Im Nachgang zu meinem Blogbeitrag vom 4. November 2020 kontaktierte ich den Bundestagsabgeordneten Erich Irlstorfer von der CSU. Mich hatte sein Zwischenruf im Plenum irritiert. Auf die Forderung „Wir brauchen nicht weniger als einen Kulturwandel in der Geburtshilfe, damit endlich Mutter und Kind in den Mittelpunkt der Geburtshilfe gestellt werden“ von Dr. Kirsten Kappert-Gonther reagierte er mit den Worten: „Reden Sie doch nicht so einen Unsinn!“
In meiner Email bat ich darum, diese Aussage zu erläutern. Denn aus meiner Sicht ist es in der Tat nötig, Mutter und Kind bei der Geburtshilfe in den Mittelpunkt zu stellen.
Ein paar Tage später konnte ich dann ein Telefon mit Herrn Irlstorfer führen. Er stellte sich mir als engagierter Politiker vor, der vor seinem Einzug in den Bundestag durch seine Arbeit bei der AOK Bayern bereits Erfahrung im Gesundheitssystem gesammelt hatte. Seit seinem Einzug in den Bundestag 2013 ist er im Gesundheitsausschuss auch mit dem Thema Geburtshilfe befasst.
Seine Maxime für eine optimale Geburtshilfe lautet:
Schwangerschaftsvorsorge, Betreuung unter der Geburt und Wochenbettbetreuung sollten im Idealfall von derselben Hebamme durchgeführt werden.
Dabei sieht er aber das Problem, dass viele Hebammen gar keine Geburten betreuen wollten, weil die Arbeitszeiten nachts und am Wochenende oft nur schwierig mit den Ansprüchen an die eigene Familie zu verbinden seien. Viele Hebammen würden sich deshalb auf Vor- und Nachsorge spezialisieren.
Von den Hebammenverbänden sei immer wieder angeführt worden, dass zu wenig Geld eines der Hauptprobleme in der Geburtshilfe sei. Mit mehr Geld könnten mehr Hebammen bezahlt werden, was zu einer Entlastung führen würde. Aus diesem Grund habe er sich dafür eingesetzt, dass das Bundesgesundheitsministerium zusätzliche 200 Millionen Euro in die Geburtshilfe investierte. Konkret könnten die Krankenhäuser dadurch pro 500 Geburten eine Hebammenvollzeitstelle mehr finanzieren.
Zu seinem Zwischenruf im Plenum erläuterte Herr Irlstorfer: „Dieses Geld ist gut investiert. Ich kann es aus taktischer Sicht verstehen, dass die Opposition unsere Arbeit — zumal ein Jahr vor der Bundestagswahl — nicht loben will. Aber ich möchte mir unsere Erfolge auch nicht zerreden lassen.“
Er betonte, dass Politik immer auf einen Ausgleich der Interessen hinwirken müsse: Die Versorgung von Schwangeren und Gebärenden sowie jungen Familien müsse genauso berücksichtigt werden wie die Situation der Hebammen. Mit dem nun eingebrachten Gesetzentwurf würde beiden Gruppen geholfen.
Ich danke Herrn Irlstorfer für das Gespräch.
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