Sabrina: 8 Geburten zu Hause — niemand entbindet mich; ich gebäre mein Baby!

Sabrina hat diese Geschichte auf Meisterin-der-Geburt.de veröffentlicht und mir erlaubt, ihre Geschichte auch hier zu teilen. Ihre Geschichte findest du auch unter https://meisterin-der-geburt.de/niemand-entbindet-mich-ich-gebaere-mein-baby-geplante-alleingeburt-beim-8-kind/. Sie beschreibt, wie sie von Hausgeburten mit Hebamme über „ungeplante“ Alleingeburten zu einer Alleingeburt kam. Und dass sie trotzdem die Arbeit der Hebammen sehr wertschätzt.

Ich bin seit 16 Jahren Mama. Mein kleinstes Zwergerl ist nun gerade 3 Monate alt. Ich habe acht Kinder zu Hause geboren, denn etwas anderes kam für mich nie in Frage. Ich glaube an die Natürlichkeit der Geburt. Und wurde darin jedes Mal aufs Neue bestätigt.

Ich habe mich entschlossen, gerade meine letzte Geburt zu erzählen, um euch Mamas da draussen zu ermutigen. Ich habe selbst immer schon gerne schöne Geburtsberichte gelesen, da ist so eine tiefe Verbundenheit und Freude. Dennoch möchte ich ein klein wenig weiter ausholen.

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Das skeptische Umfeld
Meine erste Hausgeburt habe ich hart erkämpft. Nicht von meinem Mann, aber von meinem weiteren Umfeld. Ich war 19 Jahre jung und fühlte mich nicht ernst genommen. Erst damals habe ich so richtig erlebt, wie sehr das Thema Geburt in unserer Gesellschaft von Angst geprägt ist. Dass ich für immer mit der Schuld leben müsste, wenn etwas schief ginge, nur weil ich meine romantische Idee einer Geburt zu Hause verwirklichen wollte. Das ist übrigens ein Satz, den ich auch nach so vielen Jahren und Geburten andauernd zu hören bekomme. „Ich hätte halt Glück gehabt“, sagt man mir in aller Ernsthaftigkeit, als ob eine Geburt nichts anderes als reine Statistik wäre, die man halt so und so oft „schafft“, bis etwas passiert.Die erste Hausgeburt
Nun, meine erste Geburt, mit einer ruhigen und erfahrenen Hebamme und meinem Mann, war wunderschön. Ich lag seitlich auf einer Matte und befand mich in einer Art Trance, und als die Hebamme sagte, sie würde das Köpfchen sehen und ich könne doch ruhig mitschieben, war ich ganz verwundert, dass alles schon so schnell gegangen sei. Ich hatte gerade mal 4 Stunden Wehen gehabt. Keinen Augenblick war ich ängstlich oder unsicher gewesen.

Die zweite Hausgeburt
Die Geburt meiner Tochter eineinhalb Jahre später fand ich viel anstrengender. Wehen begannen um ca. 2 Uhr morgens und mein Baby kam so gegen 5 Uhr morgens, und eigentlich war ich müde und konnte nicht ganz den Rhythmus finden. Dennoch verlief auch diese Geburt gut und schön.

Die dritte Hausgeburt
Für Baby Nummer 3 wollte ich jedoch unbedingt eine Wassergeburt versuchen. Wir waren erneut umgezogen, und meine jetzige Hebamme fand das ganz toll. Und als ich ins Wasser ging, veränderten sich die Wehen doch tatsächlich in solchen Maße, dass mein Mann und ich scherzten, es wäre doch wie Urlaub, so im Wohnzimmer in einem Pool zu sitzen! Ich schätzte auch die Rücksicht meiner Hebamme, die im Nebenzimmer las und uns völlig ungestört ließ und erst wieder kam, als wir sie riefen und unser rothaariges Mädchen in meine Hände glitt. Es war völlig ruhig und zufrieden und lächelte mich an. Ich habe Fotos davon als Beweis!

Die vierte Hausgeburt
Nach diesem Erlebnis wollte ich nie wieder etwas anderes als eine Wassergeburt. So auch für meine nächste Tochter. Da sie im Hochsommer geboren ist, stellten wir den Pool auf der Terrasse auf. Zum Glück hatte ich morgens einen Blasensprung, Wehen und Baby kamen aber erst nachmittags. So hatten wir genügend Zeit, den Pool zu füllen. Ich erinnere mich heute noch an den tiefblauen Himmel und die Wattewolken. Auch hier war wieder eine Hebamme dabei, und sie saß auf der Bank und plauderte mit meinem Mann, und das störte mich maßlos, obwohl ich viel zu höflich war, etwas zu sagen. Das war eigentlich der Moment, wo ich dachte, dass ich eigentlich niemanden brauchte oder wollte.

Die fünfte Hausgeburt
Und während der nächsten Schwangerschaft fand ich dann auch eine neue Hebamme, mit der mich eine tiefe Freundschaft verbindet, und die mich bei den nächsten 4 Babys (mehr oder weniger) begleiten sollte. Herzlich und mit viel Wissen, und trotzdem äußerst zurückhaltend und „hands-off“, und enorm sanft und respektvoll den Babys gegenüber.Silvester 2010 meine erste Alleingeburt, nicht wirklich geplant und dennoch begrüßt. Da ich die Wehen nie richtig stark fand, nahm ich sie auch nicht so ernst. Mein armer Mann schwitzte bedeutend mehr als ich, musste er doch die Küche leer räumen, einheizen, mit einer Hand den Pool aufpumpen und mit der anderen Wasser kochen! Ich wollte die Hebamme nicht anrufen, weil alles so chaotisch war, und als ich es dann doch tat, waren es vielleicht noch 4 Wehen bis zum Baby! Im Pool war gerade mal 10cm Wasser, dennoch kletterte ich hinein, und obwohl die kleine Maus nicht wirklich eine Wassergeburt war, empfand ich es dennoch sehr angenehm, danach mit – ihr im warmen Wasser zu sitzen und auf die Hebamme zu warten. Und ich dachte mir, so wäre das Ganze doch einfach perfekt!

Die sechste Hausgeburt
Eineinhalb Jahre später wiederholte sich das Ganze in sehr ähnlicher Weise. Obwohl mein Mann diesmal sofort mit dem Befüllen des Pools begann, konnte er ihn zwar diesmal voll, aber nicht warm genug bekommen. Ich saß auf der Toilette, weil ich nicht wusste, wo ich sonst hingehen sollte, und jammerte, ich wolle doch so gerne ins Wasser. Meinen Sohn gebar ich auf dem Teppich im Waschraum. Wir wickelten ihn in Handtücher und gerade als ich sagte „Und was machen wir jetzt?“, weil es eng war und die Plazenta noch nicht geboren, da lief meine Hebamme zur Tür herein und rief: „Ich bin da!“ Darüber war ich dann froh.

Die siebte Hausgeburt
Da ich nicht wieder so eine hektische Geburt erleben wollte, und vor allem unbedingt im Wasser gebären wollte, bekam ich zu meiner nächsten Schwangerschaft ein neues Bad mit einer ordentlichen Wanne. Nach einer Nacht mit leichten und unregelmäßigen Wehen, die schließlich ganz aufhörten, war ich dann über eben diese Badewanne extrem froh! Denn als ich mich mittags etwas hinlegte, hatte ich einen Blasensprung, und 10 min später die erste Wehe, und da wusste ich, dass das ernst war. Niemals hätten wir den Pool rechtzeitig füllen können. Denn selbst in der Wanne verbrachte ich gerade mal 20 Minuten, bis ich mein Baby in meine Hände gebar. Meine kürzeste Geburt, und deshalb kam auch meine Hebamme zum dritten Mal zu spät!

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Die achte Hausgeburt
Und damit komme ich eigentlich erst zu der Geburt, von der ich hier schreiben möchte. Denn obwohl ich bereits dreimal meine Kinder alleine geboren hatte, war das ja nicht so richtig geplant gewesen. Ich weiss, dass meinem Mann das Beisein einer Hebamme lieber ist. Aber ich wollte diesmal ganz allein und ungestört sein. Nur ich und mein Körper und mein Baby. Vielleicht hatte ich auch die geschockten Kommentare zu den letzten Geburten satt, „Aber da musste dich doch dann dein Mann entbinden!“.

Niemand entbindet mich. Ich gebäre mein Baby. Aus eigener Kraft. Ganz normal. Niemand muss für mich mein Baby hochnehmen, damit es im Wasser „nicht ertrinkt“. Das kann ich ganz gut selber. Eine Geburt ist eine ganz natürliche Sache, und ich bin ganz und gar nicht hilflos.

Als ich daher am Freitag Nachmittag einen Blasensprung hatte, war ich zwar ganz schön überrascht und musste mich erst mal zur Beruhigung hinlegen, da ich ganz sicher gewesen war, dass mein Baby erst eine Woche später kommt, aber ich fühlte mich zu jeder Zeit in Kontrolle.

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Wehen kamen keine, auch am nächsten Tag noch nicht. Ich telefonierte mit meiner Hebammenvertretung, da meine übliche auf einer Konferenz war. Wir hatten schließlich alle gedacht, wir hätten noch viel Zeit zur Geburt! Irgendwie war das dann für mich der letzte Ausschlag, auch wirklich ganz allein mein Baby zu bekommen. Hatte ich erst noch ein wenig mit dem Gedanken gespielt, war ich mir jetzt völlig sicher. Sie wollte am Nachmittag vorbeikommen, wenn sich bis dahin keine Wehen einstellten und vielleicht mit Homöopathie ein wenig helfen. Ich rastete den ganzen Vormittag, wollte aber die Hebamme gar nicht sehen. Deshalb fragte ich schließlich meine Eineinhalbjährige, ob sie nicht vielleicht Milch trinken wolle? Ich hatte zwar schon eine Weile mit dem Stillen aufgehört, da ich keine Milch mehr hatte, aber sie wusste noch genau, wie das geht, und innerhalb von Minuten bekam ich Wehen. Ich schickte also alle Kinder hinaus zum Spielen, und füllte die Badewanne.

Die Wehenabstände waren unregelmäßig, und ich war nicht sicher, ob sie erhalten bleiben würden. Auf alle Fälle wollte ich aber diesmal länger im warmen Wasser sein! Mein Mann kümmert sich immer rührend um mich, aber er ist auch immer sehr aufgeregt, und da ich ja nicht sicher war, wie lange es dauern würde und ob es überhaupt schon ernst war, schickte ich ihn ins Wohnzimmer lesen.

Ich saß auf meinen Knien und lehnte meinen Kopf seitlich an den Wannenrand. So fand ich es am angenehmsten, und ich wollte mich auch gar nicht viel bewegen. Die Wehen fühlten sich diesmal anders an, eher ein Ziehen in den Hüften, und ich war ruhig und motiviert und fühlte auch keine Veranlassung, mitzutönen. Mein Mann fragte immer wieder, wie es mir ginge und ob ich etwas bräuchte und ob ich überhaupt Wehen hätte, und ich sagte immer nur, das würde noch dauern und es täte sich nicht viel. Ich genoß diese Atmosphäre des Geheimnisvollen, des Allein-Wissens!

Nach ungefähr eineinhalb Stunden kam mir das Gefühl, dass ich nun zu allem keine Lust mehr hätte und lieber aufhören und später weitermachen wollte. Ich kenne mich allerdings in diesem Punkt schon gut, und deshalb fühlte ich nach dem Baby und konnte doch tatsächlich schon das Köpfchen tasten! Ich wollte also bei der nächsten Wehe mitpressen, und deshalb schickte ich meinen Mann nach unten, um im Kachelofen nachzulegen. Ich stellte mir vor, wie überrascht er sein würde, wenn er zurückkam und sein Baby begrüßen könnte! Und so presste ich auch wirklich mit, und ich weiß noch, wie ich mich wunderte, wie schwer das ginge und ob ich wohl noch eine zweite Wehe abwarten sollte, aber da übernahm – mein Körper und gebar mein Baby!

Ich wartete einen kurzen Augenblick, bevor ich sie aus dem Wasser zu mir hochnahm, denn ich wollte diesen Moment ganz bewusst und intensiv erleben! Meine ersten Worte waren, dass sie doch genau so aussehe wie ihre Geschwister! Sie weinte ganz kurz, röchelte ein wenig, aber atmete regelmäßig und war auch gleich schön rosa. Und ich brauche wohl nicht hinzuzufügen, dass mein Mann ordentlich überrascht war, als er heraufkam und ich ihn fragte, ob er nicht sein kleines Mädchen sehen wolle! Schließlich hatte er die ganze Zeit über gedacht, ich hätte noch nicht mal richtig Wehen. Die Plazenta kam kurz darauf und ich legte sie in eine Schüssel und fühlte mich im warmen Wasser mit meinem neuen Baby unendlich wohl und glücklich. Erst jetzt riefen wir in Ruhe die Hebamme an, denn so sehr ich zur Geburt alleine sein will, so sehr genieße ich die Nachbetreuung einer lieben Hebamme.

Alle Hebammen, die mich begleitet haben, sind wundervolle Menschen. Ihre Arbeit ist wichtig! Sie bringen enorm viel Wissen mit. Sie machen eine Geburt so sicher, wie das Leben eben ist. Aber sie gebären keine Babys. Das tun wir selber, auf wunderbare Weise und doch ganz normal

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