Sonja erzählt von einer etwas anderen „Geburtsvorbereitung“ und der wunderbaren Hilfe der Hebammen, die sie durch sechs Tage Wehen und den Kaiserschnitt trugen.
Am Montag sind es neun Jahre, seitdem meine „kleine Biene“ das Licht der Welt erblickt hat. Meine Schwangerschaft war die tollste Zeit in meinem Leben. Ich fühlte mich so fit, sah so schön aus wie nie zuvor und freute mich unendlich auf meinen kleinen blinden Passagier. Ich fühlte mich so blendend, dass ich hochschwanger, zwei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin, noch Karneval feierte (natürlich alkoholfrei) und noch beim Abbauen des Partytempels half.
Am errechneten Tag war die Frauenärztin etwas besorgt, weil nur noch wenig Fruchtwasser vorhanden war, und riet mir, mich im Krankenhaus vorzustellen. Das tat ich, und die Wehen wurden eingeleitet. Doch meine kleine Dame hatte es nicht eilig, auf die Welt zu kommen. Sechs Tage lang wurden alle vier Stunden Wehen eingeleitet.
Die Hebammen halfen mit Akupunktur und guten Ratschlägen, so gut sie konnten, und ich bekam einen solchen Respekt vor dem Beruf der Hebamme. Mit welcher Professionalität und gleichzeitig Liebe diese Wunderweiber dort zu Werke gingen, war überwältigend. Ich fühlte mich hervorragend aufgehoben.
Wenn Krankenschwestern mich mitfühlend ansahen und immer wieder sagten: „Sie Arme, Sie sind ja so tapfer“, dachte ich an meine Großmutter, die einen Acker umgegraben hatte, bevor sie meine Mutter zur Welt brachte, und gleich hinterher wieder an die Arbeit ging — während ich in einem Raum mit Lava-Lampen und polierten Holzböden lag und eine ganze Armee fachkundiger und liebevoller Frauen mich durch meine Wehen trug.
Ich war dankbar für jede Wehe und hoffte, sie mögen stärker werden. Ich konnte es kaum erwarten, meinen kleinen Schatz endlich in den Armen halten zu dürfen – überall purzelten Babies auf die Welt, nur meins zierte sich!
Nach sechs Tagen sagte mir die Ärztin, ich sei nun tapfer genug gewesen und setzte einen Kaiserschnitt für mich an. Ich bekam eine Spinal-Anästhesie – bekam jedoch mit, wie an mir herumgezerrt und herumgerissen wurde. Der OP war steril und kalt – ganz anders als die warme Atmosphäre im Kreißsaal. Doch plötzlich hörte ich ein zartes: „Eh-Lääääh, Eh-Läääh, Eh-Lääääh!“ Es waren die Schreie meiner kleinen Tochter.
Eine Schwester zeigte mir kurz meinen verschleimten kleinen Frosch – sie war so süß – und trug ihn kurz in den Nebenraum. Sie kam jedoch sehr schnell zurück und mein Mann nahm sie ihr gleich ab. Doch die Schwester sagte: „Ich verstehe ja, dass Sie ihr Kind halten wollen, aber jetzt geben sie ihn mal Ihrer Frau. Sie hat ja die ganze Arbeit gemacht.“
Dann hielt ich zum ersten Mal mein Kind in den Armen und ich kann das Gefühl gar nicht beschreiben. Wir wurden zurück in den Kreißsaal gebracht, wo meine Schwester wartete. Durch die Wehen waren die Schmerzen nach dem Kaiserschnitt sehr schlimm – mein Körper war einfach total erschöpft. Doch das kriegte ich nur am Rande mit, denn von dem Moment an zählte für mich nur noch mein kleines „Knautschgesicht“.
Am Nachmittag kamen meine Eltern, und ich werde nie vergessen, wie mein Vater über das ganze Gesicht lachte, als er ins Zimmer kam und meine Tochter das erste Mal sah. Ich bat meine Mutter, sich die Hände zu desinfizieren und dann sagte ich: „So, Maja, nun lern mal Deine Oma kennen!“ Meine Mutter war überwältigt, weil sie sie halten durfte, und ich war so glücklich, weil meine Eltern ihr erstes Enkelkind erlebt haben.
Als ich drei Tage nach dem Kaiserschnitt Abschied von den Schwestern und Hebammen nahm, musste ich bitterlich weinen – und es waren nicht nur die Hormone. Ich werde bis ans Ende meines Lebens diesen unglaublichen Frauen dankbar sein, die mich neun Tage lang umsorgt, gehegt und gepflegt haben und in unendlicher Liebe an sie zurück denken. Hebammen sind ein Gottesgeschenk und man kann sie nicht genug ehren. Auch die Hebamme, die zur Nachsorge kam, war ein absolutes Ass. Sie gab mir das Gefühl, eine fantastische Mutter zu sein und behandelte mich, als hätte ich die Bratkartoffel in der Tube erfunden.
Seitdem mein Kind auf der Welt ist, ist jeder Tag spannend und bunt. Ich hatte mir im Jahr vor meiner Schwangerschaft beim Hexentanz auf Beltane ein gesundes Baby gewünscht. Zwei Jahre später tauchte ich mit einem sechs Wochen alten Baby (im Tragetuch) beim Hexentanz auf und warf erneut einen Zettel ins Feuer. Darauf stand ein fettes „Dankeschön“!