„Nett ist die kleine Schwester von Scheiße“ – Plädoyer für ein Wichteln ohne Frust

Ob in der Kita, in der Schule, am Arbeitsplatz, in der Familie, im Sportverein… Überall wird gewichtelt. Und wenn es nicht gerade Schrottwichteln ist oder sich ALLE Beteiligten super-gut kennen, gibt es da für mich nichts Schlimmeres als unspezifische Wichtelwünsche. Also gibt es an dieser Stelle ungeplant und spontan ein Plädoyer für gelungene Wichtelaktionen.

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Um denjenigen gerecht zu werden, die sich mit den Worten „Frau“ oder „Mutter“ nicht identifizieren können, obwohl in ihrer Geburtsurkunde „weiblich“ steht, habe ich mich dazu entschlossen, in meinen eigenen Beiträgen „Mutter“ und „Frau“ jeweils mit dem Inklusionssternchen zu versehen. Ihr werdet also Frau* oder Mutter* lesen (falls der Text von mir kommt und nicht von anderen Menschen). Geschlechtergerechte und inklusive Sprache ist mir ein Herzensthema, allerdings ist (meine persönliche und die gesellschaftliche) Entwicklung dazu noch lange nicht abgeschlossen. Mal sehen, wie ich es in Zukunft angehe. Mehr zum Thema liest du unter anderem hier: Sollte ein Geburtsblog geschlechtsneutral sein, Gebären wie eine Feministin und Sex, Gender, Geburten und die deutsche Sprache.

„Überrasch mich“ – NICHT!

Wichtelzeit. Ich liebe wichteln. Ich mag es total, Menschen eine Freude zu machen. Nur: Menschen sind unterschiedlich. So richtig. Und in manchen Wichtelgruppen kenne ich die Menschen nur oberflächlich (oder es sind sogar Kita-Kinder, bei denen ich dann auf das „Wissen“ meines Kindes über dieses Wichtelkind zurückgreifen muss). Deshalb ist folgender Satz mein absoluter Albtraum und jagt mir einen kälteren Schauer über den Rücken als Jon Snow ihn jemals im Land der ewigen Winter erleben musste:

„Überrasch mich!“

Nur zwei Worte. Aber zwei Worte, die mehr Angst verbreiten als ein Horrorfilm mit schlechtem Synchronsprecher. Willkommen im Albtraum aller Wichtel-Eltern. Hier lauern generische Geschenke und Verzweiflung führt die Regie!

Ich verspreche, die nächste Person, die mir schreibt, sie hätte gerne „Was Nettes“, bekommt ein Frühstücksbrettchen mit dem Spruch „nett ist die kleine Schwester von Scheiße“.


Titelbild: Geburtsgeschichten-Adventskalender 2024: Sei dabei!

Auch in diesem Jahr gibt es einen Geburtsgeschichten-Adventskalender und ein paar Adventsverlosungen. Sei dabei!


Das Problem: Die Kunst des Nichts-Sagens

Wenn du „Überrasch mich“ schreibst, sendest du im Grunde eine klare Botschaft: „Ich habe keine Ahnung, was ich möchte, und ich überlasse es vollkommen dem Zufall.“ Das ist ungefähr so hilfreich wie eine Landkarte ohne Beschriftung.

Oder du gehst davon aus, dass ALLE Menschen in der Wichtelgruppe dich so gut kennen, dass sie wissen, was sie dir schenken können. Kleiner Tipp: Wenn du spontan für jede andere Person in der Wichtelgruppe weißt, worüber sie sich freuen könnte, darfst du davon ausgehen, dass auch jede andere Person weiß, worüber du dich freust. Allerdings auch nur dann! Sonst! Nicht!

Wenn wir mal davon ausgehen, dass die Preisklasse bereits festgelegt wurde (wenn nicht: NACHFRAGEN!), habe ich noch folgende Tipps für eure Wichtelgruppe:

Profitipps für gelungene Wichtel-Wünsche

1. Sei spezifisch, aber nicht überfordernd

Statt „etwas Nettes“ oder „überrasch mich“ könntest du schreiben:

  • „Ich mag Lavendelduft und würde mich über etwas freuen, das meine Büroatmosphäre angenehm macht.“
  • „Ich bin ein Fan von veganen, handgemachten Produkten.“

2. Grenzen definieren

Hilf deiner Wichtelperson, indem du klar machst, was du nicht möchtest:

  • Allergien
  • Unverträglichkeiten
  • Abgelehnte Geschmacksrichtungen

3. Interessen teilen

Ein paar Stichpunkte zu deinen Hobbys, Lieblingsfarben oder Vorlieben geben deiner Wichtelperson Orientierung. Zum Beispiel:

  • Sportarten
  • Lieblingsmusik
  • Lesegewohnheiten
  • Lieblingsfarben

Was du auf keinen Fall tun solltest

Das sollte mittlerweile klar sein, aber nur noch mal zur Erinnerung: Bitte halte dich fern von folgenden Hirn-Zerreiß-Ideen:

  • „Überrasch mich“ schreiben
  • Null Kontext geben
  • Unrealistische Erwartungen haben
  • So vage sein, dass deine Wichtelperson Albträume bekommt

Fazit: Du willst kein Frühstücksbrettchen?

Eine erfolgreiche Wichtelaktion lebt von Kommunikation. Je mehr Details und Kontext du gibst, desto wahrscheinlicher ist es, dass du ein Geschenk bekommst, über das du dich wirklich freust.

Und wer weiß? Vielleicht verhinderst du damit, dass jemand tatsächlich ein Frühstücksbrettchen mit der Aufschrift „Nett ist die kleine Schwester von Scheiße“ als Geschenk in Betracht zieht.

Außer natürlich, du willst genau so ein Brettchen. Dann schreib mir ruhig, du hättest gerne „was Nettes“.

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Wöchtenliche Updates zu neuen Beiträgen

Katharina Tolle

Wie schön, dass du hier bist! Ich bin Katharina und betreibe seit Januar 2018 diesen Blog zu den Themen Geburtskultur, selbstbestimmte Geburten, Geburtsvorbereitung und Feminismus.

Meine Leidenschaft ist das Aufschreiben von Geburtsgeschichten, denn ich bin davon überzeugt, dass jede Geschichte wertvoll ist. Ich helfe Familien dabei, ihre Geschichten zu verewigen.

Außerdem setze ich mich für eine selbstbestimmte und frauen*-zentrierte Geburtskultur ein. Wenn du Kontakt zu mir aufnehmen möchtest, schreib mir gern!

Foto von Katharina

2 Gedanken zu „„Nett ist die kleine Schwester von Scheiße“ – Plädoyer für ein Wichteln ohne Frust“

  1. Herrlich! Bitte lasse diese Tipps Allgemeinwissen werden, wenn ich nicht weiß, was ich holen soll, dann schiebe ich das mit dem Wichteln so lang auf, dass ich meistens zu spät dran bin, dann gibs noch nicht mal n Brettchen sondern einfach nix, weil mein Hirn sich leider einfach gesperrt hat gegen die Erledigung einer solch unspezifischen Aufgabe…

    Antworten
  2. Ich lach’ mich schlapp, liebe Katharina.
    Da ich in keiner Wichtelgruppe bin, habe ich dieses Problem (noch) nicht. Jippi. Ein Problem, dass ich nicht habe. Dafür bin ich dankbar.

    Ich wusste auch gar nicht, dass ich bei Wichtelaktionen gefragt werden, was ich mir wünsche. Das ist neu für mich. Tatsächlich könnten diese Antworten („Überrasch‘ mich“ oder „Was Nettes“) von mir sein. Ich würde mich über diese Antworten total freuen, wenn ich fragen würde, denn dann ist jedes Geschenk das Richtige.

    So verschieden sind wir.
    Und so ein Brettchen wäre doch mega, da hätte ich morgens immer gleich gute Laune und würde an dich denken. :))

    Liebe Grüße,
    Marion

    Antworten

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