Geburtsbericht von Nadine: Der gut gelaunte OP-Arzt

Heute ist der 21. Dezember und Nadine berichtet von ihren zwei Geburtserfahrungen. Zwei Kaiserschnitte, zwei sehr unterschiedliche Erfahrungen.

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Alle Geschichten des Adventskalenders erscheinen nach und nach hier im Blog. Ob ich wirklich alle Tage füllen kann, weiß ich noch nicht. Einen Überblick erhältst du hier (und nach und nach funktionieren auch die Links.) Alle Geschichten aus den vergangenen Jahren findest du hier.

Meine erste Geburt startete etwas holprig und dann ging es ganz schnell, aber hier alles genauer in meinem Geburtsbericht:

Mit Kind Nr. 1 hatte ich eine anstrengende Schwangerschaft mit frühzeitigen Wehen und ständiger Übelkeit. Am Morgen des errechneten Termins hatten wir einen Kontrolltermin beim Frauenarzt. Die ganze Nacht war schlecht, ich war zigmal zur Toilette gerannt. Mir war übel. Geschlafen hatte ich kaum. Ich war einfach nur fertig und bereit, endlich mein Baby zu bekommen. Der Frauenarzt aber meinte, ich hätte keine Wehen.

Alles gut, bis in 3 Tagen. Er machte noch Scherze, ich konnte irgendwie nicht drüber lachen.- Als wir wieder zu Hause waren, tröpfelte meine Fruchtblase. Telefonat mit meiner Hebamme. Sie sagte, dass wir sofort in die Klinik fahren sollten.

Als wir in der Klinik ankamen, war ich völlig fertig. Ich weinte wie ein Schlosshund. Eine unfreundliche Hebamme empfing uns. Ich konnte gar nicht sprechen. Mein Mann erklärt der Hebamme was war. Ihre schnippische Antwort: „Sie bekommen ein Baby, das ist doch kein Grund zum Weinen.“- Wie viel, oder besser gesagt wie wenig (!!!) Fingerspitzengefühl diese Frau hatte!? Unglaublich!

Wir kamen in den Kreißsaal zu einer freundlicheren Hebamme. Erstmal folgte die Routine, das CTG, der Arzt wurde verständigt. Der übliche Ultraschall wurde gemacht. Plötzlich ging alles ganz schnell, der Oberarzt kam dazu. Das CTG wäre nicht in Ordnung, das Baby zu klein und zu schwach. Irgendetwas stimmte mit ihrer Harnblase nicht. Sofortiger Kaiserschnitt. Wir willigten ein. Wir waren so überrumpelt — uns blieb gar keine Gelegenheit zum Überlegen. Das war auch ganz gut so.

Im OP empfing man mich freundlich. Ich wusste gar nicht, was mit mir geschah. Meinem Mann ging es genauso. Wir hatten kaum Zeit, Angst zu haben. Während der Narkoseeinleitung ging mein Blutdruck plötzlich flöten. Der Anästhesist hatte aber alles im Griff. Er gab mir Sauerstoff über eine Maske, doch ich bekam Platzangst.

Dass mein Mann inzwischen auch im OP angekommen war, hatte ich überhaupt nicht mitbekommen. Ich bat ihn, mich von dieser Maske zu befreien, aber er verstand kein Wort. Irgendwann hatte der Anästhesist Mitleid und befreite mich. Ich stabilisierte mich wieder und der Kaiserschnitt konnte beginnen.

Während der OP fragte der Gynäkologe plötzlich: „Was erwartet ihr denn? Ein Mädchen oder einen Jungen?“ Und ich ganz stolz: „Ein Mädchen.“ Dann meinte er: „Und wenn ich da jetzt einen Jungen raushole, was ist dann?“ Oh, oh! Sah der gerade etwa mehr? Er hatte ja jetzt den besten Blick.- Meine Antwort: „Dann muss da jemand verdammt lange rosa tragen!“.- Der ganze OP lachte.

Das war der Moment, auf den der Gynäkologe gewartet hatte. Eine kleine Ablenkung für mich, damit ich das Rumpeln nicht so merkte. Unsere kleine Maus war geboren.

Der Gynäkologe ganz trocken: „Nee, ist schon ein Mädchen.“

Sie kam sofort zur Kinderärztin. Schneller Check. Alles gut. Unser Mädchen war putzmunter und kerngesund. Wir waren sehr erleichtert. Und so glücklich. Selbst meinem Mann kamen die Tränen. Das hatte ich bei ihm noch nie so gesehen.

Dann sah ich sie ganz kurz. Meine Tochter. Es war Liebe auf den ersten Blick.- Mein Mann war die ganze Zeit bei unserer Tochter, das beruhigte mich.

Es folgte wieder die Routine. Ich wurde zugenäht, mein Mann war die ganze Zeit bei unserer Tochter — das beruhigte mich. Nach schier endlosen Minuten des Wartens kam ich in den Kreißsaal zurück, wo mein Mann, meine Tochter und die Hebamme schon auf mich warteten.

Ich war so komplett fertig, die Hebamme stellte die Kleine im Wärmebettchen an mein Bett ran. Jetzt konnten wir uns richtig beschnuppern. Eine ganz wertvolle, intensive Zeit. Mein Mann machte einige Fotos davon, die schaue ich mir heute immer noch sehr gerne an. Die Hebamme gab uns viel Zeit, das war sehr wichtig.

Wir sind so froh und dankbar, dass unsere Tochter gesund auf die Welt gekommen ist, dass alles nur falscher Alarm gewesen ist. Aber wir haben auch verdammt viel Glück gehabt, dass alles zum Guten verlaufen ist. Und so endet der erste Geburtsbericht in vollkommener Fröhlichkeit.

Mein 2. Geburtsbericht: Der kleine Bruder kommt zur Welt

Nach all dem Trubel war uns die Lust auf ein zweites Kind eigentlich vergangen. Als Kind Nr. 1 dreieinhalb Jahre war, kam ihr kleiner Bruder auf die Welt. Dieses Mal machte ich mir schon sehr früh Gedanken über die Geburt.

Mein Frauenarzt zeigte großes Verständnis und ich meldete mich zum geplanten Kaiserschnitt an. Ich war beruhigt. Mir war lange Zeit wohl nicht klar gewesen, wie traumatisch die Geburt von Kind Nr. 1 für mich gewesen war.Es verlief alles in ruhigen Bahnen.

Wir kamen morgens in der Klinik an, ich bekam mein Zimmer. Und dann hieß es: Warten, warten, warten. Die Zeit zog sich schier endlos hin. Gegen Mittag ging es dann in den OP. Und da hieß es wieder warten. Wenigstens bekam ich da ab und zu eine Hebamme zu sehen.


Titelbild: Geburtsgeschichten-Adventskalender 2024: Sei dabei!

Auch in diesem Jahr gibt es einen Geburtsgeschichten-Adventskalender und ein paar Adventsverlosungen. Sei dabei!


Ich wurde für den Kaiserschnitt vorbereitet. Bei der Narkoseeinleitung dann wieder das gleiche Spiel, wie bei meiner Tochter. Der Kreislauf ging mal wieder in den Keller, mein Mann durfte nicht in den OP. Die Narkoseärzte hatten aber alles im Griff und ich erholte mich schnell.

Die Ärzte holten unseren kleinen Schatz, schnell und komplikationslos, während ich noch mit den Nebenwirkungen der Narkosemittel kämpfte. Dann kam der große Moment. Wir sahen unseren Sohn das erste Mal. Wieder verschleierten Tränen meinen Blick. Auch mein Mann bekam ein Taschentuch gereicht.

Wir durften unseren Sohn ganz lange, noch im OP, kennen lernen. Das war so schön. Nach dem Nähen musste ich noch für eine Stunde auf die Überwachungsstation. Das war Folter für mich. Mein Mann war die ganze Zeit bei unserem Sohn und fotografierte auch ganz eifrig.

Als ich dann wieder auf meinem Zimmer war, konnte ich den kleinen Mann erst einmal genau begutachten. Mein Mann fuhr nach Hause und holte die große Schwester. Auch die war sehr gespannt auf ihren Bruder. Wir genossen die ersten Stunden zu viert. Und so endet auch dieser zweite Geburtsbericht.

Diese beiden Geburten sind jetzt fast sechs und zweieinhalb Jahre her, aber ich kann mich noch an ganz viele Momente erinnern, als wären sie erst gestern passiert.Dankeschön für zwei gesunde Kinder.

Ich hoffe mein Geburtsbericht der beiden Geburten konnten Dich inspirieren!

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Katharina Tolle

Wie schön, dass du hier bist! Ich bin Katharina und betreibe seit Januar 2018 diesen Blog zu den Themen Geburtskultur, selbstbestimmte Geburten, Geburtsvorbereitung und Feminismus.

Meine Leidenschaft ist das Aufschreiben von Geburtsgeschichten, denn ich bin davon überzeugt, dass jede Geschichte wertvoll ist. Ich helfe Familien dabei, ihre Geschichten zu verewigen.

Außerdem setze ich mich für eine selbstbestimmte und frauen*-zentrierte Geburtskultur ein. Wenn du Kontakt zu mir aufnehmen möchtest, schreib mir gern!

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