„Immer weniger Beleghebammen.“ Na und? Warum ist das wichtig?
Nicht jeder Frau ist es vergönnt, noch kurz vor dem Schichtwechsel ihrer Hebamme das Kind zur Welt zu bringen. (Anisja– und- Nina– haben es hinbekommen, wie du nachlesen kannst.) Manche Frauen machen erst kurz vor der Geburt des Kindes die Bekanntschaft „ihrer“ Hebamme. Das muss nicht so sein:
Ein Plädoyer für Beleghebammen
Wenn ich gefragt werde, warum ich meinen Nachwuchs lieber zu Hause zur Welt gebracht habe, ist die Antwort vielschichtig. Ein Aspekt ist aber auch immer: Ich kannte meine Hebamme und vertraute ihr. Wir waren ein gutes Team und konnten uns auf einander verlassen.
Denn meine Hebamme hatte mich bereits während der Schwangerschaft begleitet. Wir hatten uns viel Zeit für einander genommen und kannten uns. Ich wusste, dass sie weiß, worauf es mir ankommt, was mir wichtig ist und was nicht.
Viele Frauen, die eine Klinikgeburt hinter sich hatten, nicken mir dann zu und sagen, ja, das wäre schon schön gewesen, die Hebamme in der Klinik auch vorher schon gekannt zu haben.
Die meisten Frauen wissen nicht, dass dieses Modell theoretisch möglich ist: Beleghebammen sind Hebammen, die einerseits die Vor- und Nachsorge übernehmen und andererseits auch bei der Geburt im Krankenhaus dabei sind.
Ergo: Du gebierst im Krankenhaus, wo alle medizinischen Notfälle sofort betreut werden könnten, mit deiner eigenen Hebamme, die dich kennt und der du vertraust, dich richtig einschätzen zu können.
Das klingt doch super — und das ist es auch. Es gibt einen Haken an der Sache:
Es gibt immer weniger Beleghebammen.
Für Zahlen schau zum Beispiel mal in diesen Artikel von der Rheinischen Post. In großen Städten heißt es oft: Schwangerschaftstest positiv, sofort mal alle Beleghebammen durchtelefonieren! Hoffentlich hat noch eine Zeit! In ländlichen Gebieten finden sich oft gar keine Beleghebammen. Woran liegt das? Wie so häufig geht es um das liebe Geld, aber nicht nur:
- Beleghebammen sind Selbstständige, müssen sich also auch selber versichern
- Für Krankenhäuser ist es schwieriger, Dienstpläne mit Beleghebammen aufzustellen als mit fest angestellten Hebammen
- Die Rufbereitschaft einer Beleghebamme für eine Geburt ist nicht sehr familienfreundlich
All diese Probleme könnten mit genug politischem Willen sicherlich gestemmt werden: Eine Kombination aus Krankenhaushebammen und Beleghebammen würde den Krankenhäusern Sicherheit geben, angemessene Versicherungsprämien sind immer mal wieder in der politischen Debatte und Rufbereitschaften wären weniger ein Problem, wenn Beleghebammen weniger Geburten betreuen müssten, denn dann hätten sie als Ausgleich für die Rufbereitschaften genug andere freie Familienzeit. Aber: es muss eben politisch gewollt sein. Das ist schwierig, wenn das Thema Geburt uns persönlich nur so selten betrifft…
Außerklinische Beleghebammen
Noch ein kurzer Seitensprung: Auch manche Geburtshäuser arbeiten im Belegsystem, während andere ein Schichtsystem durchführen. Und klar, wer mit Hebamme zu Hause gebiert, kennt diese wohl auch immer schon im Vorhinein…
Wie siehst du das Modell der Beleghebammen? Wäre das eine Option für dich (gewesen)? Welche Erfahrungen hast du mit Beleghebammen gemacht? Hinterlass mir gerne einen Kommentar.
2 Gedanken zu „Beleghebammen: der goldene Mittelweg stirbt aus“