Anna: Selbstbestimmte Klinikgeburt

Heute darf ich die Geburtsgeschichte von Anna teilen. Sie erzählt, wie ihr erstes Kind in einer selbstbestimmten Klinikgeburt zur Welt kam — und sie sich dennoch für eine Alleingeburt beim zweiten Kind entschied.

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Um denjenigen gerecht zu werden, die sich mit den Worten „Frau“ oder „Mutter“ nicht identifizieren können, obwohl in ihrer Geburtsurkunde „weiblich“ steht, habe ich mich dazu entschlossen, in meinen eigenen Beiträgen „Mutter“ und „Frau“ jeweils mit dem Inklusionssternchen zu versehen. Ihr werdet also Frau* oder Mutter* lesen (falls der Text von mir kommt und nicht von anderen Menschen). Geschlechtergerechte und inklusive Sprache ist mir ein Herzensthema, allerdings ist (meine persönliche und die gesellschaftliche) Entwicklung dazu noch lange nicht abgeschlossen. Mal sehen, wie ich es in Zukunft angehe. Mehr zum Thema liest du unter anderem hier: Sollte ein Geburtsblog geschlechtsneutral sein, Gebären wie eine Feministin und Sex, Gender, Geburten und die deutsche Sprache.

Auswahl meiner Geburtsklinik

Mein ursprünglicher Wunsch war es auch für meine erste Geburt, zu Hause mit einer Hebamme oder in einem Geburtshaus zu gebären, doch kümmerte ich mich leider viel zu spät in meiner Schwangerschaft um dieses Thema und konnte daher keinen freien Platz mehr für mich finden.

So musste ich mich nach Kliniken in meiner Gegend umschauen und entschied mich für eine mit schöner Geburtsabteilung, geringer Interventionsrate in meiner Nähe, die auch angab, mit natürlichen Mitteln nach Ingeborg Stadelmann zu arbeiten. Ich fuhr auch zu einem Tag der Offenen Tür dort hin und schaute mir alles vorab an und befand es für schön und angenehm von der Atmosphäre her.

Wehenbeginn am errechneten Termin

Am Tag meines Errechneten Termins bekam ich abends leichte Wehen. Ich war sofort sehr aufgeregt und erwartungsfreudig und erzählte meinen Eltern davon, mit denen ich zu diesem Zeitpunkt meines Lebens wieder wohnte. Mein Vater war sofort sehr aufgeregt und überredete mich dazu, sofort los zu fahren, da die Geburten meiner Mutter ja alle so schnell gingen und er dieses Muster auch auf mich projizierte…

Nach einer halben Stunde Autofahrt mit leichten Wehen kamen wir (der Kindsvater war zu dem Zeitpunkt zu Besuch, um bei der Geburt anwesend zu sein,) in der Klinik an, es wurde ein Ultraschall gemacht, ein CTG geschrieben, vaginal untersucht und wir begaben uns in den Kreißsaal, um abzuwarten.

Foto von Rafael Henrique

Ich hatte die Ganze Nacht über leichte Wehen, vielleicht alle 10 Minuten, während derer ich immer wieder aufwachte und dann aber weiter schlafen konnte. Zwischendurch, noch vor Mitternacht, probierte ich auch die Badewanne mit angenehm warmem Wasser aus, doch dort wurden die Wellen eher schwächer und der Abstand größer, und da ich ziemlich müde war, legte ich mich wieder ins Bett.

Am nächsten Morgen war alles weitestgehend unverändert, der Muttermund vielleicht höchstens bei 4 cm, Wehen sehr leicht und gut auszuhalten, sodass wir spazieren geschickt wurden. Auch da tat sich nichts weiter, alles blieb gleich, leichte Wellen im größeren Abstand, die kaum muttermundswirksam waren.

Tee, Globuli und Wehencocktail

Also bot mir die zu dem Zeitpunkt diensthabende Hebamme (insgesamt kamen in der Zeit, in der ich in im Kreißsaal war, gefühlt 4 oder 5 verschiedene Hebammen nacheinander und 1 oder 2 Ärztinnen) einen Tee, homöopathische Globulis und den Wehencocktail (Rizinuscocktail) an, den ich aufgeregt und erwartungsfroh annahm, in der Hoffnung, dass mein Baby bald zur Welt kommen würde. Wir wurden wieder auf einen Spaziergang geschickt, währenddessen ich nach recht kurzer Zeit merkte, wie die Kontraktionen stark an Intensität und Geschwindigkeit zunahmen, wodurch wir schnell wieder den Rückweg ansteuerten.

Mut durch die Hebamme zur Geburt

Dann ging alles relativ schnell plötzlich, die Intensität der Wehen wurde immer stärker und ich vertönte sie auf den Knien an das Klinikbett geklammert mit zwei Hebammen zusammen. Die Intensität wurde plötzlich so heftig, dass ich die Hebamme anschrie, ich könne nicht mehr und sie solle machen dass es aufhörte. Sie sprach mir gut zu und machte mir Mut.

Kurz darauf platze in dieser Position die Fruchtblase und die beiden Hebammen hoben mich plötzlich hoch und setzten mich auf das Gebärbett, (ich wäre am liebsten einfach unten auf den Knien geblieben, aber es ging so schnell, dass ich es kaum realisierte und nix sagte) auf dem ich dann im Halbliegen mit angewinkelten Beinen starke Presswehen bekam und mein Baby in circa 3-5 heftigen Kontraktionen gebar. Ich erinnere mich noch, wie ich anfing, sehr schnell zu atmen (niemand leitete mich weder zum Atmen noch zum Pressen an), wodurch mein ganzer Hals und meine Wangen taub wurden; meine Beine fingen an zu zittern, die beiden Hebammen hielten mich unterstützend etwas.



Nachgeburt

Mein Baby wurde mir relativ sofort, nachdem er in einem Schwall auf das Klinikbett geboren wurde (circa 14 Uhr), gereicht und auf meiner nackten Brust zugedeckt und weinte ganz kurz. Die Plazenta kam gefühlt sofort hinterher und wurde in mein mitgebrachtes Sieb mit Topf gelegt, da wir vorab besprochen hatten, dass ich eine Lotusgeburt machen wollte.

Die freundliche Ärztin nähte dann meine Labienrisse, was mir nicht weh tat, während ich mein Baby das erste Mal anlegte.

Nach einer Weile übergab ich den Kleinen seinem Papa, um duschen zu gehen und mich anzuziehen. Danach wurde Gabriel kurz gewogen und gemessen und ich zog ihn selber an, wusch seine Plazenta und wickelte sie in einige Tücher für die Heimfahrt ein.

Fazit: Schön und selbstbestimmt trotz der Interventionen

Circa vier Stunden nach der Geburt wurden wir entlassen und von meinen Eltern abends um 18 Uhr abgeholt.

Ich habe diese, meine erste, Geburt als schön und selbstbestimmt empfunden und war einfach sehr sehr froh, dass ich den kleinen natürlich geboren hatte, da meine größte Angst immer der Kaiserschnitt war.

Im Nachhinein habe ich trotzdem nach langer Reflexion bemerkt, dass doch recht viel interveniert wurde, angefangen mit dem viel zu frühen Ortswechsel und dann später mit dem Rizinuscocktail, der ziemlich krass auf mich gewirkt hatte und natürlich mit der Rückenlage, durch die (und die heftigen schnellen Wehen) ich auch meine Geburtsverletzungen erlitt…

Nach dieser Geburt, die nicht traumatisch für mich war, entschied ich mich dennoch für eine Alleingeburt beim zweiten Baby sechseinhalb Jahre später, auch ganz ohne weitere nicht-medizinische Begleitung, nur mit meinem Mann zusammen, und das war die beste Entscheidung überhaupt! [Hinweis von Katharina: Annas zweite Geschichte geht 12. Juni online]

Wöchtenliche Updates zu neuen Beiträgen

Anna Fuhrmann

Anna ist Mutter, Doula und Gründerin von Lotusgeburt.com.
Die Lotusgeburt ist seit ihrer ersten Schwangerschaft zu ihrem Herzensthema geworden. Mehr erfährst du auf Instagram:

Katharina Tolle

Wie schön, dass du hier bist! Ich bin Katharina und betreibe seit Januar 2018 diesen Blog zu den Themen Geburtskultur, selbstbestimmte Geburten, Geburtsvorbereitung und Feminismus.

Meine Leidenschaft ist das Aufschreiben von Geburtsgeschichten, denn ich bin davon überzeugt, dass jede Geschichte wertvoll ist. Ich helfe Familien dabei, ihre Geschichten zu verewigen.

Außerdem setze ich mich für eine selbstbestimmte und frauen*-zentrierte Geburtskultur ein. Wenn du Kontakt zu mir aufnehmen möchtest, schreib mir gern!

Foto von Katharina

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