„Ich hätte mir so sehr eine natürliche Geburt gewünscht- 😌– nun fühlt es sich für mich an als dürfte ich mein volles weibliches Potenzial nicht entfalten.“
Vanessas Zwillinge wurden wegen einer falschen Diagnose per Kaiserschnitt geholt. Dabei ging leider aus ihrer Sicht viel schief — was sich zusammenfassen lässt mit den Worten, dass sie sich nicht ernst genommen fühlte.
Eigentlich fing es schon früher an, deswegen wird das ganze jetzt quasi ein Bericht über die Vorstellung meiner Geburt bis hin zur Geburt als ich erfuhr, dass ich schwanger wurde, kaufte ich mir gleich 3 Bücher und zwar zum Thema Alleingeburt.
Wie ich darauf kam allein zu gebären weiß ich gar nicht mehr. Es waren viele Dinge, die ich einfach nicht wollte: Nabelschnur abschneiden, das helle Licht, und und und. Ich fühle mich in Krankenhäusern nicht sonderlich wohl und wollte sie bei uns zuhause willkommen heißen.
Nun ja, dann entwickelte sich langsam eine Schwangerschaftsdepression und der Glaube an mich selbst schrumpfte.- Die Depression kam von den Hormonen. Sie hatte sich gleich am Beginn der Schwangerschaft eingeschlichen. Ich denke, der Winter hat auch noch ein bisschen dazu geholfen — und natürlich viele Dinge der Kindheit, so dass ich überhaupt anfällig dafür bin. Also normal gestalte ich Schmuck, male und bin eigentlich den ganzen tag kreativ. Durch die Depression wollte ich nichts mehr machen. Ich hab geschlafen bis um 4 am Nachmittag und irgendwie vor mich hin gelebt. Ich war auch sehr traurig. Es gab keinen bestimmten Grund dafür. Ich war es einfach.
In dieser Situation wollte ich keine Alleingeburt. Okay, dann halt eine Hausgeburt mit Hebamme.
Ich habe gesucht und gesucht — keine Hebamme weit und breit, die noch Hausgeburten betreut…
Ok, dann zu einer Hebammenpraxis mit Geburtshaus. Beim ersten Gepräch mit ihnen, sagten sie mir, sie wollen als Sicherheit einen Ultraschall (ich wollte zuerst keinen machen lassen).
In der 29 Schwangerschaftswoche wurde der Ultraschall gemacht, was kam raus ? -Zwillinge! Schön! Oder?- Ich war zunächst ziemlich geschockt und musste lachen, aber am nächsten tag hab ich mich schon damit abgefunden.
Ich hab sofort bei- der Hebammenpraxis angerufen. Sie teilten mir dann mit, dass sie Geburten von Zwillingen nicht betreuen. Das war mir schon fast klar.
Also blieb mir nur noch das Krankenhaus übrig. Ich war einverstanden, dort eine spontane Geburt zu erleben.- Ich hätte vor Ort bei der Geburt Hebammen bekommen, die gerade Schicht hatten. Eine „eigene“ Beleghebamme ließ das Krankenhaus nicht zu.
In der 37.- Schwangerschaftswoche hatte ich dann einen Kontrolltermin; angeblich war auf dem Ultraschall zu sehen, dass ein Kind 800g weniger als das andere hätte. (Später stellte sich heraus, dass das nicht der Fall war.) Der Gewichtsunterschied könne für den kleineren Zwilling gefährlich werden.
Mein Harn wurde kontrolliert; dort wurde vermehrt Eiweiß festgestellt. Und die Messung des Blutdrucks ergab viel zu hohe Werte. Wie auch immer, der Arzt machte mich unsicher, und ich bekam Angst. Er sagte, das einzig Sichere wäre, sie zu holen. Außerdem würde er mich dem Bluthochdruck nicht entlassen.- Es war der gleiche Arzt, der auch schon die- Ultraschalluntersuchungen davor durchgeführt hatte.- Ich fand ihn sympatisch — jetzt immer noch. Ich kann ihn ja auch verstehen; so sind Ärzte nun mal.- Mein Gefühl sagte mir zuerst, dass bei den Mäusen alles gut sei. Aber dann hab ich mich manipulieren lassen.
Also war es so weit: 2 Stunden bis zum Kaiserschnitt. Ich konnte es nicht glauben, dass meine zwei Mäuse bald da sein sollten.- Dazu war ich überfordert und so traurig, dass sie ihren Zeitpunkt nicht selbst bestimmen können, ich meine weibliche Kraft nicht entfalten lassen konnte, ihr Imunssystem nicht so gestärkt werden konnte wie gedacht und ich mir meinen Bauch aufschneiden/reißen lassen muss.
Dann zogen sie mir Strümpfe an und fuhren mich hinunter, wo sie mir schon die erste Nadel in den Rücken rammten. Plötzlich bekam ich am ganzen Körper Stromschläge. Langsam wurde die untere Hälfte meines Körper taub. Was für ein komisches Gefühl. So hilflos.- Ich fing stark an zu zittern.
Ich kann mich erst wieder an etwas erinnern, als mein Partner hinzu kam, mir einen Kuss gab und die Ärtzte mich hin und her schüttelten. Ich sah ihn an und sah, dass ihm eine Träne über die Wange rollte — ich dachte, aus Freude; später sagte er mir, dass er es kaum ertragen konnte, mich so zu sehen.
Und dann hörte ich plötzlich einen Schrei, Chaya war da! Tränen liefen mir über die Augen und alles war vergessen. Ich durfte ihre Stirn küssen und dann wurde sie untersucht.
Dann durfte ich Isa Naima hören und ebenfalls küssen. Chaya wurde mir auf die Brust gelegt und Isa Naima auf die meines Liebsten. Das Gefühl war unbeschreiblich. noch zitternd und voller Euphorie streichelte ich das zarte Wesen, während die Ärzte meine Bauchdecke zunähten. Ich war überglücklich.
Im Nachhinein sehe ich, dass ich nicht sehr ernst genommen wurde, da ich alles so natürlich wie möglich wollte. Sie meinten zwar, sie schauen auch beim Kaiserschnitt, dass das Baby so lange wie möglich bei der Mama auf der Brust sein darf wegen der Bindung, aber bei mir lief es anders.
Denn als sie fertig waren, nahmen mir meine Töchter weg und brachten mich in den Aufwachraum. Dort verbrachte ich 3 Stunden; alle 5 Minuten fragte ich nach, ob ich zu ihnen könne. Irgendwann konnte ich nicht mehr und ich fing an, bitterlich zu weinen: Warum durfte ich nicht zu ihnen? Daraufhin brachten sie mich zu ihnen und ich durfte sie genießen.
Sie durften nicht bei mir sein, weil ich in den Aufwachraum musste wegen meines hohen Blutdrucks. Der Aufwachraum war ganz unten im Krankenhaus und die Zwerge waren ganz oben. Eigentlich hätte es keinen Unterschied gemacht, wenn ich bei ihnen gewesen wäre, der Bluthochdruck war die nächsten 3 Tage nämlich noch so hoch.
Mittlerweile sind 6 Monate vergangen ich bin oft überfordert, traurig und angespannt. Und dennoch haben sie mein Leben um so vieles bereichert, verschönert und lebenswerter gemacht. Dafür bin ich dankbar.