Schon seit 2014 gibt es die Initiative Hebammenwesen, deren Ziel es ist, das Hebammenwesen als anerkanntes immaterielles Kulturerbe zu verankern. Im folgenden stelle ich die Initiative und vor und gehe auf ihre Ziele sowie Erfolge und nächste Schritte ein. Natürlich erfährst du auch, wie du dich beteiligen kannst, wenn du das möchtest.
Was ist das Ziel?
Die Initiative hat es sich zum Ziel gemacht, das Hebammenwesen in der internationalen Liste der UNESCO als immaterielles Kulturerbe zu verankern. Vorausgegangen ist dem eine Anerkennung als immaterielles Kulturerbe auf nationaler Ebene in Deutschland: 2016 wurde das Hebammenwesen von der Deutschen UNESCO-Kommission in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Da aber Hebammen nicht nur in Deutschland tätig sind, sondern weltweit eine entscheidende Rolle spielen, bereitet die Initiative nun den Antrag vor, das Hebammenwesen auch weltweit als Kulturerbe zu verankern.
Warum die Verankerung des Hebammenwesens als Immaterielles Kulturerbe?
Vor dem Hintergrund moderner medizinischer Möglichkeiten scheint die Bedeutung der Hebamme in den Hintergrund zu rutschen. Anders als bei modernen Klinikgeburten begleiten Hebammen Familien aber sowohl in der Schwangerschaft, bei der Geburt und danach bis zum Ende der Stillzeit.
„Die Aufnahme des Hebammenwesens in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes durch die UNESCO unterstreicht die historische Wertschätzung — verweist zugleich auf die aktuelle Bedeutung des Berufs“,
schreibt Deike Terruhn auf dem Internetauftritt der Initiative.
Durch die Verankerungen erhoffen sich die Initiator*innen eine Stärkung der Arbeit der Hebammen und der Geburtshilfe in einer Zeit, in der invasive Geburtsmedizin gerade in den Industrienationen, aber zunehmend auch in Schwellen- und Entwicklungsländern, eher der Standard als der Ausnahmefall ist und viele Hebammen vor großen Herausforderungen stehen, die auch politisch angegangen werden müssen (z.B. die Rufbereitschaftspauschale bei Hausgeburten, die Schließung von Kreißsälen, die Hohen Kaiserschnittraten oder die extrem hohen Haftpflichtversicherungsprämien für außerklinisch arbeitende Hebammen.
Ina-May Gaskin fasste es schon 2013 so zusammen:
Sinkt die Hebammengeburtshilfe unter ein kritisches Niveau, haben weder Frauen noch Geburtshelfer*innen die Möglichkeit, selbstbestimmten, interventionsfreien Geburten beizuwohnen. […] Das natürliche Wissen über natürliche Geburtsprozesse geht unweigerlich verloren.
Ina-May Gaskin, Ansprache an die deutsche Regierung am 20.11.2013
Was wurde bisher erreicht?
- Die Initiative gründete sich 2014.
- 2016 erreichte sie die Aufnahme in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes durch die UNESCO.
- Im Mai 2017 ehrte die Deutsche UNESCO-Kommission die Trägergruppen der Neuaufnahmen. Die Initiator*innen nutzen die Feierstunde auch, um ihr Anliegen zu verdeutlichen, das Hebammenwesen auch international als Kulturerbe anerkennen zu lassen.
- Im März 2018 beschloss die Deutsche UNESCO-Kommission die Nominierung des Hebammenwesens als Immaterielles Kulturerbe weltweit zu unterstützen. Die Entscheidung begründete die UNESCO-Kommission unter anderem mit der jahrtausendealten Tradition der Hebammenkunst: „Eines der ältesten Zeugnisse der Hebammenkunst ist eine Tempelmalerei aus dem 3. Jahrtausend v. Chr., das die Drillingsgeburt der Pharaonenkinder des ägyptischen Sonnengottes Re zeigt.“
- Im November 2018 schlossen sich direkt Kolumbien, Togo und Luxemburg der Nominierung an.
- Später kamen Slowenien, Zypern, Kirgistan und Nigeria hinzu.
- Im März 2019 wurde der deutsche Vorschlag offiziell bei der UNESCO eingereicht.
Was sind die nächsten Schritte?
Im März 2022 wird der internationale Vorschlag offiziell bei der UNESCO eingereicht.
Ende 2023 entscheidet die internationale Kommission der UNESCO über die Aufnahme des Hebammenwesens in die weltweite Liste des Immateriellen Kulturerbes. Selbstverständlich halte ich euch hier auf dem Blog darüber auch auf dem Laufenden.
Wer steckt hinter der Initiative?
Hinter der Initiative stecken maßgeblich drei Verbände, die in enger Abstimmung mit der Deutschen UNESCO-Kommission arbeiten:
- der Deutsche Hebammenverband, dessen Stellungnahme zur Initiative du hier findest: https://www.hebammenverband.de/beruf-hebamme/unesco-kulturerbe/
- der Bund freiberuflicher Hebammen, den du über diese Homepage erreichst: https://bfhd.de/
- der Verein Hebammen für Deutschland, ein Zusammenschluss von Eltern, Hebammen, Ärzt*innen und allen, die die individuelle Geburtshilfe in Deutschland erhalten wollen. Seine Mitteilung zur Initiative ist hier abrufbar: https://www.hebammenfuerdeutschland.de/unesco-nominierung-des-hebammenwesens/
Wie können wir die Initiative unterstützen?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie wir alle die Initiative unterstützen können:
- Macht Werbung!
- Verbreitet die Initiative online in den sozialen Netzwerken (unter diesem Beitrag ist der Button, um ihn direkt zu teilen).
- Gebt anderen Vereinen, Verbänden und Initiativen Bescheid, die sich für Geburtshilfe einsetzen.
- Nutzt eure Kontakte zu Multiplikator*innen, z.B. im Journalismus.
- Tragt euch ins Gästebuch ein: Hier geht es zum Gästebuch der Initiative Hebammenwesen weltweit. Jeder Gästebucheintrag zeigt, dass die Initiative auch aus der breiten Bevölkerung unterstützt wird.
- Stellt Kontakte zu Hebammen in anderen Ländern her! Du kennst jemanden, der*die jemanden kennt, der*die Hebammen in anderen Ländern kennt? Stell den Kontakt zur Initiative her. Jedes Land, das der UNESCO-Konvention zum immateriellen Kulturerbe beigetreten ist, kann auch nach der internationalen Anerkennung noch beitreten. Dem muss die nationale Anerkennung vorausgehen und das braucht Unterstützung!!
- Unterstützt die Initiative bei Veranstaltungen! Meldet euch dafür einfach bei Lisa (Kontaktdaten siehe unten).
- Unterstützt die Initiative, z.B. bestellt Aufkleber und verteilt sie überall, wo Menschen hinschauen!
- Homepagepflege: Wenn ihr über einen Gästebucheintrag hinaus etwas zur Homepage www.hebammenwesen-weltweit.de beitragen wollt, beispielsweise indem ihr einen Artikel schreibt oder Bilder einreicht, meldet euch!
- Die Initiative ist selber kein eingetragener Verein. Deshalb können wir nicht offiziell Mitglied werden. Ihr könnt aber eine zweckgebundene Spende an einen der drei Trägervereine richten.
Wo erfährst du mehr über die Initiative Hebammenwesen Weltweit?
Die Initiative stellt sich vor auf Hebammenwesen-weltweit.de. Dort findest du weitere Informationen und immer alle Neuigkeiten.
An wen kannst du dich wenden?
Ansprechpartnerin in allen Fragen, auch für Presseanfragen, ist Lisa von Reiche, die du über info@hebammenwesen-weltweit.de erreichst.