Fehlgeburt der First Lady — danke für die Offenheit!

Michelle Obama, ehemalige First Lady der Vereinigten Staaten von Amerika, veröffentlichte Ende 2018 Ihre Autobiographie „Becoming. Meine Geschichte“.

Sie erzählt darin auch sehr persönlich von ihrer Erfahrung mit einer Fehlgeburt:

Es war eine frühe Fehlgeburt, wie sie so häufig vorkommt. Es nahm ihr und ihrem Mann Barack den Optimismus. Sie war es gewohnt, mit harter Arbeit ihre Ziele zu erreichen. Doch der Wunsch, ein Kind zu bekommen, ließ sich nicht allein durch Fleiß erzielen: „Frustrierenderweise steigen die Chancen nicht proportional zum Einsatz“ (Obama, 2018, Seite 246f).

Der Satz, der mich in diesem Abschnitt ihrer Biographie am meisten berührt hat, lautet:

„Wenn ich all die Dinge aufschreiben wollte, die einem keiner sagt, bis man selbst mittendrin steckt, würde ich vermutlich mit Fehlgeburten anfangen“ (Obama, 2018, Seite 247).

Sie erzählt, wie sie sich Freundinnen anvertraute, und ihr bewusst wurde, dass frühe Fehlgeburten eher die Regel als die Ausnahme sind. Sie erfuhr, dass es für die meisten dieser natürlichen Abbrüche gute biologische Gründe gibt, sie aber nicht prinzipiell bedeuten, dass ein Paar kein gesundes Kind bekommen könnte.

Sie beschreibt, wie gut es ihr tat, in diesem Netz von Wissen und Liebenswürdigkeit aufgefangen zu werden, und wie es ihr half, über das „einsame, schmerzhafte und demoralisiernde Erlebnis“ (ebd., S. 247) der Fehlgeburt hinwegzukommen.

Im Verlauf des Kapitels erzählt sie, wie sie mithilfe einer künstlichen Befruchtung schwanger wurde und Malia Obama, die ältere der beiden Töchter, schließlich gesund zur Welt kam. (Über die Geburt selbst schreibt sie sehr wenig…)

Die Episode über die Fehlgeburt wird im Verlauf des Buches nicht wieder aufgegriffen. Michelle Obama hätte sie also in ihrer Bioraphie weglassen können, ohne an anderen Stellen kürzen zu müssen.

Ich bin ihr sehr dankbar dafür, dass sie es nicht getan hat. Denn wie sie schreibt: Fehlgeburten sind für die Betroffenen tragisch, aber Fehlgeburten gehören wesentlich häufiger in die Biographie einer Frau, als wir zugeben. Ich wage keine Prognose darüber, wie viele Frauen ihre Autobiographien geschrieben haben und ihre Fehlgeburt darin nicht erwähnten…

Danke, Michelle Obama, dass Sie das Thema nicht totgeschwiegen haben. Wir alle verarbeiten unsere persönlichen Erfahrungen mit Sternenkindern individuell; nicht jede von uns möchte ihre Erfahrungen öffentlich machen. Dass Sie es getan haben, hilft uns allen, eine Aufmerksamkeit für das Thema zu schaffen, die es dringend benötigt, um Frauen aus ihrer Einsamkeit zu holen.


Auf diesem Blog findest du hier mehr zum Thema Felhgeburt und Sternenkinder.


 

Quelle: Obama, Michelle: Becoming. Meine Geschichte, 2018, München, Wilhelm Goldmann Verlag.

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