Ich stelle euch heute das Buch „Mein Sternenkind“ von Julia Bräunig vor. Danke, liebe Julia, für das Rezensionsexemplar.
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Um denjenigen gerecht zu werden, die sich mit den Worten „Frau“ oder „Mutter“ nicht identifizieren können, obwohl in ihrer Geburtsurkunde „weiblich“ steht, habe ich mich dazu entschlossen, in meinen eigenen Beiträgen „Mutter“ und „Frau“ jeweils mit dem Inklusionssternchen zu versehen. Ihr werdet also Frau* oder Mutter* lesen (falls der Text von mir kommt und nicht von anderen Menschen). Geschlechtergerechte und inklusive Sprache ist mir ein Herzensthema, allerdings ist (meine persönliche und die gesellschaftliche) Entwicklung dazu noch lange nicht abgeschlossen. Mal sehen, wie ich es in Zukunft angehe. Mehr zum Thema liest du unter anderem hier: Sollte ein Geburtsblog geschlechtsneutral sein, Gebären wie eine Feministin und Sex, Gender, Geburten und die deutsche Sprache.
Mein Sternenkind: Für immer im Herzen bei mir. Abschiednehmen und Trauern bei kleiner und stiller Geburt
Das Buch „Mein Sternenkind: für immer im Herzen bei mir“ ist im SHERO-Verlag erschienen, der eigentlich eher für Business-Bücher bekannt ist. Die Herausgeberin Julia, Gründerin der Businessheldinnen, hat mit diesem Buch ein sehr persönliches Werk geschaffen.
Julia schreibt dieses Buch über 10 Jahre nach ihrer stillen Geburt. Sie beschreibt, dass dieses Ereignis immer noch in ihr nachwirkt, obwohl sie inzwischen zwei gesunde Kinder hat. Mit ihrem Buch möchte sie Familien mit Sternenkindern und ihren Angehörigen Hilfestellung bieten.
Das Buch ist in fünf große Kapitel unterteilt und enthält einen Anhang mit Beratungsstellen und weiteren Informationen.
Kapitel 1: Erwartungen und Realität
Im ersten Kapitel werden Statistiken und Zahlen rund um Schwangerschaft und Geburt vorgestellt. Julia stellt den Erwartungen an eine Schwangerschaft die Realität gegenüber. Denn stille Geburten sind häufiger als wir denken.
Ein Abschnitt von Clarissa Schwarz, Hebamme und Bestatterin, betont die Wichtigkeit der selbstbestimmten Entscheidung bei einer stillen Geburt. Sie gibt konkrete Hinweise zur mentalen Vorbereitung und spricht auch über aufkommende Schuldgefühle.
Persönliche Geschichten
Das Buch enthält mehrere persönliche Geschichten von Betroffenen:
Julia erzählt von ihrer kleinen Geburt zu Hause. Sie berichtet auch von der Beerdigungszeremonie im Wald, die sie mit ihrem Partner für ihre Tochter durchgeführt haben. Julia spricht darüber, wie sich die Trauer im Laufe der Jahre verändert hat. Sie sagt: „Menschen, die gestorben sind, sind in meinen Augen nicht einfach weg. Sie können sehr präsent sein, uns liebevoll begleiten, je nachdem wie sehr wir das zulassen wollen und können.“
Ausführlich kannst du von Julias Geburtserfahrungen auch hier lesen.
Franzi berichtet von ihrer kleinen Geburt zu Hause mit Hebammenbegleitung. Sie ist besonders dankbar für die eine junge Ärztin im Krankenhaus, die ihr sehr schonend beibrachte, dass ihr Embryo schon in der siebten Schwangerschaftswoche verstorben war. Franzi erzählt auch, wie es für ihre vierjährige Tochter war zu wissen, dass ihr Geschwisterkind gestorben ist. Trotz des Rates zu einer Ausschabung entschied sich Franzi für eine kleine Geburt zu Hause.
Daniela beschreibt ihre stille Geburt in der 40. Schwangerschaftswoche. Sie hatte vorher bereits ein schlechtes Gefühl, obwohl es keine medizinischen Anzeichen gab. Bei einer Untersuchung wegen schwacher Herztöne erfuhr sie, dass das Kind keinen Herzschlag mehr hatte. Daniela schreibt: „Erst konnte ich es nicht glauben, kurz saß ich einfach nur da und mein Kopf war leer, bis dann die Realität so langsam in meinem Kopf ankam.“ Sie betont, dass die Geburt ähnlich wie bei einem lebenden Baby verlief, nur ohne CTG und Herztonüberwachung. Daniela erzählt auch von ihrer Teilnahme an Trauergruppen und einer speziellen Rückbildungsgruppe für Sternenmütter. Sie beschreibt, wie sich ihre Trauer änderte, als sie vier Monate später wieder schwanger wurde. Sie fasst zusammen: „Ich bin definitiv ein anderer Mensch geworden, empathischer, vor allem im Umgang mit dem Thema Trauer und Trauma.“
Anna erzählt von ihrer kleinen Geburt bei der ersten Schwangerschaft. Nach der Diagnose, dass kein Herzschlag mehr zu sehen war, dauerte es drei Wochen bis zur natürlichen Fehlgeburt. Anna entwickelte anschließend eine monatelang anhaltende Depression. Sie beschreibt, wie nach einigen Monaten der Trauer die Hoffnung zurückkehrte, aber auch die Angst vor einer erneuten Fehlgeburt. Anna betont, dass ihr Gynäkologe eine große Hilfe war, um ihrem Körper wieder zu vertrauen.
Auch in diesem Jahr gibt es einen Geburtsgeschichten-Adventskalender und ein paar Adventsverlosungen. Sei dabei!
Kapitel 2: Abschied und Bestattung
Das zweite Kapitel des Buches, verfasst von der Hebamme und Bestatterin Clarissa Schwarz, widmet sich dem sensiblen Thema des Abschieds und der Bestattung von Sternenkindern.
Clarissa beginnt mit einer Erläuterung der gesetzlichen Bestimmungen, die für die Bestattung von Sternenkindern relevant sind. Sie erklärt, dass es einen rechtlichen Unterschied macht, ob ein Kind mit einem Geburtsgewicht von 500 Gramm oder weniger geboren wurde.
Anschließend geht Clarissa detailliert auf die Vorbereitung der Bestattung ein. Sie bietet praktische Ratschläge und einfühlsame Vorschläge, wie Eltern diesen schweren Moment gestalten können. Dabei berücksichtigt sie sowohl emotionale als auch praktische Aspekte.
Die Autorin beschreibt auch den Ablauf der Bestattung selbst und gibt Hinweise, wie diese möglichst tröstlich und bedeutungsvoll gestaltet werden kann. Sie betont die Wichtigkeit individueller Rituale und persönlicher Gesten, die den Eltern bei der Verarbeitung ihrer Trauer helfen können.
Besonders eindrucksvoll ist Clarissas Einstellung zur Trauerbegleitung, die sie mit folgendem Satz zum Ausdruck bringt: „Für mich selbst ist das Wissen es gibt keinen Trost eine Entlastung. Ich weiß, ich kann zwar nicht trösten, aber ich kann begleiten, den Weg mitgehen und die Situation mit aushalten.“
Kapitel 3: Trauer verstehen
Im dritten Kapitel widmen sich verschiedene Autorinnen dem Trauerprozess.
Der erste Text in diesem Kapitel ist verfasst von der Trauerbegleiterin Svenja Gropper.
Sie beginnt mit einer wichtigen Erkenntnis: „Wenn wir über Trauer reden, fällt eines auf: Sie ist nicht so leicht in Worte zu fassen, denn Trauer und ihr Erleben sind höchst individuell.“
Die Autorin geht detailliert auf die Vielfalt der Gefühle ein, die mit Trauer einhergehen können. Sie erklärt, dass Trauer nicht nur aus Schmerz und Traurigkeit besteht, sondern ein breites Spektrum an Emotionen umfassen kann. Dazu gehören auch Wut, Leere, Hilflosigkeit, Verbundenheit, Dankbarkeit und Liebe.
Das Kapitel beleuchtet auch die verschiedenen Phasen der Trauer, wobei die Autorin darauf hinweist, dass diese nicht linear verlaufen müssen. Sie erklärt, dass Trauernde zwischen verschiedenen Emotionen und Zuständen hin- und herpendeln können und dass dies ein natürlicher Teil des Heilungsprozesses ist.
Im nächsten Kapitel beschreibt die Trauerbegleiterin Petra Sutor die Rolle des Sternenkindes in der Familie. Sie erzählt eindrucksvoll ihre eigene Geschichte und zeigt, dass Verdrängung nichts nützt, denn jedes Kind, ob an der Hand oder im Herzen, hat seinen Platz in der Familie. Geschwisterkinder und Partner*innen sollten deshalb bewusst in den Trauerprozess mit eingebunden werden. Deshalb gibt Petra auch bewusst Ideen für Trauerrituale mit der Familie.
Im letzten Teil dieses Kapitels zeigt Kristin Wolgast die schamanische Sichtweise auf Sterben und Tod. Sie geht darauf ein, dass jeder Mensch lebe, um bestimmte Erfahrungen zu machen, und dass ein totgeborenes Kind für manche Menschen eine solche Erfahrung sei. Sie zeigt Kommunikationsmöglichkeiten mit dem Sternenkind auf, wie diese in der schamanischen Tradition gelebt werden.
Kapitel 4: Rituale in der Trauerarbeit
In diesem Kapitel stellen verschiedene Autorinnen Möglichkeiten vor, Rituale in die Trauerarbeit einzubinden:
- Julia Bräunig schreibt über die heilende Wirkung der Natur
- Svenja Gropper bietet Hilfe zu Kräuteranwendungen
- Melanie Lohmann berichtet über die Möglichkeiten der Hypnose
- Dorothea Subh klärt über Mother Blessing und spezielle Rückbildungskurse für Sternenmütter auf
- Tanja von Rohden schreibt über Sternenkindfotografie
Kapitel 5: Vorstellung der Expertinnen
Im letzten Kapitel stellen sich die Fachfrauen vor, die zu diesem Buch beigetragen haben.
Fazit
„Mein Sternenkind“ kombiniert persönliche Erfahrungen mit fachlichem Wissen. Es bietet Betroffenen und Angehörigen wertvolle Informationen, Unterstützung und Trost. Das Buch bricht das Tabu um Sternenkinder und ermutigt dazu, offen über Verlust und Trauer zu sprechen. Damit trägt es zu einem wichtigen Wandel in unserer Kultur bei, die nur allzu gern davon ausgeht, dass heute alle Kinder lebend und gesund geboren würden.
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Katharina Tolle
Wie schön, dass du hier bist! Ich bin Katharina und betreibe seit Januar 2018 diesen Blog zu den Themen Geburtskultur, selbstbestimmte Geburten, Geburtsvorbereitung und Feminismus.
Meine Leidenschaft ist das Aufschreiben von Geburtsgeschichten, denn ich bin davon überzeugt, dass jede Geschichte wertvoll ist. Ich helfe Familien dabei, ihre Geschichten zu verewigen.
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