Sex als Geburtsvorbereitung — Gastbeitrag von Amelie Dyzmann

Sex und Geburt — klar haben die Dinge was mit einander zu tun. Aber über Sex in der Schwangerschaft spricht doch kaum jemand, oder!? Das ändert Amelie! Sie ist Beziehungscoach und räumt in diesem Beitrag mit vielen Vorurteilen auf, was Sex und Geburt angeht! Außerdem verrät sie uns ihre top fünf der Holistic Sex Tools und verlost auch noch ein Coachingegal ob zu Sex oder anderen Beziehungsthemen.

Sex in der Schwangerschaft: First things first

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Du bist also schwanger – Herzlichen Glückwunsch! – und fragst Dich gerade, wie es mit Sex während der Schwangerschaft aussieht. Vielleicht hast Du besonders viel oder besonders wenig Lust darauf oder Dich treiben ein paar Sorgen und Fragen um. Dieser Artikel gibt Antworten auf typische Fragen, erklärt, was Sex und Geburt gemeinsam haben und warum es sich lohnt, während der Schwangerschaft auf Intimität mit dem Partner nicht zu verzichten.

Wichtig: Ich bin Sex- und Beziehungscoach und gebe in diesem Artikel keinen medizinischen Rat. Eine aktive Sexualität stellt in einer komplikationslos verlaufenden Schwangerschaft kein Problem dar. Bitte besprich im Zweifel mit Deinem Arzt / Deiner Ärztin, ob Du während Deiner Schwangerschaft Sex haben kannst oder aus medizinischen Gründen darauf verzichten solltest.

Foto: Amelie Dyzmann

Schadet Sex meinem ungeborenen Baby?

Foto: Deon Black

Nein. Der Penis kann auch unabhängig von einer Schwangerschaft nicht in die Gebärmutter eindringen (seine Bewegungen enden spätestens an der Zervix).  Während der Schwangerschaft kommt noch zusätzlich ein Schleimpfropf dazu, der die Zervix (den Muttermund) verschließt. Es ist also absolut unmöglich, dass das Ungeborene in Kontakt mit dem Penis Deines Partners kommt. Außerdem ist es in Deiner Gebärmutter durch das Fruchtwasser gut vor Stößen geschützt, so dass ihr es auch wilder zugehen lassen könnt, wenn es euch gefällt. Zu guter Letzt sind auch keine psychischen Schäden zu erwarten – das kleine Wesen interessiert sich nicht für das, was ihr da draußen macht. Womöglich freut es sich primär über das angenehme Geschaukel und den Oxytocin-Schub (und die daraus resultierende Entspannung) von Mama.

Muss man während der Schwangerschaft verhüten?

Normalerweise nicht, denn Du bist ja bereits schwanger. Anders sieht das natürlich als Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten aus, zum Beispiel, wenn Du mit jemand anderem außer Deinem Partner schlafen möchtest.

Kann Sex Wehen auslösen?

Ja, aber erst kurz vor der Geburt. Also erst, wenn Dein Körper und Dein Baby „bereit“ sind. Der Sex wirkt sich in diesem Fall dann sogar förderlich aus, denn er entspannt Körper und Geist – tolle Grundvoraussetzungen für eine Geburt! Dazu aber später auch noch mehr…

Wie sieht es mit Infektionen bei Sex während der Schwangerschaft aus?

Auch hier schützt der Schleimpfropf die Gebärmutter vor ungewolltem Eindringen von Keimen. Trotzdem ist es natürlich sinnvoll, wie sonst beim Sex auch, auf eine angemessene Hygiene zu achten. Dazu gehört zum Beispiel das Händewaschen vorab oder das Vermeiden einer Penetration mit dem Penis oder einem Sex-Toy, wenn diese vorher anal eingeführt wurden.

Ich finde meinen Körper nicht mehr attraktiv. Was kann ich tun?

Dein Körper verändert sich gerade in einer irrsinnigen Geschwindigkeit – womöglich nicht zu Deiner Freude. Manche Frauen nehmen während einer Schwangerschaft mehr zu, als ihnen lieb ist, andere bemerken ungewollte Veränderungen an Haut und Haaren, Brüsten, Füßen und anderen Stellen. Du bist also nicht allein. Vielleicht versucht Dein Partner sogar, Dich aufzumuntern, weil er Deinen Babybauch schön findet. Falls Du merkst, dass Dir seine Komplimente nicht weiterhelfen, liegt die Ursache für Dein negatives Selbstbild möglicherweise tiefer.

Mein Rat an Dich ist es, sanft mit Dir selbst ins Gespräch zu gehen, um herauszufinden, warum Du Dich und Deinen Körper gerade nicht annehmen kannst. Ziehe in Erwägung, Dir Hilfe durch Therapie oder Beratung / Coaching zu suchen. Denn auch nach der Geburt sehen wir Frauen oft nicht mehr so aus wie vor der Schwangerschaft. Dich jetzt schon auf den Weg zu mehr Selbstliebe zu begeben, wird sich langfristig bezahlt machen. 

Foto: Gerd Altmann

Ich habe plötzlich starkes sexuelles Verlangen seit der Schwangerschaft. Woran liegt das?

Einige Frauen bemerken während ihrer Schwangerschaft einen deutlichen Anstieg der Libido. Das liegt unter anderem daran, dass Deine Sexualorgane, inklusive Klitoris, Schamlippen & Co. durch die Schwangerschaftshormone besser durchblutet sind und dadurch empfindsamer werden. Dein Partner und Du können diese Lust ungehemmt genießen und ausleben. Meine „Holistic Sex Tools“ weiter unten werden euch begeistern und für noch mehr Spaß, Sinnlichkeit und Erotik im Schlafzimmer sorgen!

Ich habe leider überhaupt kein Interesse mehr an Sex, seit ich schwanger bin. Ist das normal? Was kann ich tun?

Zuallererst: Mit dir ist nichts verkehrt! Du bist ganz normal und auch nicht allein. Sehr vielen Frauen geht es in ihrer Schwangerschaft wie Dir. Vor allem Schwangerschaftsbeschwerden wie Übelkeit und Müdigkeit machen es schwer, an Sex überhaupt nur zu denken. Damit wir Lust auf Sex haben, müssen nämlich zuerst unsere physiologischen Grundbedürfnisse gestillt sein, dazu gehört auch körperliches Wohlbefinden, Nahrung und ausreichend Schlaf. Unser Gehirn entscheidet da ganz klar: Überleben ist wichtiger als Fortpflanzung.

Ein kleiner Hoffnungsschimmer ist, dass viele Schwangerschaftsbeschwerden nach dem ersten Trimenon wieder abklingen. Aber selbst dann haben nicht alle Frauen Lust auf Sex. Und das ist ebenfalls normal und okay. Sex sollte nur stattfinden, wenn alle Beteiligten sich damit wohlfühlen. Doch auch mit wenig oder keiner Lust auf Sex kann man als Paar intim werden. Warum sich das lohnt, wie das funktionieren kann und warum Dich das sogar noch auf die Geburt vorbereitet, kannst Du in den folgenden Abschnitten lesen.

Warum es sich lohnt, das Sexleben während der Schwangerschaft weiterzuführen

In diesem Abschnitt verrate ich Dir aus Sicht eines Sex- und Beziehungscoaches – selbst Mama übrigens – warum es sich lohnt, auch während der Schwangerschaft das Sexleben nicht einschlafen zu lassen. Ehrlich gesagt hätte ich mir gewünscht, diese Dinge selbst während meiner Schwangerschaft zu wissen, dann wäre (vor allem später) einiges leichter gewesen. Umso mehr liegt es mir am Herzen, mein gesammeltes Wissen und meine Erfahrung an Dich weiterzugeben!


Titelbild: Geburtsgeschichten-Adventskalender 2024: Sei dabei!

Auch in diesem Jahr gibt es einen Geburtsgeschichten-Adventskalender und ein paar Adventsverlosungen. Sei dabei!


Hinweis: Auch ohne Sex kannst Du eine schöne Schwangerschaft, Geburt und Zeit mit Baby haben. Frauen, denen es nicht möglich ist, Sexualität während der Schwangerschaft zu genießen, sollen sich beim Lesen bitte nicht schlecht oder minderwertig fühlen. Es ist mein Ziel, Vorteile von Sexualität und neue Wege, diese als werdende Mama zu genießen, aufzuzeigen. Dabei bewerte ich keinesfalls jemandes Entscheidung, diese Ideen umzusetzen oder nicht.

Die Vorteile von Sex während der Schwangerschaft

Wenn Du und Dein Partner sexuell aktiv seid, während ihr mit schnellen Schritten aufs Eltern-Dasein zusteuert, hat das einige Vorteile. Zuerst gibt es da die biologischen Vorteile: Beim Sex werden Glücks- und Bindungshormone ausgeschüttet. Allein beim Küssen sinkt der Kortisolspiegel (Kortisol ist ein Stresshormon) – man muss also noch nicht einmal einen Orgasmus haben. Das Schmerzempfinden wird herabgesetzt und der Körper entspannt sich. Klingt doch ziemlich gut für eine gestresste, körperlich ausgelaugte Schwangere, oder?

Wenn ihr schon weitere Kinder habt, ist euch das Folgende bekannt: Nach der Geburt wird alles anders. Egal wie sehr ihr euch jetzt vornehmt, trotz Baby noch viel Paarzeit miteinander zu verbringen, es wird (erst einmal) nicht mehr funktionieren. Wenn ihr also jetzt die Zeit zu zweit noch intensiv nutzt, macht ihr euch damit ein tolles Geschenk. Und wenn ihr in eurer Paarzeit während der Schwangerschaft eure körperliche und sexuelle Beziehung priorisiert, dann stärkt euch das als Paar und werdende Eltern.

Die Vorteile von Sex für die Geburt

Sex während der Schwangerschaft zu haben, bereitet Dich im Grunde optimal auf eine selbstbestimmte Geburt vor — wenn du bereit bist, Dein Sexleben zum Beispiel mit den „Holistic Sex Tools“ (beschreibe ich weiter unten) zu bereichern und auf ein neues Level zu bringen.

Es ist mir wie Schuppen von den Augen gefallen, dass Sex und Geburt sich im Grunde sehr ähneln, als ich während meiner Ausbildung diese Tools kennenlernte. Während ich eins nach dem anderen (für die Ausbildung während der Selbstbefriedigung) am eigenen Körper erfuhr, fragte ich mich nämlich, warum die sich fast alle so bekannt anfühlten, bis mir klar wurde: In meiner eigenen Geburtsvorbereitung, unter anderem mit Hypnobirthing*, hatte ich diese Tools schon einmal gelernt!

Also melde Dich vom Geburtsvorbereitungskurs wieder ab und zitiere stattdessen Deinen Partner ins Schlafzimmer! Geburtsvorbereitung, aber mit Orgasmus, bitte…! Scherz beiseite, bleib bei dem Kurs bitte angemeldet, denn Du lernst außerdem noch Dinge über Babypflege und Sport in der Schwangerschaft.

Dennoch: Dass Sex und Geburt sich so ähneln, ist vielleicht kein Zufall. Immerhin sind sie, spirituell (und auch logisch) betrachtet, eng miteinander verknüpft. Das eine lässt Dich Leben empfangen, das andere geben. Manche Frauen erleben sogar orgastische Geburten.

Das ganzheitliche Erleben von Sexualität fördert die Körperwahrnehmung und -kontrolle, kann emotionale Wunden heilen, transzendente Erlebnisse hervorrufen, wirkt befreiend, macht selbstermächtigend und selbstbestimmt.

All dies sind Fähigkeiten, die erlernt werden können und bei jeder Form von Geburt – Hausgeburt, natürliche Geburt, Kaiserschnitt, und so weiter – einen positiven Unterschied machen werden.

Die Vorteile von Sex für die Zeit nach der Geburt

In ein paar Wochen oder Monaten wird eure Welt zum ersten (oder zweiten oder dritten) Mal auf den Kopf gestellt. Ihr erweitert eure Familie um (mindestens) ein weiteres Wesen, das euch bereichern und mit Liebe erfüllen wird. Aber es wird euch auch an eure Grenzen bringen und den Rest des Lebens – angefangen bei A wie „Alleine auf Toilette gehen“, bis Z wie „Zweisamkeit genießen“ – ziemlich erschweren.

Eltern werden und Paar bleiben? Das ist eine ganz schön schwierige Aufgabe. Gerade beim Thema Sexualität kann es passieren, dass die Bedürfnisse beider Partner früher oder später in Konflikt geraten.

Unter anderem liegt das daran, dass „Sex“ für die meisten Menschen „Penis in Vagina“ bedeutet (hast Du doch bis hierhin auch gedacht, oder?!). Ich mache mich stark dafür, Menschen eine tiefere und ganzheitlichere Form von Sexualität – ich nenne das gern „reife Sexualität“ – nahezubringen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass diese Form der Sexualität es als Eltern ungemein erleichtert, miteinander intim zu bleiben. Mal davon abgesehen, dass die Erlebnisse, die man dabei haben kann, oft ungeahnt tiefgründig, spirituell und unendlich lustvoll sind…

Wenn du mehr über reife Sexualität / Sex nach der Geburt lesen willst, schau mal hier in den Beitrag von MyMaisie.

Wenn Du und Dein Partner es also schaffen, eure Sexualität schon jetzt, während der Schwangerschaft, auf ein neues Level zu bringen, müsst ihr nach der Geburt – zwischen Babygeschrei, Windeln wechseln und schlaflosen Nächten – nicht mehr bei Null anfangen!

Und: Es ist nie zu spät, damit zu beginnen. Selbst wenn ihr jetzt schon Kinder habt, möchte ich euch ermutigen, euch trotzdem auf die Reise zu begeben. Ich habe all diese Dinge auch erst nach der Geburt meines Kindes gelernt.

Die Holistic Sex Tools & wie sie Dir beim Sex und bei der Geburt helfen

Jetzt wird’s praktisch! In diesem Abschnitt beschreibe ich meine top five der Holistic Sex Tools und erkläre, wie sie Dir im Bett und im Kreißsaal (oder zu Hause) helfen können.

Atmung

Der Atem ist ein so mächtiges Tool, weil er das Unterbewusstsein und das Bewusstsein miteinander verknüpft. Denn: auch wenn er normalerweise unterbewusst abläuft, kannst Du ihn bei Bedarf auch bewusst steuern. Das an sich ist schon ziemlich cool, finde ich. Außerdem kannst Du mit dem Atem dein Nervensystem beruhigen oder auch anregen. Mit gezielten Atemtechniken wird entweder der Parasympathikus („Ruhenerv“) oder der Sympathikus („Aktivierungsnerv“) angesprochen. Vereinfacht gesprochen wird bei ruhiger und tiefer Atmung in der Regel der Parasympathikus und bei schneller, flacher Atmung der Sympathikus aktiviert.

Letzteres kann man sich beim (oder vor dem) Sex zunutze machen, um sich und seine Lust zu „aktivieren“, aber in der Regel empfiehlt sich eine tiefere, entspannte Atmung, vor allem unter der Geburt! Man kann auch bestimmte Atemmuster erlernen (z.B. beim Hypnobirthing, beim Yoga oder in Coachings, die mit Atemtechniken arbeiten). Die simpelste Form der unterstützenden Atmung für Geburt und Sex ist eine tiefe, langsame Bauchatmung (ja, dabei wird der groß und rund, aber das ist er ja bei Dir momentan vermutlich eh schon).

Hilft beim SexHilft bei der Geburt
Beruhigt das Nervensystem, hilft bei der Überwindung von Blockaden, sensibilisiert, vertieft Verbindung zum Partner, hilft bei der Erreichung von GanzkörperorgasmenBessere Sauerstoffzufuhr zum Kind, unterstützt Wehentätigkeit, Mutter hat länger Energie, kann unterstützend in eine Art „Trance“ versetzen, kann in der Austreibungsphase Dammriss-Wahrscheinlichkeit verringern

Tönen / Laut geben

Seinem Körper eine Stimme zu verleihen, fällt den meisten Menschen schwer. Es fühlt sich anfangs „komisch“ und „peinlich“ an. Dabei ist es etwas völlig Natürliches – Babys und kleine Kinder tun das andauernd. Es wird gegrunzt, geschrien, gequiekt, gebrummt und gegluckst. Mit der Zeit verlernen wir es leider aufgrund gesellschaftlicher Konventionen wieder. Was bleibt, ist ein Seufzer hier und da (ist Dir schon mal aufgefallen, wie gut sich Seufzen anfühlt?). Aber: das (Wieder-) Erlernen lohnt sich! Wenn wir unserem Körper erlauben können, sich frei zu „äußern“, erobern wir uns ein großes Stück persönliche Freiheit und Authentizität zurück!

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So verleihst Du Deinem Körper eine Stimme: Stell / Setze / Lege Dich bequem hin. Entspanne Deinen Kiefer und öffne den Mund dabei leicht. Gerne kannst Du die Augen schließen. Spür für einen Moment nach innen – entweder in Deinen gesamten Körper oder ein einzelnes Körperteil. Atme tief in den Körper (oder das Körperteil) und lass beim Ausatmen ein Geräusch entweichen. Denke nicht darüber nach, wie es klingen „sollte“.

Hilft beim SexHilft bei der Geburt
Befreit, fördert die Hingabe (an Deinen Partner oder Deine Lust), löst sanft Traumata, lässt sexuelle Energie besser zirkulierenAktive Schmerzbewältigung, hilft bei der Öffnung (entspannter Kiefer = entspannter Beckenboden), beruhigt, hilft bei einer tieferen Atmung, verbindet mit den „Urkräften“ der Mutter

Bewegung

Ähnlich wie beim Tönen kann man lernen, den intuitiven Bewegungen seines Körpers zu folgen und ihn damit auf ganz natürliche Art zu unterstützen. Da Sexualität und Geburt sehr körperliche Vorgänge sind, wäre es doch toll, ihnen das notwendige Vertrauen zu schenken, damit sie ihre „Arbeit“ (ungestört von Ängsten und Kontrollversuchen) machen können, oder?

Eine ganz simple Übung zum Einstieg: Mach Dir ein tolles Lied an (Tempo oder Stimmung egal) und bewege Dich dazu. Versuche nicht, zu tanzen, gut auszusehen oder Deine Bewegungen zu bewerten. Versuch, die Kontrolle an Deinen Körper abzugeben. Spür hinein: Was braucht Dein Körper gerade jetzt, in diesem Moment? Das kann wildes Zappeln, sanftes Wiegen oder absolute Stille sein – es gibt kein „richtig“ und kein „falsch“.

Hilft beim SexHilft bei der Geburt
Führt zu einer selbstbestimmten, befreiten und ausdrucksstarken Sexualität, kann luststeigernd wirken, wenn bestimmte Körperteile angespannt und entspannt werden (auch eine Form von Bewegung)Gibt ein Gefühl von Selbstbestimmung, unterstützt die Geburtsarbeit des Körpers; kann die Austreibungsphase verkürzen / erleichtern, wenn die Mutter sich intuitiv positionieren darf (und entsprechende Verbindung zu ihrem Körper hat)

Langsamkeit

Für mich persönlich war dieses Tool vor allem beim Sex ein absoluter Game Changer! Gerade als Frau erlaubt man sich oft nicht, sich die nötige Zeit für die Entwicklung der eigenen Lust zu nehmen. Wusstest Du, dass es 30-45 Minuten dauert, bis eine Vulva vollständig „erigiert“ ist? (Ja, wir haben unheimlich viel erektiles Gewebe! Nein, nicht nur in der Klitoris.)

Foto: Alexa

Einen Vorgang oder eine Tätigkeit langsamer zu machen als sonst ist unglaublich heilsam, augenöffnend und verstärkt die Erfahrung.

Falls Du erst einmal „trocken“ üben möchtest, trinke eine Tasse Lieblingstee ganz langsam und achtsam für mindestens fünf Minuten. Mache nichts anderes nebenher. Und bemerke einfach nur, wie diese Erfahrung für Dich ist. Wenn Du das nächste Mal mit Deinem Partner intim wirst, lade ihn ein, alles extra langsam zu machen. Wenn ihr glaubt, ihr macht schon langsam, macht noch langsamer. Slow-Motion-Bewegungen und unendlich viel Zeit für jeden Schritt. Und schau, was es mit Dir macht.

Hilft beim SexHilft bei der Geburt
Sensibilisiert, verstärkt Sinnesempfindungen, steigert die Lust, schenkt intensivere Orgasmen, ermöglicht ein tieferes Fallenlassen, entspannt, bricht Routinen auf, hilft Frauen, die beim Sex „zumachen“ oder sich wie taub fühlenEntspannt, beugt Panik vor, hilft beim Bedacht-und-Überlegt-bleiben, bring Ruhe in den Geburtsvorgang; Mütter, die sich und ihrem Baby Zeit geben, lassen sich weniger wahrscheinlich von eiligem medizinischem Personal „überrumpeln“

Intention

Das letzte Tool, was ich hier vorstellen möchte, ist die Intention. Was eine Intention ist, wissen die meisten Menschen. Wie man sie im Bett oder bei der Geburt nutzt, nicht. Du gleich schon!

Eine Intention ist erst einmal nur eine Absicht oder ein Bestreben. Wenn wir sie mit Leben füllen und uns bewusst machen, kann sie ein mächtiges Werkzeug werden. Dabei kann sowohl das Ziel, als auch der Weg zum Ziel mit einer bestimmten Absicht oder einer gewünschten Qualität „bestückt“ werden.

Zwei Beispiele:

„Meine Intention für diesen Liebesakt ist es, mich für meine Lust nicht zu schämen, sondern sie zu zelebrieren.“

„Meine Intention für meine Geburt ist es, besonders ruhig und achtsam jede Phase zu erleben.“

Es gibt dabei kein „richtig“ und kein „falsch“.

Hilft beim SexHilft bei der Geburt
Fokus auf bestimmte Qualitäten, wie Lust, Liebe, Offenheit, Heilung, die die gesamte Erfahrung durchströmen können; gibt einen „Fixpunkt“ auf den man sich beim Abschweifen wieder konzentrieren kann, öffnet Türen für neue sexuelle ErlebnisseErwartungen und Wünsche können besser an das Umfeld (Mann und weitere Geburtsbegleiter*innen) kommuniziert werden, man hat selbst einen „Polarstern“ zur Orientierung, das Mindset kann den Geburtsverlauf positiv beeinflussen

Sexspielzeug vermisst!?

Und, hast du bei „Holistic Sex Tools“ eher an einen Vibrator gedacht als an Amelies Tipps? Keine Panik, im Juni gibt es dazu einen Beitrag. Trag dich gern in meinen Geburtsgeschichten-Newsletter ein, wenn du sofort informiert werden willst.

So, nun habe ich Dir hoffentlich viel Inspiration dafür gegeben, warum es sinnvoll ist, Dein Liebesleben während der Schwangerschaft weiterhin lebendig zu gestalten. Dabei möchte ich Dich vor allem um Geduld und Sanftheit mit Dir selbst und Deinem Partner bitten. Vermutlich sind diese Übungen für euch neu und ungewohnt. Es handelt sich hierbei um erlernbare Fähigkeiten, deren Beherrschung Zeit braucht. Die Holistic Sex Tools können alle während der Selbstbefriedigung (geschlechtsunabhängig) geübt werden. Manchmal ist das sogar einfacher als gleich mit Partner im „Duett“.

Falls Du ein paar Argumente brauchst, um Deinen Partner zu überzeugen, solo oder mit Dir gemeinsam zu „trainieren“ – diese Dinge kann er, wenn er die Tools regelmäßig übt:

  • länger durchhalten
  • mehr Lust und weniger Performance-Druck verspüren
  • Erektionsstörungen beheben
  • seine Ur-Männlichkeit befreien
  • mehr Selbstbewusstsein im Bett gewinnen
  • tiefere Verbundenheit verspüren
  • seine Ejakulation kontrollieren und von seinem Orgasmus trennen
  • und einfach der beste Liebhaber sein, den Du je hattest!

Abschließend möchte ich Dich noch ermutigen, offen zu bleiben und Dich dem Lauf der Dinge hinzugeben. Manchmal verläuft nicht alles wie geplant, trotz bester Vorbereitung. Das gilt beim Sex, wie auch bei der Geburt. Wenn etwas anders läuft, als Du es Dir vorgestellt hast, versuch es anzunehmen. Gerade beim Sex ist die Hingabe für das, was ist, eine wertvolle Fähigkeit und lehrt uns, das Leben in all seinen Facetten anzunehmen.

Über Amelie Dyzmann

Amelie Dyzmann

Hi, ich bin Amelie, Sex- und Beziehungscoach für Männer aus Lübeck. Ich habe während meiner Elternzeit eine der weltweit umfangreichsten Ausbildungen zum „Sex, Love & Relationship Coach“ (bei Layla Martin, VITATM) gemacht. Zurzeit mache ich noch Weiterbildungen in den Spezialgebieten „Männliche Sexualität“ und „Beziehungstransformation“. Mein Coaching-Business habe ich im Januar 2023 ins Leben gerufen (www.dyzmann-coaching.de).

Besonders gern und erfolgreich coache ich Menschen, die in einer Langzeitbeziehung sind und wissen möchten, wie sie ihre Liebe und Sexualität lebendig und bedeutungsvoll gestalten können – trotz 15 Jahren Ehe und gemeinsamer Kinder!

Ich coache Männer, weil mein Coaching-Stil bei Männern total gut ankommt (klar, effektiv und trotz Ganzheitlichkeit und Spiritualität greifbar und logisch), weil ich den Bedarf sehe (ein Therapeut ist für diese Themen selten der richtige Ansprechpartner, ein Tantra-Seminar lockt nur sehr spirituelle Männer an und ein männlicher Coach weckt mitunter Konkurrenzgefühle und weiß eben auch nicht so genau „was Frauen wollen“) und weil ich daran glaube, dass wir gesellschaftlich nur weiterkommen, wenn Männer und Frauen sich gegenseitig die Hand reichen und lernen, sich SEIN zu lassen, wie wir sind – fernab von gesellschaftlicher Anpassung und familiär weitergegebenen Zwängen.

Falls Du Fragen zu dem Artikel hast oder Dir eine persönliche Beratung zu Deiner individuellen Situation wünschst, kannst Du mir gern jederzeit unter ad@dyzmann-coaching.de oder per WhatsApp unter 0151-59098926 schreiben.

Zu meinen online-Vorträgen kommst du hier: https://www.dyzmann-coaching.de/online-vortraege

Coaching-Verlosung

Amelie hat beschlossen, eine Coaching-Stunde unter all denjenigen zu verlosen, die unter diesem Beitrag einen (nicht-Spam-)-Kommentar hinterlassen. Ob es im Coaching um Sex geht oder um Beziehung allgemein ist ganz dir überlassen. Es muss auch nicht um die Beziehung zu deinem Lieblingsmenschen gehen.

Falls du Inspiration brauchst, könntest du über folgende Themen fragen oder deine Meinung schreiben:

  • Einstieg ins Sexualleben nach der Geburt
  • Zeit für Beziehung trotz Baby
  • Was, wenn das Kind uns entdeckt?
  • Sex als Voraussetzung oder Ergebnis von Nähe
  • Kindern Sex erklären
  • Sex nur um schwanger zu werden
  • Bedeutung von Sex für die Liebesbeziehung
  • Deine Tools für und Erfahrungen mit reiferer Lust
  • Was hättest du gern vor der Geburt über den Zusammenhang zwischen Sex und Geburten gewusst?

Hinterlass einfach einen Kommentar bis zum 31. Mai 2023 (Mitternacht, MESZ) und du sitzt automatisch im Lostopf. Solltest du nicht gewinnen wollen, kannst du das entweder direkt im Kommentar vermerken oder du sagst mir im Gewinnfall einfach ab und wir ziehen neu.

Das Kleingedruckte: Die Verlosung läuft bis zum 31.5.2023, der Rechtsweg ist ausgeschlossen, du musst mindestens 18 Jahre alt sein, dein Kommentar darf keinen Spam enthalten und du musst eine Mailadresse angeben, unter der ich dich im Gewinnfalle erreichen kann.

Ich nutze deine E-Mail sonst für keine anderen Zwecke.

12 Gedanken zu „Sex als Geburtsvorbereitung — Gastbeitrag von Amelie Dyzmann“

  1. Das ist ein sehr spannender Beitrag. Sex ist nicht nur für die „Arterhaltung“ wichtig. Er ist so viel mehr. Er entspannt, er bringt in Kontakt, er macht Spaß. Ich hatte sehr große Sorge, dass unser Baby einen Einfluss auf unser Leben in diesem Bereich hat. Würde ich zum „Muttertier“ mutieren? Würde ich den Rollenswitch hingebekommen? Ich habe mit meinem Mann ganz offen darüber gesprochen – während der Schwangerschaft und auch danach. Er hat mir die Angst genommen und ich ihm seine. Wir sind jetzt noch mehr verbunden.

    Antworten
    • Hallo Marion,

      danke für Dein Feedback und das Teilen Deiner persönlichen Erfahrung. Ich freu mich von Herzen für Dich und Deinen Mann, dass ihr den Switch so gut hinbekommen habt! Und es stimmt: Durch jede Herausforderung (und ein Baby ist unter anderem auch das) können wir noch tiefere Verbundenheit zu unserem Partner aufbauen.

      Ich sende liebe Grüße und wünsche euch das gleiche, offene Mindset bei allen weiteren Herausforderungen, die euch erwarten.

      Amelie

      Antworten
    • Hallo Anna-Elisabeth,

      vielen Dank für Deinen Gedanken, der mich dann auch zum Schmunzeln brachte! 😉

      Es stimmt, wenn das Baby dann erstmal da ist, dann muss es manchmal irgendwie in die 10 Minuten, bis das Kind wieder aufwacht, reinpassen!
      Doch auch in 10 Minuten kann man dieses Tool anwenden:
      – Lasst mal das Ziel fallen (bei den meisten ein Orgasmus oder zumindest eine Penetration) und schaut einfach nur, wie viel Lust ihr in 10 Minuten aufbauen könnt, ohne schnelle Bewegungen oder Eile
      – Ihr spielt während des Quickies mit dem Tempo: Wechselt doch mal ab zwischen schnellem F*cken und dann plötzlich ganz langsamen, Slow-Motion-Bewegungen
      – Ihr macht euch an, so weit, bis ihr beide Lust auf eine Penetration habt und dann verharrt ihr einfach so, ohne Ziel. Was fühlt ihr dann? Manchmal, wenn man ganz still ist, fühlt es sich dann fast so an, als würden die Geschlechtsteile einen ganz eigenen, subtilen „Tanz“ aufführen…

      Liebe Grüße & viel Spaß beim Ausprobieren
      Amelie

      Antworten
    • Hallo Yvonne,

      danke für Deinen Kommentar! Eine Fortsetzung dieses Themas ist nicht geplant – gibt es denn ein bestimmtes Thema oder eine Frage, die Dich noch interessiert?

      Die logische Fortsetzung thematisch ist im Grunde der im Juni erscheinende Artikel von Katharina über Sextoys bei der Geburt! Trag Dich einfach in ihren Newsletter ein, dann wirst Du informiert, sobald er online geht.

      Liebe Grüße
      Amelie

      Antworten
  2. Liebe Amelie,

    von Herzen danke für diesen wichtigen Text. Ich hatte das Glück einer sinnlichen Geburtserfahrung und lebe eine sehr sinnliche Beziehung … und bin gerade dabei mein Wissen, Schritt für Schritt, als Doula und Sinnlichkeits Motivatorin weiter zu geben.
    So wertvoll die Verbindung von Sinnlichkeit, Sexualität zum Schwanger sein, Frau sein, Paar sein. Danke für dein Sein!

    Sinnlich bunte Grüße
    Stephanie Sternenstaub

    Antworten
    • Hallo Stephanie,

      Aaaah aus Deinem Kommentar fließt förmlich Lebensfreude, Sinnlichkeit und Feenstaub! Danke für die schönen Zeilen! 🙂

      Viel Erfolg und Freude auf Deinem Weg als Doula und Sinnlichkeits Motivatorin. Wir brauchen mehr Menschen wie Dich!

      Alles Liebe,
      Amelie

      Antworten
  3. Das ist ein echt schönes Toolkit. Vor allem die letzten zwei Punkte könnte ich mir mehr zu Herzen nehmen. Ich fand es tatsächlich leichter, diese Tools alle unter der Geburt anzuwenden, als beim Sex. Unter der Geburt weiß ich, dass ich all das brauche, um eine guteGeburt für mich und das Baby zu haben und dass es kein Zurück mehr gibt. Beim Sex ist es allzu leicht sich in seine (eigentlich recht unkomfortable) Komfortzone zurückzuziehen und das richtig geile lebensverändernde Erlebnis auf irgendwann später zu verschieben.

    Antworten
    • Hallo Merle,

      Vielen Dank für Deinen Kommentar.

      Ich fühl Dich – eine Geburt ist ein einmaliges (auf jeden Fall nicht hundertfaches) Erlebnis, auf das wir Frauen uns oft lange und bedacht vorbereiten, darüber informieren usw. Beim Sex sind wir einfach so gestartet, mit oft nicht ganz richtigen Vorstellungen oder sogar Druck darüber, wie es „sein sollte“, ohne es für uns besser zu wissen oder dafür einzustehen. Und so schleicht es sich beim Sex eben ein, dass wir uns hetzen, verkopft sind, usw. Dieses erlernte Verhalten dann wieder umzuschreiben, ist viel aufwändiger und schwieriger (und fühlt sich, wie du sagst, wie das Verlassen der Komfortzone an).

      Wenn mein Artikel Dich ermutigen konnte, Dich wieder bewusster auf die Reise zu einer schöneren Sexualität zu machen, hab ich alles richtig gemacht.

      2 Dinge können für Dich hierbei hilfreich sein:
      1. Hol Deine*n Partner*in mit ins Boot und sprich auch offen an, wie schwer dir zB das Langsam-Machen fällt. Im Team geht es manchmal leichter.
      2. Wenn du bemerkst, dass Scham oder Frust hochkommen, wenn Du Dich dann doch wieder gehetzt hast, obwohl Du es Dir fest vorgenommen hattest, langsam zu machen – nimm das an. Das sind normale Gefühle auf diesem Prozess. Sie ebenfalls mit Deinem Partner zu teilen, kann für euch beide heilsam und sehr intim sein.

      Liebe Grüße und alles Gute Dir
      Amelie

      Antworten

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