Tara: Vaginale Geburt nach zwei Kaiserschnitten

Heute ist Tag 14 im Geburtsgeschichten-Adventskalender. In zehn Tagen ist Weihnachten. Ich hoffe, ihr könnt die Zeit genießen. Heute erzählt Tara von ihrer vaginalen Geburt nach zwei Kaiserschnitten, kurz VBA2C.

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Um denjenigen gerecht zu werden, die sich mit den Worten „Frau“ oder „Mutter“ nicht identifizieren können, obwohl in ihrer Geburtsurkunde „weiblich“ steht, habe ich mich dazu entschlossen, in meinen eigenen Beiträgen „Mutter“ und „Frau“ jeweils mit dem Inklusionssternchen zu versehen. Ihr werdet also Frau* oder Mutter* lesen (falls der Text von mir kommt und nicht von anderen Menschen). Geschlechtergerechte und inklusive Sprache ist mir ein Herzensthema, allerdings ist (meine persönliche und die gesellschaftliche) Entwicklung dazu noch lange nicht abgeschlossen. Mal sehen, wie ich es in Zukunft angehe. Mehr zum Thema liest du unter anderem hier: Sollte ein Geburtsblog geschlechtsneutral sein, Gebären wie eine Feministin und Sex, Gender, Geburten und die deutsche Sprache.

Alle Adventskalender-Geschichten 2024

Alle Geschichten des Adventskalenders erscheinen nach und nach hier im Blog. Ob ich wirklich alle Tage füllen kann, weiß ich noch nicht. Einen Überblick erhältst du hier (und nach und nach funktionieren auch die Links.) Alle Geschichten aus den vergangenen Jahren findest du hier.

Vaginale Geburt nach 2 Kaiserschnitten

Wehen und Wanne und Modenschau

Am 27.07.2021 bei 40+6 bin ich um 01:30 Nachts von einem unguten harten Bauch wach geworden und bin dann raus aus dem Schlafzimmer. Mein großer (6 Jahre alt) ist in dem Moment mit Nasenbluten aufgewacht. Ich hab mich schnell um ihn gekümmert, bis ich wieder spürte, dass der harte Bauch wieder kam und länger anhielt.

Mein Mann wurde wach und kümmerte sich um unseren Sohn. Er meinte, ich könne wieder ins Bett gehen. Ich sagte dann, dass ich das wohl nicht mehr könne. Mein Mann war voller Freude. Er hat mir dann eine Wanne eingelassen.

In der Wanne stoppten wir die Wehen mit der Wehen App, und wie ich das schon von der letzten Geburt kannte, kamen meine Wehen sehr schnell alle drei bis vier Minuten. Aber noch super zum aushalten. Ich fühlte mich zuhause noch total wohl.

Lustiger Weise schlief meine Mama, die die Kinderbetreuung übernehmen wollte, in der Nacht auf den 27.07. bei uns (ob das Zufall war). Ich bin dann raus aus der Wanne und die Wehen blieben alle 3 Minuten ca. für 1 Minute.

Ich habe meine Hebamme informiert, dass es losginge, die Wehen zwar in kurzen Abständen kämen, aber ich mich noch wohlfühlte und die Wehen noch gut aushielte. Sie meinte, ich sollte sie anrufen, wenn ich das Gefühl hätte, ins Krankenhaus zu wollen oder die Wehen anders werden sollten.

Meine Mama wachte auf und wir hatten noch bis kurz vor 5 Uhr früh eine schöne Zeit zuhause. Mein Mann machte spaßhalber noch eine Modenschau für das perfekte Geburts-Outfit und während den Wehenpausen lachten und quatschen wir noch viel. 


Titelbild: Geburtsgeschichten-Adventskalender 2024: Sei dabei!

Auch in diesem Jahr gibt es einen Geburtsgeschichten-Adventskalender und ein paar Adventsverlosungen. Sei dabei!


Wehen, Wanne und Klinik

Wir fuhren dann los, um dann nicht in den Frühverkehr zu kommen. Der normale Verkehr waren circa 45/50min bis zur Klinik, um 5 in der Früh waren wir nach ca. 30 min im Krankenhaus angekommen. Die Wehen im Auto gingen auch noch gut auszuhalten, obwohl die Position schon manchmal sehr unangenehm war.

Im Krankenhaus angekommen musste ich vorm Kreißsaal noch aufs Klo. Langsam musste ich schon gut mittönen. Unsere Hebamme wartete schon vor der Kreißsaaltür und freute sich, uns zu sehen. ,,Hey Tara, das klingt ja schon super“, kommentierte sie. Nach einem CTG fragte sie, ob sie meinen Muttermund abtasten dürfte. Ich bejahte. Wir durften dann mit regelmäßigen Wehen und einem drei Zentimeter weit offenem Muttermund in einen sehr schönen Kreißsaal mit Wanne einziehen.

Ich weinte immer wieder einmal, ich glaube meine ganze Last und Erleichterung sind einfach von mir abgefallen. Ich war so glücklich, bald mein Mäuschen in den Händen halten zu dürfen, und dass es dann doch von selbst los ging. 

Meine Ärztin kam dann vorbei. Sie bestärkte mich nochmals und freute sich sehr, dass alles so natürlich von selbst losging.

Ich hatte ein gutes Gefühl und vertraute meinem Körper, dass er das Richtige tun wird. 

Und so waren wir da, mein Mann und ich, und bewegten uns viel von Ball bis auf den Boden im Vierfüßler und Hocke. Bei einer Wehe im Vierfüßlerstand platzte mir die Blase und die nächsten Wehen waren viel intensiver. Die nächste Muttermundkontrolle ergab 5 cm. Ich war echt stolz: Es ging vorwärts. 

Ich bin dann in die Wanne. Die Wehen waren auf jeden Fall viel intensiver und zwischen den Wehen nockte ich mich irgendwie selbst aus und habe ab da auch keine Ahnung, wie spät es war oder wer im Raum war. Ich hatte so einen unglaublich Druck nach unten. Meine Hebamme kontrollierte den Muttermund: „Wir sind auf 7cm.“ Sie meinte, sie würde jetzt noch kurz raus gehen aufs Klo, und wenn sie wieder kommt, sollte ich vielleicht mal aus der Wanne raus, weil der Kopf nicht schlimm aber vielleicht nicht so optimal liegen würde. Sie würde die Wanne auslassen und wieder frisch auffüllen.

Die letzten Minuten vor der Geburt

Die nächsten Wehen versuchte ich dann wieder, in der Wanne zu hocken. Meine Hebamme kam wieder und schaute nochmals nach dem Köpfchen und meinte, sie würde versuchen, den Rest des Muttermundes über den Kopf zu schieben. Ich legte mich dann seitlich in die Wanne und plötzlich feuerten mich meine Ärztin, Hebamme und mein Mann an, endlich mitzuschieben.

Ich war noch total verwirrt, weil ich dachte, ich müsste aus der Wanne raus. Ich presste und dann meinte meine Hebamme: ,,greif mal, Tara! Man spürt die Haare schon“ und nach drei bis vier Mal pressen war der Kopf geboren. So krass, wie ich alles gespürt habe.

Geburt mit Nabelschnur um den Hals

Eine Wehe und Pressen später war sie da und meine Hebamme und ich wickelten ihr die Nabelschnur, die sie einmal um den Hals und Hand hatte, aus.

Ich legte sie mir auf meine Brust. Es war unglaublich, Magisch. Ich weinte und hab so oft gesagt „ich hab’s geschafft, ich hab’s geschafft“, ich habe mich tausend mal bei meiner Hebamme und Ärztin bedankt, dass sie mir das ermöglicht haben. Wir sind dann noch ein wenig drin gelegen, während Nabelschnur Blut entnommen wurde, und mein Mann die Nabelschnur durchgeschnitten hatte.

Ich hatte noch drei bis vier fiese Wehen, die ich veratmen musste, weil die Plazenta noch etwas auf sich warten lies. Mein Mann hat währenddessen die Kleine auf den Arm genommen und ich hatte mich in der Wanne nochmals hingehockt, und während einer Wehe presste ich und meine Hebamme hatte ihre Hände darunter gehalten und da war die Plazenta auch schon da und die Schmerzen hörten sofort auf.

Ich stieg aus der Wanne, legte mich hin und bekam die Kleine auf den Arm und wir stillten, währenddessen wurde ich genäht, denn ich hatte zwei Labienrisse, zu denen die Ärztin meinte, dass sie es rein zur kosmetischen Sicht nähen würde, man es grundsätzlich aber auch so lassen könnte. 

Mein Mädchen hatte 4305g, 55cm und 37cm KU.

Wir sind überglücklich, so etwas erlebt zu haben, zumal noch so viele sagen, dass eine Vaginale Geburt nach 2 Kaiserschnitten nicht möglich wäre. Meine Narbe war zu keinen Zeitpunkt für mich, meine Hebamme oder Ärztin ein Thema. Wir haben es gerockt.

Ich hatte 2 Jahre später (2023) noch eine Wunderschöne Hausgeburt. 

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Katharina Tolle

Wie schön, dass du hier bist! Ich bin Katharina und betreibe seit Januar 2018 diesen Blog zu den Themen Geburtskultur, selbstbestimmte Geburten, Geburtsvorbereitung und Feminismus.

Meine Leidenschaft ist das Aufschreiben von Geburtsgeschichten, denn ich bin davon überzeugt, dass jede Geschichte wertvoll ist. Ich helfe Familien dabei, ihre Geschichten zu verewigen.

Außerdem setze ich mich für eine selbstbestimmte und frauen*-zentrierte Geburtskultur ein. Wenn du Kontakt zu mir aufnehmen möchtest, schreib mir gern!

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