Iris Wangermann lädt in ihrer Blogparade dazu ein, über Zugehörigkeit zu schreiben. Meine Gedanken zum Thema Warum es mir so schwer fällt, dazuzugehören:
Als Service für dich verlinke ich in meinen Beiträgen Produkte oder Dienstleistungen. Manchmal sind das Affiliate-Links. Ich erhalte also eine Provision, ohne dass du mehr zahlst. Affiliate-Links sind mit einem Sternchen (*) gekennzeichnet.
Um denjenigen gerecht zu werden, die sich mit den Worten „Frau“ oder „Mutter“ nicht identifizieren können, obwohl in ihrer Geburtsurkunde „weiblich“ steht, habe ich mich dazu entschlossen, in meinen eigenen Beiträgen „Mutter“ und „Frau“ jeweils mit dem Inklusionssternchen zu versehen. Ihr werdet also Frau* oder Mutter* lesen (falls der Text von mir kommt und nicht von anderen Menschen). Geschlechtergerechte und inklusive Sprache ist mir ein Herzensthema, allerdings ist (meine persönliche und die gesellschaftliche) Entwicklung dazu noch lange nicht abgeschlossen. Mal sehen, wie ich es in Zukunft angehe. Mehr zum Thema liest du unter anderem hier: Sollte ein Geburtsblog geschlechtsneutral sein, Gebären wie eine Feministin und Sex, Gender, Geburten und die deutsche Sprache.
Außerhalb des Rasters: Das Leben mit drei Kindern in einer Zwei-Kind-Gesellschaft
Unsere Gesellschaft scheint oft für Familien mit maximal zwei Kindern konzipiert zu sein. Als Mutter von drei Kindern an der Hand (und einem im Herzen) stoße ich regelmäßig auf Herausforderungen, die mich daran erinnern, dass wir nicht ganz in das vorgesehene Raster passen.
Auch in diesem Jahr gibt es einen Geburtsgeschichten-Adventskalender und ein paar Adventsverlosungen. Sei dabei!
Die Mobilität: Ein Kampf um Platz
Beginnen wir mit dem Thema Mobilität. Oft werde ich gefragt, warum wir ein so großes Auto fahren. Die Antwort ist einfach: In die meisten sogenannten Fünfsitzer passen keine drei Kindersitze – zumindest nicht, wenn man auf Isofix angewiesen ist. Diese scheinbar triviale Herausforderung zeigt, wie selbst alltägliche Entscheidungen für größere Familien komplizierter werden können.
Urlaub und Unterkunft
Ähnliche Hürden begegnen uns bei der Urlaubsplanung. Hotelübernachtungen gestalteten sich oft schwierig, besonders, als die Kinder noch kleiner waren. Standardmäßige Doppelzimmer reichen nicht aus, und selbst mit Aufbettung stoßen wir an Grenzen. Nicht selten hören wir den Satz: „Aus Brandschutzgründen müssen Sie in die Junior-Suite-Kategorie wechseln.“
Auch die Suche nach einem passenden Wohnwagen oder Wohnmobil wird zur Herausforderung. Drei Kinderschlafplätze und ausreichend Raum für Kindersitze sind keine Selbstverständlichkeit.
Die finanzielle Dimension: Der Preis der Individualität
Natürlich finden wir Lösungen – wenn wir wollen. Doch diese sind oft mit höheren Kosten verbunden und schränken die Auswahl erheblich ein. Es ist nicht die Aufgabe der Gesellschaft, für jede Familienkonstellation die perfekte Lösung bereitzuhalten. Dennoch ist es frustrierend, wenn ein Großteil des Angebots für uns nicht infrage kommt.
Geburtserfahrungen: Die Wahl der Hausgeburt
Statistisch gesehen ist klar, dass ich mit meinem Wunsch nach außerklinischen Geburten nicht die Mehrheit der Menschen vertrete. Die Entscheidung, meine Kinder zu Hause zur Welt zu bringen, wurde und wird oft mit Skepsis oder Unverständnis betrachtet. In einer Gesellschaft, in der Krankenhausgeburten die Norm sind, fühle ich mich manchmal isoliert mit meiner Wahl. Die intensiven, persönlichen Erfahrungen, die ich bei meinen Hausgeburten gemacht habe, sind für viele schwer nachvollziehbar. Oft sehe ich mich mit Vorurteilen oder Ängsten konfrontiert, die ich zwar nachvollziehen kann, die aber für mich nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Diese Erfahrung des Andersseins verstärkt mein Gefühl, nicht ganz dazuzugehören, zeigt mir aber auch, wie wichtig es ist, für die eigenen Überzeugungen einzustehen.
Die wahre Lektion: Empathie und Verständnis
Was mich wirklich stört, ist nicht die Notwendigkeit, kreative Lösungen zu finden. Es ist vielmehr die mangelnde Empathie, wenn andere von ihrer Situation auf unsere schließen. Nur weil etwas für eine Familie mit zwei Kindern einfach ist, bedeutet das nicht, dass es für uns genauso unkompliziert sein muss. Und nur, weil fast alle anderen das Krankenhaus vorziehen, heißt das nicht, dass es für mich die perfekte Lösung gewesen wäre.
Fazit: Die Stärke der Vielfalt
Diese Erfahrungen haben mich gelehrt, nicht vorschnell zu urteilen. Sie erinnern mich daran, dass jeder Mensch, jede Familie einzigartig ist und mit individuellen Herausforderungen konfrontiert wird. In gewisser Weise bin ich sogar dankbar dafür, nicht immer ins Raster zu passen. Es macht mich aufmerksamer und verständnisvoller gegenüber den Schwierigkeiten anderer.
Das Leben außerhalb des „Standardrasters“ zeigt uns, dass Vielfalt normal ist. Wir alle fallen irgendwo aus dem Rahmen – und das ist gut so. Es macht uns menschlich und lehrt uns, füreinander Verständnis zu entwickeln.
- Schmid, Sarah (Author)
Wöchtenliche Updates zu neuen Beiträgen
Katharina Tolle
Wie schön, dass du hier bist! Ich bin Katharina und betreibe seit Januar 2018 diesen Blog zu den Themen Geburtskultur, selbstbestimmte Geburten, Geburtsvorbereitung und Feminismus.
Meine Leidenschaft ist das Aufschreiben von Geburtsgeschichten, denn ich bin davon überzeugt, dass jede Geschichte wertvoll ist. Ich helfe Familien dabei, ihre Geschichten zu verewigen.
Außerdem setze ich mich für eine selbstbestimmte und frauen*-zentrierte Geburtskultur ein. Wenn du Kontakt zu mir aufnehmen möchtest, schreib mir gern!
Liebe Katharina,
vielen, herzlichen Dank für Deinen Beitrag zu meiner Blogparade.
Ich empfinde es als großartig, dass Du das Thema Hausgeburt aufgreifst und darüber sprichst, wie ausgrenzend es sich anfühlt, wenn Du als Frau das machst, was Du intuitiv spürst, was das Richtig für Dich ist.
Schon seitdem ich mit Mitte 20 in Frauengruppen gewesen bin, höre ich immer wieder, wie Frauen systematisch Angst gemacht wird, wenn sie frei über ihre Geburt bestimmen möchten. Unglaublich! Als eine, die es öffentlich anders macht, bist Du eine sehr starke Frau, die einen sehr starken Zugang zu ihrer inneren Stimme hat. Das finde ich ganz wunderbar. Vielen Dank für Deinen Beitrag. Ich bin überzeugt, dass er vielen anderen Frauen Mut machen wird.
Herzlicher Gruß, Iris
Liebe Katharina.
Dein Blogartikel und deine Sichtweise auf das Thema „Ausgrenzung“ fand ich sehr spannend. Ich selbst komme aus einer Familie mot 3 Kindern und auch ich weiss, dass es für meine Eltern manchmal Herausforderungen deshalb gab. Soweit ich mich erinnere, hat es aber immer irgendwie geklappt und die Menschen waren damals vll einfach flexibler, gerade was Urlaub, etc. angeht. Wir haben meist Campingurlaub im Zelt gemacht. Erst im eigenen und dann in einem gemieteten mit Betten, Küche, etc. drin. Da war eine Aufbettung kein Problem.
Ich habe meine beiden Kinder auch zuhause geboren und habe mich dadurch noch nie ausgegrenzt gefühlt… die Reaktionen reichen von Erstaunen, ja fast Bewunderung bis „ich hätte ja viel zu viel Angst“. Wir haben aber auch einige Familien im Umfeld, die auch Hausgeburten hatten. Ich kenne bisher nur eine Frau, die rundum zufrieden mit ihrer Klinikgeburt war und bin dann in tiefem Mitgefühl für alle, die eine traumatische Geburt erlebt haben.
Vielleicht fällt es mir auch leichter, weil ich nie zu was gehören wollte, was mir nicht entspricht. Da sage ich gerne „nein, danke“ und mache mein eigenes Ding weiter.
Liebe Katharina,
ich selbst habe keine Kinder, dafür allerdings zwei Geschwister und die Erinnerung daran, wie friemelig manches auch für meine Eltern war.
Es wird immer wichtiger, dass wir uns alle gegenseitig als Menschen annehmen, wie wir jeweils sind. Dieses Infragestellen und Urteilen bringt uns als Gesellschaft nicht nachhaltig weiter.
Umso mehr freue ich mich für dich, wie du deinen Weg gehst und deine Lösungen findest. Und ich wünsche dir von Herzen, dass euch als Familie das Leben möglichst bald leichter gemacht wird.
Liebe Grüße
Angela
Hallo in die Runde!
Auch ich kenne das Gefühl der Ausgrenzung, auch wenn wir nach außen mit nur einem Kind vollkommen ins Normalitätsraster fallen. Denn: Ich bin keine glückliche Übermutti – Schwangerschaft und Geburt waren schwierig und für mich v.a. Belastung statt Erfüllung. Jetzt ist mein Kind schon in der Grundschule, aber bis heute sind Urlaube für mich die wesentlich größere Belastung als arbeiten gehen. Ich liebe mein Kind, aber das Mamasein erfüllt mich nicht und fühlt sich oft an wie ein Gefängnis. Je älter und autonomer mein Kind wird, umso einfacher wird es für mich. Aber auch ich erfahre viele irritierte (im besten Fall nur das…) Blicke, wenn ich offen sage: Definitiv kein weiteres Kind! Denn kaum ist das erste da, kommen die Fragen „wann kommt das 2.?“ oder „beeilt Euch, damit der Abstand nicht zu groß wird“. Dann zu sagen: Es bleibt bei einem und keines wäre vielleicht sogar besser gewesen, bringt das ein oder andere Gegenüber schon fast zum hyperventilieren. 😉 Und dann aber bitte nur 2 und nicht 3… weird, wie eng der Rahmen des „Normal“ doch ist, auch 2024… 🙂
Liebe Tina,
danke dir für deine ehrliche Rückmeldung. Du hast vollkommen recht: Der Rahmen des „Normalen“ ist immer noch sehr eng. In manchen Bereichen wird es zwar besser, in anderen dafür nicht.
Ih danke dir sehr für deine Offenheit zum Thema glückliche Mutterschaft. Ja, wir können unser Kind lieben und gleichzeitig die Rolle, die wir als Mutter haben, verfluchen wollen. Ich glaube übrigens, dass auch das kein Phänomen der Neuzeit ist, sondern dass es schon immer Mütter gab, die mit der ihnen zugedachten Mutterrolle nur schwer klar kamen — nur haben diese Mütter häufig gar keine andere Möglichkeit gehabt als einfach weiterzumachen. Und natürlich wurde ihr Unmut vermutlich schlicht mit Achselzucken und „das ist nun mal so“ abgetan. #RegrettingMotherhood ist kein First-World-Problem, und auch keine überzogene Erwartungshaltung.
Ich danke dir sehr für deinen Kommentar!
Liebe Grüße,
Katharina