Geburtsgeschichten zum Hören — das klingt doch super, oder nicht? Ich selber bleibe beim geschriebenen Wort (auch, wenn ich immer mal wieder in Podcasts Gast bin), habe mich aber sehr gefreut, als ich von Theas Projekt erfahren habe: Thea hat von einiger Zeit einen Podcast gegründet, in dem Frauen auf deutsch über ihre Geburtserfahrungen berichten. Du wirst merken, dass Thea und ich viele ähnliche Ansichten haben: jede Geburtsgeschichte sollte erzählt werden; wir müssen einander zuhören, Trigger sind nicht immer sinnvoll.
Viel Spaß beim Lesen von Theas Gastbeitrag!
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Geburtsgeschichten-Podcast von Thea Maillard
Ich bin Thea Maillard, gebürtige Berlinerin, die seit ein paar Jahren mit Mann und Kind in Wien wohnt.
Ich arbeite als Yogalehrerin und Coach und fokussiere mich in meiner Arbeit auf Frauenthemen: von Zyklus und natürlicher Verhütung bis hin zu Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett.
Ich war im ersten Corona-Lockdown schwanger und hatte sehr viel Zeit, mich mit dem Thema Geburt zu befassen.
In den Büchern von Ina May Gaskin* habe ich die verschiedenen Geburtsgeschichten nur so verschlungen und dann habe ich einen englischsprachigen Podcast entdeckt, in dem Frauen von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett erzählen und habe diesen non-stop gehört.
Warum ein eigener Podcast?
Ich bin ein Fan davon, Dinge tabulos anzusprechen und die Betroffenen selber schildern zu lassen, wie sie die Situation erlebt haben.
Grade was Schwangerschaft, Geburt und das Wochenbett (welches ja oft leider einfach vergessen oder nicht erwähnt wird) angeht, gibt es meiner Meinung nach immer noch sehr viele Stigmata und Tabus in unserer Gesellschaft, die zu innerem Druck und im Extremfall zu Traumata führen können.
Ich habe den Podcast gegründet, um Frauen die Möglichkeit zu geben ihre Geschichte ganz offen und ungeschönt zu erzählen.
Jede Erfahrung ist wertvoll und sollte erzählt werden
Geburt kann unglaublich kraftvoll und ermächtigend sein, aber auch schmerzvoll, verwirrend und traumatisch.
Ich erhoffe mir, dass der Podcast Gebärenden eine Stimme verleiht und so das Narrativ rund um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett zum Positiven verändert.
Und um das zu erreichen, müssen wir alle Geburtsgeschichten erzählen und hören. Die perfekte Hausgeburt, den Notfallkaiserschnitt, die Frühgeburt, die stille Geburt, den sanften, geplanten Kaiserschnitt, die Alleingeburt…
Es hilft nämlich niemanden, nur eine Art von Geburt anzupreisen.
Jeder Geburtsmodus und jedes Setting kann als ermächtigend und als wunderschöne Geburt erlebt werden — oder als traumatisch, schmerzvoll und Scham behaftet.
Der Podcast kann Schwangeren dabei helfen, sich auf die Geburt vorzubereiten und ein realistisches Bild von verschiedenen Geburtsszenarien zu bekommen.
Und auch Frauen nach der Geburt können von den Geschichten profitieren. Gerade Frauen, deren Geburt anders verlaufen ist, als sie es sich gewünscht haben, können hier erleben, dass sie nicht allein mit ihrer Geschichte und ihren Gefühlen sind.
Meine Geburtserfahrungen
Auch ich hatte eine Geburt, die so völlig anders verlief, als die natürliche Geburt ohne Schmerzmittel, die ich mir gewünscht hatte. Mein Sohn kam per Notsectio, also unter Vollnarkose, zur Welt und ich konnte ihn erst zwei Stunden nach der Geburt in den Armen halten.
Nach der Geburt litt ich an postnatalen Depressionen und wurde nach circa einem Jahr mit einer posttraumatischen Belastungsstörung diagnostiziert. Ich habe eine Traumatherapie bei einer Therapeutin gemacht, die auf Geburtstraumata spezialisiert ist, was sehr geholfen hat.
Aber auch der Podcast war und ist ein großer Bestandteil meines Heilungsweges, da ich es sehr heilsam finde, mich mit anderen Frauen auszutauschen, ganz gleich, ob sie die schöne Geburt hatten, die ich mir gewünscht hätte oder eine ähnliche Erfahrung machen mussten, wie ich.
Der Podcast wird geboren
Ich habe den Podcast angefangen, indem ich Frauen in meinem Umfeld interviewt habe. Zeitgleich habe ich den Instagram-Account @geburtsgeschichten_podcast gestartet. Oft erzählen Frauen, die beim Podcast mitmachen, im Freundeskreis davon und so wurde die Sache ziemlich schnell ein Selbstläufer. Mittlerweile melden sich ständig Frauen bei mir, die ihre Geschichten erzählen wollen.
Nicht jede Geschichte ist etwas für jede Hörerin
Ich schreibe ganz bewusst in die Titel der Podcastfolgen, um welche Themen es jeweils gehen wird, damit die Hörer/innen entscheiden können, ob und was sie sich anhören wollen.
Nur ganz selten, wenn es zum Beipsiel um eine Stille Geburt oder Gewalt im Kreißsaal geht, spreche ich am Anfang der Folge noch eine Trigger-Warnung ein. Aber eigentlich finde ich das Thema Trigger-Warnung schwierig. Denn Trigger sind so individuell. Manche Frauen, die wie ich ein unschönes Geburtserlebnis hatten, finden es vielleicht schwierig, von einer selbstbestimmten und kraftvollen Geburt zu hören. Allerdings werden diese Geschichten selten bis nie mit dem Hinweis „Achtung, positives Geburtserlebnis — Trigger-Warnung“ versehen.
Andersherum schreien einige gleich auf, wenn bei einem Dammschnitt keine Trigger-Warnung vorgestellt ist. Dabei empfand die betroffene Frau selber den Dammschnitt vielleicht gar nicht als schlimm und freut sich, dass sie so ihr Kind vaginal zur Welt bringen konnte.
Daher schreibe ich einfach klar und deutlich in die Titel und die Shownotes, worum es geht. Dann kann jede/r selber entscheiden, was sie oder er hören möchte und was nicht.
Du willst mitmachen?
Frauen, die ihre Geschichte teilen wollen, können sich über Instagram oder per Mail (info@theamaillard.com) bei mir melden.
Du willst zuhören?
Alle Folgen findest du auf Theas Homepage.