„Was ist dein Beitrag zu mehr Gendergerechtigkeit“, fragte Dr. Iris Wangermann in ihrer aktuellen Blogparade. Und meine Antwort ist klar: Mülleimer auf Mädchenklos!
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Um denjenigen gerecht zu werden, die sich mit den Worten „Frau“ oder „Mutter“ nicht identifizieren können, obwohl in ihrer Geburtsurkunde „weiblich“ steht, habe ich mich dazu entschlossen, in meinen eigenen Beiträgen „Mutter“ und „Frau“ jeweils mit dem Inklusionssternchen zu versehen. Ihr werdet also Frau* oder Mutter* lesen (falls der Text von mir kommt und nicht von anderen Menschen). Geschlechtergerechte und inklusive Sprache ist mir ein Herzensthema, allerdings ist (meine persönliche und die gesellschaftliche) Entwicklung dazu noch lange nicht abgeschlossen. Mal sehen, wie ich es in Zukunft angehe. Mehr zum Thema liest du unter anderem hier: Sollte ein Geburtsblog geschlechtsneutral sein, Gebären wie eine Feministin und Sex, Gender, Geburten und die deutsche Sprache.
Beitrag zur Blogparade mein Beitrag zur Gender-Gerechtigkeit
Auch Geburten haben viel mit Gendergerechtigkeit zu tun, doch heute soll es um einen ganz anderen Aspekt gehen.
Es war letzten Sommer, als wir auf einem Klassenfest unseres Mittleren waren. Es fand auf dem Schulhof statt und während die Kinder herumrannten, das Klettergerüst besetzten und Unmengen an Kuchen vermampften, saßen die Eltern zusammen und erzählten… Und mampften ebensoviel Kuchen.
Wie das dann immer so ist: Früher oder später muss irgendjemand auf‘s Klo. Wir konnten die Toiletten im Schulgebäude nutzen. So ging ich also zur Toilette. Und wunderte mich. Denn es fehlte der Mülleimer. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt meine Regel nicht, deshalb war es für mich nicht so schlimm, dass ich mein benutztes Taschentuch erst im Vorraum wegschmeißen konnte.
Und trotzdem fand ich die Situation doof. Denn in dieser Grundschule werden Kinder von der 1. bis zur 6. Klasse unterrichtet. Im Normalfall sind die Kinder 12, wenn sie die Schule verlassen und auf eine weiterführende Schule wechseln. Die meisten Mädchen erleben ihre Menarche (also die erste Monatsblutung), wenn sie 12 oder 13 Jahre alt sind. Doch es gibt auch immer wieder junge Mädchen, die ihre erste Mens schon früher erleben, sprich: In der Grundschule (erst recht, wenn diese sechs Klassen umfasst, wie bei uns der Fall). Wie unangenehm muss es sein, dann keinen Mülleimer in der Toilettenkabinen zu haben, sondern mit den benutzten Menstruationsartikeln erst in den Vorraum mit den Waschbecken laufen zu müssen, weil dort der nächste Mülleimer steht!
Ich sprach also die Klassenlehrerin unseres Zweitgeborenen darauf an, dass dort keine Mülleimer auf den Toiletten wären. Sie reagierte sehr umsichtig. Zum einen erklärte sie mir, dass im anderen Gebäudeteil, in dem die älteren Klassen ihre Klassenräume haben, durchaus Mülleimer auf den Mädchentoiletten vorhanden wären. Zum anderen sagte sie mir aber auch zu, das Thema nochmal anzusprechen. Ich bedankte mich bei ihr. Wir waren uns einig, dass Mülleimer in Toilettenkabinen für die menstruierenden Kinder zur Verfügung stehen müssten. Natürlich sind Mülleimer auch immer ein potentielles unfreiwilliges Spielzeug, allerdings sollte das kein Grund sein, sie vollkommen zu entfernen.
Lies hier weiter:
Nun war ich letztens wieder in der Schule. Elternsprechtag. Ich ging zur Toilette und freute mich: Es gab nun immerhin in jeder zweiten Toilettenkabine einen kleinen Mülleimer an der Wand. Die Lösung der fest montierten Mülleimer gefällt mir gut, weil dadruch die Chance sinkt, dass damit Schabernak getrieben wird. Natürlich hätte ich mir gewünscht, dass in jeder Kabine ein Mülleimer hängt, wie auch in jeder Kabine das Klopapier verfügbar sein sollte. Aber immerhin muss ein menstruierendes Kind jetzt nicht mehr vom einen Gebäudeteil in den anderen laufen, um einen Mülleimer auf der Toilette zu finden.
Nun kann man sagen: Ach, das ist doch nun wirklich eine Kleinigkeit. Ja, das ist sie für all diejenigen, die nie das Gefühl hatten, mit einer in Klopapier eingerollten blutigen Binde unter den Augen anderer Kinder bis zum Mülleimer zu laufen und das „Päckchen“ dort möglichst unauffällig in den Mülleimer gleiten zu lassen.
Schon in meinen Jahren als Studentin ist mir häufig aufgefallen, dass es in reinen Männer-WGs im Bad keinen Mülleimer gab. Menstruationsartikel fielen offensichtlich nicht an, und leere Duschgelpackungen wurden in der Küche oder anderswo entsorgt. Diese Selbstverständichkeit, dass neben ein WC ein Mülleimer gehört, sehen offensichtlich viele Männer erst dann, wenn eine Frau regelmäßig dort ist.
So geht es uns in vielen Bereichen des Lebens. Der männliche Standard ist „kein Mülleimer im Bad“. Der weibliche Standard „Mülleimer im Bad“ wird erst relevant, wenn wirklich Frauen da sind – und selbst dann ist es keine Selbstverständlichkeit, dass er erfüllt wird.
Es sollte nicht an jungen Mädchen liegen, ihre Bedürfnisse kund zu tun, damit die Ausrüstung in der Schule ihren Anforderungen entspricht. Es sollte normal sein, dass dies berücksichtigt wird. Denn Gendergerechtigkeit heißt für mich eben auch, dass wir versuchen, für andere mitzudenken, statt es Betroffenen zu überlassen, auf Missstände hinzuweisen.
Es sind viele kleine Schritte, dir wir in dieser Hinsicht gehen können. Mülleimer in den Toilettenkabinen von Grundschulen ist einer dieser kleinen Schritte.
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Katharina Tolle
Wie schön, dass du hier bist! Ich bin Katharina und betreibe seit Januar 2018 diesen Blog zu den Themen Geburtskultur, selbstbestimmte Geburten, Geburtsvorbereitung und Feminismus.
Meine Leidenschaft ist das Aufschreiben von Geburtsgeschichten, denn ich bin davon überzeugt, dass jede Geschichte wertvoll ist. Ich helfe Familien dabei, ihre Geschichten zu verewigen.
Außerdem setze ich mich für eine selbstbestimmte und frauen*-zentrierte Geburtskultur ein. Wenn du Kontakt zu mir aufnehmen möchtest, schreib mir gern!
Liebe Katharina,
ich freue mich wirklich sehr über Deinen Beitrag zu meiner Blogparade. Das mit dem Mülleimer auf dem Mädchen-Klo ist ein so selten besprochenes Thema. Toll, dass Du das ansprichst.
Und ja … bei der Geburtskultur fängt es schon an. Ich kenne viele Hebammen und auch Frauen, die mir von ihren Geburten erzählt haben. Ich sags mal so … da gibt es noch viel zu tun. Toll, dass Du da dran bist.
Mit einem herzlichen Gruß,
Iris