Geburt ist wie Wasser – unvorhersehbar und einzigartig

Geburt ist wie Wasser, auch, wenn es gar nicht um Wassergeburten geht. In diesem Beitrag mache ich mir ein paar Gedanken über die Ähnlichkeiten zwischen Geburten und Wasser.

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Um denjenigen gerecht zu werden, die sich mit den Worten „Frau“ oder „Mutter“ nicht identifizieren können, obwohl in ihrer Geburtsurkunde „weiblich“ steht, habe ich mich dazu entschlossen, in meinen eigenen Beiträgen „Mutter“ und „Frau“ jeweils mit dem Inklusionssternchen zu versehen. Ihr werdet also Frau* oder Mutter* lesen (falls der Text von mir kommt und nicht von anderen Menschen). Geschlechtergerechte und inklusive Sprache ist mir ein Herzensthema, allerdings ist (meine persönliche und die gesellschaftliche) Entwicklung dazu noch lange nicht abgeschlossen. Mal sehen, wie ich es in Zukunft angehe. Mehr zum Thema liest du unter anderem hier: Sollte ein Geburtsblog geschlechtsneutral sein, Gebären wie eine Feministin und Sex, Gender, Geburten und die deutsche Sprache.

Geburt ist die Wasser: von plätschernd bis reißend

Mal sanft plätschernd wie ein Bach, mal tosend wie ein reißender Fluss – jede Geburt hat ihre ganz eigene Dynamik.

Foto von Matt Hardy

Wie bei einem Ausflug ans Meer können wir nie genau wissen, was uns erwartet. Vielleicht haben wir Erfahrungen von früheren Besuchen. Und die sind wertvoll. Aber sie können uns nicht davor beschützen, dass die Umstände dieses Mal ganz anders sein können.

Selbst erfahrene Mütter, die bereits mehrere Kinder zur Welt gebracht haben, können überrascht werden. Denn jede Geburt ist einzigartig, geprägt von zahlreichen Faktoren wie dem Zustand von Mutter und Kind, äußeren Umständen und nicht zuletzt der Tagesform.

Was der eine Mensch als angenehme Welle empfindet, kann für eine andere beängstigend sein. Manche fühlen sich im Wasser pudelwohl, andere bekommen Panik. Ähnlich verhält es sich bei der Geburt: Die Wahrnehmung von Wehen und Geburtsfortschritt ist höchst individuell.

Unsere „Ausrüstung“ spielt dabei eine wichtige Rolle. Mit Sauerstoffflasche und Flossen schwimmt es sich ganz anders bis zur nächsten Insel als nur mit einer Schwimmbrille. Und natürlich spielt es eine Rolle, ob wir ausgeschlafen und gut genährt sind oder kränklich und erschöpft.

Bei der Geburt ist es ähnlich: Auch hier können die Umstände ganz unterschiedlich sein. Die richtige „Ausrüstung“ kann helfen, bietet aber keine Garantie. Zur persönlichen Ausrüstung einer Gebärenden gehören nicht nur medizinische Hilfsmittel, sondern auch mentale Vorbereitung, Atemtechniken oder unterstützende Personen. Die richtige Ausrüstung kann helfen, die Wellen zu meistern.


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Lebensspendend und tödlich

Wie beim Schwimmen im Meer birgt auch eine Geburt Risiken. Wir sollten uns dessen bewusst sein, ohne in Angst zu verfallen. In den meisten Fällen verläuft eine Geburt ohne ernsthafte Komplikationen, ähnlich wie die meisten Schwimmausflüge im Meer problemlos verlaufen. Dennoch ist es klug, vorbereitet zu sein.

[Zum Thema „der Natur ist egal, ob du überlebst, habe ich hier mehr geschrieben: Reaktion auf MAITHINK X: Natürliche Geburt]

Die Einschätzung des Geburtsteams und sein Fachwissen können wertvolle Orientierung bieten, vergleichbar mit erfahrenen Rettungsschwimmer*innen, die die Strömungen und Wetterbedingungen kennen.

Die Verantwortung für den Sprung ins Wasser bleibt bei dir

Letztendlich liegt die Verantwortung für die Wahl der Vorbereitung und für Entscheidungen unter der Geburt bei der Gebärenden selbst. Sie ist diejenige, die ihren Körper und ihre Bedürfnisse am besten kennt und spürt (denn vor Beginn der Geburt ist alles graue Theorie!). Wie eine Schwimmerin, die selbst entscheidet, wie weit sie ins Meer hinausschwimmt, muss auch die Gebärende ihre eigenen Grenzen kennen und respektieren. Sie trifft die endgültigen Entscheidungen über Eingriffe in ihren Geburtsverlauf, basierend auf den zur Verfügung stehenden Informationen und ihrem persönlichen Gefühl.

Foto von Camila Cordeiro

Diese Verantwortung kann sowohl bestärkend als auch herausfordernd sein. Sie unterstreicht die Wichtigkeit einer guten Vorbereitung, offener Kommunikation mit dem Geburtsteam und des Vertrauens in die eigene Intuition.

Alles graue Theorie

Letztendlich muss jede Gebärende ihren eigenen Weg finden, mit den Wellen der Geburt umzugehen. Was in der Theorie perfekt klingt, kann in der Praxis ganz anders sein. Erst wenn die Wehen einsetzen, zeigt sich, was wirklich hilft und gut tut.

Bis zum Beginn der Geburt bleibt vieles Spekulation. Wie wir uns fühlen werden, welche Methoden uns unterstützen und wie wir die Intensität erleben – all das lässt sich im Vorfeld nur bedingt planen.

Es verhält sich ähnlich wie beim Schwimmen lernen: Du kannst noch so viele Bücher lesen, Videos ansehen oder Trockenübungen machen – das wahre Gefühl des Schwimmens erfährst du erst, wenn du tatsächlich im Wasser ist. Erst dann spürst du den Auftrieb, die Bewegung des Wassers um den Körper und wie deine eigenen Bewegungen dich vorwärts treiben.

Foto von Hannah Barata

Interessanterweise gibt es sowohl beim Schwimmen als auch bei der Geburt Aspekte, die sich manchmal gut anfühlen, aber nicht immer. Ein erfrischendes Bad kann an einem heißen Tag wunderbar sein, während dasselbe Wasser an einem anderen Tag als unangenehm kalt empfunden wird. Ähnlich kann eine bestimmte Gebärposition oder Atemtechnik in einem Moment sehr hilfreich sein, im nächsten jedoch unwirksam oder sogar störend wirken. Diese Variabilität unterstreicht, wie wichtig es ist, flexibel zu bleiben und auf die eigenen Bedürfnisse zu hören, die sich im Laufe des Prozesses ändern können.

Abenteuer, trotz aller Planung

Die Geburt ist und bleibt ein Abenteuer, bei dem wir uns dem Fluss des Geschehens anvertrauen müssen. Letztendlich müssen wir bereit sein, uns auf die Situation einzulassen. Zum Glück brauchen wir das nicht alleine, wenn wir nicht wollen, sondern können uns sowohl liebe Menschen aus dem Umfeld als auch Profis an unsere Seite holen, die uns auf unserem Weg unterstützen.

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Katharina Tolle

Wie schön, dass du hier bist! Ich bin Katharina und betreibe seit Januar 2018 diesen Blog zu den Themen Geburtskultur, selbstbestimmte Geburten, Geburtsvorbereitung und Feminismus.

Meine Leidenschaft ist das Aufschreiben von Geburtsgeschichten, denn ich bin davon überzeugt, dass jede Geschichte wertvoll ist. Ich helfe Familien dabei, ihre Geschichten zu verewigen.

Außerdem setze ich mich für eine selbstbestimmte und frauen*-zentrierte Geburtskultur ein. Wenn du Kontakt zu mir aufnehmen möchtest, schreib mir gern!

Foto von Katharina

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