Ich habe gerade 40 Minuten mit einer guten Freundin telefoniert. Sie ist vor sechs Wochen Mutter geworden. 5 Minuten lang ging es um das Abpumpen von Muttermilch. Und dann fragte ich, wie denn die Geburt war.
Sie erzählte. Ich hörte zu. Freute mich, denn es war eine schöne Geschichte. Sie erzählte weiter. Wenn sie eine Pause machte, schwieg ich meist. Und dann erzählte sie weiter. Gerade klingelte ihre Haustür — die Spülmaschine wird geliefert. Sonst hätte sie vermutlich noch weitererzählt. Vielleicht 5, vielleicht 15, vielleicht auch noch 30 Minuten.
Ich habe in dieser Situation eines wieder ganz deutlich gespürt: Sie brauche den Raum, um ihre Geschichte zu erzählen. Mehr als nur ein „danke, es geht uns gut“. Klar, erstmal stand das konkrete- Thema im Vordergrund, weshalb sie anrief. Milch abpumpen. Aber eine einzige Frage meinerseits — „willst du mir eigentlich noch von der Geburt erzählen?“ — öffnete ein Schleusentor. Es war großartig. So viele Gefühle. So intensive Momente. Ich glaube nicht, dass sie das nur tat, weil sie weiß, dass ich gerne Geburtsgeschichten höre und sammle. Ich glaube, auch anderen gegenüber würde sie so erzählen, wenn wir ihr die Gelegenheit gäben.
Ich wünsche mir deshalb, dass wir den Frauen und Männern, die vor kurzem eine Geburt miterlebt haben, den Raum geben, darüber zu sprechen. Ohne Wertung, einfach nur zuhören. Wenn es eine schöne Geburt war, können wir uns mit den Beteiligten freuen. Wenn die Geburt nicht so ablief, wie erträumt, geben wir den Menschen die Gelegenheit, einen ersten Schritt zur Aufarbeitung zu machen.
Nur eine Ausnahme sehe ich hierzu: Wenn du selbst in Kürze ein Kind erwartest, ist es sinnvoll, wegzuhören, sobald dich die Geschichte triggern könnte — entweder, weil die Geburt problematisch war, oder, damit du dich nicht dem Druck ausgesetzt siehst, es mindestens genauso gut zu machen. (Ja, darin sind wir erstaunlich gut…)
Wie geht es dir mit diesem Thema? Hast du deine Geburtsgeschichten gern erzählt? Hörst du zu, wenn andere erzählen wollen?