Vorbereitung für eine Hausgeburt

„Für eine Hausgeburt muss man doch total viel vorbereiten, oder? Also, den ganzen Kram, den du sonst im Krankenhaus bekommst, den brauchst du dann doch jetzt für die Hausgeburt selber, oder!?“ — Ja, in gewisser Weise hast du Recht. Wenn dich das allein aber von der Hausgeburt abhalten sollte, mach dir keine Sorgen. Denn so viel ist es nun doch nicht, was du unbedingt brauchst.

In diesem Artikel zeige ich dir, was du wirklich für eine Hausgeburt brauchst. Und zwar gegliedert nach folgenden Aspekten: Medizinisches, Ausstattung für die Wohnung, Kleidung für dich, Kleidung für das Baby, Nützliche Helferlein bei der Hausgeburt, Wohlfühlaspekte, Wochenbett.

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Medizinische Vorbereitung für eine Hausgeburt

Wie viel du dich mit Medizin beschäftigen musst, hängt sehr stark davon ab, ob du die Hausgeburt in Begleitung deiner Hebamme planst oder alleine. Wenn du die Hausgeburt alleine planst, musst du dich in die medizinischen Bereiche wesentlich gründlicher einarbeiten. Zur Vorbereitung auf eine Alleingeburt (oder freie Geburt) habe ich schon mal einen Beitrag veröffentlicht.

Wenn du dagegen deine Hausgeburt mit einer Hebamme planst, kümmert sich diese um alle medizinischen Aspekte, die für Geburten normal sind. In diesem Fall müsstest du dich lediglich um deine persönliche Medikation jenseits der Geburt kümmern — zum Beispiel, falls du chronische Schmerzen hast, die du medikamentös linderst. Das müsstest du für eine Geburt im Krankenhaus ebenfalls vorbereiten; es ist also kein Mehraufwand.

Ausstattung der Wohnung bei einer Hausgeburt

„Also, mein Mann würde sich ja weigern, in unserer Wohnung das Kind zur Welt zu bringen. So viel Dreck, wie eine Geburt macht.“

Nun ja, eine Geburt ist im Normalfall schon mit ein paar Körperflüssigkeiten verbunden, die ich auch nicht gern dauerhaft in der Matratze hätte. Fruchtwasser, Blut, eventuell auch Stuhlgang… Ich kann das Argument verstehen.

Dennoch habe ich zwei Gegenargumente:

  1. Wenn du bald ein Baby zu Hause hast, kannst du dich an das Mehr aus Dreck schon gewöhnen. Die allermeisten Babys spucken früher oder später Milch oder Beikost im hohen Bogen über deine Schulter. Die Milch könnte aus deinen Brüsten tropfen. Und Windeln halten auch nicht immer, was sie versprechen.
  2. Mit ein wenig Planung kannst du den Großteil der „Sauerei“ auffangen. Folgende einfache Ideen helfen:

Mach die Wohnung geburtsfest

  • Bring dein Kind im Wasser zur Welt. Egal ob Badewanne, Planschbecken oder Geburtspool: Alle Körperflüssigkeiten bleiben im Wasser und werden nachher einfach mit dem Wasser entsorgt. (Soll Stuhlgang schon vorher entsorgt werden, eignen sich dafür zum Beispiel Kaffeefilter!) Ja, die Vorbereitung auf eine Wassergeburt zu Hause ist etwas aufwändiger. Birgt deine Hebamme einen Pool mit? Nutzt du ein Planschbecken oder eine Tonne? Bekommst du nachts warmes Wasser? Wie füllst du das Becken? Hält die Statik im Zimmer? Falls du hierzu Fragen hast, kommentier einfach unter dem Beitrag!
  • Nutz Malervlies als Unterlagen. Malervlies ist extrem saugfähig und einfach zu nutzen. Teuer ist es auch nicht gerade. Wenn du den Weg in den Baumarkt scheust, kannst du es sogar bei Amazon bestellen*. Du legst es auf die Couch, auf den Teppichboden, auf das Bett — wo auch immer du gerne Flecken vermeiden möchtest.
  • Leg auf das Malervlies Handtücher, Decken, oder Laken. Viele Frauen nutzen dafür alte Tücher, die sie danach entsorgen. Jobina Schenk empfiehlt in ihrem Buch Meisterin der Geburt* dagegen, Lieblingshandtücher zu nutzen — immerhin ist die Geburt des Kindes ein einmaliges und einschneidenden Erlebnis.

Kleidung für dich

Je nach Krankenhaus lässt du dort deine eigene Kleidung an oder bekommst ein Krankenhaushemdchen. Zu Hause bekommst du definitiv kein Krankenhaushemdchen. Überleg dir also, was du während der Geburt tragen willst. (Ich persönlich tendiere sehr schnell zu gar nichts…) Viele Frauen fühlen sich in ihrem Bademantel wohl. Je nach Jahreszeit und persönlichen Vorlieben ist alles okay, was angenehm ist. Von Overalls und Jumpsuits würde ich dir abraten. Da dauert das Ausziehen zu lange…

Für die ersten Tage nach der Geburt brauchst du zu Hause bequeme Kleidung; wie auch im Krankenhaus. Für den Wochenfluss eignen sich je nach Vorliebe Netzhöschen mit Einlagen, Windelhöschen oder auch einfach Unterwäsche in einer Nummer größer, in die du Einlagen legst. Probier dich aus; es gibt viele gute Möglichkeiten. Was für dich passend ist, hängt auch davon ab, wie stark dein Wochenfluss ist. Deine Hebamme kann dir helfen. Es schadet nichts, verschiedene Optionen zu Hause zu haben.

Eher ein Tipp für die Zeit nach dem Wochenbett, wenn du also auch wieder mal raus gehst, sind schöne Stilloberteile. Speziell für den Winter habe ich hier schon ein paar Sachen vorgestellt. Besonders wohl fühlte ich mich immer in den Stilloberteilen von vertbaudet. (Leider finde ich in den Tiefen der Festplatte keinen Beweis, wie häufig ich mein Lieblings-Shirt anhatte. Auf den Fotos sind immer nur die Kinder, nicht ich…)

Kleidung für das Baby

Eigentlich brauchst du hier genau das, was du auch für eine Krankenhausgeburt brauchst. Bodys — je nach Vorliebe zum über-den-Kopf-Ziehen oder zum Wickeln. In den allermeisten Fällen sind Langarmbodys die richtige Wahl. Es bleibt deine persönliche Vorliebe, ob du Baumwolle, Wolle/Seide oder ein anderes Material wählst. Und wenn du keine Bio-Qualität wählst, ist mein Tipp: Kauf Second-Hand-Kleidung; da ist die Chance gut, dass viele Farbstoffe schon ausgewaschen sind und nicht mehr auf der Babyhaut landen. Hosen, Socken, Mütze — alles wie im Krankenhaus.

Wichtig ist, dass du auch Windeln zu Hause hast. Die bekommst du normalerweise im Krankenhaus gestellt. Zu Hause musst du sie vorrätig haben. Windelmarken gibt es viele; wähle einfach, was dich anspricht. Mein persönlicher Tipp sind Stoffwindeln; die haben wir bei allen unseren Kindern genutzt. Stoffis kann man auch direkt nach der Geburt nutzen.

Nützliche Helferlein

  • Erstes Handtuch: Wenn das Baby dann da ist, willst du es in ein Handtuch wickeln. Prinzipiell eignet sich dafür jedes Handtuch. Unsere Hebamme gab uns damals den Tipp, dass das Baby die Farben rot und lila schon kenne („weil die Bauchdecke alles in solch ein Schummerlicht taucht“ ) und wir deshalb gern ein solches Handtuch besorgen sollten. Mir war dabei die Kombination aus Farbe, „Niedlichkeitsfaktor“, Materialqualität und Schadstofffreiheit wichtig.
  • Kaffee: Kaffee hält nicht nur Hebammen und Partner*innen wach. Kaffee wird auch als Dammschutz genutzt. Falls du keine Wassergeburt planst, ist Kaffee sinnvoll.
  • Kaffeefilter: Wenn du dein Kind im Wasser zur Welt bringen willst und im Wasser Stuhlgang hast, kann dieser mit Kaffeefiltern einfach aus dem Wasser gefischt werden.
  • Kühlpacks: Geschwollene Körperteile kühlen zu können, kann im richtigen Moment sehr gut tun!
  • Essen und Trinken: Viele Frauen schwören auf Hühnersuppe für die Geburt und im Wochenbett. Das ist aber kein Muss. Stell einfach nur sicher, dass ihr Essen und Getränke im Haus habt, falls dein Kind beschließt, nach Ladenschluss oder am Wochenende zur Welt zu kommen.
  • Telefonliste: Auf dieser Liste sollten alle Personen stehen, deren Nummern man während der Geburt brauchen könnte. Rettungsdienst, Kreißsaal, Hebamme, Babysitter, Pizzaservice…
  • Babysitter: Falls es bereits ältere Geschwister gibt, ist die Betreuung wichtig — besonders bei noch sehr jungen Kindern. Ob die Kinder bei der Geburt dabei sein sollen, solltest du vorher klären.
  • Alles, was die Hebamme dir empfiehlt. Jede Hebamme arbeitet etwas individuell und nach ihren persönlichen Vorlieben. (Das tun die Hebammen im Krankenhaus auch; da hast du nur keinen Einfluss darauf — außer, du hast eine Beleghebamme an deiner Seite.)

Wohlfühlaspekte

Zusätzlich gilt, wie auch bei einer Geburt im Krankenhaus, dass du Dinge mitnehmen kannst, die dir gut tun. Duftkerzen sind im Krankenhaus verboten; zu Hause kannst du sie nutzen, solltest sie allerdings natürlich sicher aufstellen, so dass sie auch komplett runterbrennen können, ohne dass etwas in Flammen aufgeht.

Andere Dauertipps sind Igelball, Massageöl, Kopfhörer für Musik oder Meditation, Badesalz, ein Buch, Stift und Papier, Müsliriegel, Traubenzucker, Tee, Pezziball…

Wochenbett

Hier spreche ich nicht nur Frauen an, die ihr Kind zu Hause bekommen wollen. Die folgenden Hinweise gelten auch für Frauen, die ihr Kind ambulant in einer Klinik oder im Geburtshaus zur Welt bringen wollen und deshalb schon kurz nach der Geburt wieder zu Hause sind.

Medizin

Wie oben schon erwähnt kommt es hier sehr stark darauf an, ob du eine Hebamme hast, die dich im Wochenbett betreut. Dann hat sie vieles parat, was geburtsspezifisch ist. Falls nicht, solltest du dich selber vorbereiten. Ich bin keine Ärztin. Bitte triff deine Entscheidung nicht nur aufgrund meiner Liste hier. Frag beim medizinischen Fachpersonal oder in deiner Apotheke nach. Einen guten Überblick bietet auch das Buch Hebammensprechstunde* von Ingeborg Stadelmann.

  • Schmerzmittel: Manche Frauen haben so arge Nachwehen, dass sie Schmerzmittel nutzen wollen. Paracetamol sei, so sagte meine Hebamme, für diesen Fall besser geeignet als Ibuprofen oder Aspirin.
  • Desinfektion: Wenn du Abschürfungen oder Risse erlitten hast, kann das ziemlich unangenehm sein. Calendula-Essenz zum Spülen hilft.
  • Wunde Brustwarzen: Es gibt unzählige Mittel gegen wunde Brustwarzen. Bei mir persönlich hat Rotöl, auch bekannt als Johannisöl, geholfen. Ob es bei dir auch hilft, musst du ausprobieren. (Wenn die Schmerzen nicht besser werden, empfehle ich dir die Stillberaterin meines Vertrauens.)

Essen

Am besten frierst du vor der Geburt bereits viele leckere Gerichte ein. Oder du lässt dir statt Kuscheltieren Gutscheine für einen Lieferservice schenken. Oder dein*e Partner*in hat zugesagt, in der ersten Woche zu kochen.

Haushalt

Übernimmt dein*e Partner*in alles, was an Haushaltsaufgaben so anfällt? Waschen, Putzen, Hausgeburtskram aufräumen? Wer kümmert sich um ältere Geschwisterkinder? All diese Aspekte behandele ich übrigens auch in meinem Buch der kompetente Hausgeburtsvater ausführlich — wie auch die logistische Vorbereitung auf eine Hausgeburt.

Fazit: Ist eine Hausgeburt viel Aufwand?

Eine Hausgeburt ist vor allem Aufwand im Kopf. Auf einmal heißt es nicht mehr, dass du bei Geburtsbeginn ins Krankenhaus fährst und dir dort sagen lässt, was du als nächstes tun sollst. Du musst dich nun aktiv damit auseinandersetzen, was du willst, warum du das willst und wie du das umsetzen kannst. Manche Frauen betreiben einen recht großen Aufwand — inklusive Affirmationssprüchen am Fenster, Geburtsfotografin und Regentonne zur Geburt. Andere Frauen nehmen die Geburt so, wie sie kommt. Ein Baby kann auch in der Dusche zur Welt kommen; ohne weitere Vorbereitung. Auch die finanzielle Mehrbelastung ist entsprechend recht unterschiedlich. Maria hat mal aufgelistet, was sie für ihre Hausgeburt gezahlt hat.

Wichtig ist aus meiner Sicht, dass du dir genau überlegst, wie viel du alleine tun willst und wie viel du an andere Menschen auslagerst — und zwar sowohl bei den Vorbereitungen, bei Einsetzen der Geburt als auch im frühen Wochenbett.

Ob du dann ein rotes Handtuch brauchst, einen Massageball oder Calendula-Essenz, bleibt dir selber überlassen.

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