Anisja: Warum auch auf die Ärztin warten!? Eine gute Geburt nach ungeplanter Schwangerschaft

Anisja schreibt über ihre Krankenhausgeburt. Eine ungeplante Schwangerschaft mit einer guten Geburt. Unterstützt von ihrer Mutter und einer Hebamme. Auf Ärzt*innen wollte die kleine Tochter nicht mehr warten. Ihre Geschichte zeigt außerdem, wie gut es ist, dass Frauen heutzutage nicht mehr auf dem Rücken festgebunden werden, um Kinder zu gebären…

Meine Schwangerschaft war ungeplant, mehr als ungeplant. Bei einer kleinen Affaire entstand das Leben in mir. Ich wusste es sofort. Ich habe es vier Wochen lang mit mir herumgetragen, ohne mit jemandem drüber zu reden, ohne zu wissen, wie es weiter geht.

Abtreiben? Das Kind zur Welt bringen und dann? Wie geht es weiter? Bin ich fähig, dieses Kind zu lieben, wo es doch ohne Liebe entstanden ist?

Ich wollte eigentlich nie Kinder, hatte keinen festen Job und gerade beschlossen, München für Wien zu verlassen — ergo hatte ich keinen Wohnsitz mehr und saß auf gepackten Koffern. Dann auch noch die ungeplante Schwangerschaft.

Anisja nimmt die ungeplante Schwangerschaft an

Eines Abends lag ich dann im Bett, ich war circa in der 5. Woche, und plötzlich hatte ich das Gefühl, meinem Kind ganz nah zu sein. Ich sagte zu mir selbst „dann werde ich jetzt eine Mama“ und die Sache war beschlossen. Ich hatte keine Zweifel mehr; nur noch die tiefe Gewissheit, das Richtige zu tun.

Erst dann teilte ich mich meiner Umwelt mit und war erstaunt, wie positiv alle um mich reagierten, was mich sehr bestätigte.

Die nächsten Wochen waren dann die Hölle: Ich litt unter extremster Schwangerschaftsübelkeit, Hyperemesis Gravidarum. Alle 5 Minuten musste ich mich übergeben; mein Körper war erschöpft, ich nahm 4,5 Kilo ab (hatte ein Startgewicht von 54 kg) und musste zweimal stationär über mehrere Tage ins Krankenhaus. Dort wurde ich per Infusion mit Flüssigkeit versorgt, weil ich nichts mehr bei mir behalten konnte, absolut nichts!

Pünktlich mit der 12. Woche war dann zum Glück die Übelkeit vergangen. Meinem Kind ging es wunderbar und ich erholte mich sehr schnell von den Strapazen. Leider litt ich die restliche Schwangerschaft extrem unter Müdigkeit und Rückenschmerzen und habe mich sehr zurückgezogen. Aber diese Ruhe machte es mir möglich, mehr bei mir zu sein, intensiver mit meinen Ahninen zu kommunizieren und meine innere Stärke zu spüren. Die Angst, das Kind eventuell nicht lieben zu können, blieb aber.

Vertrauen in den eigenen Körper

Ich spürte mein Kind in mir, wie es sich bewegte, bereits ab der 16. Woche. In der gleichen Woche, in der ich es zum ersten Mal spürte, erfuhr ich, dass ich eine Tochter zur Welt bringen würde.

Ich wusste, dass ich keine Angst vor der Geburt haben brauchte, ich spürte es einfach.

Geburtsbeginn

Drei Wochen vor dem errechneten Termin, an einem Samstag, merkte ich nachmittags gegen vier Uhr, dass ich Wehen bekam. Erst nur ganz leicht und eigentlich kaum wahrnehmbar; vielleicht waren es ja auch nur Übungswehen? Ich erwähnte es beiläufig und der Tag ging einfach seinen Lauf. Ich ging abends ganz normal ins Bett und machte noch einen Witz darüber, dass mein Kind in dieser Nacht zur Welt kommen könnte…

Um 1 Uhr nachts wachte ich von den Wehen, die nun regelmäßig im Zwanzig-Minuten-Takt kamen, auf. Ich ging in das Nebenzimmer und verkündete meiner Mutter, die zu dem Zeitpunkt vorübergehend bei mir mehr oder weniger wohnte, dass sie nun meine Krankenhaustasche packen müsse, da mein Kind nun wirklich käme. Sie machte mir einen Tee, ich legte mich auf die Couch und fing an, zu Atmen, und Kraft zu sammeln für das Bevorstehende.

Meine Wehen waren stark und überkamen mich sehr gewaltig, aber sie waren zu jeder Sekunde aushaltbar und ich spürte extrem bewusst, wie sich mein Körper auf die Geburt vorbereitete.

Mit dem Krankenwagen zur Geburt: Die Hölle

Ich saß noch bis halb 5 auf meiner Couch, atmete, stöhnte, übergab mich vor lauter Anstrengung, dann kam der Krankenwagen. Die zwanzig Minuten Fahrt ins Krankenhaus waren das Schlimmste: Festgebunden und liegend; alles rumpelte; ich bekam nur schlecht Luft und es war extrem anstrengend, die Wehen zu veratmen.

Um 5 Uhr kamen wir im Krankenhaus an, um 5 nach 5 lag ich dann im Kreißsaal; der Muttermund war bereits 9 cm geöffnet und die Wehen kamen alle 8 Minuten. Ich merkte, wie mein ganzer Unterleib so extrem nach unten drückte, dass ich dachte, meine Blase platzt gleich. Ich dachte, ich müsste dringend Pipi und stellte dann beim Hoserunterziehen fest, dass ich mich getäuscht hatte und ganz schnell zurück auf die Liege musste.

Ich legte mich hin, die Hebamme sagte noch „ich habe leider nur bis 7 Uhr Schicht, deswegen wird dein Kind wohl nicht mit mir zur Welt kommen“, während sie mich am CTG anschloss. Plötzlich überkam mich die nächste Welle der Wehen; ganz anders als die davor, gewaltig und mächtig und mein ganzer Körper schrie nach Pressen.

Presswehen statt Zugang

Ich sagte „ich muss pressen, ich kann gleich nicht mehr nicht pressen“, die Hebamme wurde etwas panisch, weil das Herz meines Kindes anfing zu hüpfen; sie sagte ich solle mich entspannen, nicht pressen, sie müsse mir erst einen Zugang legen und die Ärztin rufen.

Irgendwie schaffte ich es, die erste Presswehe wegzuatmen. Die Hebamme merkte aber, dass es ernst wurde und keine Zeit mehr für irgendwas war. Sie ließ das Band zum Blutstauen an meinem Arm hängen, nahm mein Bein und stemmte es in ihre Hüfte. Dann endlich sagte sie, ich dürfe jetzt pressen. In dem Moment überkam mich die nächste Presswehe und ich presste einfach intuitiv, meine Fruchtblase platze, ich spürte den Kopf meines Kindes, wie er mich verließ und mit der nächsten sofort folgenden Presswehe und einem Urschrei (ich hatte keine Ahnung, dass ich so aus mir heraus, so tief aus meinem Bauch schreien Kann, es war tief und hatte nichts Schrilles an sich) hatte ich mein Kind geboren.

gute Geburt nach ungeplanter Schwangerschaft

Nach nur 21 Minuten im Kreißsaal und drei Presswehen hatte ich meine kleine Philia Luise ohne jegliche Probleme oder Verletzungen in einer guten Geburt nach meiner ungeplanter Schwangerschaft zur Welt gebracht. In dem Moment, als dieses kleine Wesen dann auf mir lag, spürte ich das erste Mal in meinem Leben, was Liebe wirklich bedeuten kann. Mutterliebe ist etwas so Unendliches. Unglaublich!

Ich bin jetzt seit knapp 11 Monaten eine Mama und es ist das Wundervollste und Schönste der Welt, diesem kleinen Wesen zusehen zu dürfen, wie es jeden Tag mehr lernt und wächst und seinen Charakter entwickelt. Ich möchte es nie mehr missen!!

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