Heute ist der 5. Dezember und damit dürfen wir heute die fünfte Geschichte des Geburtsgeschichten-Adventskalenders lesen. Franziska erzählt von der Geburt ihres Sohnes Linus, der mit über fünf Kilogramm Gewicht zu Hause zur Welt kam.
Der letzte Besuch beim Arzt
ET war der 16.01.2018, wie auch unsere Tochter (18 Monate alt) machte sich Linus bei ET+11 auf den Weg zu uns.
Es war Freitag, wir waren bei ET+10 und ich ging auf Wunsch meiner Hebamme nochmal zum Arzt. Das CTG war unauffällig, im Ultraschall erkannte der Arzt grünes Fruchtwasser. Er gab aber trotz alledem sein okay für die Hausgeburt. Mein Muttermund war 2-3cm geöffnet und der Arzt sagte, dass es wohl am Wochenende los gehen würde.
Wir fuhren nach Hause und mich überkam eine wahnsinnige Müdigkeit. Mein Mann ging noch mit dem Hund spazieren und ich kuschelte mich auf die Couch und unsere Tochter Merle spielte um mich herum. Ich nickte immer wieder für Sekunden weg und war froh, als mein Mann endlich kam und ich schlafen konnte.
Gegen 18.00 Uhr stand ich auf. Mein Mann war noch zu einem Essen eingeladen, also war ich ab 19.00 Uhr alleine mit Merle. Wir aßen noch zu Abend und gingen um 20.30 ins Bett. Ich schaute noch fern, bis mein Mann nach Hause kam.
Ich merkte, dass ich immer mal wieder ein bisschen klaren Schleim verlor, dachte mir aber nichts dabei. Um 23.00 Uhr kam mein Mann und der Schleimabgang wurde mehr. Ich ging ins Bett um mich auszuruhen.
Eine unruhige Nacht
Unsere Tochter weckte uns um 2.30. Sie schrie und wollte aufstehen und absolut nicht mehr ins Bett. Ich merkte, dass ich leichte Krämpfe hatte, die aber nicht schmerzhaft waren. Wir stiegen auf und gingen ins Wohnzimmer; die Krämpfe wurden stärker und ich war mir sicher: Es ging los.
Um 3:07 rief ich meine Mutter an, die noch eine Fahrt von 40 Minuten vor sich hatte. Sie kümmerte sich bei uns zu Hause um unsere Tochter, die aber auch dabei sein dürfte, wenn sie das Bedürfnis hätte. Wir richteten das Wohnzimmer her, stellten Kerzen auf und füllten den Pool.
Meine Mutter kam um ca. 4.00 Uhr an. Um 4.15 Uhr bat ich meinen Mann, die Hebamme zu informieren, da die Wehen mittlerweile verarmet werden mussten. Im Abstand von 4 Minuten. Ich war so wahnsinnig ruhig und machte das, was mein Körper mir sagte. Atmen! Die Hebamme traf um 4.45 ungefähr ein, da war ich bereits im Pool und verarmte teilweise sogar laut die Wehen.
Meine Mutter brachte unsere Tochter ins Bett und mein Mann und ich waren eins. Ich lehnte mich an den Rand des Pools und mein Mann saß hinter mir und massierte mich oder streichelte mich. Ich fühlte mich so wohl und geborgen und ließ jede Welle kommen. Ich atmete zu meinem Kind und spürte wie jede Welle ihre Arbeit machte.
Um 6.40 Uhr ging ich aus dem Pool und machte es mir vor der Couch auf dem Boden bequem. Ich bat die Hebamme, nach dem Muttermund zu tasten, da ich so ein Bedürfnis hatte, zu schieben. Ich hatte so einen Druck und flehte die Fruchtblase an endlich zu platzen, damit dieser fiese Druck endlich nachlassen würde. Sie bestätigte mich: „Der Muttermund ist vollständig geöffnet.“ So schnell hatte ich damit nicht gerechnet und war so motiviert.
Ich öffnete die Fruchtblase
Um 7:05 hatte ich die Schnauze voll und öffnete die Fruchtblase. Es fühlte sich richtig an und ich war so klar in diesem Moment, dass ich wusste was ich tue. Ein Knall und ein riesiger Schwall klaren Fruchtwassers schoss aus mir raus.
Plötzlich überkam mich eine Übelkeit und ich übergab mich. Als die Übelkeit nach gelassen hat, war ich wie ausgewechselt und so voll mit neuer Energie. Die Hebamme kam nur noch zum Herztöne messen und ging leise wieder aus dem Raum. Ich hatte so einen Drang zu schieben und gab diesem Drang nach.
Um 8.20 stieg ich wieder ins Wasser und kniete beziehungsweise hockte und schob langsam mein Baby zum Ausgang. Ich tastete und spürte den Kopf und die Haare. Dieser Pressdrang war so unglaublich stark. Ich merkte, wie meine Kraft nachließ, aber jeder Schub brachte mich meinem Baby näher.
Um 9:45 hatte ich das Gefühl ich würde explodieren; ich schob und da war der Kopf geboren. Die nächsten Wehen waren ziemlich fies und die Hebamme stand uns zur Seite. Sie bat mich, aus dem Wasser zu steigen und im Vierfüßler weiter zu machen. Ich stieg aus dem Pool und kniete direkt vor dem Pool. Ich schob, aber die Schultern hatten sich verkeilt und die Hebamme musste ein bisschen nachhelfen.
Geschafft: Gesund, munter, elf Pfund
Um 9:49 war unser „kleiner“ Linus geboren. In diesem Moment kam meine Mutter mit unserer Tochter zu uns. Wir haben unseren Sohn geboren. Zu Hause! (Fast) ohne Hilfe! So wie ich es mir wünschte! Nach nur 7 Stunden Wehen (bei unserer Tochter waren es 28).
Ich begrüßte unseren Wurm und nahm ihn in meine Arme. Er war so wunderschön. Mein Mann half mir beim Aufstehen und ich ging zur Couch und legte mich einfach nur überglücklich hin. Die Plazenta kam vollständig um 10:07.
Das Messen brachte dann die große Überraschung: 5640g, 54cm und einen Kopfumfang von 40cm. Ich hatte einen Riss zweiten Grades, an der Naht des Schnittes von meiner Tochter. Es wurde genäht mit sieben Stichen.
Ich bin so stolz auf uns. Der Arzt konnte ihn nicht mehr ausmessen, da er schon so tief lag, was unser Glück war. Sonst hätte er mir wohl von einer Haugeburt abgeraten.
Seit dem 27.01. genießen wir die Zeit zu viert. Nach der ersten abgebrochen Hausgeburt wurde ich bei dieser geheilt und vertraue nun wieder meinem Körper.
Der vollständige Geburtsgeschichten-Adventskalender
- Rebekka: Traumgeburt mit Pizza
- Doris: Nele — Geburt in drei Akten
- Jeanette: Heilsame Hausgeburt im Wohnzimmer
- Dieter & Katrin: Alleingeburt aus Sicht eines Vaters
- Franziska: Das fünf-Kilo-Baby
- Franziska: Ein Sternengucker
- Carina: Schnelle Alleingeburt
- Sintia: Alleingeburt beim ersten Kind: Weil es genau das Richtige war
- Cindy: Angst ist ein schlechter Ratgeber
- Jana: Hockergeburt im Krankenhaus
- Nora: Beckenendlagengeburt
- Nora: Wassergeburt zu Hause
- Katrin: Hausgeburt einer Hebamme
- Barbara: Hausgeburt trotz extrem kurzer Nabelschnur
- Miriam: Geburt einer Sternenguckerin mit PDA und toller Unterstützung
- Andrea: Wassergeburt im Krankenhaus
- Nora: ungeplante Alleingeburt
- Kasia: Magische Vollmondgeburt
- Jana: Geburtshausgeburt mit viel gelassener Zeit und viel Geburtskraft
- Jessica: Die Wellensurferin
- Anna-Elisabeth: Drei Tage Blubbern vor dem Kaiserschnitt
- Katrin: Ein sanfter Notfallkaiserschnitt
- Sintia: Alleingeburt vor dem Klo
- Franziska: Wehencocktail vor der Hausgeburt
Und deine Geschichte?
Diese Geschichte habe ich nicht geschrieben, durfte sie aber veröffentlichen. Hast du deine Geburtsgeschichten aufgeschrieben? Oder fehlen mir dir die Worte? Willst du dazu meine Unterstützung in Anspruch nehmen, um die richtigen Worte zu finden? Ich helfe dir beim Schreiben der Geburtsgeschichte. Achtung, sie wird lang. Viel länger als diese hier. Das liegt alleine schon daran, dass du nicht schreiben musst, sondern erzählst. Hier gibt es mehr Informationen!