Wassergeburt zu Hause in der Nacht (inklusive Checkliste)

Eine Wassergeburt nachts zu Hause stellt werdende Eltern manchmal vor große Herausforderungen. In diesem Beitrag beantworte ich deshalb die Frage:

Was muss ich beachten, wenn ich zu Hause ein Kind im Wasser bekommen will — und die Geburt nachts stattfindet?

Viele Tiere bekommen ihre Kinder nachts. Auch viele Menschenbabys werden nachts geboren. Nachts schlafen die großen Geschwister, nachts zieht die Herde nicht weiter. Nachts stimmt die Hormonmischung.

Unsere modernen Wohnungen sind dagegen manchmal nicht ausreichend auf nächtliche Hausgeburten im Wasser vorbereitet. Ganz konkret: Das warme Wasser fehlt!

Wie bereite ich eine Wassergeburt zu Hause vor?

Über die unterschiedlichen Optionen, wo die Wassergeburt zu Hause stattfinden kann, habe ich bereits geschrieben: Wassergeburt zu Hause – geht das?

Unabhängigkeit davon, ob ihr euch für eine Badewanne (wie Sabrina), einen Geburtspool, eine Regentonne so wie Miriam oder ein Planschbecken entscheidet:

im entscheidenden Moment muss das Gefäß mit Wasser gefüllt werden.

Das bedeutet ganz konkret:

Habt alle technischen Vorbereitungen getroffen (Folie zum Unterlegen, das Verbindungsstück zwischen Wasserhahn und Schlauch, der Schlauch ist lang genug und dicht, es gibt eine angenehme Auslassdüse, die Pumpe zum Auspumpen nach der Geburt ist besorgt).

Und:

Klärt, wo ihr nachts warmes Wasser her bekommt!

Wenn ihr in einer Wohnung in einem Mehrfamilienhaus mit zentraler Wasserversorgung wohnt, habt ihr vermutlich keinen Einfluss darauf, ob ihr auch nachts warmes Wasser habt. Das hängt unter anderen davon ab, ob Heizung und Warmwasser über das gleiche System laufen. Das ist zum Beispiel bei Gasheizungen oft der Fall.

In vielen Mietshäusern ist es üblich, nachts die Warmwasserversorgung zu unterbrechen. Aus ökonomischer Sicht ist das durchaus sinnvoll, und für den nächtlichen Gang zum Klo reicht kaltes Wasser auch.

Für eine Geburt ist das allerdings doof.

Einfacher ist es, wenn du in einem Einfamilienhaus wohnst, in dem du selber entscheiden kannst, wann warmes Wasser zur Verfügung steht.

Auch hier solltest du dir allerdings die Mühe machen, bereits vorher zu wissen, ob warmes Wasser rund um die Uhr bereit steht, oder nicht. Wenn die Geburt erst los geht, willst du bestimmt nicht erst mal zur Gastherme laufen und dich durch die Geräteeinstellungen wuseln.

Abhängig von deiner konkreten Versorgungslage kannst du dich dann ganz konkret auf deine Wassergeburt zu Hause vorbereiten:

Checkliste für Wassergeburten zu Hause in der Nacht

Kläre deine grundsätzliche nächtliche Versorgungslage mit warmen Wasser

Worüber beziehst du dein warmes Wasser?

  • Handelt es sich um einen Boiler, der immer warmes Wasser bereit hält? Wie viel Wasser ist im Boiler und reicht das für deine Wanne oder dein Becken? Wie schnell wird das Wasser wieder aufgewärmt, wenn du das vorhandene Wasser gebraucht hast?
  • Ist die Versorgung mit warmem Wasser an die Heizung gekoppelt?
  • Hast du (in Deutschland eher unwahrscheinlich, aber in finnischen Sommerhäusern normal) einen großen Wasserkocher, den du mit Holz heizt?

Weite deine reguläre Versorgung mit warmem Wasser vor der Geburt aus

  • Falls angebracht, nimm Kontakt zu deine *r Vermieter*in auf.
  • Kontaktiere die Hausverwaltung.
  • Stell die Anlage um bzw. lass das von Fachleuten erledigen.
  • Teste, ob du tatsächlich warmes Wasser zur Verfügung hast. Tipp: falls du so oder so nachts auf’s Klo musst, eignen sich diese Momente hervorragend. Tipp 2: nach einer Party ist es eventuell schon spät genug zum Ausprobieren. Tipp 3: Diese Aufgabe kann man auch delegieren…

Richte eine alternative Versorgung ein, damit du rund um die Uhr warmes Wasser für deine Wassergeburt zu Hause hast!

Kein Glück mit der Vermieterin? Oder die Hausverwaltung könnte erst in 3 Wochen kommen – bis dahin ist dein Baby aber vermutlich längst geboren?

Keine Panik, du kannst dennoch eine Wassergeburt zu Hause erleben, selbst, wenn es nachts los geht. Sorg einfach für alternative Wassererhitzung:

Der Wasserkocher

der Wasserkocher hat mehrere Vorteile, wenn es darum geht, eine Wassergeburt auch nachts umzusetzen:

  • Er ist leicht zu tragen.
  • Er funktioniert in jedem Zimmer.
  • Das Wasser ist schnell erhitzt.
  • Er schaltet sich ab, wenn das Wasser kocht.

Daraus ergeben sich allerdings auch Nachteile:

  • Es passt nicht viel rein.
  • Eventuell ist eine Verlängerungsleitung nötig.

Tipp: Viele Menschen haben noch einen alten „Ersatzwasserkocher“ im Keller stehen. Schau mal nach, ob du auch noch einen hast. Du kannst auch dein Umfeld fragen – irgendjemand leiht dir bestimmt einen zusätzlichen Wasserkocher, so dass du für deine Wassergeburt zu Hause mehrere Geräte zur Hand hast.

Wasser auf dem Herd erhitzten

Klar kannst du auch Wasser auf deinem normalen Herd erhitzen. Das hat folgende Vorteile:

  • Du kannst meist drei oder vier Platten gleichzeitig nutzen.
  • Die einzelnen Töpfe haben ein größeres Fassungsvermögen.

Die Herdnutzung hat folgende Nachteile:

  • Der Herd steht nur in der Küche.
  • Je nach Energiequelle dauert es lange, bis die Hitze da ist.
  • Große Gefäße sind schwieriger zu tragen – sie sind schwer und unhandlich.
  • Der Herd muss manuell abgeschaltet werden. Du darfst ihn nicht vergessen.

Zusätzliche Herdplatten

Vielleicht hast du von der letzten Renovierungsaktion noch eine zusätzliche Kochplatte im Keller stehen? Oder, wie beim Wasserkocher, kennst Menschen, von denen du eine extra-Kochplatte ausleihen kannst?

Vorteile einer zusätzlichen Kochplatte für Wassergeburten nachts zu Hause sind:

  • Du kannst sie überall platzieren.
  • Du kannst große Töpfe nutzen.

Nachteile der externen Kochplatte sind:

  • Stauraum: So eine Kochplatte braucht mehr Platz als ein Wasserkocher. Wenn du so oder so schon viele Utensilien für deine Hausgeburt herumstehen hast, ist die Kochplatte vielleicht zu voluminös.
  • Größe: die meisten externen Kochplatten haben nur ein oder zwei Kochfelder statt bis zu vier.
  • Je nach Art brauchen die Felder lange zum Aufwärmen.
  • Sie muss manuell abgeschaltet werden. Du darfst sie nicht vergessen.

Die helfende Hand: Unterstützung bei der Wassergeburt nachts zu Hause

Gerade, wenn du nicht einfach den Hahn aufdrehen kannst und das Wasser in die Badewanne, das Planschbecken, die Regentonne oder den Geburtspool fließt, ist mein Tipp:

Such dir Unterstützung bei der Wasserversorgung!

Stell dir mal folgendes Szenario vor:

Du blubberst deine Wehen in die Wanne. Abends hast du noch angenehm warmes Wasser einlaufen lassen. Doch das ist mittlerweile einige Zeit her. Das Wasser wird kühl. Du willst warmes Wasser nachlaufen lassen. Du drehst den Hahn auf. Es kommt nur kaltes Wasser. Und weil niemand da ist, musst du dich nach der nächsten Welle aus der Wanne hieven, in die Küche laufen und den Wasserkocher anschmeißen. Wahrend du wartest, bis das Wasser heiß ist, tropfst du den Boden voll. Die nächste Welle veratmest du am Küchentisch. Endlich ist das Wasser heiß. Du trägst den Wasserkocher zur Wanne, gießt das Wasser ein und steigst wieder in die Wanne. Mist, es ist dir immer noch to kalt.

Blöd gelaufen.

Tu dir den Gefallen und such dir Unterstützung, falls du nachts auf alternative Wasserversorgungen angewiesen bist.

Wer kann das sein? Wenn du so bist, wie ich, hältst du nichts davon, mit Bikini in die Wanne zu hopsen. Du willst nackt sein. Also solltest du dir eine Person suchen, die dich nackt sehen kann, ohne, dass du dich unwohl fühlst.

  • Dein*e Partner*in: sicherlich für viele die erste Wahl. Allerdings solltest du bedenken, dass auch dein*e Partner*in zwischendurch Schlaf braucht.
  • Deine Hebamme: wenn du eine Hausgeburt mit Hebamme planst, wird sie sicherlich helfen. Vorteil: normalerweise sind 2 Hebammen zu Hausgeburten dabei. Sie können sich abwechseln. Außerdem weiß die Hebamme, wie warm oder kalt das Wasser sein sollte, um die Geburt optimal zu unterstützen.
  • Deine Doula: wenn du eine Doula für deine Geburt engagiert hast, wird sie ganz sicher gern die Aufgabe der Wasserträgerin übernehmen, falls nötig.

Wasser für die Landgeburt

Klar ist dieser Beitrag vor allem wichtig für dich, wenn du eine Wassergeburt zu Hause planst. Aber auch, wenn du keine Wassergeburt anstrebst oder im Krankenhaus gebären möchtest, solltest du diese Hinweise beherzigen.

Viele Frauen genießen in der Eröffnungsphase noch das warme Wasser unter der Dusche oder in der Badewanne. Das ist ganz unabhängig von der Frage, ob du zur Geburt ins Krankenhaus fährst, zu Hause eine Landgeburt anstrebst, oder eine Wassergeburt zu Hause planst. Es lohnt sich also in jedem Fall, mal zu schauen, wann dir warmes Wasser zur Verfügung steht.

Technische Warnhinweise

Achtung. In diesen Beitrag geht es um Wasser und Strom und Hitze. Bitte beachte immer, dass deine Sicherheit an erster Stelle stehen muss! Das bedeutet:

  • Nutz keine elektrischen Geräte so nah am Wasser, dass sie nass werden könnten. Sprich: die Leitung des Wasserkochers darf nicht in die Badewanne ragen!
  • Überschätze nicht deine Kraft! Gerade, wenn du heißes Wasser trägst, solltest du nur so viel tragen, wie du sicher tragen kannst.
  • Unterschätzte nicht die Wellen! Du reagierst vielleicht mit Bewegungen, durch die du Wasser verschüttest.
  • Achte auf die Zeit: Wasser auf dem Herd verdunstet.

Und jetzt bist du dran – oder dein*e Partner*in!

Lass dich bei deiner Hausgeburt nicht von kaltem Wasser schrecken. Bereite dich stattdessen vor. Die Checkliste hilft dir bestimmt dabei. Du brauchst nicht alles selber machen: Manche Partner*innen sind mehr als dankbar, konkrete Vorbereitungen zu treffen.

Und nach der Wassergeburt zu Hause?

Nach der Wassergeburt zu Hause kuschelst du mit deinem Baby und genießt das Wochenbett. Und wenn der Zeitpunkt gekommen ist, über deine Erfahrungen zu sprechen, freue ich mich darauf, von dir zu hören! Denn jede Geschichte ist es wert, erzählt und gehört zu werden. Jede Geburtserfahrung ist einzigartig und vollwertig. Wenn du Unterstützung beim Aufschreiben deiner Geschichte möchtest, melde dich gerne bei mir.