Sternenkind-Erinnerungen: Denn jedes Kind ist einzigartig

Yvonne lernte ich kennen, als sie die Geschichte meines Sternenkindes las und darauf antwortete, dass auch sie Sternenbabys habe. Wir kamen ins Gespräch über ihre Sternenkind-Erinnerungen — und daraus entstand dieses Interview.

Liebe Yvonne, stell dich bitte kurz vor!

Ich bin Yvonne, 29 Jahre alt und wohne mit meiner Familie im Auetal. Mein Mann und ich haben 2 Kinder fest an der Hand (geb. 2013 und 2017) und 4 tief im Herzen. Wir wohnen sehr ländlich und haben noch 2 Hunde. Gemeinsame Zeit ist uns sehr wichtig.


Magst du uns kurz von deinen Sternenkindern erzählen?

Kurz ist relativ. Unsere Geschichte vom ersten Sternchen bis zu unseren Folgewunder zieht sich von November 2014 bis Mai 2017. Drei meiner Sternchen verlor ich vor der zwölften Woche. Und eines in der 19. Schwangerschaftswoche. Es wurden nie Gründe gefunden. Allerdings könnte unser großer Stern vielleicht noch leben, wenn die Krankenhäuser mich anständig untersucht hätten und ich ein Antibiotikum bekommen hätte.

Kurz kann man das Erlebte gar nicht wiedergeben. Wir hatten alle Gefühle, die man sich vorstellen kann und waren immer in zwei Parallelwelten… Einmal die schöne Bunte mit unserer großen Tochter an der Hand und einmal die Trauer, die Wut, die Hoffnung und Angst.

2019 habe ich deshalb einmal alles aufgeschrieben und unsere Geschichte als Buch veröffentlicht Wenn das Herz zwischen Himmel und Erde wohnt (Partnerlink zu Amazon).

Uns ist es wichtig, dass jedes Kind einen Namen hat und jedes Kind präsent bleibt – dafür haben wir eine Gedenkecke zu Hause.

Aus Yvonnes Buch Wenn das Herz zwischen Himmel und Erde wohnt.

Du hast also zur Verarbeitung geschrieben und das dann veröffentlicht?

Es war nicht geplant, dass daraus ein Buch entsteht. Veröffentlicht habe ich es, damit die Menschen vielleicht ein stückweit besser verstehen und fühlen können, wie das ist, wenn man ein Kind verliert — Vor allem auch, wenn man schon ein Kind hat. Hierzu passt auch diese Geschichte vom Trauerkind.

Hast du anderen Menschen auch persönlich von deinen Sternenkindern erzählt? Wie haben sie reagiert?

Wir haben immer schon zu Beginn von den Schwangerschaften erzählt und somit wusste unser Umfeld auch jedes Mal Bescheid. Die Reaktionen waren ganz unterschiedlich. Meine Mama war zum Beispiel bei der Geburt unseres Großen Sternchens dabei und hat sehr viel mitgelitten. Wir sprechen mit meiner Familie immer mal wieder über unsere Sternchen. Auch mit meiner besten Freundin rede ich öfter darüber. Die Familie meines Mannes möchte ich an dieser Stelle außen vor lassen. Nur soviel, dass seit der Planung der Beerdigung von unseren großen Stern, Fynn, kein Kontakt mehr zum Großteil besteht.

Oh wow. Willst du uns erzählen, was euch bei der Trauer geholfen hat?

Ich war immer wieder bei Facebook in der Sternenkindergruppe. Zwischendurch musste ich da aber austreten, weil ich es nicht mehr ertragen habe. Dort habe ich mit mehreren Sternenmamas Kontakt gehabt, mich viel ausgetauscht. Mit zweien habe ich immer noch Kontakt. Zudem habe ich viele Texte, Briefe und Gedichte geschrieben, Bilder bearbeitet, Videos gemacht und geweint, wenn ich traurig war. Viel geholfen hat mir auch “ Die Geschichte vom Trauerkind“. Als ich das Buch geschrieben habe, war unser Folgewunder schon zwei Jahre alt und dennoch hat es mich nochmal ordentlich zurück geholt und mich nochmal mehr verarbeiten lassen. Mein Mann spricht selten darüber. Er hat aber immer alles mit gemacht, beispielsweise das Grab gestalten oder Sternengeburtstag feiern.

Und wie entstand daraus die Idee eurer Webseite?

Das war überhaupt nicht geplant. Ich gestaltete für mich selbst einen Stern und fand ihn dann so schön, dass ich ihn online stellte, falls anderen Sterneneltern dieser auch gefällt. Dass innerhalb kürzester Zeit so viele Bestellungen folgten, übertrifft bei weitem alles, was ich mir dabei gedacht hatte.

Ich kann mir vorstellen, dass das auch nicht immer einfach ist — durch die Arbeit mit Sternenkind-Erinnerungen wirst du ja auch immer wieder an deine eigene Trauer erinnert. Oder irre ich mich da?

Die meisten Bestellungen bekomme ich „einfach so“ mitgeteilt. Ich kenne also keine Hintergründe und nur die Namen, nicht die Menschen dahinter. Ich weiß, dass sie bestellen, um eine Erinnerung zu haben – nicht nur unbedingt für ein Sternenkind. Und das ist es ja, worum es geht.

Natürlich tut es mir von Herzen leid, wenn sich an der Bestellungen sehen lässt, wie alt das Kind war, oder dass der Verlust noch ganz frisch ist. Und natürlich berührt es mich, wenn ich dazu eine Nachricht bekomme; egal ob eine kurze Info, dass es bitte schnell gehen soll, da der Stern für eine Beerdigung ist, oder ob mir jemand sein Herz ausschüttet.

Meine Kundinnen und Kunden können sich sicher sein, dass sie von mir eine empathische, einfühlsame Antwort bekommen. Und sie können sich sicher sein, dass jedes Kind bei uns mit Respekt und Liebe behandelt wird. Sofern wir die Namen des Sternenkindes kennen, benutzen wir diesen auch in unserer Kommunikation. Es berührt mich also, aber es zieht mich nicht total runter — denn sonst könnte ich das so nicht machen.

Anders sieht es aus, wenn ich einen Stern für ein kleines Kind im Bekanntenkreis mache. Dazu habe ich ein Gesicht, eine Hintergrundgeschichte und muss manchmal dann auch mit den Tränen kämpfen. Dabei geht es dann nicht um meine eigenen Trauer, sondern weil sich diese Ungerechtigkeit kaum ertragen lässt, dass so kleinen Mäusen das Leben genommen wird.

Welche Erinnerungsgegenstände habt ihr im Angebot?

In erster Linie sind es Sterne aus Holz mit den verschiedensten Gestaltungsmöglichkeiten, die ganz individuell vom Kunden ausgesucht werden. Die Sterne gibt es in verschiedenen Farben, Größen und Varianten. Dann haben wir noch Laternen, Leuchtkästen, Teelichthalter, Rahmen… Immer, wenn ich etwas Schönes und Passendes sehe, erweitern wir unser Sortiment.

Besonders wichtig ist uns, dass wir alle Wünsche bei der Gestaltung erfüllen können.

Sceenshot der Bestellseite von Flying Love Design

Na klar — denn jedes Sternenbaby ist ja auch ein eigenes Wesen.  Ich würde gerne noch einmal den Bogen schlagen: Was brauchen deiner Meinung nach Eltern von Sternenkindern? Worauf sollten wir als Gesellschaft, aber auch als Einzelpersonen, mehr achten?

Oje, wo soll ich da anfangen… Im Grunde fehlt es an so vielen Ecken und Kanten. Gerade dem medizinischen Personal fehlt es oft an Empathie. Als Sternenmami, grade Anfang 20, bekommt man eine dämliche (entschuldigt den Ausdruck) Floskel nach der anderen zu hören.

Vor allem hätte ich mir gewünscht, nicht immer mit Schwangeren zusammen im Wartezimmer hocken zu müssen. Krankenhäuser sollten viel mehr auf die Instinkte der Mutter eingehen.

An der Stelle darf allerdings ein großes Lob an unseren Gynäkologen nicht fehlen. Ihn hatten wir in der Schwangerschaft mit unseren Folgewunder. Er begrüßte uns immer mit „wir schauen erstmal, wie es dem Baby geht, und dann frage ich Sie, wie es Ihnen geht.“

Die Gesellschaft muss aufhören, Bilder von Sternenkindern als ekelhaft oder abstoßend zu betiteln. Denn das sind sie nicht. Es gehört (leider) zum Leben dazu und grade weil es so schlimm ist, gehören kleinen Mäuse in die Mitte und nicht an den Rand der Gesellschaft.

Die Trauer um ein Sternenkind begleitet einen das ganzen Leben lang. Trauer verändert sich, und dennoch kann manchmal eine Kleinigkeit reichen, um einen an den schlimmsten Tag in seinem Leben zurück versetzt zu werden.
Offene Ohren von Freunden und Familie sind Gold wert! Das Interesse am Sternchen, auch wenn man schon 100 mal das gleiche erzählt hat, sollte nicht langweilig werden.

Es gibt einen schönen Spruch, den ich so unterschreiben kann: „Wenn du über mein Sternenkind sprichst, kann es sein, dass ich weine, aber wenn du es vergisst, brichst du mir das Herz.“

Diesen Blickwinkel brauchen wir in unserer Gesellschaft viel mehr!

Ich danke dir, Yvonne, für das Interview!

Über Yvonne Rittweger

Yvonne ist Mama von 2 Kindern an der Hand und vier Sternenbabys. Sie betreibt die Homepage https://flyinglovedesign.jimdofree.com/, auf der sie individuelle Sternenkindgeschenke vertreibt.

Ihre Bücher findest du bei Amazon (es handelt sich um Partnerlinks — falls du etwas bestellst, bekomme ich eine Provision, ohne dass du mehr zahlst).

Ehre dein Sternenkind

Ich habe ein E-book geschrieben, in dem ich zusammentrage, welche Möglichkeiten es gibt, ein Sternenkind zu ehren. Dieses E-book steht momentan exklusiv für meine Newsletter-Leser*innen zur Verfügung.- Trag dich gern in meinen Newsletter ein, wenn du es kostenlos lesen möchtest.

2 Gedanken zu „Sternenkind-Erinnerungen: Denn jedes Kind ist einzigartig“

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