Marisa: Hausgeburt mit Kerzenschein und Plazenta-Smoothie

Heute ist Dienstag, der 3. Dezember 2024, und Marisa erzählt von ihrer Hausgeburt.

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Um denjenigen gerecht zu werden, die sich mit den Worten „Frau“ oder „Mutter“ nicht identifizieren können, obwohl in ihrer Geburtsurkunde „weiblich“ steht, habe ich mich dazu entschlossen, in meinen eigenen Beiträgen „Mutter“ und „Frau“ jeweils mit dem Inklusionssternchen zu versehen. Ihr werdet also Frau* oder Mutter* lesen (falls der Text von mir kommt und nicht von anderen Menschen). Geschlechtergerechte und inklusive Sprache ist mir ein Herzensthema, allerdings ist (meine persönliche und die gesellschaftliche) Entwicklung dazu noch lange nicht abgeschlossen. Mal sehen, wie ich es in Zukunft angehe. Mehr zum Thema liest du unter anderem hier: Sollte ein Geburtsblog geschlechtsneutral sein, Gebären wie eine Feministin und Sex, Gender, Geburten und die deutsche Sprache.

Alle Adventskalender-Geschichten 2024

Alle Geschichten des Adventskalenders erscheinen nach und nach hier im Blog. Ob ich wirklich alle Tage füllen kann, weiß ich noch nicht. Einen Überblick erhältst du hier (und nach und nach funktionieren auch die Links.) Alle Geschichten aus den vergangenen Jahren findest du hier.

Hausgeburt bei Kerzenschein mit Plazentasmoothie (5. März 2021)

Kurz zu mir: Ich heiße Marisa, bin Gesundheitsberaterin und 2022 mit meinem Mann und unseren beiden Kindern in die Dominikanische Republik ausgewandert. Zum ersten Mal Mama wurde ich mit 26 Jahren, meine Tochter Mariella kam im Krankenhaus zur Welt. Dieser Geburtsbericht handelt von der Hausgeburt meines Sohnes Lennard, wobei ich einige Vergleiche zur ersten Geburt ziehen werde.

Hausgeburt wegen Corona

Kurz bevor ich erfuhr, dass ich erneut schwanger war, erzählte mir eine Freundin, dass sie aufgrund der Corona-Hygienemaßnahmen ohne ihren Partner und mit einer Maske im Krankenhaus entbinden musste, was mich sehr nachdenklich, traurig und wütend machte. Meine erste Geburt war zwar einigermaßen gut verlaufen, doch nach dieser Erzählung entschied ich mich, die Hausgeburtshebamme meiner Freundin zu kontaktieren. Von ihren beiden Hausgeburten hatte sie nur Gutes berichtet, und so war auch ich endlich offen für eine Hausgeburt – zum Glück!

Obwohl die Hebamme sehr ausgebucht war, erhielt ich ihre Zusage. Die nächste Herausforderung war es, meinem Mann und später der Familie und den Freunden von meinen Plänen zu erzählen. Oft höre ich von Frauen: „Mein Mann wäre nicht mit einer Hausgeburt einverstanden.“ Ich finde jedoch, es ist die Entscheidung der Frau, wo sie gebären möchte. Ich ermutige dich, zu deinem Wunsch zu stehen und mit deinem Partner ausführlich darüber zu sprechen.

Mein Mann war anfangs etwas erstaunt und, ich glaube, auch ein bisschen überfordert. Doch nachdem er die Hebamme kennengelernt hatte und wir uns gemeinsam auf die Geburt vorbereiteten, wurde er immer sicherer. Am Ende unterstützte er mich großartig und half mit, eine wunderschöne Erfahrung zu schaffen – anders als im Krankenhaus, wo man die Geburt mehr oder weniger in die Hände des Personals legt, entschieden wir uns diesmal für die Selbstverantwortung.


Titelbild: Geburtsgeschichten-Adventskalender 2024: Sei dabei!

Auch in diesem Jahr gibt es einen Geburtsgeschichten-Adventskalender und ein paar Adventsverlosungen. Sei dabei!


Ein Rückblick auf die erste Geburt

Bevor ich mich endgültig für die Hausgeburt entscheiden konnte, musste ich mit meiner Hebamme einige Bedenken und Glaubenssätze klären, die aus meiner ersten Geburtserfahrung stammten. Bei der Geburt meiner Tochter lief zunächst alles nach Plan: Ich wünschte mir eine natürliche Geburt ohne Eingriffe. Doch in der letzten Phase kam es zu einem kleinen Stillstand der Presswehen, als mein Körper sich für die letzten beiden Wehen sammelte. In dieser Phase war ich tief in mich gekehrt. Die hinzugezogene Ärztin hielt das EKG-Gerät an meinen Bauch und stellte fest, dass die Herztöne langsamer wurden. Daraufhin drückte sie bei den nächsten Wehen auf meinen Bauch, um das Baby schnell herauszubringen. Einerseits war ich dankbar, dass sie meiner Tochter damit half, andererseits wünschte ich mir für meine zweite Geburt, dass ich alles aus eigener Kraft schaffen könnte. Jedoch wollte ich nicht riskieren, dass das Baby einen Schaden davonträgt.

Schwangerschaftsvorsorge

Zu meinem Erstaunen erklärte mir meine neue Hebamme, dass bei allen Babys die Herztöne kurz vor der Geburt schwächer werden – das Herz hört sogar für einen Moment auf zu schlagen, weil sich der Sauerstoffkreislauf umstellt! Die Nabelschnur gibt den Sauerstoff ab, und beim ersten Atemzug übernimmt die Lunge. Dieser Moment ist natürlich und ungefährlich. Ich war mal wieder von der Schulmedizin enttäuscht, denn im Nachhinein betrachtet hätte ich eine lange Komplikationsabfolge vermieden, wenn diese Frauenärztin nicht eingegriffen hätte – aber das soll hier nicht das Thema werden.

In der zweiten Schwangerschaft war ich die drei „obligatorischen“ Male zum Ultraschall, anders als bei der ersten Schwangerschaft, bei der ich fast monatlich hingegangen bin. Bei meiner letzten Untersuchung, bei der meine Hebamme mir Akupunktur gab, verabschiedeten wir uns mit dem Gefühl, dass wir uns bald wiedersehen würden. Und so kam es: Am Abend gegen 18 Uhr spürte ich regelmäßige Wehen (die ich im Folgenden auch Wellen nenne), die mich zu Sprechpausen beim Abendbrot zwangen.

Geburtsbeginn

Mein Mann brachte unsere Tochter ins Bett, und als er zurückkam, bat ich ihn, die Geburt vorzubereiten, da die Wellen regelmäßiger wurden. Um 20 Uhr informierte ich meine Mutter, dass sie kommen und sich zu Mariella ins Zimmer legen sollte, und um 22 Uhr kam dann die Hebamme.

Ich lag seitlich auf dem Sofa und verarbeitete die Wellen ruhig. Keine Atemtechnik, sondern das Tönen des „O“-Lautes half mir, wie ich es im Geburtsvorbereitungskurs gelernt hatte. Mein Mann machte mit, was mir sehr guttat. Die ruhige Dunkelheit im Raum – nur eine Kerze brannte – half mir, ganz bei mir zu sein, ganz ungestört, so wie es die Natur auch für alle Säugetiere vorgesehen hat.

Meine Hebamme sprach mir leise zu und kündigte die nächsten Schritte an – zum Beispiel das Platzen der Fruchtblase, das kurz danach tatsächlich geschah. Dann setzten die Presswehen ein. Ich fragte meine Hebamme, ob ich die Position wechseln sollte, aber sie fand die seitliche Lage auch für diese Phase geeignet. Ich konnte das Köpfchen meines Sohnes deutlich spüren. Durch die Dehnung unter Obhut der Hebamme kam es nur zu minimalen Einrissen; anders als bei der ersten Geburt im Krankenhaus blieb ich komplett ohne Geburtsverletzungen.

Geburt zur Geisterstunde

Kurz nach Mitternacht kam Lennard zur Welt – sechs Stunden nach der ersten Welle. Nachdem die Nabelschnur in Ruhe auspulsieren durfte, fand er gleich seine Milchquelle. Die Geborgenheit und Ruhe zu Hause waren unvergleichlich schön, ein solcher Segen im Gegensatz zur Krankenhaushektik.

Als meine Mutter um 5 Uhr morgens herunterkam, war sie erstaunt, dass ihr Enkel schon da war. Auch unsere Tochter konnte ihren Bruder gleich am Morgen kennenlernen – ein berührender Moment. Die Verbundenheit zur Hebamme und das selbstbestimmte Geburtserlebnis haben uns als Paar und Familie noch enger zusammengeschweißt!

Plazenta-Smoothie

Ich entschied mich, mir von der Hebamme einen Plazentasmoothie zubereiten zu lassen. Anfangs war ich ja skeptisch, doch ich vertraute auf meine Intuition und ließ sie ein kleines Plazentastück mit gefrorenen Beeren mixen – ohne sichtbaren oder schmeckbaren Bezug zur Plazenta.

Im Nachhinein merkte ich die Wirkung deutlich: Meine Rückbildung war schneller und besser als je zuvor, und meine zweite Nachsorgehebamme war mehr als beeindruckt. Sie betonte immer wieder, dass sie noch nie eine so rasche Rückbildung gesehen habe. Kein Wunder, denke ich mir, da die Natur und die Tierwelt es uns so vormachen.

Die Wellen waren für mich vergleichbar mit starken Periodenschmerzen. Die Nachwehen waren jedoch deutlich intensiver als die Geburtswehen. Der Vergleich bzw. das Bild, das mir sehr geholfen hat und das ich gerne an dich, liebe werdende Mama, für deine bevorstehende Geburt weitergebe: „Sei wie eine Kuh.“ Ich wünsche dir von Herzen eine ebenso friedliche, selbstbestimmte und stille Geburt, wie ich sie erleben durfte.

In Liebe,
Marisa

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Marisa Mach

Marisa Mach ist 2-fach Mama, Auswanderin und online-Gesundheitsberaterin. Sie begleitet zahlreiche Mamas auf ihrem Weg zu mehr Gesundheit für die Familie in Verbindung mit ortsunabhängigem Einkommen.

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Katharina Tolle

Wie schön, dass du hier bist! Ich bin Katharina und betreibe seit Januar 2018 diesen Blog zu den Themen Geburtskultur, selbstbestimmte Geburten, Geburtsvorbereitung und Feminismus.

Meine Leidenschaft ist das Aufschreiben von Geburtsgeschichten, denn ich bin davon überzeugt, dass jede Geschichte wertvoll ist. Ich helfe Familien dabei, ihre Geschichten zu verewigen.

Außerdem setze ich mich für eine selbstbestimmte und frauen*-zentrierte Geburtskultur ein. Wenn du Kontakt zu mir aufnehmen möchtest, schreib mir gern!

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