln mit kleinen Plazentastücken vor, die ich nach und nach einnehmen werde.

18:30 Uhr: ich werde kurz untersucht, alles ist gut (wie ich später feststelle, gibt es eine Steigerung von „nicht kaputt“ zu „noch weniger kaputt“ – bei Emma waren es kleine Schürfwunden, dieses Mal rein garnix und das ohne Dammschutz durch die Hebamme – das warme Wasser machts!!!

Inge und Theresa fahren total glücklich nachhause.

Wir liegen noch eine Weile im Bett, Niklaus bekommt ein erstes Fläschchen und trinkt 5ml Milch.

Da ich nicht stille und er ein absolutes Saugbedürfnis hat, darf er auch einen Schnuller haben.

Papa pumpt den Pool aus und räumt ihn auf.

Die Nachwehen sind heftig und ich nehme Schmerzmittel.

Emma schläft eine Stunde (hat ja den ganzen Tag nicht geschlafen) und wir bestellen zur Feier des Tages Pizza, Nudeln und Salat. Emma geht spät irgendwann zwischen 23 und 24 Uhr ins Bett.

Später sichten wir unser Foto- und Filmmaterial und sind total glücklich, dass tatsächlich alles auf dem Video drauf ist und einige schöne Fotos entstanden sind. Erst gegen 03.30 Uhr gehen wir schlafen.

Niklaus schläft zwischen uns (etwas erhöht auf seiner Stubenwagenmatratze und geschützt durch Stillkissen).

Und deine Geschichte?

Diese Geschichte habe ich nicht geschrieben, durfte sie aber veröffentlichen. Hast du deine Geburtsgeschichten aufgeschrieben? Oder fehlen mir dir die Worte? Willst du dazu meine Unterstützung in Anspruch nehmen, um die richtigen Worte zu finden? Ich helfe dir beim Schreiben der Geburtsgeschichte. Achtung, sie wird lang. Viel länger als diese hier. Das liegt alleine schon daran, dass du nicht schreiben musst, sondern erzählst. Hier gibt es mehr Informationen!


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Der komplette Adventskalender

Hier findest du alle Geschichten, die ich im Geburtsgeschichtenadventskalender 2020 veröffentliche bzw. bereits veröffentlicht habe:

  1. Tina: Badewannengeburt mit Glückshaube
  2. Annika: Hausgeburt trotz hohen Blutdrucks
  3. Susa: Torpedo-Überraschungs-Ei
  4. Mirabella: Ein Wehentag mit großem Geschwisterkind
  5. Laura: So schnell kann keine Hebamme sein
  6. Anna: Heilsame Hausgeburt
  7. Anja: Silvesterknaller
  8. Anja: Anstrengende Geburt zu Hause
  9. Viola: insertio velamentosa bei der Hausgeburt
  10. Anja: Drei Tage Rumgewehe vor der Wassergeburt
  11. Katharina: Geburtshausgeburt mit Schlafmangel
  12. Anja: Schlechte Laune und gute Geburt
  13. Katharina: Steigerung von „Keine Verletzungen“
  14. Natalie: Langes Rumgewehe und plötzliches Plopp
  15. Sabine: Hausgeburt nach vier Krankenhausgeburten
  16. Linda: Hausgeburt nach Kaiserschnitt
  17. Barbara: Erst lag das Baby quer
  18. Julias Zwillinge
  19. Natalie: Auf einmal waren die Presswehen da
  20. Anna-Christina: Selbstbestimmt im Krankenhaus, bis auf die letzten Minuten
  21. Kristina: Ich kann gebären!
  22. Irene: Kurze, heftige Hausgeburt
  23. Anna-Christina: Druckvolle Hausgeburt
  24. Kristina: Natürlich eingeleitete Hausgeburt

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