Maria: ungeplante Alleingeburt — Tür vor der Nase zugeschlagen

Maria erzählt in dieser Geschichte die Geburt ihres Sohnes. Er kam ohne fremde Hilfe zur Welt. Maria war vorher verschiedenenorts die Tür vor der Nase zugeschlagen worden.

Vorgeschichte

Um die Geschichte richtig einordnen zu können, muss ich ein bisschen ausholen. Mit meinem Verlobten wollte ich umziehen. Wir wollten in seine Heimatregion ziehen. Ich kannte mich dort nur wenig aus, verließ mich aber auf ihn.

Die Nachricht, dass ich schwanger war, kam sehr überraschend für mich. Ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet – und schwankte dann verständlicherweise zwischen Freude und Angst. Ich freute mich auf das Baby, auf dieses kleine Wesen. Aber ich wusste nicht so recht, was mich erwarten würde. Auch mein Verlobter war ziemlich unsicher.

Nichtsdestotrotz machten wir das Beste aus der Situation. Wir planten den Umzug und bemühten uns, alles so zügig auf die Reihe zu bekommen, dass wir dann zur Geburt unseres Kindes bereits an unserer neuen Bleibe sein würden.

Da ich die Schwangerschaft vollkommen unbegleitet gestaltete, hatte ich keinen errechneten Geburtstermin. Ich verließ mich einfach darauf, dass das Baby schon kommen würde, wenn es bereit wäre.

Alles dicht

Am Zielort erwartete uns dann leider eine böse Überraschung. Wir kamen an der örtlichen Geburtshilfe vorbei. „Wegen Mangels an Personal und Geld geschlossen. Wenn Sie viel Geld haben, suchen Sie sich eine private Geburtsbegleitung.“ So stand es da am Eingang geschrieben. Ich rollte mit den Augen. Das kann ja lustig werden, dachte ich mir. Unser Budget ließ eine private Geburtsbegleitung nun wirklich nicht zu. Ich beschloss, mich nach Alternativen umzuschauen. Meine Berechnungen ergaben, dass ich noch eine oder zwei Wochen Zeit haben müsste, bevor der Zwerg zur Welt käme.

Doch diese Überlegungen wurden schnell in den Hintergrund gedrängt. Denn die schlechten Nachrichten nahmen kein Ende: Die Unterkunft, die wir für die ersten Nächte geplant hatten, wies uns ab. „Entschuldigung, wir haben keinen Platz mehr.“ Tja, super. Mein Verlobter versuchte, uns kurzfristig eine andere Bleibe zu organisieren. Überall wurde er weggeschickt. Alles ausgebucht.

Ich bereitete mich mental schon mal auf eine Nacht unter freiem Himmel vor, als er mir endlich vollkommen erschöpft berichtete, eine der Herbergen hätte für uns einen Unterschlupf für die Nacht. Es sei allerdings eher ein Stall als ein Zimmer…

Egal. Immerhin hätten wir ein Dach über dem Kopf. Der Herbergsvater hatte nicht gelogen. Ja, es kam tatsächlich einem Stall näher als einem Zimmer. Genau genommen war es sogar ein Stall. Als ich herein kam, schnaubte neben mir leise ein Esel. Ich musste laut lachen. „Du, wir schlafen diese Nacht im Heu!“, sagte ich.

Die Nacht im Heu

Ich hatte keine Angst. Warum auch? Ich hatte schon als Kind immer davon geträumt, mal eine Nacht im Heu zu schlafen. Belustigt kuschelten wir uns also zusammen. Der Esel legte sich prompt neben mich, und ich nahm seine Wärme dankbar an.

Es war noch immer früher Abend. Das war uns egal: Wir schliefen ein. Was für ein Tag.

Nachts wachte ich auf. Ziehen im Bauch. Wehen? Ja, es waren wohl Wehen. Etwas sprang im Stroh herum. Ah, eine Katze. Das Gefühl war weg. Ich schlief wieder ein. Gefühlt dauerte es nur ein paar Minuten, bis das Ziehen wieder da war. Ja, schien eine Wehe zu sein. Ich überlegte: Was tue ich? Wecke ich meinen Verlobten? Oder lasse ich ihn schlafen? Sollen wir hier bleiben? Oder weiter ziehen?

Ich beschloss, ihn nicht zu wecken. Erst mal wollte ich schauen, ob die Wehen blieben.

Die Katze tänzelte wieder in mein Sichtfeld. Sie schaute mich an, als wollte sie sagen: „Wir schaukeln das schon, keine Panik!“ Und dann machte sie einen dollen Katzenbuckel. Und entspannte sich wieder. Dann fing sie wieder von vorne an: Katzenbuckel, und entspannen. Wie in Trance machte ich die Bewegung nach. Ich kniete mich auf alle Viere und machte den Rücken rund. Oh, die nächste Wehe ließ sich so ziemlich gut aushalten.

Ich grinste: Dann war eben diese Katze meine Geburtsbegleitung. Die nächsten Stunden verbrachte ich also fast die ganze Zeit im Vierfüßlerstand. Zwischendurch kuschelte ich mich an den Esel, den ich, weil ich seinen Namen nicht wusste, einfach Esel nannte.

Dann musste ich aufstehen. Ich bewegte mich im Stall hin und her. Die Katze hatte sich verzogen. Vielleicht gebar ich ihr zu langsam. Von draußen schien ein bisschen Sternenlicht herein, so dass ich sehen konnte, wo ich hin trat.

Bei der nächsten Wehe hing ich mich an einen der schrägen Balken, die die Decke abstützten. Ja, so konnte ich mein Becken gut entlasten. Ich merkte, dass die Wehen stärker wurden. Sie kamen auch immer häufiger.

Und dann konnte ich nicht mehr leise sein. Ich tönte die Wehe mit. Es tat gut. Esel fiel in mein Tönen ein, als wollte er mich unterstützen.

Unsere Geburt im Stall

Mein Verlobter wurde wach. Und sofort war er im Bilde. Und ich liebe ihn dafür, dass er nicht wie ein panisches Huhn herum lief, sondern mich ganz ruhig anschaute und fragte: „Soll ich etwas für euch tun?“

Ich lächelte ihn an. Ich erinnerte mich an das, was ich über Geburten wusste. Deshalb bat ich ihn, Wasser und Tücher zu besorgen, damit wir uns damit nicht nach der Geburt befassen mussten. Er nickte, stand auf, öffnete die Tür und ging hinaus. Die Tür fiel ins Schloss zurück — so dachte ich jedenfalls. Sie war aber wohl doch nicht ganz zu gewesen, denn als ich das nächste Mal in die Richtung schaute, sah ich einen Ochsen, der gemütlich herein spazierte. Er interessierte sich gar nicht für mich, sondern ging einfach an mir vorbei in eine Ecke, in die er sich legte. Im Nachhinein finde ich es übrigens komisch, dass ich sofort wusste, dass es sich um einen Ochsen handelte und nicht um einen Bullen. Ich kann mich nicht daran erinnern, ihm so genau zwischen die Beine geschaut zu haben… Egal. Der Ochse verzog sich. Die Hühner, die ihm folgten, schien meine Anwesenheit mehr zu stören. Sie gackerten pikiert. Bei der nächsten Wehe rannten sie alle ziemlich wild durcheinander. Meine laute Stimme machte ihnen wohl Angst.

Als mein Verlobter wieder kam, scheuchte er den Großteil der Hühner hinaus. Zwei oder drei waren noch da, aber sie schienen sich zu beruhigen. Ich sagte ihm, er solle die Viecher einfach in Ruhe lassen und bat ihn, lieber mich zu unterstützen.

Aus seinen Augen sprach die pure Liebe, als wir uns zusammen ins Stroh knieten. Ich positionierte mich wieder im Vierfüßlerstand. Er legte seine Hand auf meinen Lendenbereich und drückte während der Wehe. Der Gegendruck war genau richtig.

Dann stand ich erneut auf. Ich ging in die Hocke, richtete den Oberkörper auf, und mit der nächsten Wehe spürte ich, wie ich mich mehr weitete, als ich jemals für möglich empfunden hatte.

Dieses Bild stammt von Natalie Lennard. Es heißt „The Creation of Man, Birth Undisturbed“. Das Bild stammt von dieser Homepage: https://www.birthundisturbed.com/the-creation-of-man und Natalie hat mir erlaubt, dieses Bild hier zu nutzen. Bitte wendet euch an Natalie, wenn ihr das Bild ebenfalls nutzen möchtet.

Meine Hand fühlte zwischen meinen Beinen und streichelte überrascht ein haariges Köpfchen. Unser Kind! Ich konzentrierte mich. All mein Vertrauen ging in die nächste Wehe. Und dann war das Köpfchen geboren. Mein Verlobter stützte mit einer Hand mein Steißbein und fing mit der anderen Hand unser Baby auf, das mit der nächsten Wehe geboren wurde.

Ich war vollkommen fertig. Mein Verlobter gab mir unser Kind. „Maria, du hast unseren Sohn zur Welt gebracht!“, sagte er und hatte Tränen in den Augen.

Ich nahm dieses winzige Wesen. Es schaute mich mit wissenden Augen an. Es weinte nicht. Es atmete ganz ruhig. Mein Verlobter breitete Decken aus, ich legte mich hin und stillte. Es war ein Moment vollkommenen Glücks. Vergessen waren die Strapazen des Vortages.

Später ging mein Verlobter los, um unserem Herbergsvater zu erklären, woher das Blut auf dem Stallboden kam. Er hatte Glück. Der alte Mann war sehr glücklich, dass alles gut gegangen war. Im Nachhinein schämte er sich wohl auch, dass er uns abgewiesen hatte.

Baby in der Krippe

In dieser Zeit, als ich mit unserem Baby alleine war, spürte ich erneut Wehen. Die Nachgeburt kam. Ich hatte das Bedürfnis, mich wieder frei zu bewegen. Doch wollte ich unseren Sohn auch nicht auf dem Boden liegen lassen. Ich legte ihn deshalb kurz entschlossen in eine Futterkrippe. Ein Blick zu Esel zeigte mir, dass dieser bestimmt nicht versuchen würde, unseren Nachwuchs anzuknabbern.

Ich gebar die Nachgeburt ohne Schwierigkeiten.

Die Nachricht über unsere Geburt im Stall verbreitete sich schnell. Ein paar Schäfer kamen uns besuchen und waren ganz hin und weg von unserem kleinen Sohn. Später kamen noch hohe Verwaltungsbeamte. „Die Könige“, nannte mein Verlobter sie scherzhaft. Ich rechnete kurz mit Strafzahlungen ob unserer ungewöhnlichen Geburt. Stattdessen beschenkten sie uns. Vielleicht war ihnen peinlich, dass ich im Stall hatte gebären müssen.

Über Umwege hatte mein Verlobter schließlich eine dauerhafte Bleibe für uns gefunden. Dorthin zogen wir.

Es war eine ungewöhnliche Geburt. Und doch war es erst der Anfang eines ungewöhnlichen Lebens. Übrigens nannten wir unseren Sohn Jesus. Er wurde geboren in Betlehem im Stall.

Danke an Natalie

Natalie Lennard hat mich auf die Idee für diesen Beitrag gebracht, und zwar durch ihr wunderbares Bild. Bitte besucht Natalie auf der Seite https://www.birthundisturbed.com/the-creation-of-man und unterstützt ihre grandiose Arbeit!

Deine Geschichte soll ich auch so schreiben? Kein Problem!

Ich gebe zu: Maria, Mutter von Jesus, hat sich NICHT herabgelassen, ihre Geburtsgeschichte für meinen Blog zu schreiben. Der Beitrag stammt aus meiner Feder und ist reine Fiktion.

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