Jenny: Hausgeburt mit Nabelschnur um den Hals

In zehn Tagen ist schon Weihnachten! Yeah! Zwei Wochen des Geburtsgeschichten-Adventskalenders sind schon vorbei. Und heute kommt Jennys Geschichte dran. Jenny brachte Max zu Hause zur Welt. Er hatte sich die Nabelschnur um den Hals geschlungen, das war aber kein Problem.

Geburtsbericht von Max

Der errechnete Termin war der 22.05.2022. Ab dem 10. Mai wurde mein Bauch immer wieder hart. Da ich mich schon vorher mit der Bauchatmung und dem Thema Hypnobirthing* auseinandergesetzt habe, nahm ich jede Welle als Übung für die Geburt an. Ich habe sie bewusst wahrgenommen, habe mir sie angenommen und dabei in den Bauch geatmet. Da die erste Geburt sehr lange war und ich schnell verkrampft habe, wollte ich dieses Mal bewusst damit umgehen.

So zogen sich die Tage und die Wehen kamen und gingen. Über 3 Wochen hinweg. Mal den ganzen Tag über mehrere Stunden. Und dann wieder am Abend, wenn die Große im Bett war.

Übertragungskontrolle

Am 31.05.2021 sollte ich morgens ins Krankenhaus zur Übertragungskontrolle, damit mich meine Hebamme weiterhin zur Hausgeburt begleiten kann. Da war ich bereits bei ET+9. Dort wurde als erstes kurz ein Ultraschall gemacht (der 2. in dieser Schwangerschaft) und ich habe die Ärtzin gebeten, mich kurz zu untersuchen. Muttermund war weich, aber nichts deutete auf Geburt hin. Im Anschluss wurde das erste CTG geschrieben. In den 20 Minuten wurden auch 3 Wehen aufgezeichnet. Diese waren auch wie immer. Habe sie angenommen und veratmet und bewusst in der Enstapnnung bleibe.

Also fuhr ich wieder nach Hause. Nachmittags war ich mit meiner Schwester und den Kindern auf dem Spielplatz. Dort waren die Wehen auch present. So wie in den letzten 3 Wochen auch schon. Zwischendurch hatte ich auch mal keine Wehen.

An diesem Abend hatte ich keine Lust etwas zu kochen und wir haben uns Pizza bestellt. Gegen 20 Uhr habe ich die Große ins Bett gebacht und habe noch bis 22 Uhr mit meinem Mann auf der Couch TV geschaut. Danach sind wir ins Bett.

Nächtlicher Wehenbeginn

Es war genau 23:20 und ich bin aufgewacht. Wollte nicht mehr liegen und schlafen und bin dann runter ins Wohnzimmer gegangen. Dort habe ich eine kleine Lampe, die ich schon Wochen vorher mit meiner großen Tochter angemalt hatte, angemacht und konnte die ersten Wehen spüren. Sie kamen zu diesem Zeitpunkt alle 10 Minuten, waren aber nicht schmerzhaft oder lang. Das änderte sich aber recht zügig und ich habe gemerkt, wie ich die Schultern bei den Wehen hochziehe. Dem konnte ich gut entgegensteuern und habe jede Wehe veratmet und konnte mich gut entspannen.

Es war 00:02 Uhr und ich wollte meine Hebamme bei mir haben. Ich habe 20 Minuten mit Nicole telefoniert und während des Gesprächs hat sie mir einfach nur zugehört. Ich habe währenddessen ein paar Wehen veratmet und Nicole wollte von mir hören, was ich möchte. Ich wollte, dass sie kommt, aber sie könne sich ja Zeit lassen. Bei der großen hatte ich eine sehr lange Latenzphase. Also sind wir davon ausgegangen, dass es noch eine Weile dauern wird. Sie benötigte eine knappe Stunde, bis sie bei uns war.

Neue Wehenintensität

Es war ungefähr 00:30 Uhr und die Wehenabstände verringerten sich schlagartig und auch die Intensität. Ich stütze mich bei den Wehen auf unserer Küche ab. Diese hatte die perfekt Höhe und ich konnte meine Bauch hängenlassen. So langsam wurde es sehr intensiv und ich musste mitbrummen. Das tat mir sehr gut. Kurz vor 01:00 Uhr musste ich mich übergeben. Im Bad war neben dem WC direkt die Dusche mit einer Glasscheibe und ich konnte mich da reinstemmen. So waren die Wehen einigermaßen erträglich. Abstände waren jetzt schon bei 2-3 Minuten.

Um 1:06 Uhr kam endlich Nicole zur Türe rein, ich veratmete eine Wehe im Bad vor dem Klo und kam dann ins Wohnzimmer. Nicole sah mich nur an und sagt, dass sie kurz nach dem kleinen Mann schauen möchte und hörte nach seinem Herzchen. Alles war in Ordnung.

Kurz darauf kam eine heftige Wehe und ich veratmete diese zusammen mit Nicole. Nach der Wehe wollte ich aufs Klo, denn mein Darm hatte sich nicht wirklich entleert. Also schlich ich aufs Klo und kaum saß ich auf der Toilette, kam erneut eine Wehe angerollt, die mich übermannte und ich rief sehr laut nach Nicole.

Fruchtblase wölbt sich nach Außen

Ich konnte mich nicht mehr bewegen und blieb über der Toilette stehen, denn die nächste Wehe kam und der Kopf stand schon kurz vor dem Austritt. Die Fruchtblase wölbte sich nach außen und ich wurde gefragt, ob ich tasten möchte. Das habe ich getan, es war aber irgenwie seltsam. Nicole meinte, dass mein Baby JETZT kommt. Sie fragte mich, ob sie meinen Mann holen soll. Der stand aber schon in der Badtüre und hat seit meinem Hilferuf nach Nicole alles beobachtet.

Unproblematische Geburt mit der Nabelschnur um den Hals

Und schon kam die nächste Wehe und der Kopf wurde geboren. Ich konnte nur noch schreien. Dieser kam aus dem innersten und ich konnte nichts dagegen machen. In diesem Moment dachte ich ganz kurz: Warum tue ich mir das überhaupt an? Warum bin ich nicht ins Krankenhaus gegangen? Warum wollte ich unbedingt noch ein Kind haben? Und dann wurde der restliche Körper geboren. Es war 1:18 und der kleine Max kam über der Toilette auf diese Welt. (Bei diesem Gedanken muss ich immer sehr schmunzeln und wir erzählen das nur ganz engen Freunden. Allen anderen haben wir gesagt, dass er im Bad geboren wurde.) Der kleine Max hatte die Nabelschnur um den Hals und Nicole entwickelte ihn, gab ihn mir hoch und ich hielt ihn in den Armen. Dieses kleine Wesen meckerte ganz leise vor sich hin und kam langsam auf dieser Welt an.

Handtücher, Hausgeburtskiste, U1

Mein Mann musste in der Zwischenzeit Handtücher im Backofen erwärmen. Wer hätte gedacht, dass 12 Minuten nach Ankunft der Hebamme der kleine Max schon da ist.

Die Kiste für die Hausgeburt war schon seit 6 Wochen fertig und nun kam alles zum Einsatz. Nicole deckte noch die Couch ab und ich watschelte in warmen Handtüchern gewickelt rüber ins Wohnzimmer auf die Couch. Dort lag ich nun. Ich konnte es kaum glauben und war fassungslos. Über diese Schnelligkeit und meine Entspannung. Max war nun schön warm und rosig und trank das erste mal an der Brust. Wir kuschelten ausgiebig und ich konnte meine Augen nicht von ihm lassen. Da war er. So Schnell. Ich kam überhaupt nicht hinterher. Vielleicht war es auch zu schnell.

Es wurde die U1 gemacht. 51 cm, 3620 Gramm und 35,5 cm Kopfumfang. In der Zwischenzeit hatte ich starke Nachwehen, die ich ebenfalls veratmete und diese waren schmerzhafter als die Geburtswehen. Nicole fragte mich, ob wir mal schauen wollen, ob die Platzenta kommt. Ich ging vor der Couch mit Max im Arm in die tiefe Hocke und wartete auf eine Nachwehe. Als diese kam schob ich mit und die Geburt war vollbracht. Im Anschluss nabelten wir ab. Danach durfte der Papa kuscheln und ich bin unter die Dusche. Es war eine kleine Plazenta und ich hatte nur einen minimalen Blutverlust. Ich setzte mich auf die Kante der Couch und wollte so sitzen bleiben. Zum Erstaunen meiner Hebamme.

Mein Mann richtete nun das Bett. Gegen 3 Uhr ungefähr gingen wir nach oben ins Schlafzimmer und Nicole verabschiedete sich von uns.

Am nächsten Morgen wachte die nun große Schwester auf und konnte es kaum glauben.

Diese Geburt hat mich von der ersten, sehr schmerzhaften Erfahrung geheilt. Ich habe allerdings ein paar Wochen benötigt, um die sehr schnelle Geburt zu verarbeiten.

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