Strategiepapier zum Nationalen Geburtshilfegipfel — unterzeichne den Aufruf

Was braucht es, um die Geburtshilfe in Deutschland zukünftig an den Bedürfnissen von Eltern und Kindern auszurichten? Ein Papier mit Vorschlägen hat der Runde Tisch Lebensphase Elternwerden entworfen. In diesem Beitrag möchte ich das Strategiepapier zum Nationalen Geburtshilfegipfel vorstellen und dir erklären, wie du es unterstützen kannst.

Mitglieder des Rundes Tisches Lebensphase Elternwerden

Folgende Organisationen sitzen am Runden Tisch Lebensphase Elternwerden:

Was steht im Strategiepapier zum Nationalen Geburtshilfegipfel?

Das Strategiepapier ist unterteilt in drei Teile:

1. grundsätzliche Situation der Geburtshilfe in Deutschland

Im ersten Teil wird die grundsätzliche Situation in der Geburtshilfe in Deutschland beschrieben: Miese Arbeitsbedingungen, unangemessene bis traumatisierende Behandlungen im Krankenhaus, fehlende Wertschätzung für Frauen, werdende Familien und Kinder in dieser Lebensphase. Die Autor*innen fordern deshalb:

Die Kultur der Geburtshilfe in Deutschland muss von der Versorgung in der Schwangerschaft bis zum
Ende des ersten Lebensjahres neu gedacht werden: Maßnahmen zur Sicherung langfristiger Gesundheit,
für ein respektvolles und gewaltfreies Miteinander rund um die Geburt müssen strukturell verankert
werden.

(Zitiert aus dem Strategiepapier)

Um diesem gesamtgesellschaftlichen Anspruch gerecht zu werden, muss, so die Autor*innen, ein nationaler Geburtshilfegipfel her.

2. Liste von Forderungen

Im zweiten Teil fordern die Autor*innen acht konkrete Punkte, die ich hier (teilweise verkürzt) widergebe:

  1. Nationales Gesundheitsziel „Gesundheit rund um die Geburt” wird Handlungsgrundlage in der geburtshilflichen Versorgung
  2. Frau und Kind sind rechtliche Souveräne
  3. Systematische Erfassung traumatisierender Behandlungen; strukturelle Maßnahmen dagegen
  4. Bedarfsgerechte und leistungsorientierte Vergütung von Geburtshilfeleistungen
  5. Bessere Kooperation aller Berufsgruppen rund um die Geburt (z.B. bzgl. abwechselnder Schwangerschaftsvorsorge)
  6. Physiologische Geburt als Schwerpunkt der Ausbildung
  7. Neuregelung der Haftpflichtregelung für alle Berufsgruppen
  8. Qualitätszirkel mit Fachpersonen und Eltern auf Augenhöhe

3. Konkrete Schritte

Um den Nationalen Geburtshilfegipfel möglichst schnell umzusetzen, fordern die Autor*innen die entsprechenden Ministerien auf, „einen strukturierten Prozess zur Umsetzung dieser Aufgaben einzuleiten und die Koordination finanziell zu fördern„. Daran sollen sich die Ministerien für Gesundheit, Familie, Ernährung und Bildung beteiligen.

Wo gibt es das komplette Strategiepapier zum Nationalen Geburtshilfegipfel?

Das komplette Strategiepapier findest du hier. Und die ausführlicheren Erklärungen kannst du hier nachlesen.

Meine Meinung zum Strategiepapier

Änderungen in der Geburtshilfe sind angebracht. Es gibt viele Initiativen und Verbände, die sich entsprechend einsetzen – zum Beispiel Mother Hood e.V. und Normale Geburt e.V., bei denen ich Mitglied bin. Aber auch der Deutsche Hebammenverband ist politisch aktiv. Alle drei Verbände haben auch zur kommenden Bundestagswahl Wahlprüfsteine herausgebracht, in denen sie die Parteien zu ihren Positionen zur Geburtshilfe fragen.

Das Besondere an diesem Strategiepapier ist, dass es von einer Vielzahl von Verbänden entworfen wurde und entsprechend aussagekräftig ist. Sowohl Elterninitiativen als auch Fachverbände verschiedener Berufsgruppen sind dabei. Das ist für mich einer der schwerwiegendsten Gründe, das Papier zu unterstützen. Es geht nicht nur um kleine Einzelteile, sondern um das große Ganze — und genau das braucht es!

Auch inhaltlich drückt sich diese Vielfalt an Interessensgruppen aus: Es geht um Mediziner*innen und Hebammen, aber auch um die betroffenen Familien direkt. Das ist sehr wichtig. Nur, wenn alle Interessensgruppen vertreten sind, werden sie das Ergebnis mittragen.

Die Umsetzung nicht nur beim Gesundheitsministerium zu sehen, ist ebenfalls ein wichtiger Schritt. Geburtshilfe umfasst viel mehr als reine Geburtsmedizin.

Dass die außerklinische Geburtshilfe nicht explizit genannt wird, ist aus meiner Sicht zwar schade, aber durchaus verständlich. Denn immerhin werden über 98 Prozent der Kinder in Deutschland in Kliniken geboren. Und inhaltlich ist sie natürlich schon vertreten: Sowohl bei der Zusammenarbeit zwischen Gynäkolog*innen und Hebammen als auch bei der Haftpflichtversicherung.

Wie kannst du das Strategiepapier unterstützen?

Mitzeichnen

Wenn du deinen Namen mit unter das Strategiepapier setzen willst (wie es schon viele Organisationen und Einzelpersonen getan haben), schreib einfach eine Mail an  buero@akf-info.de. Die Liste der bisherigen Unterzeichner*innen findest du übrigens im Anhang an das vollständige Strategiepapier auch online (sie wird zwei Mal pro Woche aktualisiert).

Verbreiten

Bestimmt kennst du noch andere Menschen, die sich ebenfalls für einen Wandel in der Geburtshilfe einsetzen möchten. Verbreite deshalb das Papier. Auf Facebook kannst du zum Beispiel Mother Hood e.V. oder dem Arbeitskreis Frauengesundheit folgen, die dazu posten.

Auf Twitter laufen Infos unter dem Hashtag #Geburtshilfegipfel.

Du kannst auch einfach diesen Beitrag hier teilen — am Ende des Beitrags findest du die Teilen-Buttons zu so ziemlich allen Social Media Kanälen.

Und natürlich kannst du Politiker*innen fragen, wie sie dazu stehen. Welche Bundestagsabgeordnete deinen Wahlkreis vertreten, kannst du zum Beispiel hier herausfinden.

Wie geht es weiter mit dem Strategiepapier zum Nationalen Geburtshilfegipfel?

Sowohl das Strategiepapier selbst als auch die vertiefenden Erläuterungen wurden im April 2021 an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages versendet. Nun wird dieser ja bald neu gewählt. Und auf der Agenda des Gesundheitsministeriums tauchen sie allerdings bisher nicht auf:

Die Suche nach „Geburtshilfegipfel“ auf der Seite des Bundesgesundheitsministeriums ergab am 9.8.2021 keine Treffer.


Die nochmalige Zustellung des Strategiepapiers von Seiten des Runden Tisches ist deshalb geplant. Auch nach der Wahl sollen die entsprechenden Abgeordneten angeschrieben werden. Doch natürlich ist die Geburtshilfe nur ein kleines Thema im Wust der vielen wichtigen Angelegenheiten. Umso wichtiger ist es, zu zeigen: Gute Geburtshilfe geht uns alle an. Deshalb hoffe ich, dass auch du das Strategiepapier mitzeichnest und verbreitest. Übrigens: Auch kinderlose Menschen sind ausdrücklich aufgefordert, zu unterzeichnen. Du musst nicht „persönlich betroffen“ sein, um dich zu engagieren.

Brauchen wir einen nationalen Geburtshilfegipfel?

Was meinst du? Wird sich durch einen solchen Gipfel etwas ändern? Welche Forderung fehlt dir und was gefällt dir am Inhalt? Ich freue mich auf deinen Kommentar!

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