Carina: Schnelle Alleingeburt

Die erste Woche des Dezembers ist vorbei; heute ist schon der 7. Dezember. Im heutigen Türchen des Geburtsgeschichten-Adventskalenders steckt die Geschichte von Carina. Carina erzählt, wie ihre Tochter Helena zu Hause zur Welt kam.

Geburtsbericht HELENA ~gesund und geborgen zuhause geboren~ SSW 39+3 | 50cm | 3800 gr | KU 35cm

Noch einmal den Zauber erleben… oder auch: Der Traum einer Alleingeburt zuhause wurde wahr!

Am Tag vor Helenas Geburt, es war ein richtig schöner, warmer Frühlingstag, tankte ich mit J. und E. viel Sonne im Garten und ließ auch ein wenig Sonne auf meinen Babybauch scheinen. Ich stellte mir vor, dass Helena die Wärme und das Licht gut taten und sie vielleicht sogar herauslockten.

Als ich abends zu Bett ging, massierte ich noch einen bestimmten Akupressurpunkt am Bein, der geburtsfördernd wirkt. Ich tat dies nur das eine Mal und dachte mir, ich könnte es ja mal damit versuchen, nachdem ich zuvor darüber gelesen hatte. Bald darauf schlief ich ein.

Um 2:15 wurde ich wach. Und Helenas Reise begann… Ich war schlagartig wach, denn ich spürte, dass irgendetwas anders war. Ich verspürte eine kribbelige Aufregung, war aber noch nicht sicher, ob es wirklich losging.

Nachdem ich auf der Toilette war, wurde es ab 2:42 schon etwas eindeutiger, denn alle 4-5 Minuten verspürte ich leichte Wehen. Ich ging ins Bad, duschte kurz, trug rasch Make-Up auf, machte mich frisch. Um 2:54 schrieb ich, wie auch vor E.s Geburt, eine Nachricht an meine Freundin S. : „Ich glaube (!), Helena macht sich auf den Weg. Bin gerade im Bad. Ich nehme an, dass du gerade offline bist. Vielleicht hast du morgen früh dann beim Handy aufdrehen bereits DIE Nachricht am Display. Mal sehen, bin mir noch nicht ganz sicher.“

Der Wunsch nach einer Alleingeburt

Die Wehen waren relativ leicht. Etwas schmerzhaft, aber gut aushaltbar. Tief in mir schlummerte der Wunsch nach einer Alleingeburt und auch wenn ich diese im Vorhinein nicht geplant hatte, so habe ich mir im Rahmen meiner Vorbereitung doch immer wieder gedacht, dass dies die ideale Geburtsform für mich wäre und mich entsprechend in das Thema eingelesen. Allein, nur mit A. , ohne Hebamme.

Dass es tatsächlich zu einer Alleingeburt kommen sollte, hätte ich mir nicht unbedingt gedacht, es war aber auch keine ganz unrealistische oder gar beängstigende Vorstellung für mich. Denn nach E’s Geburt, die ich ja auch fast im Alleingang meisterte, wusste ich, dass ich es kann und war nicht nur frei von Angst sondern auch voller Vertrauen in mich, meinen Körper, meinen Mutterinstinkt und natürlich in Helena.

Sehr bestärkt hat mich auch die Aussage meiner damaligen Nachsorge- Hebamme, die nach E’s rasanter Geburt zu mir sagte: „Manche Frauen können einfach besonders gut gebären, und DU bist eine davon“.

Die letzte Orga

Um 3:10 ging ich zu A. ins Schlafzimmer und weckte ihn: „Helena macht sich auf den Weg!“ sagte ich lächelnd.

Das Adrenalin in mir machte mich aufgeregt und konzentriert zugleich und ich glaube, ich werde mich immer an dieses Gefühl, das ich kurz vor der Geburt hatte, erinnern können. Ich bereitete in der Zwischenzeit rasch aber mit gezielten Handgriffen das Sofa im Wohnzimmer vor. So wie ich es mir zuvor ausgemalt hatte… Ich legte Handtücher bereit, richtete die Kissen und sorgte für angenehmes, gedämpftes Licht. Vor das Sofa legte ich unsere grüne Gymnastikmatte und breitete noch eine Decke darüber aus. Auf genau dieser Matte wurde kurze Zeit darauf Helena geboren…

Plötzlicher Pressdrang

Mitten in diesen Vorbereitungen spürte ich ganz plötzlich einen starken Pressdrang. Wie auch bei E. ging es schlagartig los. Ich hielt mich im Stehen an der Sofalehne fest und war überrascht von der Schnelligkeit und Intensität. Ich sagte A., dass er die Hebamme anrufen und ihr Bescheid geben sollte, dass es soweit sei und Helena gleich kommen würde. Er sagte aufgeregt zu mir: „Wow, jetzt bin ich wieder allein mit dir [während der Geburt]!“ Ich musste über seine Worte lachen.

Nachdem er also Lisa um etwa 3:30 anrief, informierte er noch meine Eltern, dass es soweit wäre und sie sich auf den Weg zu uns machen könnten, um auf J. und E. aufzupassen.

Ich kniete in der Zwischenzeit auf der Matte am Boden und die Presswehen wurden immer intensiver. So intensiv, dass ich es nicht schaffte, meinen Slip auszuziehen. In meinem Buch „Meisterin der Geburt*“ hatte ich während der Schwangerschaft gelesen, dass man sich für das besondere Ereignis der Geburt doch ruhig seine Lieblingskleidung und schönste Wäsche anziehen könnte, um sich noch besser zu fühlen und um die Geburt noch feierlicher zu gestalten. Diesen Gedanken fand ich schön und stimmig. Und so kniete ich also mit starken Wehen vor unserem Sofa und trug einen meiner Lieblings-Slips.

Völlig ausgefüllt von diesem starken Gefühl der Geburt, das mich in dem Moment unbeweglich werden ließ. Und da ich es nicht schaffte, mich selbst auszuziehen und A. es auch irgendwie nicht hinbekam, holte mein lieber Ehemann also rasch die Schere aus der Küche und schnitt den hübschen Slip einfach durch. Noch eine lustige Situation.

Nun konnte ich mich besser öffnen, was auch dazu führte, dass um 3:38 die Fruchtblase platzte. Und nur wenige Augenblicke später fühlte ich mit meinen Händen bereits Helenas Kopf.

Alleingeburt

Ich war überrascht, dass es so schnell ging und absolut überwältigt davon, dass ich das alles gerade alleine, ohne Anleitung von außen, erlebte. Ich rief mehrmals „Der Kopf! Der Kopf ist schon da!“ — ich konnte es kaum glauben.

Und so kam es, dass Helena nur wenige Augenblicke später geboren war. Im Wohnzimmer in unserem neuen Zuhause, alleine, ohne Hebamme. Und absolut alles war PERFEKT.

Ich hatte mir während der Schwangerschaft oft ausgemalt und gewünscht, dass ich meine Tochter nach der Geburt selbst zu mir hochnehmen würde. Und genau das tat ich um 3:41 Uhr. Ich nahm meine wundervolle Tochter Helena in meine Hände und hob sie zu mir hoch.

Sie begann zu schreien und beruhigte sich zugleich wieder, als ich sie an mich schmiegte. Und da war es wieder, noch ein letztes Mal: das unglaubliche Gefühl, sein gerade geborenes Kind zu spüren, so warm und weich, wie nur Neugeborene es sein können. Es gibt kaum etwas Schöneres…

Ich saß noch ein paar Minuten mit Helena auf der Matte am Boden. Sie hatte viel Käseschmiere im Gesicht und auf der Stirn und war so süß. Und mir schon so vertraut. Hallo, Helena. Dieses kleine Menschenkind hatte mich also immer in meinem Bauch getreten. Es war alles so verrückt und unwirklich und gleichzeitig doch so real und intensiv.

Die Welt da draußen drehte sich weiter, doch für mich, als ich so mit Helena da saß, stand sie für einige Minuten still. Ich hatte es geschafft. Mein Wunsch wurde wahr, mein Baby kam zuhause zur Welt. Ich fühlte mich stark und war voller Glück. Mein Mädchen, mein letztes Kind, die Krönung. ALLES war gut.

Die Hebamme kommt gratulieren

Nach einigen Minuten setzte ich mich mit Helena hinauf auf das Sofa, auf dem zwei Jahre zuvor schon E. geboren wurde. Wir kuschelten und A. und ich bewunderten unsere schöne Tochter, die uns tatsächlich auch schon anschaute und lächelte! Ich legte Helena zum Stillen an und sie begann sofort zu saugen. Sie war vollkommen zufrieden und entspannt. Um 4 Uhr traf Lisa bei uns ein. Sie begrüßte uns staunend und gratulierte mir. Mit Helena war alles bestens, gesund und zufrieden war sie. Und so kuschelten wir zusammen, glückselig in den neuen Tag hinein.

Es war alles so entspannt. Ich war so entspannt. Lisa verabschiedete sich bald, denn Helena und mir ging es einfach gut. Meine Eltern kamen und staunten, wie Lisa zuvor, über die Ruhe und Entspanntheit, die bei uns zuhause herrschte und natürlich über ihre bezaubernde Enkeltochter.

Ich machte mich bald darauf frisch und kuschelte mit Helena ganz gemütlich in unserem Bett im Schlafzimmer weiter. Die großen Brüder waren in der Zwischenzeit aufgewacht und bewunderten ihre kleine Schwester… Wie schön dieser Neugeborenen-Zauber doch ist, den auch die beiden größeren Geschwister ganz nah miterleben durften.

Vertraue auf deine Kraft, große Dinge zu vollbringen. Wenn es einen Glauben gibt, der Berge versetzen kann, dann ist es der Glaube an sich selbst. An diesen Sätzen werde ich auch weiterhin festhalten. Helenas Geburt war für mich sehr kraftgebend. Ich weiß, dass ich auf mein Bauchgefühl vertrauen kann. Schon als ich den positiven Test in meinen Händen hielt, wusste ich, ich bekomme mein Baby zuhause. Es ist nicht immer einfach, einen anderen, unkonventionellen Weg zu gehen. Aber es lohnt sich.

Danke, liebe Helena, dass du bei uns bist. Du bist perfekt und ich freue mich über jeden einzelnen Tag mit dir. Du machst unsere Familie erst vollständig. Willkommen im Leben!

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Und deine Geschichte?

Diese Geschichte habe ich nicht geschrieben, durfte sie aber veröffentlichen. Hast du deine Geburtsgeschichten aufgeschrieben? Oder fehlen mir dir die Worte? Willst du dazu meine Unterstützung in Anspruch nehmen, um die richtigen Worte zu finden? Ich helfe dir beim Schreiben der Geburtsgeschichte. Achtung, sie wird lang. Viel länger als diese hier. Das liegt alleine schon daran, dass du nicht schreiben musst, sondern erzählst. Hier gibt es mehr Informationen!

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