Saskia berichtete Ende letzten Jahres bereits über ihre erste Geburtserfahrung: Eine kurzfristige, unkomplizierte Hausgeburt. Nun darf ich auch die Geschichte von Saskias zweiter Geburtserfahrung veröffentlichen. Sie gebar ihre Tochter zu Hause im Geburtspool in Anwesenheit ihres Mannes, ihres ersten Kindes und ihrer Hebamme. Ich danke Saskia für ihre Geschichte und auch die Fotos, die sie mir zur Verfügung gestellt hat. Bitte beachtet, dass die Fotos nicht ohne Saskias ausdrückliche schriftliche Zustimmung kopiert oder genutzt werden dürfen.
Geburtsbeginn: Schleimpfropf und Zeichnungsblutung
Nun liegen wir hier neben unserer wundervollen Tochter Olivia Augusta und können unser großes Glück nicht fassen, dass wir eine wunderschöne zweite Hausgeburt im Kreise unserer kleinen Familie mit Hebamme und diesmal auch Geburtsfotografie erleben durften.
Die Geburt hat sich am Morgen des 28. August mit dem Abgang des Schleimpfropfs und einer regelmäßig aufkommenden Zeichnungsblutung angekündigt. Tage vorher ging ich spazieren, hatte mir allerdings den Fuß ganz unglücklich verknackst. Im Nachhinein hat es mir vor der Geburt noch ein paar Tage Bettruhe geschenkt, worüber ich sehr dankbar bin.
Ich hatte das Gefühl, dass wir am besagten Tag noch einen kleinen Abendausflug zum Café am neuen See direkt am Wasser mit der Familie — mein Partner, der große Bruder mit drei und ich mit Baby im Bauch — machen sollten, um für einen schönen Augenblick und etwas Ablenkung zu sorgen. Schon auf dem Hinweg merkte ich spürbar regelmäßige Wellen und auch die Unebenheiten auf der Straße sorgten für etwas Stimulation. Kaum dort angekommen, nahmen wir Platz, schon beim Essenbestellen merkte ich, dass es zeitlich etwas knapp werden könnte, da wir ca. 25 min. Heimweg vor uns hatten.
Ich ging schon mal zügig zum Auto vor und auf dem Heimweg machten wir traditionsgemäß von der ersten Geburt im Supermarkt Halt, um nochmal die uns wichtigsten Nahrungsmittel einzukaufen. Nur diesmal schaffte ich es schon nicht mehr aus dem Auto. Zuhause angekommen verschönerte ich noch Kleinigkeiten in der Wohnung, um die Ankunft in einem aufgeräumten und schönen Zuhause vorzubereiten. Ich machte nur dämmriges Licht an und zog mich ins Bett zurück, um die Wellen in Ruhe zu veratmen und richtig Kraft zu tanken für die bevorstehende Reise.
Wellen im warmen Bad
Währenddessen schickte ich meinen Partner und unseren Sohn noch einmal raus, um ein Stück Pizza zu essen und sich etwas Zeit zu vertreiben, da war es so gegen halb zehn abends. Ich bat bei Rückkehr ein warmes Bad einzulassen bei dämmrigem Licht in der Badewanne, um etwas zu entspannen und die letzte Bestätigung zu bekommen, dass die Geburtsreise wirklich begonnen hätte. Ich bekam sogar ein paar Rosenblätter in die Wanne, es war eine Wohltat.
In dieser Zeit kommunizierte ich nur per Handy und da wir in der Nacht vor offiziellem ET waren, bekamen wir einige liebe Gedanken sogar per Nachrichten, die ich noch selig beantwortete mit „Vielen lieben Dank. Wir melden uns“. Es konnte ja keiner ahnen, dass es wirklich DIE Nacht war.
Unser Sohn kam immer mal wieder ins Bad und streichelte mir die Hand oder gab mir ein Küsschen. Das war sehr wohltuend. Ich gab meinem Partner ein Zeichen, unsere liebe Hebamme Anne und unsere Geburtsfotografin Josephine vorzuwarnen, dass die Geburtsreise wahrscheinlich begonnen hat und wir uns gleich nochmal melden würden. In der Wanne fühlte ich mich sehr wohl, nach einer Zeit bekam ich das Gefühl, dass es wirksamer wäre, die Wellen im Stehen zu veratmen. Ich drückte mir bei jeder Welle sehr stark mit beiden Händen ins Kreuzbein. Das war sehr wohltuend und schmerzlindernd.
Geburtsfotos in Unterwäsche
Mein Partner informierte und gab finales Zeichen, dass die Geburtsreise weiterginge. Nach circa einer halben Stunde traf unsere liebe Hebamme ein und nach circa einer Stunde unsere liebe Geburtsfotografin Josephine. In dieser Zeit veratmete ich noch jede Welle im Stehen mit Kreuzbeinmassage und blieb in einer schönen Unterwäsche für ein paar Fotos, das wollte ich mir nicht nehmen lassen 😉
In dieser Zeit verkroch sich mein Partner und Sohn ins Schlafzimmer, um einen Versuch zu starten, ihn zum Schlafen zu bringen. Er geht normalerweise immer mit der Dunkelheit und schlief in den vorherigen Tagen immer gegen 21.30/22 Uhr ein. Meinem Partner gelang es und er schlief ganz vertraut im großen Familienbett. Das hieß aber auch für mich, dass das Schlafzimmer diesmal kein Ort für die Geburtsarbeit werden würde. Die Wellen kamen in dieser Zeit alle drei Minuten, in den Pausen ruhte ich mich auf dem Sofa aus, schloss die Augen, um alle meine Energie wieder zusammenzunehmen oder ging in den Vierfüßler und Anne bot mir eine Massage mit Geburtsöl an, die sehr wohltuend war!
Geburt ist körperliche Arbeit: Waschlappen, Cranberry-Eiswürfel und Avocado
Kurz vor jeder Welle brachte ich mich wieder in die stehende Position, um die Wellen zu veratmen. Eine andere Position hätte ich wahrscheinlich nur schwer ertragen können. Nach und nach wurden die Wellen intensiver, ich war so bei 4-5 cm (zu diesem Zeitpunkt bat ich um einen Check von Anne, um mein intuitives Gefühl des Geburtsfortschritts mit dem tatsächlichen abzugleichen) und auch bei 7-8 cm konnte ich noch recht lautlos atmen (auch hier stimmte meine Einschätzung).
In dieser Zeit half mir ein kühler Waschlappen im Nacken und auf der Stirn sehr. Ich nahm zwischendurch einen Cranberry-Eiswürfel zu mir und lutschte an einem kleinen Stück Avocado, alleine der Geschmack brachte mir Energie und Zuversicht. In dieser Phase war die Stimmung auch recht ausgelassen und positiv, so dass gar keine Zeit blieb, auf andere Gedanken zu kommen.
Zwischendurch wollte ich sogar meine Handgelenke in einem Wassereimer mit ganz kaltem Wasser abkühlen, um meinen Kreislauf in Schwung zu bringen und zu Kräften zu kommen. Jetzt war klar, dass der Höhepunkt bald anstand und die Geburt nahm Fahrt auf. Die Wellenpausen dürften nur noch 1-2 Minuten gewesen sein, da überkam es mich, dass ich sehr laut mit „Ahhhhhh“ veratmen musste, diesen Ton kannte ich von meiner ersten Geburt noch gar nicht und dass ich überhaupt in der Lage war, einen solchen Ton zu produzieren. Kurz davor hatte Anne noch die zweite Hebamme informiert, dass wenn sie die Geburt noch miterleben möchte, sie sich bereits auf den Weg machen solle.
Jede Welle ein Stück weiter
Es war wirklich überwältigend. Die Wellen veratmete ich weiterhin im Stehen und mit sehr viel Druck mit beiden Händen auf das Kreuzbein. Es wurde sehr intensiv und ich verhalf mir mit positiven Gedanken zum Baby, dass wir das sehr gut machten zusammen und wir es bald geschafft hätten! Jede Welle ein Stück weiter, dieser Gedanke brachte mich in eine richtige Vorfreude und ich konnte gar nicht anders als Lächeln. Diesen Satz wiederholte auch mein Partner nach jeder Welle, es war so motivierend für mich. Wie wohltuend die Atmosphäre, es war auch ziemlich warm in der Wohnung im Dachgeschoss bei 30 Grad Außentemperatur am Tag.
In dieser Phase der Geburt bat ich meinen Partner, als Motivationsschub den Beamer anzumachen mit dem Lions Head in Südafrika, dort verbrachten wir in meiner ersten Schwangerschaft einen wunderschönen Urlaub und ich habe mir damals auch für die erste Geburt das Bild sehr eingeprägt. Da dieser Schritt zur Übergangsphase doch immer sehr kraftvoll ist, schien mir das eine unglaubliche Bereicherung, mich damit abzulenken und den Gedanken zuzulassen, dass es unklar ist, wann die Bergspitze erreicht ist und wie es sich dort anfühlt.
Übergangsphase: Das ist nicht lustig!
Ich hatte mir so oft vorgesagt, dass ich die Geburt genießen werde, da sie ja wirklich im eigenen Leben ein so seltenes Ereignis ist. Es war so kraftvoll, dass ich mir diesen Satz innerlich vorsagte für meine eigene Motivation. Im Video zum Lions Head kamen ein paar Kerle vor, das brachte die gesamte Runde kurzzeitig zum Lachen, ich war währenddessen wieder in einem „Ahhhh“ zum Veratmen der Welle und kommentierte, dass das nicht lustig sei. Da ich die Augen geschlossen hatte, hatte ich natürlich nicht vernommen, weshalb die Stimmung so ausgelassen war.
Ich bekam mehr und mehr das Gefühl, dass die Fruchtblase doch jetzt langsam platzen müsste, um mir Druck zu nehmen. Es dauerte noch weitere 3-4 Wellen, bis sich klares Fruchtwasser in einem Schwall über meine Beine ergoss. Für ein paar Sekunden war ich erleichtert, doch bevor ich die Erleichterung richtig genießen konnte, schob sich die Kleine sowas von stark ins Becken, dass ich vor Schmerz fast zusammensackte. Mein einziger Gedanke in dem Moment „Auf in den Pool, sonst schaffe ich es nicht mehr“. Mein Partner half mir links, meine Hebamme Anne rechts und ich stieg in den Pool.
Fruchtblasenwasser und Poolwasser
Das warme Wasser — eine Wohltat! Da ich wirklich überwältigt war von dem schnellen Einschießen ins Becken, tat ich mir sehr schwer eine gute Position im Pool zu finden, es war dann schnell die Hocke. Mein Partner verhalf mir, dass ich das Atmen nicht vergaß, was eine Rettung! Das schaffte mir richtig Entlastung. Hebamme Anne schützte von hinten meinen Damm und auch ich hielt ganz intuitiv meine Hand schützend auf den Damm. Ich konnte gar nicht so schnell nachgeben, da war der Kopf schon draußen. Die Haare, welch ein Flaum!!!! So abgefahren goldig habe ich mir in diesem Moment gedacht und überkam mich eine Welle von Glück.
Der Kopf schob sich noch einmal zurück, was mich kurzzeitig verwunderte. Bis ich meiner Verwunderung Raum geben konnte, war unbemerkt die nächste Welle gekommen und schob Schulter und Körper des Babys ins Wasser. Ich hielt kurz inne und nahm sie hoch. Anders als bei unserem Sohn brauchte die Kleine etwas Zeit, um anzukommen, vermutlich da sich alles soooo schnell abgespielt hat.
Austreibungsphase im Schnelldurchgang
Vom Platzen der Fruchtblase bis zum Moment der Geburt vergingen vier Minuten. WOW. Mit vielem hatte ich gerechnet, aber nicht mit so einer schnellen Austreibung. Kaum zu glauben, aber bis auf einen Mini-Riss ist mein Damm vollständig heil geblieben. In dieser Schwangerschaft und für die Geburt war meine stärkste und wichtigste Affirmation: „Ich vertraue Dir, ich vertraue mir, ich vertraue uns.“ Nach Ankunft von Olivia in meinen Armen konnte ich den Blick nicht von ihr lassen, so wunderschön war sie.
Sie sah im ersten Augenblick ihrem Bruder bei der Geburt so ähnlich, auch mit schwarzen Haaren auf Kopf und Rücken, nur noch etwas schwärzer. Wir genossen die ersten Minuten im Wasser und kamen an. Diesmal brauchte ich auch wirklich Zeit, da alles so schnell ging und ich im ersten Moment gar nicht realisieren konnte, dass es schon geschafft war.
Nach ein paar Minuten wechselten wir aufs Sofa und kuschelten ganz viel. Diesmal bekam ich recht schnell das Gefühl, dass ich die Plazenta loswerden mag, da sie so drückte. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass es eine Vorderwandplazenta war. Ich wusste nicht recht, wie ich mich aufs Sofa setzen sollte, also bat ich Anne, dass mein Partner bereits die Nabelschnur trennt, da sie auspulsiert war und ich mich für die Nachgeburt so besser bewegen konnte.
Ich ging zur Toilette, was mir kurzzeitig Erleichterung verschaffte, die Plazenta ließ auf sich warten — gefühlt war nicht viel Zeit vergangen, ich hatte einfach nur den Drang sie loszuwerden. Wir entschieden uns es mir auf dem Sofa gemütlich zu machen und die Kleine anzulegen, das hielt ich ganz gut aus, da ich vom Anlegen nochmal etwas beflügelt war und den Druck der Plazenta vergaß.
Nach einer Zeit überkam mich wieder der Wunsch es nochmal zu versuchen, ich nahm mir diesmal eine leere Flasche in die Hand und pustete zwei Mal rein. Die große Erleichterung, die Plazenta wurde geboren! Eine solch große Plazenta, WOW viel größer als bei unserem Sohn und gepaart mit drei großen Blutkoageln, die wir liebevoll in eine Schüssel legten, um die Plazenta genauer zu betrachten. So ein wunderschönes Organ und ein wahres Wunder der Natur. Alles vollständig, ich dankte ihr bereits innerlich unsere Tochter so toll ernährt zu haben. Wir machten spontan noch einen Abdruck und legten sie in eine Schale in den Kühlschrank.
In diesem Moment schlich sich unser Sohn Leonard ins Wohnzimmer, der durch einen Schrei von Olivia aufgewacht war und sichtlich erstaunt seine Schwester begrüßte. Wie gerne hätte ich mich in diesem Moment in ihn hinein versetzt, um zu fühlen, wie er diesen Moment empfand. Es war so schön, dass er in der Nacht noch wach wurde, um Olivia zu begrüßen. Er ging sofort zu ihr, küsste und umarmte sie. Er war sehr vorsichtig, die Bewunderung und das Erstaunen zugleich war ihm ins Gesicht geschrieben. Er durfte seine Schwester sogar kurz halten.
Noch in der Nacht sagte er ihr: Alles gut, ich bin für Dich da. Nach der ersten Untersuchung machten wir es uns im Bett gemütlich und schliefen bis in die Morgenstunden, um uns von der nächtlichen Anstrengung zu erholen.
Es war geschafft, so ein Zauber, der nun mit dem Wochenbett beginnt. Dankbarer können wir nicht sein.
Und deine Geschichte?
Diese Geschichte habe ich nicht geschrieben, durfte sie aber veröffentlichen. Hast du deine Geburtsgeschichten aufgeschrieben? Oder fehlen mir dir die Worte? Willst du dazu meine Unterstützung in Anspruch nehmen, um die richtigen Worte zu finden? Ich helfe dir beim Schreiben der Geburtsgeschichte. Achtung, sie wird lang. Viel länger als diese hier. Das liegt alleine schon daran, dass du nicht schreiben musst, sondern erzählst. Hier gibt es mehr Informationen!
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