Heute stelle ich euch Katharina vor. Sie ist Doula und unterstützt Mütter und Familien in verschiedenen Bereichen während der Geburt und im Wochenbett. Ihre Mantra: Doulas ersetzen keine Hebammen. Sie bieten zusätzliche Unterstützung. Du willst alle Beiträge aus der Serie „Fachkräfte berichten“ lesen? Schau mal hier rein: Serie: Fachkräfte berichten.
Stell dich doch bitte kurz vor!
Mein Name ist Katharina, 45 Jahre jung, Fachberaterin in einem Babyfachgeschäft, Doula, Kursleiterin in der Säuglingspflege, Trageberaterin, Babymassagekursleitung, Stillberaterin uvm: Alles, was die Begleitung der „jungen“ Familie betrifft.
Ich habe 2 Kinder: fast 11 Jahre und fast 16 Jahre alt.
Welchen Beruf übst du aus, der mit der Geburt zu tun hat?
Ich bin Doula. Als Doula bereite ich mit den Schwangeren ihre Geburt vor, informiere und stehe begleitend zur Verfügung.
Wann und warum hast du dich entschlossen, diesen Beruf zu ergreifen?
Der Gedanke kam vor circa 5 Jahren. Den Begriff Doula kannte ich nicht wirklich. Ich wusste aber: Hebamme ist es nicht, weil das zuviel Medizinisches beinhaltet. Ich wollte etwas Ganzheitliches, Natürliches, Achtsames.
Die Entscheidung reifte nach einem Kaiserschnitt bei meinem ersten Kind und einigen fragwürdigen Dingen, die vor und während der Geburt passierten: Von ungefragten Handlungen an und in mir, bis zu einer verbalen Auseinandersetzung zwischen Hebamme und Oberarzt vor meinen Augen!
Danach setzte ich mich bis zur Geburt meiner Tochter (die im Geburtshaus zur Welt kam) mit diesem Geburtserlebnis auseinander. Immer wieder hinterfragte ich, was da genau passiert ist. Somit habe ich die Kraft und das Vertrauen in mich und meine Gebärfähigkeit wieder gefunden.
Nachdem das alles so gut lief, wusste ich: Das möchte ich durch Aufklärung mit Schwangeren machen! Ich hatte ja dann mein Babyfachgeschäft. Da begleitete ich die Mamas schon – zumindest im Sinne der Beratung. Ich wusste noch nicht übermäßig viel, aber immerhin so viel, dass ich durch die Trageberatung, und Babymassage auch an die Geburtsaufarbeitung ran kam. Mit vielen Mamas konnte ich heilsam darüber sprechen. Viele fragten mich, ob ich eine Hebamme sei. So kam dann der Gedanke — aus vollem Herzen — es nennt sich Doula.
Genau mein Ding.
Seit wann arbeitest du in diesem Beruf?
Doula – die Ausbildung habe ich erst 2018 bei den Bauchflüsterinnen -® gemacht, weil meine Kinder aufgrund der Rufbereitschaft noch nicht soweit waren. Mein Mann ist im Schichtbetrieb nicht ganz so flexibel.
Erzähle uns von den schönen Seiten deines Berufs!
Ich kann diejenigen begleiten und unterstützen, die mich gerade brauchen: Die Eltern… manchmal sind es auch die Hebammen.
Eine Aussage hat mich sehr berührt: Es war nach einem Notkaiserschnitt. Ich hatte mich zwischenzeitlich um den Mann gekümmert, denn es war niemand für ihn da. Er stand allein, in Tränen aufgelöst. Ihm hatte ich dann erst einmal erklärt, was jetzt gerade passiert ist und was gemacht wird.
Die Hebamme hatte ja noch eine andere Gebärende; zu dieser musste sie ja nach dem Notkaiserschnitt, ganz unvoreingenommen. Sie stand dann kurz vor der Kreißsaaltür, atmete tief durch, und sagte zu mir: „Auch so etwas kann sein, und dann muss man trotzdem wieder klar sein und nett und freundlich zur nächsten rein.“
Ich nahm sie in den Arm, massierte kurz ihren Nacken und strich ihn aus. Es war ein kleiner Seelenbalsam, den ich ihr geben konnte. „Kannst du nicht immer da sein?“, war daraufhin ihre Antwort. Und wir gingen lächelnd zur nächsten Gebärenden.
Aber letztendlich brauchen uns die werdenden Eltern: Sie brauchen Zuspruch, Informationen, emotionale Unterstützung; jemanden, der dauerhaft bei ihnen sein kann. „Die Hüterin der Geburt“, hat mal eine Frau zu mir gesagt.
Erzähle uns von Situationen, in denen du dich nicht wohl gefühlt hast und warum das so war!
Eine unschöne Situation war bei einer Gebärenden während der vaginalen Untersuchung. Die tat ihr weh und die Hebamme war nicht wirklich einsichtig und konnte angeblich nicht verstehen, warum es weh tat. Ich hatte mit der Hebamme nochmal darüber gesprochen, sie konnte es sich nicht erklären. Meine Vermutung war, dass sie den Muttermund noch etwas dehnte und das unter der Wehe.
Eine zweite Situation war, dass unmittelbar nach der Geburt an der Nabelschnur gezogen wurde, damit die Plazenta käme… Das sind alles unnötige Dinge, die es allgemein unschön machen.
Nenne uns ein paar Eigenschaften, die nötig sind, um deinen Beruf gut auszuführen!
Dieser Beruf ist eine Berufung. Achtsam sein mit sich selbst, zuhören können und zwischen den Zeilen lesen, Demut, Geduld, Empathie und so vieles mehr. Und unbedingt zu wissen: Das ist die Geburt der Frau, ich begleite sie, so wie sie es will und in diesem Moment möchte. Das bedeutet auch: Ein Kaiserschnitt, eine stille Geburt, einen Abbruch – aus welchen Gründen auch immer. Es ist IHRE Entscheidung.
Wie wünschst du dir deine Rolle bei Geburten und was kannst du davon im Normalfall umsetzen?
Ich wünsche mir meine Rolle als Doula informierend und unterstützend, begleitend. Das konnte ich bisher gut umsetzen. Denn die Mutter oder der Vater wissen, wie der Ablauf bei der Geburt sein kann, nicht sein muss oder was wie wann wo passiert. Durch die Vorbereitung sind sie gut informiert, so dass sie für sich sein können und trotzdem bei Wünschen auf mich zurückgreifen können, zum Beispiel bei Massagen und Atemübungen.
Welche strukturellen Verbesserungen wünschst du dir für deinen Beruf?
Die Doula ist ein bisher private Dienstleistung, die die Eltern selbst bezahlen. Ich würde mir für die Eltern wünschen, dass sie zum Teil wenigstens von den Krankenkassen unterstützt werden.
Welches Vorurteil über deinen Beruf würdest du gerne aus der Welt schaffen?
Ich würde gerne aus der Welt schaffen, dass Doulas die Hebammen ersetzten. Als Doula ersetze ich niemals eine Hebamme, im besten Fall bin ich eine Mega-Unterstützung für sie. Ich kann mich um das Emotionale kümmern. Die Geburt wird Gott sei Dank von den Hebammen geleitet und nicht von Ärzten.
Wenn du mit einem Fingerschnipsen eine Sache in der deutschen Geburtshilfe und Geburtsmedizin ändern könntest, was wäre das?
Ärzte sollten nur in notwendigen Momenten zur Stelle sein, nicht grundsätzlich im Kreißsaal. Es sollte Provisionen und höhere Vergütungen auf natürliche Geburten geben. Kaiserschnitte sollten dagegen nicht so gut bezahlt werden.
Die Geburt sollte nicht zeitlich begrenzt werden – sondern wir sollten Geduld aufbringen.
Ich wünsche mir außerdem: Mehr Geburtshäuser, mehr Hausgeburtshebammen, mehr Doulas in Kreißsäälen.
Katharinas Kontaktdaten:
Katharina Krapp
*** DOULA – Deine Geburtsbegleitung ***
Obergreuth 23 A, 96158 Frensdorf
www.doulabegleitung-bamberg.de oder www.doula-bamberg.de
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Tel: 09502 – 924205
Mobil: 0157 – 501 434 92
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