[Dieser Beitrag hat nichts mit Geburtsgeschichten zu tun. Das Schöne ist: Mein Blog, meine Regeln. Also schreibe ich heute über unser Familienleben in dieser Woche.]
Spoiler: Es geht um Corona.
Montagmorgen: Ich bringe die Jüngste zur Kita. Am Eingang zur Gruppe steht gut sichtbar ein Zettel: Es besteht ein Coronaverdachtsfall in der Kita. Selbsttests werden auf Nachfrage ausgeteilt. Es gibt Popel-Tests. Da wir zu Hause Lollitests haben, nehme ich keine aus der Kita mit.
Montagnachmittag: Der Lollitest der Jüngsten ist negativ.
Dienstagnachmittag: Der Lollitest der Jüngsten ist negativ.
Mittwoch, 11 Uhr: Anruf aus der Kita. Die Jüngste steht ab sofort unter Quarantäne. Der Verdachtsfall in der Gruppe hat sich bestätigt. Ich hole sie ab. Kind hat keine Symptome.
Mittwoch, 14 Uhr: Telefonat mit dem Gesundheitsamt. Ich bin positiv überrascht: Die erste Frage gilt der Gesundheit des Kindes — ganz fetter Pluspunkt an die Dame am anderen Ende! Ergebnis des Telefonats: Quarantäne bis Freitag, 5. 11. Sie kann früher aus der Quarantäne entlassen werden, wenn wir einen PCR-Test machen lassen — das ginge dann ab Montag, 1.11. Der Große und der Mittlere sind nicht in Quarantäne. Den Mittleren dürfen wir auf eigene Faust zu Hause lassen. Der Große ist schulpflichtig.
Mittwoch, 21 Uhr: Ich reserviere online im nächsten Testzentrum einen Termin für einen PCR-Test am Montagmorgen.
Donnerstag: Der Mittlere hat sich bereiterklärt, seine geliebte Vorschule zu versäumen, um auf die Kleine aufzupassen. Dank ihm kann ich immerhin ein wenig arbeiten — unter anderem zur offenen Schreibwerkstatt. Der Große macht vor der Schule seinen Selbsttest: negativ.
Freitagvormittag: Der Mittlere geht in die Vorschule — Halloween-Feier. Der Große ist in der Schule. Die Kleine ist mit Papa zu Hause; ich bin vormittags bei einem Außentermin.
Freitagmittag: Madame Mini und ich halten Mittagsschlaf. Mein Mann weckt mich: „Das Gesundheitsamt hat angerufen. Der Große steht unter Quarantäne bis zum 5.11. Es gab einen Fall in seiner Klasse. Freitesten ab 1.11. möglich. Der Mann vom Gesundheitsamt sagte mir, wir müssten in ein anderes Testzentrum gehen; das, in das wir wollten, kann nicht abgerechnet werden. Er hat uns Termine für beide Kinder am Montag gegeben.“
Freitagnachmittag: Ich telefoniere mit einer anderen betroffenen Familie aus der Klasse des Großen. Sie hätten im „richtigen Testzentrum“ erst für Mittwoch einen Termin bekommen und im „falschen“ Testzentrum selbst zahlen müssen — mindestens 60 €. Außerdem erzählte mir die Mama, dass die Mutter des betroffenen Kindes gern direkt die Geschwister mit hätte testen lassen — aber das war nicht möglich; nicht mal auf Selbstzahlerbasis, weil der Termin ja nur für ein Kind gemacht worden war. Eines dieser Geschwisterkinder ist bei unserem Mittleren in der Vorschule. Es kann also gut sein, wenn dann ihr Test irgendwann ausgewertet wurde, dass dann auch unser Mittlerer in Quarantäne muss. Dann werde ich aber für Montag bestimmt keinen Testtermin mehr ekommen.
Und übrigens ist der Quarantänebescheid für die Jüngste heute noch nicht in der Post gewesen.
Beide Kinder haben nach wie vor keine Symptome.
Und jetzt kommt der Punkt, an dem ich mit den Augen rolle.
Jede betroffene Familie hat mit der Krankheit schon genug zu tun. Und die Kontaktpersonen bekommen den Mehraufwand irgendwie hin. Unsere Familie hat durch Zusammenarbeit, durch Zurückstecken, in den letzten Tagen viel auf die Reihe bekommen. Irgendwie haben wir die ganzen Planänderungen gemeistert. Andere Familien tun in dieser verrückten Zeit tagtäglich dasselbe.
Und dann höre ich von solchen Bürokratiemonstern, die uns zusätzlich das Leben schwer machen.
- Warum konnte die Mutter des betroffenen Schulkindes nicht alle Kinder (die übrigens alle Symptome haben!) an einem gemeinsamen Termin testen lassen?
- Warum kann das Gesundheitsamt nur Termine für ein bestimmtes Testzentrum vermitteln, statt für alle?
- Warum gibt es keine Testtermine für Schulkinder am schnellstmöglichen Tag, so dass diese so wenig Unterricht wie möglich verpassen?
Ja, Testlogistik ist nicht von heute auf Morgen aufzubauen. Ja, jeder Test kostet Geld. Ja, es gibt vielleicht auch zu wenige Menschen, die dort arbeiten können.
Ich bin trotzdem gerade genervt. Jede*r Arbeitgeber*in würde den Angstellten sonst was erzählen, wenn diese einfach nur wegen eines Testtermins erst zwei Tage später zur Arbeit kämen. Oder etwa nicht?
Bitte, liebe deutsche Bürokratie, sei doch mal so effektiv und effizient, wie der Rest der Welt das von uns immer behauptet.
Vorschlag: Das Gesundheitsamt stellt (von mir aus von einem*r zugelassenen Ärzt*in) ein ganzt altmodisches Rezept aus, das ich in jedem Testzentrum einlösen kann. Und das Testzentrum schickt den Wisch — wie die Apotheken es auch immer tun — an die Krankenlkasse.
Der Herbst fängt gerade erst an. Die Quarantäne wird uns noch häufiger heimsuchen.
Ich hoffe wirklich, dass sich am Testvergabesystem da noch was ändert.
Und jetzt: Ein Hoch auf unsere Kinder, die dann einfach beschließen, eine wunderbare Murmelbahn zu bauen. Unsere ist nicht online zu finden, aber schaut euch doch mal ein paar Beispiele auf Youtube (mit den entsprechenden Datenschutzbestimmungen) an.
Updates nach Veröffentlichung
Dieser Beitrag ging Freitagabend online. Seitdem gibt es ein paar neue Entwicklungen, und zwar:
Montagmittag: Die beiden Quarantänekinder werden im Drive-Through-Testcenter getestet. Unsere Daten hatte das Gesundheitsamt übermittelt. Die Jüngste wäre laut Zettel vier Jahre älter gewesen; zum Glück haben wir die Daten nochmals abgeglichen. Der Test wird als Mundhöhlenabstrich gemacht.
Ich bekomme pro Kind einen Zettel mit QR-Code, den ich mit der App „Mein Testergebnis“ scannen soll. „Kann ich das auch mit der Corona-Warn-App?“ – „Nein, geht nicht.“ Okay, kann ich zwar nicht nachvollziehen, aber gut.
Nach erfolgtem Test fahren wir heim.
Montagmittag, Teil 2: Ich sammle das Nicht-in-Quarantäne-Vorschulkind auf und bringe alle drei Kinder nach Hause. Der Papa erwartet sie. Dann gehe ich zur Schule, um die Bücher, Hefte und Aufgaben für den Großen abzuholen. Mit mir warten noch zwei andere Mütter, die mir erzählen, dass sie keinen Testtermin vor Mittwoch bekommen hätten und deshalb diesen gar nicht erst vereinbart haben. Sie werden die Quarantäne bis Freitag einfach abwarten.
Die Lehrerin erzählt, dass eine andere Mutter wohl am Montagmorgen so viel Stunk beim Gesundheitsamt gemacht hätte, dass ihr für Dienstag ein Testtermin vermittelt wurde.
Montagnachmittag Ich lade die App herunter, registriere dort beide Tests und scanne dann auch noch den QR-Code mittels Corona-Warn-App. Beide Apps akzeptieren den Code (wobei die Corona-Warn-App immer nur einen Test gleichzeitig speichern kann und mein Mann deshalb den Test des anderen Kindes scannt). Beide Apps geben die Meldung aus, dass es noch kein Ergebnis gebe. Das ist erwartet.
Dienstagmorgen: Verdammt. Die Testergebnis-App sagt immer noch, dass die Proben nicht im Labor angekommen seien.
Dienstagnachmittag: Okay, wir müssen damit rechnen, bis morgen kein negatives Testergebnis zu haben. Tagesplanung für Mittwoch mit zwei Quarantäne-Kindern.
Dienstagabend: Rücksprache mit einer anderen Familie, die sich am Freitag eine Überweisung vom Kinderarzt für einen PCR-Test besorgt hatte. Sie waren am Montag ebenfalls zum Testen (in dem von uns ursprünglich ebenfalls geplanten Testzentrum). Die Abrechnung über die Krankenkasse sein kein Problem, wurde ihnen gesagt. Ein Testergebnis haben sie auch noch nicht.
Mittwochmittag: Ich verdrehe die Augen. Immer noch sollen die Tests nicht im Labor angekommen sein. Wie lange hält sich eigentlich so eine Speichelprobe? Ich gebe die Hoffnung auf, dass wir das Testergebnis vor Ablauf der Quarantäne am Freitag in der Hand halten.
Übrigens haben wir immer noch keine schriftlichen Quarantänebescheide in der Post.
Und übrigens sind die einzigen Krankheitsanzeichen der Quarantänekinder gerade Lagerkoller und Ungerechtigkeitsempfinden, dass sämtliche Spielaktivitäten abgesagt sind.
Donnerstagmorgen, 5 Uhr: YEAH! Die „Mein-Testergebnis-App“ sagt, dass beide Tests negativ sind. Ich hopse einmal durch’s Wohnzimmer, mein Göttergatte erklärt mich für leicht bescheuert. Dann lade ich die PDF-Test-Ergebnisse runter und schicke sie an die Mail-Adresse des Gesundheitsamtes, die uns vorher gegeben wurde. (Denn offensichtlich vertraut das Gesundheitsamt nicht darauf, dass es schnell vom Labor die Testergebnisse bekommen würde.)
Natürlich steht in der Mail auch, dass ich um zügige Rückmeldung und Aufhebung der Quarantäne bitte, so dass die Kids wenigstens morgen wieder in die Betreuung, und vor allem in die Schule, gehen können!
Übrigens sagt die Corona-Warn-App immer noch „kein Testergebnis.“
Mal sehen, wann ich eine Rückmeldung vom Gesundheitsamt bekomme.
Donnerstagvormittag: Kinder sind ab morgen aus der Quarantäne entlassen, ergibt der Anruf vom Gesundheitsamt.
Also einen Tag vor Ablauf…
Der Große ist heilfroh. Jeder Tag weniger Homeschooling ist gern gesehen. Die Kleine ist noch nicht ganz so lagerkollerig, freut sich aber auch schon.
Übrigens zeigt die Corona-app fest noch an, dass das Ergebnis nicht vorliege.
Und für die Zukunft?
Ich habe von Berliner Testzentren gehört, die wesentlich schneller sein sollen. Das werden wir, falls wir nochmal in die Lage kommen, ausprobieren.
Was wir gelernt haben:
- Bei Quarantäne immer die Kinderbetreuung bis zum Ende planen, weil die Testergebnisse eventuell erst mit Quarantäneende eintrudeln.
- Testanordnung von der Kinderärztin wird von jedem Testzentrum akzeptiert.
- Berliner Testzentren arbeiten schneller als die bei uns im Umland.
- Falls du für den*die Arbeitgeber*in einen Quarantänebescheid brauchst, kannst du lange warten.
- Wir stellen uns auf einen spannenden Winter mit ungewöhnlichen Arbeitszeiten und -abläufen ein.
- Nutz immer genau diejenige App, die du nutzen sollst.