Heilige Mami: Interview mit Autorin Judith Bauer

Heute teile ich mit euch das Interview, das ich vor einiger Zeit mit Judith Bauer geführt habe. Judith hat ein Buch mit dem Titel „Heilige Mami“ geschrieben. Im Interview sprechen wir über Glauben, Geburt und natürlich ihr Buch. Viel Spaß!

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Stell dich doch bitte kurz vor!

Ich bin Judith, glücklich verheiratet und inzwischen Mama von zwei wundervollen Jungs. „Heilige Mami“ schrieb ich während des ersten Jahres nachdem ich das erste Mal Mutter wurde – den zweiten Mini-Bär gab es damals also noch nicht. Während der Schwangerschaft und nach der Geburt erlebte ich eine Transformation von einer karriereorientierten Unternehmensberaterin hin zu einer bindungsorientierten Vollblut-Mama. Diese Veränderung verlief bei weitem nicht ohne Hindernisse und Probleme, aber ich durfte auch so unendlich viel lernen. Genau darum geht es in meinem Buch. 

Dein Buch heißt „heilige Mami“, und als ich den Titel das erste Mal gelesen habe, dachte ich: Das klingt fast wie „heiliger Bimbam“ — ein Ausdruck des Erstaunens und manchmal auch der Überforderung. War das gewollt?

Foto: Vinur

Ja und Nein. Überforderung ist eines der Schlagwörter, die sich wie ein roter Faden durch das Buch ziehen. Ich glaube, jede frischgebackene Mama kann da mitfühlen. Gleichzeitig ist der Buchtitel ein Hinweis auf meine Stellung als Christin. Denn Jesus nennt gemäß der Bibel all jene, die ihm nachfolgen, Heilige. Die Bibel ist für mich wie ein Rettungsanker in jeglichen Lebenslagen. Heilige Mami zeigt authentisch, wie einzelne Bibelstellen ganz konkret Ausdruck fanden in meinem Leben. 

Magst du eine der Bibelstellen mit uns teilen — gerne eine mit Bezug zur Geburt?

In Matthäus 14, 28-31 geht Petrus auf dem Wasser. Bei dieser Bibelstelle geht es um Vertrauen: Solange Petrus den Blick fest auf Jesus gerichtet hielt und sein Vertrauen in ihn setzte, konnte er auf dem Wasser gehen. Aber sobald er auf die hohen Wellen (also die äußeren Umstände) achtete, bekam er Angst – sein Vertrauen in Jesus bröckelte und er begann zu sinken. 

So erlebte ich das auch in Bezug auf die Geburt meines Sohnes. Ich wollte unbedingt eine Hausgeburt und hatte Angst, dass man mich und meine Wünsche bei einer Klinikgeburt übergehen würde. Für die Hausgeburt war zwar alles vorbereitet, aber als 12 Tage über dem errechneten Termin noch immer keine Geburt in Sicht war und ich Anzeichen einer Präeklampsie zeigte, schickte mich meine Hebamme zur Entbindung in die Klinik.

Doch statt Horrorszenarien erlebte ich dort das zuvor beschriebene biblische Prinzip: ich richtete meinen Blick auf Jesus und wählte, ihm mehr zu vertrauen als auf meine Ängste zu hören oder auf die unerwünschten Umstände zu achten. Und wir erlebten mit Gott eine wundervolle, friedvolle und sehr berührende Geburt – mitten im Krankenhaus. 


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Hat der Glaube auch bei der Geburtsvorbereitung eine Rolle gespielt?

Die Frage ist, was man unter Geburtsvorbereitung versteht. Mein Mann und ich haben einen klassischen Geburtsvorbereitungskurs besucht, aber das einzig Interessante daran war eine Veranschaulichung, wie sich das Baby im Geburtskanal dreht und sozusagen mitarbeitet.

Die Vorbereitung auf die Geburt bestand für mich in erster Linie in zwei Dingen:

  1. Informieren, wie andere Mütter vor mir die Geburt ihrer Kinder erlebt haben, um mir ein ungefähres Bild davon machen zu können, was auf mich zukommt (hier fand ich das Buch „Hausgeburt und Gebären im Geburtshaus“ von Christine Trompka* sehr hilfreich). 
  2. Mein Vertrauen in Gott als Supervisor dieser Geburt und in meinen eigenen Körper stärken. Dabei spielte der Glaube an Gott für mich eine große Rolle, weil er mir ermöglichte, der Geburt vertrauensvoll entgegen zu blicken. Ich wusste, ich kann das, denn Gott hat mich so erschaffen. 

Hat dieses Gottvertrauen in Bezug auf Geburten in eurer Familie Tradition? Bist du also damit schon aufgewachsen? Oder musstest du es erst finden?

Meine Mama hatte schon immer einen Bezug zum Glauben, hat Jesus jedoch erst nach der Geburt ihrer Kinder wirklich tiefer kennengelernt. Ihre Geburtserlebnisse waren eher nicht so schön. Sowohl bei mir als auch meinem Bruder wurde sie an den Wehentropf gehängt und das medizinische Personal nahm sie nicht ernst.

Dass es auch Alternativen zur klassischen Klinikgeburt mit prophylaktischem Antibiotika und liegender Gebärposition gibt, war ihr damals nicht bewusst. Ich glaube, in den 90er Jahren war das auch noch nicht so angekommen in der Gesellschaft. Aber ich würde schon sagen, dass mir meine Mama ein grundsätzliches Urvertrauen in Gott weitergegeben hat und mich ermutigt hat, meinen Instinkten und den Zeichen, die mein Körper mir gibt, zu Vertrauen. 

Wie hast du dir vor der Geburt diese ausgemalt? 

Geplant war ja eine Hausgeburt mit ruhiger und intimer Atmosphäre. Anwesend sein sollten mein Mann, unsere Doula und unsere Hebamme. Ich hatte irgendwie im Gefühl, dass die Geburt eher kurz sein würde – also stellte ich mich nicht auf 24 Stunden Wehen ein.

Ich erwartete Schmerzen, aber auch, dass ich damit umgehen können würde. Das Veratmen der Wehen hatte ich vorher intensiv geübt und wusste, dass das A und O für eine gute Geburtserfahrung sein würde, dass ich mich ganz in mir zurückziehen, auf meine Atmung und die Signale meines Körpers sowie meines Babys konzentrieren kann. 

Und wie war die Geburt dann?

Wie bereits erwähnt, mussten wir aufgrund einer drohenden Präeklampsie in die Klinik. Dafür suchten wir ein anthroposophisches Krankenhaus aus, das bekannt dafür ist, möglichst natürliche Geburten zu ermöglichen und die Wünsche der werdenden Mütter zu respektieren und sogar zu unterstützen.

Das erlebten wir dort auch so!

Mein Wunsch, auf jegliche Medikation zu verzichten, wurde umgesetzt und so begann die Geburtseinleitung mechanisch mittels Ballonkatheter. Es war eine Hebamme nur für uns zuständig, die sich sehr stark im Hintergrund hielt und uns Privatsphäre und Raum zur Entfaltung gab. 

Obwohl die äußeren Umstände ganz anders waren als geplant, war die Geburt an sich trotzdem so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Dieses Zurückziehen in mir selbst klappte ganz wunderbar – ich war vollkommen auf diesen Prozess in mir konzentriert und dabei natürlich auch mit dem Heiligen Geist in mir verbunden.

Auch meine Vorahnung zum Zeitablauf bewahrheitete sich: von Beginn der Geburtswehen bis unser Sohn da war, vergingen gerade einmal 6 Stunden – wobei mir das deutlich kürzer vorkam. Und ja, ich hatte Schmerzen und hatte auch diesen berühmten „Ich kann nicht mehr“-Moment kurz bevor die Presswehen einsetzten. Aber es war definitiv aushaltbar, weil das gute und sinnvolle Schmerzen waren, die mein Kind voranbrachten und das spürte ich auch.

Meinen wundervollen, perfekten Sohn dann in den Armen zu halten, war der bis dahin schönste Moment meines Lebens. Eine absolute Liebes-Expolsion!

Trotz diesem positiven Geburtserlebnis im Krankenhaus, wünschte ich mir weiterhin eine Hausgeburt, die ich dann mit unserem zweiten Sohn erleben durfte. Er kam in einer absolut ruhigen, geschützten und friedvollen Atmosphäre in unserer Badewanne zur Welt. Die Hebamme traf gerade rechtzeitig ein, als die Presswehen einsetzten, und überreichte mir 5 Wehen später unseren kleinen Spatz.

Jetzt habe ich zwei wunderschönste Momente, die ich für immer wie Schätze in meinem Herzen bewahren werde.  

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Zu Schmerzen und Geburt:

Ich weiß nicht, welche Bibelübersetzung du nutzt, deshalb kann es da Unterschiede geben. In meiner steht bei Mose1, Kap 3 Vers 16: „Und zum Weibe sprach er: Ich will dir viel Schmerzen schaffen, wenn du schwanger wirst; du sollst mit Schmerzen Kinder gebären; und dein Verlangen soll nach deinem Manne sein, und er soll dein Herr sein.“ Wie stehst du dazu?

Auf diese Frage gibt es, glaube ich, keine leichte Antwort. Ich denke ganz prinzipiell, dass es Gott bei der Verstoßung von Adam und Eva aus dem Garten Eden und allen Folgen daraus (Sterblichkeit, Krankheit, Geburtsschmerzen,…) nicht um Bestrafung ging.

Ich glaube, er hatte keine andere Wahl und es schmerzte ihn sehr, seine Kinder diesen Konsequenzen aussetzen zu müssen. Aber sie hatten nun mal von der Frucht des Baumes der Erkenntnis gegessen und ihr ganzes Denken und Bewusstsein wurde dadurch so verändert, dass sie gar nicht mehr so leben KONNTEN wie zuvor.

Das wird auch darin deutlich, dass sie sich sofort ihrer Nacktheit schämten. Diese kindliche Abhängigkeitsbeziehung zu ihrem Schöpfer und Vater war durch ihr eigenes Handeln zerstört und das brachte schreckliche Folgen mit sich. Seitdem wird jeder Mensch unter der Last dieser einen Sünde geboren.

Aber genauso ist Gottes Sohn Jesus für diese (und alle folgenden) Sünden aller Menschen gestorben und auferstanden. Wir haben, sofern wir diese Gnade annehmen, also die Möglichkeit, befreit von jeglichen Folgen dieser Erbsünde zu leben. Ganz konkret:

Eine schmerzfreie Geburt ist möglich und es gibt einige Frauen die das erlebt haben.

Ich selbst habe sie nicht erlebt, aber auch nicht angestrebt – für mich waren die Schmerzen ein Teil des Ganzen und nicht unbedingt negativ. 

Mir ist bewusst, dass es auch außerhalb des Glaubens an Gott Möglichkeiten gibt, Wehenschmerzen zu vermeiden (beispielsweise durch Hypno-Birthing oder entsprechende Medikation).

Ich denke, es ist keine Schande, diese Schmerzen nicht erleben zu wollen und ich verstehe Frauen, die diesen Weg einschlagen. Die Hauptsache ist, dass die werdende Mutter im Einklang und im Reinen mit ihrer Entscheidung ist und nicht aufgrund äußeren Drucks oder mangelnder Information entscheidet. 

Was genau erwartet uns denn in deinem Buch?

Zu Beginn gehe ich auf die Frage ein, wieso ich mich als „heilig“ bezeichne, wo ich doch genauso unperfekt bin wie alle anderen auch. Im Folgenden beschreibe ich in jedem Kapitel jeweils eine Herausforderung, die ich persönlich in Zusammenhang mit Schwangerschaft, Geburt und während des ersten Lebensjahres unseres Kindes erlebt habe. Dort geht es zum Beispiel um Schwangerschaftsdepressionen, die Last der Verantwortung für ein Neugeborenes zu sorgen oder um eine Ehekrise, die durch die neue Familienkonstellation ausgelöst wurde.

Ähnlich wie eben, habe ich auch in meinem Buch nicht nach schnellen Standardantworten gesucht á la „wenn man depressiv ist, sollte man positiver denken“. Es ist also ein Buch, das Probleme benennt und ernst nimmt. Gleichzeitig ist es ein Buch der Ermutigung für alle (werdenden) Mamas. Denn ich bleibe niemals bei dem Problem an sich stehen, sondern zeige immer auch auf, wie Gott mich befähigt hat, die Schwierigkeiten zu überwinden. Ich nehme die Leser*innen tief mit hinein in meinen Weg der Mutterschaft und ebenso in mein Glaubensleben. Also ein ganz persönlicher und authentischer Einblick. Weil ich an sich ein humorvoller Mensch bin, habe ich das Ganze noch mit ein paar lustigen Alltagsanekdoten gewürzt, die sicherlich zum Schmunzeln bringen.

Foto: Matea Gregg

Würdest du sagen, dein Buch richtet sich eher an Frauen, die ihren Weg zu Gott gefunden haben oder an solche, die ihn noch suchen?

Ich würde sagen beides 🙂

Ist eine Geburt mit Gottvertrauen einfacher als eine Geburt mit Vertrauen in sich selbst oder in die Medizin? Schließt sich das überhaupt so kategorisch aus?

Meinem Verständnis nach schließt sich das nicht aus. Gott kann die Hand eines Chirurgen leiten und die Kenntnisse von Ärzten für Gutes verwenden. Es gibt ja auch christliche Ärzte – ich kenne sogar zwei davon persönlich. Manchmal sind medizinische Eingriffe auch einfach notwendig.

Trotzdem stehe ich der Schulmedizin eher kritisch gegenüber, weil ich finde, dass meist voreilig und zu stark in die körperlichen Abläufe eingegriffen wird. Das gilt insbesondere, aber nicht nur, für die Geburtshilfe. Es ist in jedem Fall gut, bei einer anstehenden Geburt Vertrauen in den eigenen Körper zu haben: dass er genau dafür gemacht ist, man die Fähigkeiten und das Durchhaltevermögen hat dieses Kind auf die Welt zu bringen und dass man instinktiv wissen wird, was wann zu tun ist.

Wenn man bedenkt, wer den weiblichen Körper so erschaffen hat, wer einen zu all dem befähigt und wer sich den ganzen Prozess der Geburt überhaupt ausgedacht hat, dann kann sich Vertrauen in Gott und in den eigenen Körper eigentlich gar nicht ausschließen.

Sich aber auch bewusst zu sein, dass Gott alles in seiner Hand hält und uns niemals im Stich lässt, befähigt uns auch in sehr widrigen Umständen und bei schweren Schicksalsschlägen, nicht panisch zu werden oder die Hoffnung zu verlieren (zum Beispiel bei Totgeburten oder ähnlich furchtbaren Erfahrungen).

Denn dann haben wir jemanden, dem wir uns voll und ganz anvertrauen können, der um unsere Gefühle und Gedanken weiß, unsere Wut aushält und uns einfach nur liebevoll in den Arm nimmt.

Ich kenne beispielsweise ein Ehepaar, das seine 3 Monate alte Tochter verloren hat. Das war absolut furchtbar und hat uns alle erschüttert. Aber die beiden sind nicht darüber verzweifelt – weil sie sich an ihrem Glauben festhalten konnten. Sie durchlebten Wut und Trauer, aber am Ende gingen sie gestärkt daraus hervor und waren dankbar für die Zeit, die sie mit ihrem Baby verbringen durften. Das ist für mich ein echtes Zeugnis. 

Judith Bauer

Judith ist inzwischen Mama von zwei Jungs und möchte gerne ihre Erlebnisse mit Gott in Bezug auf Schwangerschaft, Geburt und Leben mit Kind mit euch teilen. Sie ließ sich 2016 taufen und lebt seitdem für Jesus. Nach einer längeren Findungsphase ist sie nun Teil eines Hausgemeindenetzwerks. In ihrem Buch verbindet sie ihren Glauben mit den Herausforderungen, die wir als Mütter nur allzu gut selbst kennen oder nachvollziehen können. 

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