Anna: Hausgeburt im Krankenhaus

Heute öffnen wir das achte Türchen des Geburtsgeschichten-Adventskalenders 2022. Anna erzählt von der Geburt ihres zweiten Kindes. Ihr erstes Kind kam in einem schweizerischen Krankenhaus per Kaiserschnitt zur Welt – die Geschichte konntest du schon am 5. Dezember lesen.

Die zweite Geburt: Unsere Hausgeburt (im Krankenhaus). Wunderschön.

Leute, ich brauch dringend eine neue Gynäkologin. Irgendwie bin ich immer noch bei der gleichen, obwohl spätestens nach der zweiten Geburt keinerlei Vertrauensverhältnis mehr zwischen uns besteht.

Schon als ich sie bat, mal zu schauen, wie meine Kaiserschnittnarben verheilt sind und ob eine Spontangeburt möglich sei, hat sie mich sehr schief angeschaut. Und mir deutlich davon abgeraten. Ich rechne es ihr dennoch hoch an, dass sie mir nicht direkt alle aus Ihrer Sicht möglichen Gefahren aufgezählt hat. Mehrfach hat sie begonnene Sätze runtergeschluckt. Das Ungesagte blieb im Raum stehen.

Es gab einen Ultraschall zur Feststellung der Schwangerschaft (für die Großeltern) und das Dreimonats-Screening habe ich auch von ihr machen lassen. Die restliche Vorsorge übernahm dieses Mal meine (Vor- und Nachsorge-) Hebamme, die mich wunderbar auf die Geburt vorbereiten konnte. Sie konnte mir auch den Kontakt zur Hausgeburtshebamme herstellen. Das war aus mehreren Gründen ein Segen.

Die Vorbereitung auf die Geburt: Diesmal gab es eine!

Klar, auch in der ersten Schwangerschaft hatte ich einen Geburtsvorbereitungskurs gemacht. Der war auch nicht schlecht. Aber die regelmäßigen Vorsorge-Termine, bei denen meine achtsame Hebamme zu mir nach Hause kam und mit mir über Alles und die Geburt geredet hatte, waren etwas ganz Anderes.

Sie hat mir auch den Podcast Die Friedliche Geburt empfohlen, den ich in der Schwangerschaft sehr gerne gehört habe und der mir unheimlich viele Einblicke und Erkenntnisse gegeben hat, was bei einer Geburt eigentlich alles abläuft. Also, absolut empfehlenswerter, toller Podcast, auch wenn ich eine Hypno-Birth für mich nie ernsthaft in Erwägung gezogen habe.

Bis ich meine Hausgeburts-Hebamme kennen gelernt hatte, hatte ich wohl innerlich immer noch Bedenken, ob ich mir überhaupt eine Spontangeburt zutraue. Der Wunsch, nicht nur nach Spontangeburt, sondern sogar nach Hausgeburt, war da. Aber es gab eben auch die von verschiedenen Seiten geäußerten Bedenken.

Zu meiner Hausgeburtshebamme konnte ich jedoch sofort Vertrauen fassen. Ich hatte einerseits vollstes Vertrauen, dass sie umsichtig und verantwortlich auf mögliche Gefahren reagiert, habe sie andererseits jedoch als eine geerdete, in sich ruhende Person wahrgenommen, von der ich wusste, dass sie mich sicher und vertrauensvoll durch die Geburt begleiten würde.

Sie arbeitet seit langem in der Region und durch ihre patente Art hat sie über die Jahre auch ein vertrauensvolles und gutes Verhältnis zu den Ärzten im Krankenhaus aufgebaut. (Ja, zu dem Krankenhaus, das ich bei meiner ersten Geburt auf Teufel komm raus meiden wollte.)

Entscheidung für die Hausgeburt

Zunächst fiel es mir dann doch irgendwie schwer, mich für eine Hausgeburt zu entscheiden. Denn ich war mir nicht sicher, ob ich meine inneren Bedenken wegen der Spontangeburt tatsächlich ganz lösen konnte. Klingt vielleicht etwas seltsam, aber für mich war es sehr hilfreich, dass sie mich mehrfach darauf hingewiesen hat, dass ich mich (natürlich!) jederzeit(!) umentscheiden konnte. So konnte ich mich voll darauf einlassen, mich auf eine Geburt zuhause vorzubereiten.

Und für diese Entscheidung bin ich so dankbar. Mein zweiter Sohn ist im November 2020 geboren. Wenige Wochen nach Beginn der Schwangerschaft ging dieser ganze Corona-Zirkus los. Mich konnte er in meiner Geburtsvorbereitung zum Glück wenig beeinträchtigen, da ich mir keine Gedanken machen musste, ob mein Partner mit in den Kreißsaal dürfte oder ich gar eine Maske unter der Geburt zu tragen habe! War ich froh!

Die Geburt: Unsere Hausgeburt im Krankenhaus

Jetzt will ich auch noch kurz erzählen, wie die zweite Geburt ablief. Nur damit ihr informiert seid. Denn das, was eine Geburt wirklich ausmacht, kann ich leider gar nicht in Worte fassen. Diejenigen von euch, die selbst eine natürliche Geburt erleben durften, wissen vermutlich, was ich meine.

Die Geburt meines zweiten Sohnes begann damit, dass mitten in der Nacht meine Fruchtblase platzte. Am nächsten Morgen konnten wir in Ruhe die älteren Kinder unterbringen und konnten uns dann einen ganzen Tag meinen noch nicht wirklich starken Wehen widmen.

Und eine ganze Nacht.

Am nächsten Morgen hatten die Wehen zwar etwas zugenommen, es sah aber immer noch nicht nach einer baldigen Geburt aus. Daher hat mir meine Hausgeburtshebamme dann doch empfohlen, vorsichtshalber für eine Antibiose ins Krankenhaus zu fahren. (Also eine intravenöse Antibiotika-Gabe, damit sich keine Entzündung einnisten kann, da die schützende Fruchtwasserblase ja schon 30 Stunden zuvor geplatzt war.)

Wir hatten Glück im Unglück: Meine Vor- und Nachsorge-Hebamme hatte an diesem Tag eine ihrer wenigen Schichten im Krankenhaus. Wir wussten also, dass wir von Zuhause direkt zu unserer Hebamme ins Krankenhaus kommen würden. Außerdem wussten wir, dass gerade so wenig los war, dass wir direkt in einen Kreißsaal gehen durften. Auch den Papierkram hatten wir vorher schon erledigt. Ich erinnere mich gar nicht, dass wir irgendwelchen störenden Kontakt zu fremdem Krankenhauspersonal gehabt hätten.

Ganz im Gegenteil. Im Kreißsaal brannte, wie auch Zuhause auch, eine Salzstein-Lampe, wir hatten unsere Musik mitgenommen und meine Hebamme praktisch für uns alleine. Dennoch sind die Wehen durch die „Störung“ des Geburtsvorgangs, wie erwartet, erst einmal wieder weniger geworden.

Aber nachdem mein Partner mir noch eine warme Brühe von zu Hause gebracht hat, nahmen sie wieder Fahrt auf. Völlig interventionsfrei konnte ich am Abend meinen Sohn gebären. Von der Ärztin, die zur Geburt dazukommen musste, habe ich so wenig mitbekommen, dass ich meine Hebamme später gefragt habe, wer denn eigentlich die Frau gewesen war, die da mal kurz rein geschaut hat.

Kuscheln

Wir sind noch ein paar Stunden im Kreißsaal geblieben. Kuscheln, Stillen, klar, er wurde auch noch gewogen. Nach drei Stunden konnten wir dann alle gemeinsam nach Hause fahren. Ich habe meinen Sohn die ganze Zeit im Arm behalten, bis wir uns zuhause ins Bett kuscheln konnten.

Mein zweiter Sohn ist also völlig harmonisch in dem Krankenhaus auf die Welt gekommen, in dem ich meinen ersten Sohn auf keinen Fall auf die Welt bringen wollte. Für uns war es eine „Hausgeburt im Krankenhaus“.

Manchmal überlege ich allerdings, ob ich nicht doch innerlich etwas blockiert war, irgendeine Sorge vor der Geburt zuhause doch nicht ganz ausgeräumt war. Zum Beispiel hatte ich meiner Mutter verschwiegen, dass wir die Hausgeburt planen. Ich wollte mich nicht mit Ihren Sorgen auseinandersetzen müssen. Vielleicht habe ich unterbewusst ja auf die „Sicherheit“ des Krankenhauses gewartet, bis die Wehen richtig losgehen konnten. Wir werden es vermutlich nie herausfinden! Aber wie‘s war, war’s gut!

Ich bin sehr froh, dass ich mich bei beiden Geburten nicht von den Meinungen Anderer davon abbringen lassen habe, was mir mein Gefühl gesagt hat. Es hat mir sehr geholfen, dass ich dabei immer die volle Unterstützung meines Partners hatte.

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