Heute geht es weiter mit der Serie „Kinderbücher zur Geburt“ (eine Übersicht findest du hier), und zwar mit dem Buch „Leo Lausemaus wünscht sich ein Geschwisterchen“ von Marco Campanella. Die komplette Quellenangabe findest du unten im Beitrag.
Altersempfehlung
Die Leo-Lausemaus-Geschichten sind ungefähr für Kinder ab zwei Jahren geeignet. Unser Buch ist allerdings aus der PIXI-Reihe, so dass die Seiten sehr klein und aus Papier sind. Es gibt Leo-Lausemaus aber auch im Großformat, so dass es auch für kleine Kinder besser zu (be)greifen ist.
Hauptperson
Hauptperson ist Leo Lausemaus. Leo ist bereits alt genug, um mit seinen Freunden allein zum Spielplatz zu gehen, geht aber noch nicht in die Schule. Also ist Leo wohl ein großes Kindergartenkind und circa 5 Jahre alt. (Klar, Leo ist eine Maus, aber ich rechne das mal einfach in Menschenjahre um…)
Vorlesedauer
Das reine Vorlesen dauert bei uns sechs bis sieben Minuten. Die Bilder geben Stoff für weitere zwei bis drei Minuten.
Handlung
Leo ist zu Beginn des Buches genervt, weil er niemanden zum Spielen hat: Mama ist beschäftigt, Papa zu müde von der Arbeit, die Freunde auf dem Spielplatz wollen gerade nach Hause gehen. Als er Fotos von seinem Vater und Onkel sieht, wie sie als Kinder zusammen gespielt haben, beschließt Leo, dass er auch einen kleinen Bruder haben möchte.
Fragen
Leo stellt nur zwei Fragen im Buch: „Wo ist mein Brüderchen?“ und „Was soll ich denn mit einer Schwester?“ Darüber hinaus scheint sich die kleine Lausemaus zwar Gedanken zu machen, die sich auch in Gefühlen äußern — direkte Fragen stellt er aber nicht.
Wie / wo läuft die Geburt ab?
Das Buch beginnt damit, dass Leo sich einen Bruder wünscht. Die Eltern erklären, dass man Geschwister nicht, wie andere Geburtstagsgeschenke, im Laden kaufen kann. Dass sie aber darüber nachdenken werden. (An dieser Stelle musste mein Schwiegervater beim Vorlesen laut lachen und meinte, das sei wohl das erste Geschwisterchen, das durch Nachdenken entstanden sei…)
Leo bekommt mit, wie Mamas Bauch dicker wird und freut sich sehr. Dann kommt er ins Zimmer und „irgendwas ist heute anders“. Da liegt seine kleine Schwester im Bettchen und die Mutter erklärt ihm, dass heute seine kleine Schwester Lili geboren wurde. Da die Familie bereits am gleichen Tag wieder zu Hause ist und die Mutter schick angezogen Gäste begrüßt, gehen wir mal davon aus, dass es eine problemlose und schnelle Lausemausgeburt war. Genaueres erfahren wir allerdings nicht.
Wie werden die Kinder eingebunden?
Leo ist Auslöser für das Thema Geschwisterchen. Um so erstaunlicher ist es, dass er sich dann wundert, dass Mamas Bauch so dick wird. Es scheint, als sei das Thema Geshwisterchen nach dem anfänglichen Gespräch in der Familie nicht mehr thematisiert worden.
Als Leo dann aber weiß, dass er großer Bruder wird, ist er Feuer und Flamme und sammelt alle möglichen Spielsachen für das Baby ein. Um so enttäuschter ist er nach der Geburt, dass er mit Lili nicht spielen kann und dass seine Eltern durch Lili jetzt noch weniger Zeit für ihn haben. Erst, als Lili in eine Gefahrensituation gerät, aus der er sie befreit, ändert sich sein Verhältnis zu ihr.
Welche Gefühle werden thematisiert?
Leo wünscht sich einen Bruder zum Spielen. Als er erfährt, dass seine Mutter schwanger ist, ist er entsprechend glücklich und aufgeregt. Voller Motivation sucht er sich Spielsachen zusammen. Er spricht immer von seinem „Bruder“, obwohl das Geschlecht des Babys von niemand anderem im Buch bestätigt wird.
Um so enttäuschter ist er, dass sein Geschwisterchen erstens eine Schwester ist („die kann ja nicht mal Fußballspielen“) und zweitens generell so ein Baby erstmal viel zu klein ist, um schon richtig zu spielen. Das hatte die Mutter zwar vorher auch schon angedeutet, es war aber wohl an Leo in seinem Enthusiasmus vorbeigegangen.
Und so folgt auf die erste Enttäuschung noch mehr Frust: Statt eines Spielkameraden hat Leo nun noch weniger Aufmerksamkeit: Alles dreht sich um Lili, sowohl bei seinen Eltern als auch bei den Gästen spielt Leo nur noch die zweite Geige.
Sein „Großer-Bruder-Instikt“ erwacht, als Lili in Gefahr gerät. Leo rettet sie und verkündet, dass er ja schließlich der große Bruder sei und Lili lieb habe. Das wiederkehrende Thema im Buch ist also die Eifersucht, und damit ein nicht zu unterschätzendes Muster bei großen Geschwistern.
Fazit
Als Vorbereitung für Kinder, die bei einer Geburt dabei sein sollen oder die über eine Geburt mehr erfahren wollen, ist das Buch nicht geeignet. Weder das Thema Zeugung noch die Geburt an sich werden behandelt.
Die Vorlesenden können die Situation zu Beginn des Buches natürlich nutzen, um auszuführen, dass von „Nachdenken“ allein kein Nachwuchs auf die Welt kommt und dass Leos Mutter wohl eine unkomplizierte Geburt hatte, da sie so schnell wieder auf den Beinen war. Diese Ausführungen liegen aber ganz in der Verantwortung der Vorlesenden.
Für Kinder, die bisher keine Geschwister haben, eignet sich das Buch als kleine Einführung zum Thema Eifersucht. Es ist ausgesprochen realistisch, dass sich die älteren Geschwisterkinder unwohl fühlen, wenn sich in der Zeit nach der Geburt alles nur um das Baby dreht.
Aus meiner Sicht ist es allerdings sehr unrealistisch, dass sich die Eifersucht von selber auflöst, wie es bei Leo der Fall ist. Realistischer ist, dass Eltern dieser Eifersucht bewusst und intensiv begegnen müssen. Dazu bietet das Buch keinerlei Ansätze.
Quelle
Campanella, Marco: Leo Lausemaus wünscht sich ein Geschwisterchen, herausgegeben von Carlsen GmbH, Hamburg 2013. ISBN: 978-3-551-05051-9
Dein Kommentar
Kennst du das Buch? Wie fällt deine Bewertung aus? Gibt es noch andere Bücher, die ich in der Reihe Geburtsvorbereitung für Kinder: Bücher vorstellen sollte? Hinterlass mir gerne einen Kommentar!
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