Heute teile ich einen Mamawelt-Beitrag mit euch: Wir alle wünschen uns natürlich, dass die Digitalisierung für Entlastung sorgt, statt zusätzliche Aufgaben zu bringen. Einen solchen Ansatz verfolgt Ariane, die an familienfreundlichen Apps arbeitet. Heute erzählt sie uns von ihrem aktuellen Projekt.
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Um denjenigen gerecht zu werden, die sich mit den Worten „Frau“ oder „Mutter“ nicht identifizieren können, obwohl in ihrer Geburtsurkunde „weiblich“ steht, habe ich mich dazu entschlossen, in meinen eigenen Beiträgen „Mutter“ und „Frau“ jeweils mit dem Inklusionssternchen zu versehen. Ihr werdet also Frau* oder Mutter* lesen (falls der Text von mir kommt und nicht von anderen Menschen). Geschlechtergerechte und inklusive Sprache ist mir ein Herzensthema, allerdings ist (meine persönliche und die gesellschaftliche) Entwicklung dazu noch lange nicht abgeschlossen. Mal sehen, wie ich es in Zukunft angehe. Mehr zum Thema liest du unter anderem hier: Sollte ein Geburtsblog geschlechtsneutral sein, Gebären wie eine Feministin und Sex, Gender, Geburten und die deutsche Sprache.
Stell dich doch bitte kurz vor!
Mein Name ist Ariane Vogel, ich bin UI/UX-Designerin und habe mich auf die Entwicklung von Gesundheits-Apps spezialisiert. Das heißt, ich begleite Unternehmen, die eine solche App entwickeln wollen, von der ersten Recherche über das Design bis hin zum ersten Klick-Dummy und betreue auch die Nutzertests und je nach Produkt auch die Medizinprodukte-Zertifizierung.
Exkurs: UI/UX-Design
(bitte zum Lesen aufklappen)
Ein UX/UI-Designer ist jemand, der auf die Gestaltung benutzerfreundlicher digitaler Produkte spezialisiert ist, wobei UX für User Experience und UI für User Interface, also Benutzeroberfläche steht.
Du entwickelst auch Apps für Familien. Wie genau bist du dazu gekommen?
Vom Hintergrund bin ich studierte Kommunikationsdesignerin und habe über 10 Jahre Browsergames und Apps entwickelt. Nebenbei habe ich damals schon als Freelancerin für ein Medizintechnikunternehmen gearbeitet, das sich auf die Behandlung von Neu- und Frühgeborenen spezialisiert hat. Um noch etwas besser vorbereitet zu sein, habe ich 2021 berufsbegleitend noch Usability Engineering studiert. Das wurde dann aber etwas zu viel, weshalb ich Ende 2021 beschlossen habe, mich ganz auf die Selbstständigkeit zu konzentrieren. Seitdem begleite ich sehr viele unterschiedlichen Firmen – von großen Krankenkassen bis hin zu kleinen Startups.
Im Rahmen meiner Arbeit habe ich auch schon einige Apps für Familien entwickelt. Das eine war eine App für Eltern im ersten Lebensjahr, die wir zusammen mit der Techniker Krankenkasse entwickelt haben, und das andere ist eine Familienmanagement-App. Zu den konkreten Projekten bin ich eigentlich immer zufällig über die Gründer oder Geschäftsführer gekommen.
Wie können Apps denn deiner Meinung nach jungen Familien helfen? Geht es da um Infos? Oder um andere Hilfe?
Das ist sehr unterschiedlich. Information ist eine Ebene, aber es können auch Übungen sein, z.B. Entspannungs- oder Achtsamkeitsübungen. Es können Kontaktmöglichkeiten zu Ärzt*innen oder anderen professionellen Hilfseinrichtungen angeboten werden, aber es kann auch eine komplette Psychotherapie über eine App angeboten werden, mit täglichen Check-Ins, Tagebuchfunktion und psychotherapeutischen Inhalten.
Mein aktuelles Projekt geht sogar so weit, dass wir die komplette Familienorganisation mit Hilfe von KI automatisieren und vereinfachen wollen, um insbesondere Mütter zu entlasten.

Das klingt total spannend!
Darfst du zu dem Projekt schon mehr erzählen?
Ja, sehr gerne. Die App ist mein erstes eigenes Start-up und befindet sich gerade in der Beta-Phase mit ersten Test-Nutzern. Unsere Vision ist eine innovative App, die künstliche Intelligenz nutzt, um das Familienmanagement zu revolutionieren. Durch intelligente Technologie wollen wir eine Lösung anbieten, die auf die Bedürfnisse jeder Familie zugeschnitten ist, um Resilienz, Gesundheit und Gleichberechtigung im Familienleben zu fördern. Unsere Hauptfunktionen umfassen automatisiertes Aufgabenmanagement, einen Familien-Chatbot für nahtlose Kommunikation, Unterstützung für psychische Gesundheit und Optimierung des Zeitmanagements.

Das heißt, die App funktioniert am besten, wenn beide Elternteile mitmachen?
Ja, es funktioniert am Besten, wenn beide mitmachen. Wie man sie dann aber genau nutzt, ist jeder Familie selbst überlassen. Wenn man sie „nur“ dazu nutzt, dass einer die Aufgaben einträgt und an andere Familienmitglieder verteilt, ist das zwar nicht der Zustand, den wir uns wünschen würden (nämlich dass der Mental Load auf viele Schultern verteilt wird), aber man ist immerhin einen Schritt weiter, weil die Aufgaben aus dem Kopf raus und verteilt und portionierbar geworden sind.
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Sollen die Kinder dann auch Zugriff haben? (Und gibt es dafür eine spezielle Kinder-Variante?)
Ja die Kinder sollen auch Zugriff haben, aber eine spezielle Kinderversion zwar angedacht, aber noch nicht konkret eingeplant, da es hier je nach Alter sehr komplex werden kann.

Inwieweit macht KI den entscheidenden Unterschied, um wirklich Entlastung in den Familienalltag zu bringen? Die Umsetzung der Aufgaben kann die KI dann ja doch nicht, oder?
Nein, das kann sie nicht, aber sie kann viele kleine Entscheidungen abnehmen und Vorschläge machen, die dann angepasst werden können, was den Mental Load deutlich reduziert, weil man nicht an jedes Detail selbst denken muss. Sie kann auch automatisch Erinnerungen senden, wenn Dinge anstehen, wie zum Beispiel Weihnachten, Vorsorge-Untersuchungen und Geburtstage. Oder auch warnen, wenn die Belastung bei einem Familienteil zu groß wird. Langfristig denken wir natürlich auch daran, dass die KI selbst bestimmte Aufgaben übernimmt, wie zum Beispiel das automatische Versenden von Nachrichten oder das Buchen von Arztterminen.

Was meinst du, was ist bisher das größere Problem: Dass tendenziell ein Elternteil wesentlich mehr organisiert als das andere und entsprechend die Bereitschaft des anderen Elternteils steigen muss, sich einzubringen, oder dass beide Elternteile gleich engagiert sind und der Knackpunkt die verbesserungswürdige Kommunikation ist?
Kommunikation ist hier das Schlüsselwort, denn oft glauben beide Elternteile, dass sie gleich viel (oder mehr als der andere) tun und es ist überhaupt nicht transparent, wer wie viel tut. Erst wenn das klar ist, kann auch die Bereitschaft steigen, mehr zu tun.

Was wäre das optimale Ergebnis, das Familien mit eurer App erzielen?
Ziel ist eine faire und transparente Verteilung der Aufgaben innerhalb der Familie. Es geht nicht darum, alles strikt 50/50 aufzuteilen, sondern um Lösungen, die sich für alle Beteiligten ausgewogen und gerecht anfühlen. So wollen wir den Stress im Familienalltag reduzieren und dadurch die Gesundheit und das Wohlbefinden aller Familienmitglieder stärken. Schließlich soll Familie Spaß machen und nicht in einer endlosen Quelle von Stress und Belastung sein.
Wie läuft denn die Beta-Phase?
Holprig. Wir testen gerade nur mit Freunden und Familie und es sind schon extrem viele Dinge aufgefallen, die wir anpassen müssen, aber wir sind optimistisch, dass wir im ersten Quartal eine Version haben werden, die wir auch in größerer Runde zum Test rausgeben können 🙂
Was sind jetzt die nächsten Schritte und wo können sich Leser*innen auf dem Laufenden halten, falls sie der Meinung sind, die App kann ihnen helfen?
Die nächsten Schritte sind zunächst das Feedback aus dem letzten Test umzusetzen und noch 1-2 Features einzubauen, aber dann geht es schon in die nächste Testrunde. Wer Lust hat selbst zu testen und generell auf dem Laufenden zu bleiben, kann sich auf unserer Webseite familymind.ai in die Liste der Testerinnen und Tester eintragen.
Liebe Ariane, ich danke dir für das Interview und wünsche ganz viel Erfolg!
Wöchtenliche Updates zu neuen Beiträgen

Ariane Vogel
Ariane Vogel entwickelt Apps, und zwar am liebsten welche, die Familien tatsächlich helfen. Sie ist selber Mama und weiß: Noch mehr Mental Load braucht niemand.
Katharina Tolle
Wie schön, dass du hier bist! Ich bin Katharina und betreibe seit Januar 2018 diesen Blog zu den Themen Geburtskultur, selbstbestimmte Geburten, Geburtsvorbereitung und Feminismus.
Meine Leidenschaft ist das Aufschreiben von Geburtsgeschichten, denn ich bin davon überzeugt, dass jede Geschichte wertvoll ist. Ich helfe Familien dabei, ihre Geschichten zu verewigen.
Außerdem setze ich mich für eine selbstbestimmte und frauen*-zentrierte Geburtskultur ein. Wenn du Kontakt zu mir aufnehmen möchtest, schreib mir gern!
