Beziehung als Paar trotz Kindern

Im heutigen Interview geht es mal wieder um die Sicht eines Papas. Niklas Löwenstein erzählt uns, wie es für ihn war, als seine Kinder zur Welt kamen. Und er erzählt uns auch davon, wie er im Nachgang dazu fast seine Ehe an die Wand gefahren hätte.

Stell dich kurz vor

Hi, ich bin Niklas Löwenstein und helfe Paaren — insbesondere Eltern — deren Liebesfeuer im Alltagsstress heruntergebrannt ist, wieder zu einer liebevollen und leidenschaftlichen Beziehung zurückzufinden. Mit meiner Frau und meinen beiden Kindern lebe ich in Köln.

Warst du bei den Geburten deiner Kinder dabei?

Na klar, bei beiden.

Foto: Heike Mintel

Erzähl uns gern mehr davon: Wie kam die Entscheidung zu Stande? Wie fühltest du dich damit? Welche Rolle wolltest du einnehmen? Konntest du diese Rolle erfüllen?

Eigentlich war das für mich nie eine Frage. Natürlich wollte ich dabei sein und meine Frau unterstützen. Als Mann hat man in so einer Situation ja generell die einfachere Rolle. Also ich hatte mir vorgenommen, ihr einfach so gut es geht zu helfen und ihr zur Seite zu stehen und das hat geklappt. Aber ich hätte da wirklich nicht tauschen wollen. 

Das hier ist ein Blog über Geburten – also frisch von der Leber weg: Wie war die Geburt deiner Kinder?

Wir waren ganz klassisch im Krankenhaus und ich saß am Kopfende. Das erste Mal im Krankenhaus hat glaube ich 11 Stunden gedauert, von dem Moment als wir da ankamen, bis unser Sohn auf der Welt war. Und wir sind gegen 21 Uhr hin. Da bin ich einmal kurz eingeschlafen und ich sag jetzt mal vorsichtig, das kam in dem Moment nicht so gut an 😉 Aber ansonsten bin ich glaube ich ganz gut weggekommen, was das Anschnauzen angeht.  

Was war das für ein Gefühl, als du deinen Sohn das erste Mal im Arm hattest?

Ich finde Gefühle immer ein wenig schwer zu beschreiben. Ich war auf jeden Fall glücklich, irgendwie auch stolz und mir wurde in diesem Moment klar, dass sich mein Leben für immer geändert hat.

Vorher war das alles irgendwie theoretisch. Klar sieht man, dass die eigene Frau schwanger ist, aber als Mann hat man vorher noch nicht diese Bindung zum Kind. Aber in diesem Moment erlebt man dann auf einmal das, was eine Frau wahrscheinlich schon über Monate sehr viel klarer erlebt hat. Das ist schon überwältigend.  

Foto: nappy

Was war, in der Rückschau betrachtet, das Wichtigste, was du vor der Geburt deiner Kinder hättest wissen wollen?

“Mit Kindern ändert sich alles”, das erzählen einem ja die Leute vorher. Aber was das heißt, versteht man wirklich erst, wenn es mal passiert ist. Wir waren zwar bei einem Geburts-Vorbereitungskurs, aber was ich wirklich gern gehabt hätte, wäre ein Eltern-Leben-Vorbereitungskurs. Ab dem Tag, wo mein Sohn in unser Leben gekommen ist, hat sich wirklich alles verändert und weil wir das nicht so vorhergesehen haben, hat sich vieles irgendwie ergeben, was sicher viel besser funktioniert hätte, wenn wir es bewusst geplant hätten. 

Wie änderte sich euer Leben nach der Geburt eurer Kinder? Was waren bewusste Entscheidungen und was schlich sich eher ein?

Also zuerst mal war unser Sohn ein Schrei-Kind. Die ersten 3 Monate hat er im Prinzip andauernd geschrien. Und keinen Schnuller genommen. Ich erinnere mich da immer noch an endlos lange Nächte mit dem Kind in der Manduka, an meinem Finger nuckelnd, während ich auf dem Gymnastik-Ball in der Küche wippe und die Dunstabzugshaube als White Noise Ersatz läuft…

Ich sag mal vorsichtig, wir waren in der Zeit überfordert und durch den Frust – also was machen wir denn falsch – und den Schlafmangel auch noch zusätzlich gereizt. Mir war das damals nicht klar, aber wir haben in der Zeit einfach aufgehört, die Dinge zu sagen und zu tun, mit denen wir uns vorher im Alltag unsere Liebe gezeigt haben. 

Man denkt sich dann, dass sich das schon wieder alles normalisiert, wenn sich das mal alles eingegroovt hat und der normale Alltag wieder da ist. Aber leider funktioniert das so nicht. 

Die Kommunikation mit unserem Partner ist viel mehr durch Gewohnheiten geprägt, als mir das damals bewusst war. Und all die Gewohnheiten, die man gemeinsam hatte, all diese Rituale, die Art der Kommunikation, wird völlig durcheinander geworfen, wenn ein Kind in die Beziehung kommt.

Und während man dann den neuen Alltag lernt, also in den ersten Monaten mit einem Kind, ist die Paar-Beziehung ganz natürlich nur Nebensache. Zusätzlich ist man häufig übermüdet, überfordert und genervt. Was bei uns und bei endlos vielen Paaren, mit denen ich in den letzten Jahren gearbeitet habe, dann passiert ist, ist, dass unsere “neue” Beziehung einfach nicht mehr so schön und liebevoll war, wie vorher.

Nicht weil wir das so wollten, sondern weil es einfach so passiert ist und wir beide das erst einmal überhaupt nicht gemerkt haben. Aber mit der Zeit haben uns die Veränderungen, die in dieser Situation angefangen haben, fast in die Scheidung geführt.

Leider merkt man das nicht von einem Tag auf den anderen Tag, das kommt eher schleichend. Das kannst du ganz gut mit deinem Gewicht vergleichen. Du wiegst auch nie von einem Tag auf den anderen auf das Gramm das Gleiche. Und wenn du jetzt anfängst jeden Tagein wenig zuzunehmen, dann merkst du das nicht nach einem Tag. Auch nicht nach einer Woche oder einem Monat. Aber irgendwann schaust du in den Spiegel und merkst, dass du irgendwie 10 Kilo zugenommen hast. Und dann ist das gar nicht so einfach, das wieder zu ändern.

Denn selbst wenn du vorhast, wieder die Kommunikation mit deinem Partner zu verändern: Wieder für eine liebevolle Beziehung zu sorgen, ist alles andere, als einfach, wenn man nicht weiß, wie das geht. Das werden viele Leser*innen hier auch schon selbst festgestellt haben. 

Ich hab mir damals vorgenommen, herauszubekommen, wie wir wieder die Leichtigkeit von früher zurückbekommen könnten. Wie wir wieder eine liebevolle und harmonische Beziehung führen könnten. Und das ist nach und nach von einem persönlichen Interesse zu meiner Lebensaufgabe geworden. Denn ich habe auf diesem Weg wirklich unheimlich viel gelernt und das gebe ich jetzt auf meiner Webseite Lovomi.de vor allem an Eltern in ähnlichen Situationen weiter.

Du teilst also das Wissen, wie wir trotz Kiddies eine liebevolle Beziehung mit unserer*m Partner*in führen. Natürlich kannst du all das Wissen nicht in die nächsten paar Zeilen packen. Aber versuch es doch einfach 😉 Spaß beiseite. Woher weiß ich, ob ich im After-Kids-Dilemma stecke? Und wie sollte ich mich dann verhalten?

Wenn eure Paar-Beziehung heute nicht mehr so schön und liebevoll ist wie früher und wenn die Veränderungen in den Monaten nachdem ihr Kinder bekommen habt angefangen haben, dann ist wahrscheinlich das Gleiche auch bei dir passiert. Leider geht das unheimlich vielen Paaren so. Auf Lovomi.de hab ich einen etwa 60-minütigen kostenlosen Vortrag – Das After-Kids-Dilemma – indem ich das Problem und natürlich auch die Lösung natürlich viel genauer erkläre, als das in einem Interview möglich ist. 

Aber das Wichtigste in dieser Situation ist, es nicht einfach zu ignorieren. Wie gesagt, es ist wie mit dem Gewicht. Wenn du jeden Tag etwas zunimmst, dann wird die ganze Situation im Laufe der Jahre immer schlimmer. Und irgendwann ist eine Beziehung dann kaputt.

Von daher ist es wichtig, das Problem zu erkennen und anzufangen, etwas dagegen zu tun. Wenn du es zu deiner Priorität machst, eine schönere Beziehung zu führen, dann wirst du Mittel und Wege finden, das auch zu tun. Und dann kann eine Beziehung schneller wieder aufblühen, als man es für möglich hält, das höre ich fast jeden Tag von meinen Klient*innen und Leser*innen.

Und das macht doch Mut! Danke dir, Niklas, für das Interview!

Übrigens: Unter den Abonnentinnen des Adventskalender-Updates verlose ich ein Paket Paar-Minuten! (Mehr dazu am Montag.) Falls du dabei sein willst, melde dich gerne schon an!

Über Niklas Löwenstein

Niklas fuhr seine Beziehung fast gegen die Wand, bevor er entschied: Ich will kein Trennungs-Papa sein! Also ließ er alle schlechten Ausreden liegen und lernte, wie er eine erfüllte Beziehung haben konnte, obwohl der Alltag mit Kindern so viel verändert hatte. Und weil es funktioniert hat, gibt Niklas sein Wissen auf lovomi.de weiter, unter anderem in seinen wöchentlichen E-Mails mit Beziehungstipps, Date-Night-Ideen und Geschichten. Dabei hebt er nie den Zeigefinger, sondern höchstens deine Mundwinkel.

Foto: Niklas Löwenstein

8 Gedanken zu „Beziehung als Paar trotz Kindern“

  1. Wooow! Alles auf den Punkt gebracht! Nach drei Kindern kann ich dieses Interview – Gott sei Dank – mit einem Schmunzeln lesen!
    Wie Herr Löwenstein es beschreibt, mussten mein Mann und ich für uns alles neu definieren. Wir haben gelernt, dass wir beide daran „arbeiten“ müssen, z.B. Zeit füreinander zu finden.
    Danke euch für das tolle Interview!

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  2. Hallo ihr Lieben 🙂
    vielen lieben Dank für den wirklich tollen Beitrag und das Interview.
    Das Thema ist so enorm wichtig. Ich denke, viele Eltern verlieren sich als Paar, wenn sie Kinder haben. Dabei ist es doch wirklich wichtig, auch weiterhin die Beziehung und Liebe zu pflegen. Kinder macht es nicht glücklich, wenn die Eltern unglücklich sind.
    Nochmals ein großes Dankeschön 🙂

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    • Hallo liebe Nadine,
      ich freue mich sehr, dass dir das Interview gefallen hat! ?
      Und du hast völlig Recht: Eine glückliche Familie gibt es nur, wenn die Eltern miteinander auch glücklich sind

      Liebe Grüße
      Niklas

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