„Wann ist mein Körper nach der Geburt eigentlich wieder normal?“, fragte mich eine Bekannte letztens. Sie hätte sich wohl eine Antwort gewünscht wie „nach neun bis zehn Monaten“. Stattdessen antwortete ich ihr mit einer Gegenfrage: „Was ist denn normal?“ Das kurze Gespräch hat mich zu diesem Beitrag angeregt — der wie immer auf einer Mischung aus Recherche und eigenen Erfahrungen beruht.
Inhalt
Wie fühlt sich der Körper im Wochenbett an?
Manche Frauen fühlen sich bereits im Wochenbett pudelwohl. Andere fühlen sich geschunden, ausgelaugt, zerstört. Der Körper muss sich von der Geburt zunächst erholen, und das gilt für so ziemlich jedes Körperteil:
Der Bauch im Wochenbett
Wenn das Baby geboren ist, ist der Bauch der Mama von einem Moment auf den anderen viel kleiner. (Bei manchen Frauen ist er trotzdem noch so groß, dass sie gefragt werden, wann denn das Baby zur Welt komme…) Auch das Gewicht des Bauches reduziert sich spürbar — so sehr, dass manche Frauen sogar zunächst etwas nach hinten kippen. Sie waren es einfach gewohnt, das Gewicht ihres Bauches über den Rücken auszugleichen. In der gleichen Haltung haben sie nun Übergewicht nach hinten.
Zusätzlich fällt jetzt etwas anderes auf: Während der Schwangerschaft war die Haut am Bauch straff gespannt. Nun hängt sie ziemlich locker herunter. Mich hat sie an einen Luftballon erinnert, aus dem die Luft wieder herausgelassen wurde. Eine Freundin verwendet immer den Begriff Hautschürze. Der Bauch fühlt sich erstmal wabbelig an, und das auch nicht zu verhindern.
Die Brust im Wochenbett
Dazu kommen die Veränderungen der Brust: Der Milcheinschuss sorgt bei fast allen Frauen für größere Brüste als bisher. Die Brüste können spannen, warm werden, manchmal auch hart. Und viele Frauen fühlen sich wie ein Springbrunnen, wenn die Milch schon bei der kleinsten Berührung nur so aus der Brust spritzt. (Falls deine Brustveränderungen schmerzhaft sind oder du Probleme beim Stillen hast, such dir eine gute Stillberaterin!)
Der Beckenboden im Wochenbett
Und dann kommt noch das Thema Beckenboden — nicht nur bei Frauen, die vaginal geboren haben. Bei fast allen Frauen wird der Beckenboden durch eine Geburt zum Glück nicht nachhaltig geschädigt. Allerdings kann es leider auch dazu kommen (besonders bei Gewalt unter der Geburt). Meistens handelt es sich dagegen um eine Überlastung, die sich nach und nach wieder gibt und die Frauen gezielt unterstützen können. (Dazu habe ich unten noch Infos.) Auswirkungen eines geschwächten Beckenbodens sind Inkontinenz, Gleichgewichtsprobleme und Rückenschmerzen (weil die Rückenmuskulatur die Aufgaben des Beckenbodens mit übernimmt).
Die Kaiserschnittnarbe im Wochenbett
Die Kaiserschnittnarbe braucht ebenfalls Zeit, um wieder zu heilen. Dr. Ute Taschner gibt dazu Tipps in ihren Büchern und ihren Kursen. Im Kurs Hypnobirthing* für Geburt nach Kaiserschnitt gibt es zum Beispiel eine kostenlose Lektion über die Kaiserschnittnarbe, die bereits gute Einblicke gibt. Meine ausführliche Rezension zum kostenlosen Kursmodul kannst du hier nachlesen: Kaiserschnittnarbe — Modul aus Hypnobirthing für Geburt nach Kaiserschnitt.
Muskelkater und Rückenschmerzen
Nach der Geburt ist sämtlicher Muskelkater normal — immerhin sind für fast alle Frauen Geburten körperlich anstrengend. Vielleicht hast du auch Schmerzen im Steißbein oder im Rücken. Grund ist häufig die Veränderung des Beckens während der Schwangerschaft und unter der Geburt. Manchmal ist auch ein schwacher Beckenboden Auslöser für Rückenschmerzen. Deshalb ist auch hier Rücksichtnahme das oberste Gebot: Trage nicht zu schwer, entlaste den Rücken beim Stillen oder Füttern und achte darauf, bequem zu liegen.
Wie lange spüre ich Nachwehen?
Als Faustregel gilt: Nach jeder weiteren Schwangerschaft sind die Nachwehen etwas heftiger als davor. Die Erklärung ist relativ einfach: Stell dir den Luftballon vor, den du aufpustest. Wenn du die Luft wieder herauslässt, zieht er sich beim ersten Mal wieder gut zusammen — fast so wie vor der Nutzung. Wenn du das Aufpusten und Luftablassen nun aber häufiger wiederholst, leiert der Luftballon aus. Du siehst ihm nun an, dass er schon häufiger aufgepustet wurde.
Zum Glück ist unsere Gebärmutter nicht einfach ein Luftballon. Im Gegenteil: Der Körper will nach jeder Geburt die Gebärmutter wieder in ihre Vorschwangerschaftsgröße bringen. Nach der ersten Geburt geht das noch fast von selbst. Danach allerdings muss der Körper immer mehr Kraft investieren, um sie wieder in Form zu bringen — damit sie eben nicht wie ein ausgeleierter Luftballon aussieht. Genau dafür sind die Nachwehen da.
Die meisten Frauen spüren die Nachwehen zumindest ein paar Tage lang sehr deutlich, bevor sie weniger werden. Besonders heftig sind sie meist beim Stillen.
Sprich mit deiner Hebamme darüber, ob deine Nachwehen auffällig sind oder im Normbereich liegen.
Was braucht mein Körper nach der Geburt?
Dein Körper braucht nach der Geburt vor allem Ruhe und Fürsorge. Du hast Großartiges geleistet. (Und übrigens nehme ich Kaiserschnitt-Mamas davon explizit nicht aus!!) Und im Körper spielen die Hormone nach der Geburt verrückt. Da muss der Körper sich erstmal dran gewöhnen. Wie viel du gut aushältst, ist individuell sehr verschieden. Die wievielte Geburt war das? Wie schwer war dein Baby? Gab es Komplikationen unter der Geburt? Wie sportlich warst du vor der Geburt?
Du kannst deinen Körper unterstützen, indem du seine Bedürfnisse ernst nimmst: Sitzbäder gegen Risse und Schürfungen, Massagen für die Kaiserschnittnarbe, Kühlung für die Brüste, sanfte Übungen für den Rücken, den Beckenboden und das Steißbein. Auch die Gebärmutter braucht Zeit, sich wieder zurückzubilden und den anderen Organen mehr Platz zu machen. Das alles ist wichtiger als möglichst schnell wieder in die Lieblingsjeans zu passen.
Falls du starke Schmerzen hast, sprich mit deiner Hebamme oder einer*m Ärzt*in darüber. Eine Schmerztablette kann Linderung verschaffen, sollte aber keine Dauerlösung sein. Sprich mit Fahrpersonal ab, welche Schmerzmittel und welche Dosierung sicher sind — besonders, wenn du stillst.
Nachwirkungen der Geburt und körperliche Probleme
Wie lange bleiben Besenreiser nach der Geburt?
Leider gibt es da keine Faustregel. Bei manchen Frauen verschwinden sie ganz, bei anderen bleiben sie bestehen, werden aber meist etwas heller. Besenreise entstehen übrigens, wenn die Venenklappen sich nicht vollständig schließen können und Blut deshalb in die Adern zurückfließt.
Bleibt die Linia Nigra nach der Geburt?
Bei manchen Frauen verschwindet die Linia Nigra nach der Geburt sehr schnell wieder. Bei anderen bleibt sie länger und wird nur langsam blasser. Es gibt hierzu keine Faustregel. Es gibt auch Frauen, die nie eine Linia Nigra ausbilden.
Wie kann ich meinen Beckenboden nach der Geburt stärken?
Es ist total unangenehm: Du niest, hustest oder lachst. Und unwillkürlich verlierst du Harn. Das ist ein Anzeichen für einen geschwächten Beckenboden. Manche Frauen merken den Unterschied zwischen dem Beckenboden vor und nach der Geburt auch beim Sex.
Eine kurzzeitige Überlastung des Beckenbodens nach der Geburt ist normal. Deshalb solltest du ihn während des Wochenbetts (also acht Wochen lang!) schonen. Lieg viel auf dem Bauch, trag so wenig Gewicht wie möglich und steh über die Seite auf. Lagere dein Becken hoch, wenn es dir angenehm ist. Und füttere oder still dein Baby möglichst im Liegen.
Nach dem Wochenbett kannst du damit beginnen, deinen Beckenboden gezielt zu stärken. Er besteht aus drei übereinanderliegenden Muskelgruppen, die deine Körpermitte stärken, Inkontinenz entgegenwirken und für mehr Empfinden (und Kontrolle!) beim Sex sorgen.
Viele Frauen besuchen Rückbildungskurse von Hebammen. Es gibt darüber hinaus auch spezielle Cantienica-Kurse und Angebote in Beckenbodenzentren. Wichtig ist in jedem Fall, dass die Trainer*innen auf die korrekte Ausführung achten. Sonst kannst du mehr Schaden als Nutzen anrichten. Online-Rückbildungskurse würde ich deshalb nur in Betracht ziehen, wenn du selbst genug Ahnung und Disziplin hast, die Übungen korrekt auszuführen.
Wann kann ich nach der Geburt wieder ohne Schmerzen zur Toilette gehen?
Viele Frauen haben regelrecht Angst davor, nach der Geburt zur Toilette zu gehen. Gerade bei Schürfungen, Rissen oder Schnitten an Damm und Labien ist das Wasserlassen oft schmerzhaft. Dazu kommt noch die Angst vor Dammverletzungen beim großen Geschäft. Hebammen (und Fachbücher wie die Hebammensprechstunde*) können zwar gute Tipps geben, wie du möglichst schmerzarm pinkeln gehen kannst — doch Schmerzfreiheit können sie dir nicht versprechen. Spülen mit Calendula oder Kamille, viel Wasser trinken und unter der Dusche bei fließendem Wasser pullern sind die meistverbreitesten Tipps bei Schürfungen, Rissen und Schnitten. Für empfindliche Dammverletzungen gilt außerdem: Möglichst häufig auf’s Klo, damit die einzelnen Sitzungen möglichst klein sind. Und ernähre dich ballaststoffreich, damit dein Stuhlgang nicht zu fest wird.
Je nach Geburtsverletzung kann es dennoch mehrere Wochen dauern, bis du wieder ganz normal auf’s Klo gehen kannst. Wichtig ist, dass du mit deiner Nachsorgehebamme über die Entwicklung sprichst und sie den Heilungsprozess kontrollieren lässt. Das gibt dir auch Sicherheit, dass du auf dem richtigen Weg bist — egal, wie lange er dauert.
Wird das Becken nach der Geburt wieder schmaler?
In der Tat ist das weibliche Becken über ein gesamtes Menschenleben hinweg mehr in Bewegung als das männliche. Ab der Pubertät kann das weibliche Becken sich weiten — was es während der Schwangerschaft tut. Es kann danach auch wieder schmaler werden. Ob, in welchem Ausmaß und wie schnell das passiert, ist allerdings sehr unterschiedlich.
Es gibt zum Beispiel auch Frauen, bei denen sich der Beckenumfang erst mit Einsetzen der Menopause wieder verringert.
Wird der Bauch nach der Schwangerschaft wieder straff und flach?
Ja, es gibt Frauen, die auch nach der Geburt mehrerer Kinder einen straffen Bauch haben. Es gibt auch Frauen, die noch nie einen straffen Bauch hatten. Und es gibt Frauen, die vor der Geburt einen straffen Bauch hatten und sich nun fragen, wann er denn endlich wieder straff sein wird.
Eigentlich ist es ja eine typische Ingenieur*innen-Antwort: Es kommt also darauf an.
Erstmal ist eine Unterscheidung wichtig: Ein flacher Bauch ist ein Bauch ohne Speckröllchen. Ein straffer Bauch ist ein Bauch, dessen Haut straff ist — also ohne die angesprochene Hautschürze, Falten oder Dellen. Die meisten Schwangerschaftsbäuche sind straff, aber natürlich nicht flach.
Hautstraffung nach der Geburt
Zur Hautstraffung empfehlen Fachleute Öle und sanfte Massagen. Mandel- oder Olivenöl sind Klassiker. Es gibt auch spezielle Wochenbett-Öle verschiedener Hersteller. Die Haut ist von der Schwangerschaft noch gedehnt; du kannst sie so unterstützen, sich wieder zusammenzuziehen. Klar: Es gibt auch chirurgische Angebote wie die Bauchdeckenstraffung oder die Thermage. Die Bauchdeckenstraffung wird allerdings nur empfohlen, wenn die Familienplanung endgültig abgeschlossen ist. Und eine Thermage-Behandlung hält im Durchschnitt fünf bis sieben Jahre — danach kann die Schürze wieder sichtbar werden. Die Entscheidung, ob ein solcher Eingriff für dich richtig ist, kannst nur du fällen. Für mich persönlich ist das nichts. Mir wäre die Gefahr zu groß, dass etwas schief geht und dass die OP eine weitere Narbe mit sich bringt, die dann sichtbar ist. Aber, wie gesagt: Ich maße mir kein Urteil an, denn ich habe weder die eine noch die andere Behandlung selbst genutzt.
Flacher Bauch nach der Geburt
Länger als die straffe Bauchhaut dauert es, einen flachen Bauch zu bekommen: Dafür braucht es nämlich eine Kombination aus straffer Haut, mehr Muskulatur und wenig Fett.
Lass mich zunächst auf die Muskulatur eingehen:
„Rektusdiastase“ nennt sich ein Spalt zwischen den Bauchmuskeln, den mehr als die Hälfte der Frauen während ihrer Schwangerschaft ausbilden. Das Baby drückt mit zunehmender Größe die beiden Teile deiner Bauchmuskulatur auseinander. Erstmal ist das nichts Schlimmes und bei den meisten Frauen bildet sich der Spalt während der achtwöchigen Wochenbettphase zurück. Es gibt aber auch Frauen, bei denen er langsamer oder gar nicht komplett verschwindet.
Viele Mediziner*innen empfehlen, erst wieder mit dem Bauchmuskeltraining zu beginnen, wenn der Spalt sich geschlossen hat. Außerdem ist es sinnvoll, zuerst den Beckenboden, dann die schräge Bauchmuskulatur und erst danach die gerade Bauchmuskulatur zu trainieren.
Die gerade Bauchmuskulatur ist diejenige, die zu einem Sixpack führt und somit auch mitverantwortlich ist für einen flachen Bauch. Allerdings gilt auch hier: Einfach nur Muskelaufbau hilft wenig. Auch der Fettanteil im Körper ist wichtig. Bei Frauen lagert sich das Fett eher in den Hautschichten an — bei Männern eher rund um die Organe. Der Körperfettgehalt ist deshalb gerade bei Frauen ein wichtiger Faktor beim Ziel eines flachen Bauches.
Im Klartext heißt das für einen flachen und straffen Bauch: Er muss warten. Denn die schräge Bauchmuskulatur ist zwar total wichtig gegen Schmerzen und für deine Stabilität im Alltag — sie hilft aber leider nur wenig bei einem straffen Bauch.
Zu schnell auf einen flachen Bauch zu schielen, kann sogar kontraproduktiv sein. Zum einen gibt es Vermutungen, dass ein zu schneller Gewichtsverlust in der Stillzeit Gifte freisetzen könnte, die im Körperfett gelagert sind. Diese, so die Vermutung, könnten in die Muttermilch übergehen. (Eine moderate Gewichtsabnahme beim Stillen ist dagegen normal und ich kenne keine Studien, die Probleme darin sehen!) Und wenn du den flachen Bauch gegenüber einer langfristigen Beckenbodenstärkung priorisierst, kann das zu späterer Inkontinenz führen. Denn starke Bauchmuskeln drücken auf den Beckenboden und belasten ihn. Ein flacher Bauch geht also nur über einen starken Beckenboden.
Stabilität vor Aussehen
Tja – und was heißt das alles nun: Wird der Bauch nach der Schwangerschaft wieder straff und flach? Ja, er kann es werden. Doch aus meiner Sicht sollte ein flacher und straffer Bauch nicht deine oberste Priorität sein. Leider ist für viele Menschen der äußere Eindruck immer noch sehr wichtig. Viel wichtiger ist aber dein Körpergefühl. Sprich: Fühlst du dich stark genug, um dem Alltag gewachsen zu sein? Kannst du Kinder und Gegenstände ohne Probleme heben? Ist dein Beckenbogen stark, so dass du nicht unter Inkontinenz leidest und sodass du auch Spaß am Liebesleben hast?
Ja, es tut weh, sich vom Ideal eines flachen Bauches zu verabschieden. Ich selbst hatte auch immer einen flachen bis sportlichen Bauch. Dann kamen die Kinder. Und obwohl mir viele Frauen sagten „na, deinen Körper möchte ich haben“, fühlte ich mich nicht wohl. Dann änderte ich die Perspektive. Stabilität vor Aussehen.
Das Ziel ist erstmal nicht der straffe Bauch. Das Ziel ist zuerst die Stärkung des Beckenbodens und der schrägen Bauchmuskulatur. Das Ziel ist es, den Körper alltagstauglich zu stärken. Ein flacher und straffer Bauch ist nett zu haben. Er nutzt dir aber nichts, wenn du deinen Alltag nicht stemmen kannst.
Du brauchst das Ziel nicht komplett aus den Augen zu verlieren. Wenn dir dein flacher Bauch sehr viel bedeutet, kannst du auf ihn hinarbeiten. Es wird vermutlich kein Selbstläufer. Aber es ist möglich. Ernährung, Schlaf, Sport, Bewegung, genetische Veranlagung, Alter, erneute Schwangerschaft — all das spielt eine große Rolle dabei, wie lange es dauert. Doch es geht. Nicht von selber — das war dir aber vermutlich bewusst 😉
Hol dir fachliche Unterstützung. Rückbildungskurse können einen guten ersten Eindruck davon vermitteln, welche Übungen nun für dich passen. Generell gilt: Starte zuerst mit Sportarten, die den Beckenboden nicht zu sehr belasten. Geeignet sind zum Beispiel Schwimmen, Walking, Pilates oder Kurse wie Kanga oder LaufMamaLauf. Wichtig ist, immer wieder in dich hineinzuhorchen und dich mit geschulten Fachkräften zu beraten.
Und dann kannst du auch wieder langsam auf einen flachen Bauch hinarbeiten.
Bekomme ich nach der Geburt Hängebrüste?
Der Grund für hängende Brüste ist das schwächelnde Bindegewebe. Ein starkes Bindegewebe hält den Busen aufrecht; schlaffes Bindegewebe lässt ihn hängen. Das wird besonders deutlich, wenn Frauen Abstillen (und zwar unabhängig davon, ob das direkt nach der Geburt oder erst später der Fall ist): Wenn wir abstillen, wird der (schon in der Schwangerschaft größer gewordene) Drüsenkörper wieder kleiner. Die Brust bräuchte weniger Platz; die Haut ist aber immer noch auf eine größere Brust eingestellt. Deshalb hängt sie.
Dazu kommt, dass das Fettgebewebe aus der Schwangerschaft sich ebenfalls zurückbildet und die Brust somit kleiner wird.
Hängebrüste lassen sich nicht immer vermeiden. Helfen können, wie beim Bauch, Massagen, die das Hautgewebe unterstützen und straffen. Kalt-Warme Wechselduschen oder Eiswürfelmassagen sollen ebenfalls das Gewebe straffen. Außerdem hilft auch langsames Abstillen, so dass das Gewebe sich langsam zurückbildet statt in einem Ruck.
Natürlich gibt es auch spezielle Sportübungen für die Brustmuskulatur. Meine Hebamme empfahl mir immer, die Arme auf Schulterhöhe zu heben und die Hände dann fest vor dem Körper zusammenzupressen. „Täglich, mindestens fünf Wiederholungen. Zehn sind besser.“
Es ist normal, dass dein Busen nach der Geburt anders aussieht als davor. Wie schon beim Bauch gibt es die Möglichkeit von chirurgischen Eingriffen. Bei sehr großen, schweren Brüsten können diese Eingriffe gesundheitlich sinnvoll sein, um das Gewicht zu reduzieren. In fast allen anderen Fällen handelt es sich um Schönheits-OPs ohne medizinischen Nutzen. Egal, ob es dir um eine Brustverkleinerung, Brustvergrößerung oder Bruststraffung geht: Auch hier empfehlen Expert*innen, die OP erst nach abgeschlossener Familienplanung vorzunehmen. Denn jede erneute Schwangerschaft verändert auch deine Brüste. Und natürlich gilt: Schmerzen, Wundheilungsstörungen, sichtbares Narbengewebe und Gefühlslosigkeit können nie ganz ausgeschlossen werden.
Wie sehen Vagina und Vulva nach der Geburt aus?
Nochmal kurz vorneweg: „Scheide“ finde ich ein doofes Wort — nur noch übertroffen von „Scham“… Die Frage „Wie sieht die Scheide nach der Geburt aus“ unterteile ich deshalb immer in Vagina und Vulva.
Veränderungen der Vulva nach der Geburt
Die Vulva ist der äußere Teil der primären Geschlechtsorgane der Frau (und anderer Säugetiere). Sie umfasst also die Vulvalippen (=Labien), den Venushügel und den äußerlich sichtbaren Teil der Klitoris. All diese Körperteile können durch die Geburt ganz schön mitgenommen werden. Häufig kommen Abschürfungen vor; manchmal auch Risse. Außerdem kann es zu Schwellungen (inklusive Rötungen) kommen, so dass gerade die Vulvalippen, manchmal aber auch die Klitoris, sehr groß aussehen.
Die Haut des Venushügels wird manchmal durch die Hormonumstellung sehr trocken. Falls im Krankenhaus unter der Geburt eine zügige Intimrasur vorgenommen wurde, kann es außerdem zu Juckreiz oder Pickeln kommen.
Veränderungen der Vagina nach der Geburt
Dass sich bei dir unten rum alles etwas ausgeleiert anfühlt, ist durchaus normal. Immerhin hat sich deine Vagina unter der Geburt extrem gedehnt, um das Köpfchen deines Babys durchzulassen. Das kann sich zunächst sehr komisch anfühlen. Ausgeleiert ist deine Vagina (also der Scheidenkanal) deshalb aber noch lange nicht. Sie zieht sich nämlich nach der Geburt auch wieder zusammen — wenn auch vielleicht nicht vollständig. Allerdings sprechen wir hier von Zehntelmillimetern. Du merkst den Unterschied vielleicht, wenn du (nach Ende des Wochenflusses) Tampons oder Menstruationstassen nutzt.
Wenn dir allerdings dein*e Partner*in erzählt, dass da ein deutlicher Unterschied beim Sex zu spüren sei, kannst du das getrost ignorieren. Nein, die Weitung des Scheidenkanals nach einer Geburt ist beim Geschlechtsverkehr nicht zu spüren.
Wie auch bei der Vulva gilt bei der Vagina: In seltenen Fällen kann es zu Rissen kommen. Wenn diese gut medizinisch behandelt werden, bleibt häufig nichts davon zurück.
Manchmal kommt es auch zu Veränderungen am Hautgewebe: Einerseits klagen viele Frauen über Trockenheit der Vagina, die dann juckt oder gar brennt. Da kann Oliven- oder Mandelöl helfen. Seltener sind Hormonbehandlungen nötig. Sprich mit deiner Hebamme oder Frauenärztin darüber. Andererseits kommt es manchmal nach einer Geburt auch zu Hautwucherungen durch kleine Verletzungen — so genanntes wildes Fleisch. Diese Wucherungen sind meist unproblematisch.
Nach der Geburt meines ersten Sohnes bildete sich bei mir am Eingang zur Vagina solches „wildes Fleisch“. Der dortige Riss verheilte also nicht nur, sondern mein Körper produzierte einfach noch weiter Bindegewebe. Ich hätte es selber gar nicht gemerkt. Meine Frauenärztin wies mich darauf hin. Theoretisch hätte sie es entfernen können, aber wir entschieden uns dagegen. Es störte nämlich nicht. Bei der Geburt unseres zweiten Sohnes hat er es dann wohl einfach „abgeschubbert“. Danach war es nämlich weg und ich hatte keine Schmerzen.
Bleibe ich nach der Geburt inkontinent?
Eine vorübergehende Inkontinenz nach der Geburt ist normal. Deine Harnblase hat in den vergangenen Monaten nur wenig Platz gehabt und auf den leisesten Druck reagiert. Vielleicht musstest du sogar mehrere Male pro Nacht aus dem Bett… Nun hat die Harnblase auf einmal wieder viel Platz. Daran muss sie sich erstmal gewöhnen. Du merkst vielleicht erst, dass die Blase voll ist, wenn es schon zu spät ist. Vielleicht wurden auch die Nervenenden während der Geburt stark beansprucht und dein Körper gibt dir deshalb erst zu spät das Signal, dass du auf’s Klo solltest. Oder du musst eigentlich noch gar nicht so dringend. Dann niest du, lachst oder hustest — und spürst die Tropfen im Schlüpfer. In diesem Fall konnte der Beckenboden den Druck noch nicht halten.
In jedem Fall gilt für die ersten Tage: Geh einfach immer mal wieder auch auf’s Klo, wenn du noch gar nicht musst. So beugst du großen Malheuren am besten vor. Und nimm’s gelassen:
Egal, ob es um Nervenenden geht oder um den geschwächten Beckenboden (auch nach Kaiserschnitten!): Die Chancen sind gut, dass es wieder heilt. Du kannst ja immer mal wieder testen, was passiert, wenn du hustest.
Besprich dich mit deiner Hebamme, wenn du keine Besserung spürst. Denn abgesehen von den ersten paar Wochen nach der Geburt ist Inkontinenz nicht normal und wir müssen auch nicht einfach damit leben. Sondern wir können unsere Körper so trainieren, dass die Harn nur dann austritt, wenn wir auf der Toilette sitzen. Das Zauberwort ist auch hier: Beckenbodentraining.
Gehen diese Dehnungsstreifen endlich wieder weg?
Dehnungsstreifen kommen nicht nur durch die Schwangerschaft. Dennoch verbinden viele Frauen sie genau damit. Sie entstehen, wenn sich die Haut zu schnell zu stark dehnen muss. Das ist in manchen Schwangerschaften der Fall. Meistens verblassen Dehnungsstreifen wieder. Das kannst du durch spezielle Pflegeprodukte unterstützen.
Warum habe ich geschwollene Füße?
Während der Schwangerschaft hat dein Körper mehr Blut gebildet und Wasser eingelagert. Die Blutgefäße sind weiter geworden. Das stellt sich nach der Geburt wieder auf „Normalbetrieb“ um. Es kann dadurch sein, dass sich erstmal Flüssigkeit in den Füßen lagert. Bei vielen Frauen verschwinden die Ödeme bald wieder und die alten Schuhe passen. Es gibt aber auch Frauen, die nach der Geburt grundsätzlich Schuhe eine Nummer größer kaufen als vor der Schwangerschaft. Übrigens gibt es sogar Schuhmarken, die bewusst darauf eingehen, zum Beispiel die Marke von Olympiasiegerin Allyson Felix.
Wie werde ich die Fettpolster nach der Geburt wieder los?
So blöd wir diese Fettpölsterchen am Po und an den Beinen auch finden: Sie sie vollkommen normal. Evolutionsbiologisch ist es sinnvoll, in der Schwangerschaft Reserven anzulegen. Und selbst, wenn du keine Fettreserven anlegst: Die vorhandenen Fettzellen treten nach der Schwangerschaft deutlicher hervor. Das liegt am Hormonhaushalt. Die Stillhormone sorgen für ein weiches Muskelgewebe. Und wenn die Muskeln die Fettzellen nicht mehr begrenzen, treten diese an der Haut deutlicher hervor. Die Folge ist Cellulite — die berüchtigte Orangenhaut. Der Vorgang ist kein Geheimnis. Und nun, da du die Ursache kennst, kannst du das Wissen auch einsetzen: Je stärker die Muskulatur, desto weniger Platz für die Fettzellen. Blöderweise ist unser heutiger Lebensstil eher kontraproduktiv. Sitzen hilft nämlich überhaupt nicht dabei, die Cellulite wieder loszuwerden. Stattdessen heißt es: Bewegung! Natürlich möglichst beckenbodenschonend und -kräftigend. Eine klassische Bewegung ist das Zusammenkneifen der Pobacken. Das hilft schon enorm und ist ohne großen Aufwand zu bewerkstelligen.
Dazu gilt, wie bei Bauch und Brust, auch hier: Durchblutungsfördernde Massagen und ein guter Stoffwechsel unterstützen den Prozess, die Orangenhaut wieder loszuwerden.
Warum habe ich Haarausfall nach der Geburt?
Keine Panik: Der Haarausfall nach der Geburt ist normal. Ausschlaggebend ist eine Veränderung im Hormonhaushalt. Genauer gesagt pendelt sich der Östrogenhaushalt nach der Geburt des Babys nun wieder da ein, wo er vor der Schwangerschaft lag. Dadurch werden die Wachstumsphasen deiner Haare wieder kürzer. Sie fallen also schneller aus, als das während der Schwangerschaft der Fall war. Bei den meisten Frauen beginnt der vermehrte Haarausfall circa drei Monate nach der Geburt und hält circa sechs Monate an. Danach haben sich der Östrogenhaushalt und die Haarmenge wieder dem Vorschwangerschaftsniveau angepasst.
Wie schnell habe ich mein Vorschwangerschaftsgewicht wieder?
Leider gibt es auch hierzu keine feste Regel. Es hängt von vielen Faktoren ab, wie schnell du dein Vorschwangerschaftsgewicht wieder erreichst. Relativ üblich ist es, in den ersten Tagen nach der Geburt relativ viel Gewicht zu verlieren: Natürlich trägst du das Gewicht deines Babys nun nicht mehr. Dazu kommen das Fruchtwasser und die Plazenta, die nun ebenfalls kein Gewicht beisteuern. Außerdem hast du während der Geburt verhältnismäßig viel Blut im Körper gehabt. Je nach Geburtsverlauf trägt der Blutverlust ebenfalls zu einer Gewichtsreduktion bei.
Und falls du während der Schwangerschaft viel Wasser eingelagert hast, stehen die Chancen gut, dass der Körper diese Wassereinlagerungen nun wieder auflöst.
Nach diesem ersten deutlichen Gewichtsverlust passt sich das Gewicht allerdings eher sanft wieder an. Ob und wie schnell du dein Vorschwangerschaftsgewicht erreichst, hängt unter anderem davon ab, ob du stillst, wie du dich ernährst und ob dein Vorschwangerschaftsgewicht deinem Normalgewicht entsprach.
Ob es überhaupt sinnvoll ist, das Vorschwangerschaftsgewicht wieder anzupeilen, ist dagegen eine ganz andere Frage.
Kann ich den Körper nach der Geburt wieder straffen?
Ja, das kannst du. Massagen, Bewegung, Schlaf und Ernährung helfen dabei. Allerdings sollte die Straffung nicht das Ziel sein, sondern eher ein schöner Nebeneffekt. Denn viel wichtiger ist die Alltagstauglichkeit deines Körpers. Die Straffung kommt dann von ganz alleine.
Natürlich gibt es auch die Möglichkeit von Schönheitsoperationen, um den Körper nach der Geburt wieder zu straffen. Diese solltest du nur in Betracht ziehen, wenn die Familienplanung endgültig abgeschlossen ist. Denn bei einer erneuten Schwangerschaft können die Ergebnisse der OP zunichte gemacht werden.
Sei dir außerdem im Klaren, dass jede OP Nebenwirkungen hat. Eine Brust-OP war der Traum einer Bekannten von mir. Nachdem sie diese hatte durchführen lassen, kam die Ernüchterung: Das tägliche Massieren der Brüste wurde ihr schnell zur lästigen Pflicht; die größere Oberweite hatte ihren Charme verloren.
Wie sieht mein Körper 1 Jahr nach der Geburt aus?
Als Faustregel gilt: Neun Monate durchlebt der Körper eine Schwangerschaft und neun Monate braucht er, um sich von der Schwangerschaft zu erholen. Allerdings gibt es auch hier viele Variablen, die den Prozess beeinflussen: Wenn du zum Beispiel schnell wieder schwanger wirst, hattest du vor der erneuten Schwangerschaft vielleicht gar keine neun Monate. Dann sieht der Körper nach einem Jahr selbstverständlich ganz anders aus als ohne erneute Schwangerschaft.
Viele Frauen passen ein Jahr nach der Schwangerschaft wieder in ihre Lieblingskleidung. Genauso viele tun das nicht. Beides ist möglich. Es hängt viel von den Umständen ab, und natürlich auch von deinen Entscheidungen.
Wichtig ist: Egal, wie dein Körper ein Jahr nach der Schwangerschaft aussieht: Es ist okay*. Es gibt keine Norm und es gibt auch kein gut oder schlecht. Viel wichtiger ist doch die Frage: Wie fühlst du dich in deinem Körper ein Jahr nach der Geburt? Fühlst du dich wohl? Fühlst du dich ausgelaugt? Bist du stark und kannst deinen Alltag bewältigen? Oder hast du häufig Schmerzen und leidest im Alltag unter körperlichen Einschränkungen?
Falls es dir ein Jahr nach der Geburt nicht gut geht, wende dich an deine Hebamme oder an eine medizinische Praxis. Manchmal ist ein Nährstoffmangel Ursache für eine Schwächung. Manchmal wächst uns auch einfach das Leben über den Kopf und es ist Zeit für eine Mutter-Kind-Kur. Manchmal hilft spezielle Physiotherapie. Manchmal hilft eine Shopping-Tour, um schöne Kleidung in der jetzt passenden Größe auszusuchen. Und manchmal tut es auch einfach gut, zu hören: Du bist nicht allein.
Mein Körper ist nach der Schwangerschaft ruiniert
Den Satz habe ich wirklich letztens gelesen: „Die Schwangerschaft hat meinen Körper ruiniert.“ Oh wow. Da musste ich erstmal ganz schön schlucken. Mein erster Impuls war: Mädel, du hast ein Kind geboren. Mach dich mal locker. Aber dann wurde mir klar, dass genau das falsch ist. Denn genauso, wie ich es doof finde, wenn Frauen mir die Wahrnehmung über meine Geburt absprechen, ist es doof, wenn ich Frauen sage, wie sie sich in ihrem Körper zu fühlen haben.
Für manche Frauen mag es sich tatsächlich so anfühlen, dass ihr Körper durch die Schwangerschaft oder die Geburt ruiniert wurde. Vielleicht waren sie vorher besonders sportlich oder hatten ihre Traummaße erreicht. Vielleicht geht es ihnen auch gar nicht so sehr um Maße, sondern um Haut und Haar, die durch die Hormonumstellung gelitten haben. Vielleicht haben sie auch Schwangerschaftsdiabetes entwickelt oder haben aufgrund seltener Komplikationen dauerhaft mit den medizinischen Folgen der Schwangerschaft und Geburt zu kämpfen.
Ich weiß nicht, was genau zu dem Satz führte und ich sollte mir nicht anmaßen, darüber zu urteilen. Sonst wäre ich auch nicht besser als all die anderen Menschen, die ständig über Körper nach Schwangerschaften und Geburten sprechen.
Ich finde es schade, wenn Frauen so über ihren Körper sprechen. Denn ihr Körper hat während der Schwangerschaft und unter der Geburt Großartiges geleistet. Doch ich kann immer nur die Sicht von Außen sehen.
Deshalb habe ich mir fest vorgenommen: Wenn mir eine Freundin sagt, ihr Körper sei durch Schwangerschaft und Geburt ruiniert worden, werde ich sie einfach in den Arm nehmen, ihr sagen, dass es mir leid tut, und zuhören, wie es ihr geht. Vielleicht kann ich dadurch bereits ein bisschen ihren Schmerz lindern und dazu beitragen, dass sie ihren Körper nicht mehr ganz so negativ wahrnimmt.
Wann ist Körper nach Geburt wieder normal?
Vielleicht ist das für dich eine schwierige Wahrheit: Dein Körper wird nie mehr so sein, wie vor der Geburt. Denn er hat geboren. Er ist älter, als er vor der Schwangerschaft war. Er hat sich verändert. Und du bist nun auch in einer anderen Lebenssituation als vor der Schwangerschaft. Ganz ehrlich, der Körper vollbringt in der Schwangerschaft und unter der Geburt Großartiges. Und das hinterlässt Spuren.
Vergleich doch mal deine Geburt mit einem Marathon. Die Schwangerschaft ist das Training dafür. Du trainierst über Monate hinweg. Dann kommt der Höhepunkt. Der Marathon — die Geburt. Danach bist du platt. Und am nächsten Tag ist dein Körper immer noch platt. Und ein paar Wochen später sieht man deinem Körper immer noch an, dass du monatelang für den Marathon trainiert hast. Niemand würde erwarten, dass dein Körper sich innerhalb von wenigen Wochen wieder zur Couchpotato entwickelt. Leistungssportler*innen trainieren am Ende ihrer Karriere langsam ab. Weil sich der Körper erst wieder langsam umgewöhnen muss. Nach Geburten ist das so ähnlich.
Vielen Leistungssportler*innen sieht man trotz langsamen Abtrainierens auch Jahre später noch an, dass sie mal extensiv Sport gemacht haben. Das finden wir okay. Müttern soll man aber dennoch am besten gar nicht ansehen, dass sie je geboren haben.
Irgendwie komisch.
Klar: Es gibt sie, die Leistungssportlerinnen und andere Frauen, die kurz nach der Geburt wieder so aussehen wie vorher. Und das ist genauso okay wie anders. Es kommt halt immer sehr auf die persönlichen Umstände an.
Normal ist dein Körper aber genau so, wie er ist. Und er kann sich deinem Vorschwangeschaftskörper auch annähern. Ob er dann für dich das Prädikat „normal“ verdient, ist allein deine Entscheidung. Vielleicht magst du ihn statt „normal“ auch „großartig“, „genial“ oder „voll toll“ nennen!?
Öffentliche Diskussionen über Körper nach Geburten
Unsere Körper sind immer noch Ziele öffentlicher Diskussionen. Über die Sportlerinnen Allyson Felix und Serena Williams hatte ich schon geschrieben. Egal, in welche Richtung es geht: Es wird immer darüber gesprochen. Bei Kate Middleton wurde das auch ziemlich deutlich: Die einen fragten sich, wie sie nur ein paar Stunden nach der Geburt bereits wieder stehen und ihr Baby halten konnte — die anderen fragten bestürzt, ob in dem Babybauch denn immer noch ein Baby sei. So dick, wie er da noch immer war.
[Ein Bild von Kate hätte mich an dieser Stelle je nach Größe zwischen 150 und 450 € gekostet. Die spare ich lieber und stecke sie in Fachbücher und Eis ;-). Eine wirklich ausführliche Fotoserie findest du zum Beispiel hier.]
Mittlerweile mehren sich auf Instagram und Facebook die Profile von Frauen, die ihren Körper so zeigen, wie er nach der Geburt nun mal aussieht — von Königshaus bis Hollywood. Das ist gut so. Und auch da sind nicht alle Reaktionen positiv. Immer wieder gibt es auch Kritik unter der Gürtellinie — „ich will nicht deinen Schwabbelbauch sehen. Zeig mir lieber deine dicken Brüste.“ Verehrte Damen und Herrn, heute sinkt für Sie das Niveau.
Doch nicht nur Promis haben damit zu kämpfen, dass ihr Körper nach der Geburt nicht so aussieht wie vorher.
Selbst, wenn wir nicht im Fokus der Öffentlichkeit stehen: Es tut weh, wenn wir uns anhören müssen, dass unsere Partner uns nicht mehr attraktiv finden, oder dass wir immer noch schwanger aussehen. Als ob wir nach der Geburt nicht schon genug mit uns und dem Baby zu tun hätten.
Es ist doch verrückt, dass wir um systemische Veränderungen kämpfen müssen, damit unsere Babys gut zur Welt kommen können — und dabei immer wieder zu hören bekommen, dass Geburten nun mal Privatsache seien. Und andererseits ist unser ganz privater Körper immer wieder Gegenstand öffentlicher Diskussionen.
Schließ Frieden mit deinem Körper
Es ist nicht verkehrt, sich einen sportlichen und attraktiven Körper zu wünschen. Als Nebeneffekt eines eines gesunden und ausgeglichenen Lebensstils kann er uns Freude und Wohlbefinden bereiten. Wir haben nur den einen Körper und es lohnt sich, ihn gesund zu erhalten. Das heißt aber eben nicht, dass wir so schnell wie möglich den Vorschwangerschaftskörper wiederhaben müssen. Es heißt vielmehr, dass wir die Bedürfnisse unseres Körpers ernst nehmen.
Ich wünsche dir deshalb, dass du damit Frieden schließt, wie dein Körper sich momentan anfühlt. Horch in dich hinein und versuche, dich selbst jetzt wohlzufühlen und den Körper anzunehmen mit allem, was er für dich geleistet hat.
Selbstliebe heißt nicht, dass du dich abfinden sollst. Selbstliebe heißt, dass du deinen jetzigen Startpunkt akzeptierst und von dort aus kleine Schritte zu deinem Ziel gehst. Was genau dein Ziel ist, hängt von dir ab. Auch, wenn unsere Gesellschaft versucht, dir etwas anderes einzureden.
Konkrete Tipps, um den Nachgeburtskörper anzunehmen
- Geh Shoppen: Wenn die alten Lieblingsklamotten nicht passen, ist es Zeit für neue. Stillkleider, bequeme Unterwäsche, Schuhe in der passenden Größe — du sollst dich wohlfühlen in deiner Kleidung!
- Gönn dir Schlaf: Jaaa, ich weiß. Du rollst mit den Augen. Aber Schlaf hilft wirklich! (Glaub mir, die Spülmaschine wird auch danach noch auf dich warten. Sie macht sich nicht aus dem Staub…)
- Verbinde die ersten Beckenbodenübungen mit Tätigkeiten des Alltags. Manche Hebammen geben den Tipp, die Übungen beim Stillen zu machen. Mach das aber bitte nur, wenn du merkst, dass es keine negativen Auswirkungen auf das Stillen hat. Anspannung ist nämlich für manche Frauen problematisch beim Stillen. Mir persönlich hat das nichts ausgemacht, deshalb war das immer meine Beckenbodentrainingszeit.
- Ernähre dich ausgewogen: Das hilft besser als Yo-Yo-Diäten.
- Streichle und massiere gerade diejenigen Körperstellen, die dir nicht gefallen.
So individuell wie unsere Körper sind auch unsere Geschichten
Kein Nachgeburtskörper gleicht dem anderen. Wir alle haben unterschiedliche Startpunkte, gehen durch unterschiedliche Entwicklungen und treffen andere Entscheidungen. Eigentlich sollte es uns deshalb nicht wundern, dass auch die Entwicklungen unserer Körper nach der Geburt unserer Babys sehr individuell sind.
Genauso individuell wie unsere Körper sind auch die Geschichten unserer Geburten. Jede Geschichte erzählt von einer Heldin, die sich aufmachte, voller Liebe und Vertrauen ihrem Kind das Leben zu schenken.
Auch deine Geschichte ist einzigartig. Wenn du Interesse hast, deine Geschichte aufzuschreiben, hol dir gern meine Liste mit Impulsfragen zum Aufschreiben deiner Geburtserfahrungen.
Ich habe deinen Artikel gelesen. Vor allem zu dem Teil „Veränderungen der Vagina nach Geburt“ muss ich ganz klar Gegenposition beziehen. Es ist durchaus möglich und nicht selten, dass der Beckenboden bei der Geburt vom Schambein abreißt (Levator ani Avulsion). Dadurch wird die Scheide extrem breit (ich selbst kann einen Tampon quer einführen). Es ist schön, wenn es dich nicht getroffen hat – aber bitte rede Frauen hier nicht ein, man müsse sich gar keine Sorgen um seine Scheide machen. Solch eine Verletzung ruiniert Gesundheit und Sexualität – und dann sagen Frauen aus gutem Grund, dass ihr Körper ruiniert ist.
Liebe Viola,
es tut mir leid, dass du eine solche Verletzung erleiden musstest. Wurde bei dir stark interveniert?
Herzliche Grüße,
Katharina
Hallo Katharina,
auch ich möchte auf die Möglichkeit einer Levator Avulsion hinweisen. Das ist eine Verletzung, die das weitere Leben der Betroffenen Frau sehr beeinflusst. Zu mir kann ich sagen, dass es eine ganz normale Geburt war ohne Eingriffe von außen, ein eher leichtes Kind, keine besonders lange Austreibungsphase, ich schlank und 29 Jahre alt… Es kann einfach passieren.
Liebe Anna,
ich danke dir für deine Rückmeldung! Das Thema kam in den vergangenen Wochen immer wieder bei mir an. Ich möchte deine Erfahrung auf keinen Fall relativieren. Ich werde weitere Infos dazu sammeln und würde mich freuen, wenn du mir hilfst, passende Quellen zu finden. Und natürlich: Hoffentlich geht es dir mittlerweile ein wenig besser.
herzliche Grüße,
Katharina
Nach meiner ersten Geburt war alles ok.
Bei der zweiten kam es zu solchen Problemen das ich nun noch einmal eine größere Operation vor mir habe.
Gut wird es nie wieder.
Ja, für mich ist mein Körper ruiniert.
Liebe Sabine, das tut mir so unglaublich leid! Ich kann gut verstehen, dass du so fühlst, immerhin lebst du in diesem Körper. Ziel meines Artikels war es nicht, Geschichten wie deine zu relativieren, sondern zu zeigen, dass nicht jede Änderung ein Problem ist. Wo für jede von uns anfängt, dass der Körper ruiniert ist, ist sehr unterschiedlich, und dein Gefühl ist absolut berechtigt.
Herzliche Grüße,
Katharina
Da kann ich mich auch einreihen.
Ich habe ein kleines, leichtes Kind ohne Interventionen auf die Welt gebracht. Habe heftigste Levatorverletzungen davon getragen und mein Leben ist definitiv dadurch zerstört.
Wenn ich jetzt zu Ärzten gehen, heisst es, „das weiss man ja vor der Geburt“. Ich hatte mich ausführlich informiert und nie davon gehört.
Liebe Kim,
fühldich umarmt, wenn du magst. Das tut mir unglaublich Leid für dich! Ich bin keine Ärztin und wage es deshalb nicht, etwas zu Gründen zu sagen.
Hoffentlich wird es besser — entweder mit der Zeit, oder chirurgisch.
Herzliche Grüße!
Katharina
Viele Bekannte hadern mit ihrem Körper nach der Geburt. Besonders um den Bauch herum. das Verfahren, wo man [hier wurde für eine bestimmte medizinische Methode geworben].