Frauen, die mehrmals schwanger waren, werden dir sagen, dass jede Schwangerschaft einzigartig ist. Jede Schwangere ist einzigartig. Und auch alle werdende Väter sind einzigartig. Und doch gibt es Muster, die immer wieder auftreten. Hoffentlich kann ich auch dir mit diesem Artikel ein Schmunzeln entlocken. (Natürlich lässt sich diese Typologie auch auf Partner*innen anwenden, die sich nicht als „Vater“ definieren. Bitte verzeiht mir, dass ich entgegen meiner sonstigen Praxis in diesem Beitrag explizit von Vätern schreibe statt wie sonst von Partner*innen.)
Vielleicht interessiert dich auch mein Beitrag „Väter, Partner*innen und Doulas während der Geburt“, auf den ich hier bald verlinken werde.
„Wir sind schwanger“
Dieser Typ Vater trägt natürlich kein Baby in seinem Bauch herum, aber er fühlt sich mental schwanger. Er freut sich auf das Baby, er will es seiner schwangeren Frau so einfach wie möglich machen. Er zieht jede Info aus dem Internet und den Broschüren in Wartezimmern, die er bekommen kann. Ehrensache, dass er sich alle Geburtsstationen, Kreißsäle und Geburtshäuser anschaut und natürlich auch am Geburtsvorbereitungskurs teilnimmt. Normalerweise unterstützt er dich in dem, was du tust — außer, er hat das Gefühl, dass du „sein“ Kind gefährdest. Das kann zum Beispiel passieren, wenn du eine Hausgeburt planst, oder ihr sonstige Differenzen über eure Wunschgeburt habt.
„Ich werde Vater“
Dieser Typ der werdenden Väter sieht eine klare Rollenaufteilung zwischen der schwangeren Frau einerseits und ihm selber andererseits. Die Frau ist schwanger und kümmert sich um all diese Schwangerschaftsdinge. Er wird Vater des Kindes und als solcher hat er ebenfalls Verantwortung zu tragen: Natürlich möchte er, dass das Kind sicher geboren wird und danach geborgen ist. Er trägt deshalb für all die praktischen Kleinigkeiten die Verantwortung — von Bettchen bauen bis Route zum Krankenhaus online nachschauen und mindestens zwei Ausweichrouten zur Verfügung haben. Ähnlich wie der werdende Väter Typ „Wir sind schwanger“ ist auch dieser Vatertyp ein Unterstützer. Mehr noch als „Wir sind schwanger“ neigt „Ich werde Vater“ allerdings dazu, seine eigene Meinung durchsetzen zu wollen, selbst, wenn es um die Geburt — und damit essentiell um dich und dein Kind — geht. Im Extremfall kann es mit diesem Typ Vater sogar während der Geburt zu Unstimmigkeiten kommen, wenn er anderer Meinung ist als du oder das anwesende medizinische Personal.
„Ich war das nicht“
Wahlweise gibt es diesen Typus auch als „ich war es, aber ich will es nicht“. Es ist wohl keine Neuigkeit, dass Männer mit ihrem leiblichen Nachwuchs nichts zu tun haben wollen. Wenn der Erzeuger deines Kindes sich seiner Verantwortung nicht stellen will, such dir frühzeitig Hilfe. Vielleicht überlegt er es sich doch nochmal anders, wenn er das Neugeborene sieht; in jedem Fall solltest du dir mentale Hilfe für die Schwangerschaft und Geburt suchen (zum Beispiel über Verwandte, Freund*innen oder eine Doula.) Und lass dich auch über deine rechtlichen Möglichkeiten beraten.
„Ich freue mich auf das Kind, aber Schwangerschaft und Geburt sind nichts für mich“
Dieser werdende Väter Typ kann mit deinen Bedürfnissen, deinen Sorgen und eventuellen Stimmungsschwankungen nur schwierig umgehen. Entweder interessiert er sich nicht für die physiologischen und psychologischen (also geistigen und körperlichen) Herausforderungen einer Schwangerschaft und Geburt, oder er wird dabei selber so unsicher, dass er lieber Abstand hält. Normalerweise lässt dieser Typ Vater dir freie Hand bei deinen Entscheidungen, so lange du nicht erwartest, dass er bei Vorsorgeuntersuchungen oder der Geburt dabei ist. Nimm ihm nicht übel, dass er so ist — er kann genauso wenig aus seiner Haut, wie du. Seid ehrlich zu einander und verdeutliche, dass du ihn zu nichts zwingen wirst, und (nicht aber!) du dir deshalb andere Unterstützung suchen wirst — zum Beispiel innerhalb der Familie, bei Freund*innen oder einer- Doula. Wenn er sich bei der Geburt nicht wohl fühlt, wird dir das nicht helfen.
1 Gedanke zu „Werdende Väter, die ultimative Typologie“