Pilates als Geburtsvorbereitung und nach der Geburt: Interview mit Jennifer

Wir alle wissen, dass ein gesunder Körper eine leichte Geburt unterstützen kann. Und wir wissen auch, dass wir unseren Körper nach der Geburt entsprechend trainieren müssen, damit er langfristig gesund bleibt. Pilates kann da eine wunderbare Option sein. Im heutigen Interview spreche ich mit Jennifer von Pilatesliebe über prä- und postpartales Pilates-Training.

Als Service für dich verlinke ich in meinen Beiträgen Produkte oder Dienstleistungen. Manchmal sind das Affiliate-Links. Ich erhalte also eine Provision, ohne dass du mehr zahlst. Affiliate-Links sind mit einem Sternchen (*) gekennzeichnet.

Du hast ein Online-Studio für Pilates, in dem du auch Angebote für Schwangere anbietest. Warum ist Pilates für Schwangere sinnvoll?

In der Schwangerschaft verändert sich der weibliche Körper in vielerlei Hinsicht. Durch die hormonellen und physischen Veränderungen verlieren viele Frauen ihre natürliche Spannkraft. Allgemein ist das Pilates Training eine wunderbare Unterstützung zur Geburtsvorbereitung wie auch zur Rückbildung geeignet. Besonders im letzten Schwangerschaftsdrittel, wenn sich der Körperschwerpunkt durch den rasant wachsenden Babybauch immer weiter nach vorn verlagert, verschiebt sich auch die Wirbelsäule. Hierbei kann Pilates Entlastung und Linderung schaffen. Und auch der Beckenboden wird beim Pilates Training ganz besonders beachtet. Ein trainierter Beckenboden heilt nach der Geburt schneller ab. Die Gefahr, später an einer Blasenschwäche oder Inkontinenz zu leiden, wird verringert. Pilates ist also besonders auch nach der Geburt das perfekte Training um den Beckenboden zu stärken.

Muss man vorher schon Pilates gemacht haben, oder kann man in der Schwangerschaft anfangen?

Man kann durchaus während der Schwangerschaft mit Pilates starten. Allerdings ist hier zu beachten, dass nicht alle Übungen durchgeführt werden dürfen. Das gilt übrigens für alle Trainingsmethoden – nicht nur für Pilates. Zum Beispiel sollen Übungen vermieden werden, die einen abdominalen Druck nach unten auslösen – wie Crunches/sit-Ups. Ab dem zweiten Trimester sind auch Übungen in der Bauchlage nicht mehr sinnvoll. Es gibt aber viele Alternativ-Übungen. Generell wird während der Schwangerschaft eh kein „intensives“ Training durchgeführt. Hier geht es eher um Wohlfühlen, Beweglichkeitserhalt und vorbeugung von Rücken- und Beckenbodenproblemen. 

Foto von Gustavo Fring

Wie sinnvoll ist aus deiner Sicht Training zu Hause ohne Profi an der Seite, gerade für Neueinsteigerinnen?

Unter guter und fachkundiger Anleitung eines Profis kann man auch sehr gut Online als Anfängerin starten. Das bestätigen mir die Frauen in meinem Mitgliederbeich immer wieder. Hier ist es entscheidend, von einem Profi angeleitet zu werden und ein Training zu bekommen, dass auch wirklich für Anfängerinnen geeignet ist. Ich erlebe es oft, dass Frauen mit Rückenschmerzen zu mir kommen, weil sie Übungen auf YouTube mitgemacht haben. Die meisten wissen nicht, dass viele der Videos dort von Menschen angeleitet werden, die keinerlei Ausbildung haben. Übungen werden falsch ausgeführt, nicht erklärt und er werden auch keine Sicherheits-Hinweise gegeben. Auch im Schwierigkeitsgrad wird hier stark übertrieben und es werden Übungen für Anfänger gezeigt, die eine sehr gute Fitness erfordern und eher etwas für Fortgeschrittene sind. 

Also online ja – aber bitte genau hinschauen, mit wem man da eigentlich trainiert und seine Gesundheit anvertraut 🙂



Du hast vorhin gesagt, auch nach der Geburt sei Pilates sinnvoll. Wodurch unterscheiden sich denn Schwangerschafts-Pilates und Postpartales Pilates?

Sobald die Rückbildung abgeschlossen ist und der Arzt das OK gibt, kann mit Pilates begonnen werden. Jedoch werden auch hier zu Beginn sogannte Bauchpressen vermieden, bis die Rumpfmuskulatur wieder stark genug ist und sich die Rectus-Diastase geschlossen hat. Was Pilates so besonders macht ist, dass die Beckenbodenmuskulatur und die tiefe Rumpfmuskulatur gestärkt werden. Ein schwacher Beckenboden führt zu Inkontinenz, Rückenschmerzen und Schmerzen im Unterleib. Ich habe eine Kundin, die ihren Beckenboden mit Pilates nach 8 Kindern wieder „gesund“ bekommen hat, nachdem ihr mehrere Ärzte gesagt haben, dass es ohne OP nicht ginge. Sie hat dadurch ihre Lebensqualität wiederbekommen und kann wieder unbeschwert ihren Alltag meistern.

Du empfiehlst also immer, zur gynäkologischen Meinung noch eine physiotherapeutische einzuholen?

Wenn es ernstere Probleme gibt – ja, unbedingt. Ich musste leider auch die Erfahrung machen, dass mir erst nach einem Arztwechsel geholfen wurde. Leider haben viele Ärzte kein Ganzheitliches Verständnis für den Körper und betreiben Symptombekämpfung anstatt Ursachenforschung. 

Darfst du uns, ohne Persönlichkeitsrechte zu verletzen, von einer Patientin erzählen, die durch Training ihre Beschwerden los wurde, obwohl ihr von anderen gesagt wurde, das sei nicht möglich?

Es gibt sehr viele Erfolgsgeschichten, aber eine der größten ist die von Anna. Weißt du, Anna hat 8 Kinder! Ihr Beckenboden machte einfach nicht mehr das, was er sollte, und das schränkte sie so stark in ihrer Lebensqualität ein, dass sie sehr darunter litt. Mehrere Ärzte sagten ihr, dass sie ihren Beckenboden nur mit einer OP wieder herstellen könne. Bis eine Osteopathin ihr sagte, dass das völliger Quatsch sei, und ihr Pilates empfahl. 

So kam sie zu Pilatesliebe und trainiert nun regelmäßig seit einigen Monaten mit meinen Videos. Ihr Beckenboden ist fast wieder so stark wie vorher — nur Joggen geht noch nicht wieder so gut. Aber die Inkontinenz ist verschwunden, die Beschwerden im unteren Rücken auch und sie hat ihr Selbstbewusstsein zurück!

Der Beckenboden ist in unserer Gesellschaft leider immer noch ein Tabu-Thema. Ich glaube, einer der Gründe dafür ist, dass der Beckenboden oft mit Dingen in Verbindung gebracht wird, über die man nicht gerne spricht – wie Inkontinenz oder sogar sexuelle Gesundheit. Und das ist irgendwie seltsam, oder? Es ist, als ob wir uns dafür schämen würden, über etwas zu reden, das wirklich ganz natürlich ist, und zu unserem Körper gehört.

Vielleicht spielt auch die gesellschaftliche Erwartung eine Rolle, dass Frauen immer perfekt sein sollten – perfekte Körper, perfekte Gesundheit. Das kann dazu führen, dass wir unsere eigenen Unsicherheiten verstecken, anstatt darüber zu sprechen. Und das betrifft ja nicht nur uns persönlich, sondern auch, wie die Gesellschaft das Thema wahrnimmt.

Anna und ich haben eine Podcastfolge dazu aufgenommen, in der sie ganz offen über ihren Weg spricht. Ihr findet den Podcast in eurer Podcast-App. er heißt fit, stark und glücklich.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von open.spotify.com zu laden.

Inhalt laden

Liebe Jennifer, ich danke dir für das spannende Interview!

Jennifer Schwinkowski

Als Expertin und Master-Trainerin für Pilates und Entspannung helfe ich dir mit meinem Online-Training einen fitten, femininen und beweglichen Körper zu bekommen. Aber hier geht es nicht nur darum den Körper zu bekommen, den du dir wünschst, sondern auch eine bessere Beziehung zu dir selbst aufzubauen. Und das alles flexibel von zuhause aus, ohne stundenlange und stressige Workouts.  

Fitness ohne Stress, war meine Motivation für die Gründung von Pilatesliebe.

Wöchtenliche Updates zu neuen Beiträgen

Katharina Tolle

Wie schön, dass du hier bist! Ich bin Katharina und betreibe seit Januar 2018 diesen Blog zu den Themen Geburtskultur, selbstbestimmte Geburten, Geburtsvorbereitung und Feminismus.

Meine Leidenschaft ist das Aufschreiben von Geburtsgeschichten, denn ich bin davon überzeugt, dass jede Geschichte wertvoll ist. Ich helfe Familien dabei, ihre Geschichten zu verewigen.

Außerdem setze ich mich für eine selbstbestimmte und frauen*-zentrierte Geburtskultur ein. Wenn du Kontakt zu mir aufnehmen möchtest, schreib mir gern!

Foto von Katharina

Schreibe einen Kommentar