Eine traumhafte Schwangerschaft
Vor etwas über einem Jahr erwarteten wir nach einer Fehlgeburt unser drittes Mädchen. Die Schwangerschaft verlief traumhaft. Ängste hatte ich nur am Anfang ein wenig, aber ich war immer guter Hoffnung. Es gab keine Probleme oder Komplikationen. Auch dieses Mal wollte ich wieder zu Hause bleiben.
Meine Hebamme aus der letzten Schwangerschaft hat mich auch dieses mal wieder begleitet und war zum Geburtszeitraum dieses Mal auch nicht im Urlaub. Ich freute mich schon auf die Geburt mit ihrer Begleitung. Wir haben uns auch viel über die vorangegangenen Geburten unterhalten und sie wusste, dass es bei uns fast immer ziemlich schnell ging. Sie machte dazu witzige Bemerkungen, wie: „Dann warte ich um die nächste Ecke im Campingwagen.“ Sie war wundervoll!
Geburtsbeginn oder doch nicht?
Wir kamen auch dieses Mal wieder über den ET. Inzwischen schon 11 Tage. Unser ältester Sohn feierte Geburtstag. Die Hebamme kam morgens, um nach dem Rechten zu sehen. Es war noch alles ruhig, außer, dass ich schon seit ein paar Tagen vermehrt Schleimabgang hatte. So deutlich hatte ich es noch in keiner Schwangerschaft.
Die Hebamme machte sich schon Gedanken, was wir machen, wenn wir ET+14 erreichten… Ich war mir sicher: Keine Einleitung im Krankenhaus! Höchstens sanfte Mittel mit der Hebamme zu Hause.
Wir sahen abends noch etwas fern und eine unserer Töchter ist dabei auf dem Sofa eingeschlafen. Die anderen waren schon im Bett.
Mein Mann und ich haben uns dann abends nochmal vergnügt. Im Anschluss daran habe ich noch etwas die Brustwarzen stimuliert um zu sehen, ob sich nicht vielleicht schon etwas tut…
Tatsächlich bekam ich gegen kurz vor 23 Uhr erste sanfte Wehen. Noch konnte ich nicht einschätzen, ob es wirklich los gehen würde, denn ich hatte 2 und 4 Tage vorher schonmal einen Fehlstart mit über 1 Std Wehen, die sich im Nichts auflösten…. Ich stand auf und bereitete das Sofa vor: breitete ein sauberes Laken bedeckt mit Malerfolie aus und warf noch ein weiteres Laken drüber, damit es nicht mehr so knisterte… Ich zog mein extra für die Hausgeburt gekauftes Nachtkleid an, legte Sachen für das Baby bereit.
Die Wehen waren unregelmäßig… und auch viel zu kurz (nur 15-25 Sekunden lang). Ich war etwas unsicher, ob es noch was gibt in diese Nacht. Weiter kreiste ich mit dem Becken und legte Handtücher bereit.
Es zieht!
Um 0:15 Uhr weckte ich meinen Mann: „Schatz… es zieht!“ Ich grinste. Mein Mann antwortete im Halbschlaf: „Wie es zieht?…. achso… Es zieht!“ Er stand auf und wusste noch nicht so recht was er machen sollte.
Wir unterhielten uns etwas, während die Wehen mal nach 7 Minuten, mal nach 15 Minuten, mal nach 3 Minuten und immer noch unregelmäßig und zu kurz kamen. Mein Mann machte Fotos und ich bat ihn, wenn ich ihm später Bescheid sagte, dass er dann die Kinder wecken würde. Sie wollten unbedingt dabei sein und auch dafür geweckt werden.
Inzwischen war es kurz vor 1 in der Nacht. Ich dachte, ich rufe mal die Hebamme an. Irgendwie konnte ich noch nicht richtig beurteilen, ob es noch lange dauern würde oder nicht. Die Wehen waren zu kurz und zu unregelmäßig. Aber mein Gefühl sagte: Ruf sie an! Es geht bestimmt zügig!
Die Hebamme war sofort erreichbar und und versicherte mir, direkt zu kommen. Eine halbe Stunde später war sie dann da. Wir begrüßten sie und ich bekam irgendwie ein beklemmendes Gefühl. Es tat sich bei mir auf einmal gar nichts mehr und ich dachte schon, es wäre wieder falscher Alarm. Ich wurde traurig.
Mein Mann versorge die Hebamme mit einem Platz für sie und ihre Papiere, nachdem sie einmal die Hertöne überprüft hatte. Sie bekam etwas zu trinken, während ich bedröppelt im Wohnzimmer stand. Ich war enttäuscht und dachte, wir könnten sie gleich wieder heim schicken.
Stricken statt Kontrolle
Als sie dann aber in der Küche, direkt am Wohnzimmer mit Blick auf das „Geburtssofa“, anfing zu stricken, löste sich in mir die Anspannung und ich bekam eine heftige Wehe. Heftig, aber immer noch zu kurz: 30-45 Sekunden lang.
Ich bat die Hebamme, einmal nachzusehen, wie weit der Muttermund geöffnet war. Sie tastete, dass nicht mal der Kopf im Becken lag.
Ich ließ mich aber nicht beirren und hatte das Gefühl, dass unser Baby bald komme.
Als ich im Vierfüßlerstand auf dem Sofa kniete, merkte ich ein riesen Getummel und Geturne im Bauch. „Sie kramt sich gerade zurecht“, sagte ich der Hebamme. Nun bekam ich auch stärkere Wehen, die auch fast eine ganze Minute dauerten. Ich bat die Hebamme, erneut zu tasten und sie bestätigte, dass der Kopf nun im Becken saß. Gleichzeitig kontrollierte sie nochmal die Herztöne. Alles war in bester Ordnung und die Hebamme setzte sich wieder in die Küche, um zu stricken. Ich beobachtete sie, während ich die Wehen veratmete… Sie wurden nun sehr heftig und ich spürte: Gleich ist das Baby da!
Im nächsten Moment kam die Hebamme mit ihren Handschuhen zu mir ans Sofa. Sie hatte wohl schon an meinem Tönen („Uuuuuuuuuuuuuuuuuhhhhh….“) gehört, dass es gleich soweit sein würde, denn ich schob schon etwas mit.
Die Familie ist auch dabei
In der Wehenpause sagte ich der Hebamme, dass es gleich soweit sei und bat meinem Mann, er solle die Jungs (10 und 11) wecken. Die Kleinste war da fast 3 Jahre alt. Sie sollte nicht geweckt werden, denn ich gig davon aus, dass sie mich eher stören würde.
Mein Mann kam dann mit ihnen runter und setzte sich in die Kuschelecke schräg gegenüber dem Sofa. Im Nachhinein erzählte er mir, dass er nur sagen brauchte: „Jungs, die Jana kommt!“, schon sind sie aus dem Bett gesprungen: „Geil, geil geil…“
Fast zur gleichen Zeit wurde unsere Tochte (7 Jahre), die neben mir auf dem Sofa schlief, wach und ging auch zu Papa. Im nächsten Moment spürte ich, wie etwas kam: die Fruchtblase! Die Hebamme bestätigte es und im gleichen Augenblick sprang sie. Wäre unsere Tochter nicht wach geworden, wäre sie es spätestens jetzt gewesen.
Geburt im Kreis der Kinder
Auf einmal brannte es fürchterlich. „Es brennt!!!“ rief ich. Es war der Kopf: Es fühlte sich sehr unangenehm an! So hatte ich es gar nicht von den anderen in Erinnerung. Und es brannte und brannte… „Sabine, kannst du sie auffangen!?“ fragte ich meine liebe Hebamme, denn irgendwie fühlte ich mich wie ein Stock. Ich konnte mich nicht mal runter bücken.
Sie fing sie in ihre Hände auf und reichte sie mir durch, nachdem sie die Nabelschnur einmal vom Hals abwickeln musste. Die kleine schrie mich direkt an und ich nahm sie auf meine Brust und wärmte sie.
Es war 2:34 Uhr, als sie zu uns in die Familie gerutscht ist.
Alle kamen sofort zu mir und setzten sich um uns rum. Die Kinder waren so voller Freude und bestaunten die kleinen Fingerchen und Zehen. Eine halbe Stunde später folgte die vollständige Plazenta. Unser zweiter Sohn durfte abnabeln und die Hebamme zeigte allen die Plazenta mit ihren Eihäuten. Das war sehr spannend für alle. Und als sie gemeinsam die Kleine gewogen und gemessen hatten, machte ich mich frisch und zog mich an.
Jana wog 3380 Gramm bei 52 Zentimetern und einem Kopfumfang von 34 Zentimetern. Ich hatte lediglich eine ganz leichte Schürfwunde.
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