Der Weibliche Weg von Martine Texier — Buchrezension

Martine Texier spannt in ihrem Buch Der weibliche Weg* den Bogen von Spiritualität über Yoga bis hin zu anatomischen Erklärungen. In dieser Rezension stelle ich das Buch vor und erkläre, für wen es aus meiner Sicht sinnvoll ist.

Der weibliche Weg: Inhalt

Verständnis für den weiblichen Körper

Im Buch zeigt Texier nicht nur verschiedene Yoga-Übungen in der Praxis. Darüber hinaus verdeutlicht sie auch deren Auswirkungen auf den weiblichen Körper in der Schwangerschaft und unter der Geburt.

Hilfreich für das Verständnis sind die vielen Abbildungen des Beckens und des weiblichen Körpers in verschiedenen Positionen.

Selbst Frauen ohne Kinderwunsch werden ihren Körper anhand der Abbildungen und entsprechenden Beschreibungen besser kennenlernen.

Yoga als Geburtsvorbereitung

Die Anleitungen zu den praktischen Bewegungsübungen sind aus meiner Sicht meist gut verständlich. Natürlich ist es immer einfacher, Bewegungen anhand von Bewegungen zu lernen statt anhand eines Textes. Da es sich um grundlegende Übungen aus dem Yoga handelt, ist der Ablauf glücklicherweise meist so einfach, dass es auch Anfänger*innen gelingen sollte, die Übungen zu verstehen und korrekt umzusetzen.

Gut gefallen haben mir die kleinen Abschnitte, in denen Ideen für die Integration in den Alltag gegeben werden. Hier wird deutlich: Yoga muss nicht auf einer speziellen Matte in einem speziellen Raum zu einer speziellen Musik praktiziert werden. Die Bewegungen können stattdessen auch sehr unkompliziert in den Alltag eingebaut werden.

Die Spirituelle Ebene der Geburt

Die Yogaübungen können als rein körperliche Vorbereitung auf die Geburt umgesetzt werden.

Texier will darüber hinaus auch die spirituelle Ebene der Geburt aufzeigen. Immer wieder spricht sie deshalb von der Verbindung zwischen Körper und Geist, beschreibt die einzelnen Elemente des Körpers anhand ihrer Bedeutung für die Öffnung des Geistes und erklärt, welche Chakren jeweils eine Rolle spielen.

Am Ende des Buches HIER ZITAT SEITE 296!

Geburt vs. Entbindung

Umso erstaunlicher fand ich, dass im Buch so häufig das Wort Entbindung statt Geburt vorkommt. Von einem Buch, das so viel Wert auf die Bedeutung von Namen legt (z.B. Iliosakralgelenk = aus dem Lateinischen, Bedeutung ungefähr „Heiliges Beckenwirbelgelenk“), hätte ich einen sensibleren Umgang erwartet. Vielleicht liegt das aber auch an der Übersetzung aus dem Französischen.

Erfahrungsberichte

Optisch getrennt vom Haupttext gibt es viele kurze Erfahrungsberichte. Diese sind manchmal sogar nur ein paar Zeilen lang. Manchmal sind sie recht oberflächlich; manche geben auch interessante tiefere Einblicke.

Der Prozess der Geburt

Texier führt die Leser*innen im Wesentlichen durch den Geburtsprozess. Für jede Phase der Geburt zeigt sie passende Bewegungen (die natürlich auch schon während der Schwangerschaft geübt werden dürfen) und erklärt, welche Rolle die Phase und die Bewegung für die Geburt haben. Sie beschreibt, wie die Öffnung des Muttermundes körperlich und geistig unterstützt werden kann. Sie geht dabei auch auf Wellen, Angst und die Rolle von Schmerz ein. Besonders wichtig ist ihr auch, dass die weibliche Anatomie auf eine aufrechte Geburt ausgerichtet ist und eine Geburt auf dem Rücken den natürlichen Geburtsprozess negativ beeinflusst. Sie beschreibt außerdem, wie ein liebender Vater die Gebärende unterstützen kann — sowohl körperlich als auch emotional.

Die Macht der Gemeinschaft der Mütter

Am Ende des Buches widmet sie sich dann noch der Macht der Gemeinschaft der Mütter. Sie betont, dass es wichtig sei, die gesellschaftliche Bedeutung von Geburt und Mutterschaft wieder deutlicher anzuerkennen.

Fazit

Insgesamt wünscht sie sich, dass die Geburt eines Kindes wieder stärker als spirituelles Übergangserlebnis, als starkes Ritual, erlebt wird denn als nötiges Übel auf dem Weg als Familie. Ausdrücklich schreibt sie, die Schwangeren und Gebärenden sollten sich nicht zum Objekt machen lassen (da hüpfte mein Herz dann etwas, weil ich ohne Absprache eine ganz ähnliche Formulierung nutze).

Sie blianziert, dass der Weg zu mehr Eigenverantwortung nicht immer einfach sei:

„Ja, das Leben ist riskant. Das ist der Preis dafür, erwachsen zu werden. Diese verantwortlungsbewusste Haltung hat eine entscheidende Kehrseite: Wir müssen dir Folgen unserer Taten tragen!“

Texier, Martine: Der Weibliche Weg, 2018, Mankau Verlag, Seite 295

Dennoch, so Texier, lohne sich diese Verantwortung. Denn daraus können Entscheidungen erwachsen, die dann zu einem Geburtserlebnis führen, in dem die Gebärende entscheidet. Die Annahme von moderner Geburtsmedizin ist dann nicht per se schlecht, denn die Frau hat diese Entscheidung informiert und selbstbestimmt getroffen.

Fazit: Für wen ist „Der weibliche Weg?“

Das Buch ist aus meiner Sicht geeignet für folgende Menschen geeignet:

  • Schwangere, die bereits Yoga machen oder damit beginnen wollen: Sie können anhand der Beschreibungen die einzelnen Übungen erlernen und diese direkt in den Alltag einbauen
  • Schwangere, die ein Buch lesen wollen, das davon ausgeht, dass eine Geburt ein wunderbares Erlebnis sein kann und dass die moderne Geburtsmedizin nur in wenigen Fällen wirklich nötig ist
  • Spirituelle Frauen, die sich über die Geburt als spirituellen Initiationsritus informieren wollen
  • Menschen, die davon überzeugt sind, dass Frauen allein schon dadurch, dass sie Frauen sind, eigentlich eine andere Herangehensweise an das Leben (und die Geburt) haben als Männer.

Pluspunkte im Buch

  • Die Abbildungen sind hilfreich und gut beschriftet.
  • Die Erfahrungsberichte sind optisch gut getrennt vom Haupttext
  • Das Stichwortregister erleichtert die Suche nach bestimmten Knochen oder Gelenken.
  • Das Buch handelt die Geburtsphasen chronologisch ab.
  • Es gibt häufig zwei Begründungen für die beschriebenen Abläufe: Eine ohne spirituellen Bezug und eine mit.

Minuspunkte im Buch

  • Schreibstil: Ich weiß nicht, wie gut sich das französische Original liest, aber ich kam mit dem Schreibstil nur schwer zurecht.
  • Es ist nicht immer erkennbar, welche Übungen in welcher Phase der Schwangerschaft sinnvoll sind.
  • Manche Erfahrungsberichte waren recht oberflächlich und wirkten wie Lückenfüller.

Deine Meinung

Hast du das Buch Der weibliche Weg* von Martine Texier gelesen? Was hältst du vom Buch? Hat es dir geholfen? Hinterlass mir gerne einen Kommentar.

[Hinweis: Links mit Sternchen* sind Affiliate-Links. Ich erhalte, falls du über den Link bestellst, eine Provision, ohne dass du mehr zahlst.]

Schreibe einen Kommentar